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waren größtentheils Leleger und Pelasger; ihnen aber entrissen wiederum die Griechen einen Theil, die Ionier nämlich und die Dorier. Ihre Liebe für das Kriegswesen beurkunden die Handhaben der Schilde, die Wappen und Helmbüsche.27

      Die Karer konnten, obwohl sie zunehmend hellenisiert wurden, doch eine gewisse kulturelle Eigenart bewahren. Um dies zu verstehen, müssen wir zunächst auf die Geographie Kariens eingehen. Karien ist eine Bergregion, die von drei großen Flüssen durchzogen wird, dem Morsynos (heute: Dandala Çay), dem Harpasos (Ahçay) und dem Marsyas (Çine Çay), die in den Mäander (Menderes) münden. Das Bergland fällt zur Küste hin steil ab, die stark zerklüftet ist. Karien erstreckte sich vom Mäander im Norden bis zum Indos in Süden und grenzte an Lydien, Lykien und Phrygien. Die Bergzüge im Norden bestehen aus Gneis, Granit und Glimmerschiefer, während im Süden mesozoisch-alttertiäre Sedimente überwiegen. Die wichtigsten Städte an der Küste waren die ionischen Siedlungen Ephesos, Milet und Halikarnassos, die Heimat des Historikers Herodot. Während die berühmten Seestädte wie Milet und Halikarnassos Handelsverbindungen bis nach Griechenland und Indien hatten, war das Hinterland fast gänzlich von der Landwirtschaft geprägt, die Wein, Oliven, Feigen und Honig erzeugte. Die Kiefern- und Pinienwälder des Latmos-Gebirges lieferten Holz für den Schiffsbau der Küstenstädte. Viele Karer aus dem Landesinneren verdingten sich als Söldner, Seeleute und Handwerker. In der Tat waren die Karer in der Antike allgemein als gute Soldaten und Seefahrer bekannt (auch als Piraten scheinen sie sich betätigt zu haben, s. Herodot 2,152). Karische Söldner werden schon in der Bibel erwähnt (2 Könige 11,4) und standen auch im Dienste der ägyptischen Pharaonen (Herodot 2,152 und 3,11).

      Die Karer bildeten ab dem 6.Jahrhundert v. Z. einen Bund (chrysaorischer Bund), dessen Zentrum zunächst Mylasa, später das Heiligtum des Zeus Chrysaor in Stratonikeia war, „in welchem sie zusammenkommen, um zu opfern und sich über gemeinsame Angelegenheiten zu beraten“ (Strabon XIV, 2,25). Während des ionischen Aufstandes der griechischen Küstenstädte 500 v. Chr. standen die Karer auf Seiten der Griechen, unterwarfen sich aber bald wieder dem Perserkönig Dareios. Im 4. Jahrhundert wurde Karien von der Herrscherfamilie der Hekatomniden beherrscht, deren Name offenbar von Hekate abgeleitet ist. Der bekannteste Herrscher aus diesem Satrapen-Geschlecht war Mausolos (377 - 351), dessen Frau Artemisia in Halikarnassos (Bodrum) das berühmte Mausoleion errichtete. Als Alexander der Große Karien eroberte, bestätigte er Mausolos’ Schweser Ada in der Herrschaft über Karien und ließ sich sogar von ihr adoptieren. Die Kultur der Karer war wie die der Lyder mutterrechtlich organisiert; was auch erklären mag, warum bei den Hekatomniden nach dem Tod eines Königs Schwestern und Gattinnen offenbar ganz selbstverständlich die Herrschaft übernehmen konnten. Die verwickelte Familiengeschichte der Hekatomniden und das selbstbewusste Handeln der beiden Königinnen Artemisia und Ada wird von Strabon in Buch XIV seiner Erdbeschreibung erwähnt:

      Ab 129 v. Z. gehörte Karien zur römischen Provinz Asia, ab 305 wurde es eigene Provinz (Caria), aus dieser Zeit stammt auch das Preisedikt des Diokletian in Stratonikeia. In byzantinischer Zeit gehörte es zum Thema Kibyrrhaiton, bis sich ab 1260 die Seldschuken und Osmanen in Karien festsetzten.

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