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href="#ulink_58186725-cb49-5167-987a-144b704c9e53">9 (wie Haas sich ausdrückt) gehen ambivalente Todes- und Unterweltsgöttinnen wie Ereškigal, Allatum, Allani und Lelwani hervor. Während Allani durchaus jung und verführerisch sein kann, sind die greisenhaften Schicksalsgöttinnen, die bei den Hethitern dann Istušaya-Papaya heißen, unberechenbar und gefährlich. Auch die Großmuttergöttinnen Hannahanna und Am(m)am(m)a, die mit Schicksal und Geburt zu tun haben, sind bedrohlich. Sie werden in hethitischen Texten als DINGIR.MAH.mes („mächtige Göttinnen“) bezeichnet und sitzen wie die Nornen und Parzen am Ufer des Schwarzen Meeres, wo sie mit ihren Spinnröcken und Spindeln die Lebensjahre des Königs spinnen.10

      Ab dem 4. Jahrtausend gelingt es den Männern, die Frauen immer stärker von sich abhängig zu machen, und parallel dazu die ersten großen Staaten aufzubauen. Neben die großen Göttinnen treten zunehmend männliche Sturm- und Himmelsgötter, die sich mit der Göttin in der „heiligen Hochzeit“ verbinden, und als deren menschliche Ebenbilder sich die Herrscher der neuen Großreiche sehen. Das Symboltier der Göttin ist der Löwe (Kybele, Ischtar, Atargatis, Hepat), das des Gottes ist der Stier. In einem langwierigen Prozess, der sich vom 4. bis zum 1. Jahrtausend v. Z. hinzieht, bildet sich dann die eigentliche patriarchale Gesellschaft heraus:

      Das zentrale Ritual in dieser Zeit ist die „heilige Hochzeit“. Sie beruht auf dem Glauben, dass die Fruchtbarkeit von Land, Vieh und Mensch abhängig sei von der Zelebrierung der sexuellen Kraft der Fruchtbarkeitsgöttin. Dabei vereinte sich die Göttin (z. B. Inanna in Uruk) mit dem Hohepriester, der den Gott repräsentierte, oder mit dem König. Die jährliche Wiederholung dieser mythischen Vereinigung war eine öffentliche Zeremonie, die für das Wohl der Gemeinschaft von größter Bedeutung war. In einigen Ritualen gingen der Hochzeit der Tod und die Auferstehung des Gottes (Dumuzi, Adonis, Attis) voraus:

      Als die indogermanischen Luwier, Palaer und Hethiter ab 2000 v. Z. nach Kleinasien einwanderten, fanden sie die einheimische bronzezeitliche Kultur der Hattier vor, die bereits eine recht hohe Kulturstufe erreicht hatte und eine Große Göttin unter verschiedenen Namen verehrte. Die Hethiter hingegen verehrten vor allem den Himmels- und Lichtgott Sius (von idg. *Dieus), der mit dem griechischen Zeus verwandt ist. Dieser Wettergott, der hurritisch Tessub (Teššob, „hoch, herrlich“) bzw. hethitisch Tarhunt hieß, sah sich nun mit der machtvollen hattischen Erd-, Unterwelts- und Sonnengöttin konfrontiert, die Namen wie Estan, Wurunsemu, Šawoška oder Hepat trug:

      Die hethitische Geschichte liefert also ein besonders gutes Beispiel für den Übergang von einem matrilinearen Königtum mit entsprechender Thronfolge zum patrilinearen Königtum, und wie sich dieser Vorgang in der Mythologie widerspiegelt. Gerda Lerner resümiert:

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