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nie etwas so Großartiges gesehen.“

      „Hier ist mein Arbeitszimmer und eine Toilette, oben haben wir dann drei Schlafzimmer und ein großes Bad. Und das hier wäre dann unser Bereich, Liebling.“ Er deutete mit dem Stift auf ein großes Quadrat am Ende der zweiten Etage und erklärte weiter: „Hier ist ein Erkerfenster mit Blick auf den Teich und die Nordweide.“

      „Das ist ja riesig, Rhett. Können wir uns denn ein so großes Haus überhaupt leisten?“

      „Mit einem kleinen Kredit wird es schon gehen. Das haben wir uns hart erarbeitet, Everleigh. Und außerdem“, sagte er, und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Schläfe, „ist für dich das Beste gerade gut genug. Schau dir dieses ans Schlafzimmer angeschlossene Bad mit Dusche und Badewanne an. Das brauchen wir nicht mit den Kindern zu teilen, wenn wir dann welche haben.“

      Er lachte und seine entspannte Freude amüsierte Everleigh.

      Sag’s ihm! Jetzt ist der perfekte Moment.

      „Rhett, Liebling …“

      Doch in dem Moment schaute er auf die Uhr und erschrak. „Ach du liebe Zeit, es tut mir wirklich leid, Liebling, aber ich habe meinem Vater versprochen, ihn in einer halben Stunde wieder beim Eisenwarenladen abzuholen.“ Er gab ihr noch einen schnellen, flüchtigen Kuss und erklärte: „Eigentlich wollte ich dir die Zeichnungen erst heute Abend zeigen, aber ich konnte einfach nicht abwarten.“ Er rollte die Pläne wieder zusammen und steckte sie zurück in die Papprolle. „Was wolltest du mir denn sagen?“, fragte er und schaute reflexartig noch einmal auf die Uhr.

      „Ach, nichts“, antwortete sie lächelnd. „Wir sehen uns ja nachher. Dann können wir reden. Außerdem muss ich jetzt auch weiterarbeiten.“

      „Bist du sicher?“

      Everleigh lehnte sich an ihn und legte ihre Wange an seine breite Brust.

      „Du lässt meine schönsten Träume wahr werden, Rhett Applegate“, sagte sie, woraufhin er sie noch einmal küsste, sie dann eine Armlänge von sich fernhielt und sagte: „Du bist wirklich eine wunderschöne Ablenkung, mein Schatz.“

      „Jetzt geh schon. Dein Vater wartet“, sagte sie, sah ihm nach, rannte ihm dann in einem Anfall von Liebe noch einmal hinterher und bekam ihn auf der Straße gerade noch zu fassen.

      „Rhett!“, rief sie.

      Er drehte sich um und zog sie in seine Arme. „Was ist denn, Liebling?“

      „Ich kann nicht warten. Ich kann einfach nicht.“ Ihr Herz pochte so heftig, dass ihr der eigene Herzschlag in den Ohren dröhnte, als sie tief Luft holte und dann sagte: „Ich bekomme ein Baby, Rhett. Im November wirst du Papa.“

      Da stieß er einen Jubelschrei aus, nahm sie in die Arme und wirbelte sie herum, und als er sie wieder abgesetzt hatte, grölte er den Menschen, die an ihnen vorbeihasteten zu: „Ich werde Vater. Und das hier ist meine Frau Everleigh. Sie bekommt ein Baby“ – woraufhin die meisten Passanten lachend gratulierten.

      Everleigh küsste Rhett noch ein letztes Mal zum Abschied und eilte dann zurück an ihren Arbeitsplatz. Ja, ihr Leben war perfekt, wirklich perfekt. Genauso, wie sie es sich immer erträumt hatte.

      KAPITEL 5

       Beck

      „Holiday!“, rief Lieutenant Ingram mit müder und angespannter Miene von seiner Bürotür aus, die Hände in die Hüften gestemmt.

      Als Beck ihren Schreibtisch verließ, machte sie sich auf den Einlauf ihres Lebens gefasst. Danach würde sie dann ihre Bombe zünden und sich vor den Splittern in Deckung bringen.

      Sie hatte hin und her überlegt, ob sie es ihm sagen sollte, denn schließlich brauchte er mit der ganzen Sache ja gar nichts zu tun haben, aber ihr Zustand würde Auswirkungen auf ihre Zukunft in der Abteilung haben, ihr vielleicht – wenn sie Glück hatte – ein bisschen Sympathie einbringen, nachdem sie einen bereits festgenommenen und in Handschellen gelegten Täter geschlagen hatte.

      „Mach die Tür zu“, sagte er und nutzte seinen Schreibtisch als Barriere zwischen ihnen. „Kannst du mir mal sagen, was eigentlich mit dir los ist? Du hast einen Tatverdächtigen geschlagen und dann auch noch einfach deinen Dienst verlassen? Der Captain hat mich deshalb schon in die Mangel genommen, von wegen Pflichtvergessenheit und so weiter.“

      „Es war eine harte Nacht“, sagte sie, ohne ihn anzusehen. Der nachlassende Adrenalinschub bewirkte, dass sie immer wieder leicht zitterte.

      „Harte Nacht? Beck, ich habe gesehen, wie du sterbende Menschen im Arm gehalten hast und voller Blut warst, und eine Stunde später schon wieder Drogendealer in dunklen Hinterhöfen verfolgt hast. Vor zwei Jahren hast du dir das Handgelenk gebrochen, als du mit der Frau gerungen hast, die mit einem Baseballschläger auf ihren Mann losgegangen war. Du hast dich im Krankenhaus behandeln lassen und bist danach sofort wieder zur Arbeit gekommen.“ Er beugte sich vor, um ihr ins Gesicht zu sehen. „Du musst mir schon einen besseren Grund liefern als eine ,harte Nacht‘.“ Hunter Ingram war nicht nur ihr Chef, sondern auch ihr Freund und ganz kurz war er sogar mehr als das gewesen, denn sie waren eines Nachts … nun ja – in einem Abstellraum in Rosie’s Bar gelandet.

      „Es ging mir nicht gut und Boudreaux hatte diesen Hund …“

      „Deshalb hast du ihn geschlagen?“

      Sie blickte jetzt auf und stützte die Hände auf ihrem Gürtel ab. „Ja, ich habe ihn geschlagen. Er hatte es verdient und es tut mir nicht leid. Er hat dem Hund Crack in einem Beutel eingeflößt. Wie oft haben wir ihn schon festgenommen, nur um ihn vierundzwanzig Stunden später wieder freizulassen? Das wertet unsere Arbeit völlig ab, Hunter.“

      „Aber du kannst doch keinen Tatverdächtigen in Handschellen vermöbeln, Beck.“ Hunter kam jetzt hinter dem Schreibtisch hervor und fuhr fort: „Besonders dir, die immer lehrbuchmäßig unterwegs ist, sollte das doch klar sein.“

      „Hast du nicht zugehört, was er mit dem Hund gemacht hat? Der arme kleine Kerl hatte solche Schmerzen, dass ich ihn kaum berühren konnte. Er war halb tot und roch nach Exkrementen und Erbrochenem.“ Sie wandte sich mit verschränkten Armen von ihm ab und schaute zur Tür. „Das war zu viel – einfach zu viel. Und als Boudreaux dann noch gesagt hat, dass er sich den Hund eigentlich zum Abendessen grillen wollte, bin ich ausgerastet.“

      „Ich hoffe, das war es wert“, sagte er zu Beck, die ihn jetzt wieder ansah. „Du bist nämlich suspendiert und zwar vier Wochen ohne Gehaltszahlung.“

      „Vier Wochen?“ Sie wirbelte herum, um ihn anzusehen. „Was zum …“, und dann kamen ein paar ausgesuchte obszöne Worte über ihre Lippen. „Ohne Bezahlung? Tuttle ist wegen Alkoholkonsums in der Öffentlichkeit festgenommen worden und hat nur zwei Wochen bekommen – mit Bezahlung.“

      „Das waren noch andere Zeiten, Beck. Das hier kommt von ganz oben, vom Polizeipräsidenten der New Yorker Polizei. Null Toleranz bei allem, was auch nur ansatzweise nach Polizeigewalt riecht.“

      „Hör mal, Hunter, ich wusste ja, dass da irgendwas kommen würde, denn ich kenne schließlich die Vorschriften, aber Parker Boudreaux ist im Revier einschlägig als Drogendealer bekannt. Er hat schon so vielen Leute geschadet. Viel schlimmer als ich ihm mit dem einen …“

      „… oder zweien“, ergänzte der Lieutenant, der eindeutig Bescheid wusste über die Details.

      „Oder die zwei, die ich ihm verpasst habe.“

      „Und dann hast du dich einfach aus dem Job entfernt.“

      „Um ein Lebewesen zu retten, einen süßen, unschuldigen Hund. Ich kann nicht nachvollziehen, wieso ich dafür vier Wochen ohne Gehalt bekommen soll. Ich möchte jetzt

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