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S. 985 - 1010) und Band VI/2 (S. 655 - 673), sowie zu den Dissertationen von Tatjana Brahms und Nina Werth.64

      Typische Attribute der Hekate sind Fackel, Hund, Oinochoe (Schöpfkanne), Phiale (Trinkschale), Frucht, Mondsichel, Dolch, Peitsche, Schlange, Schlüssel, selten sind Darstellungen mit Lotusblüte, Hirsch, Altar oder Sonnenscheibe (auf ägyptischen Münzen, wo Hekate mit Isis gleichgesetzt wird).

      Aus der Antike ist im Übrigen keine einzige Darstellung überliefert, die Hekate als alte Frau oder „Hexe“ zeigt. Diese Vorstellung stammt aus der Zeit der Renaissance bzw. dem späten 19. Jahrhundert (Crowley), von wo sie an die Esoterik des 20. Jahrhunderts vermittelt wurde.

      Frühe literarische Zeugnisse

      Der Hekate-Hymnus in Hesiods „Theogonie“

      Dass Hekate bei Homer nicht erwähnt wird (genau so wenig wie Dionysos) berechtigt uns jedoch nicht zu der Annahme, sie sei damals noch ganz unbekannt gewesen. Göttin des Todes ist bei Homer Persephone, die von ihm häufig als „he Kêr“, die Todesgöttin, apostrophiert wird. Die Nichterwähnung der Hekate in der „Ilias“ und der „Odyssee“ könnte ein Indiz dafür sein, dass sie ursprünglich keine griechische Gottheit war und von der homerischen Adelsgesellschaft nicht verehrt wurde, da sie eher eine Göttin für Frauen und für nichtadlige Schichten der Bevölkerung war. Schon Wilamowitz-Moellendorf meint daher:

      Für Verwirrung unter den Philologen sorgt, dass Hekate hier nicht als dämonisch-blutrünstige Herrin der Nacht und der Zauberei erscheint, sondern als eine alte, sehr mächtige Göttin, die ihrem Verehrer Reichtum und Glück bescheren kann. Der Aufbau des Hymnus ist kompliziert, zerfällt aber doch organisch in zwei Hauptteile, deren erster Hekates Macht beschreibt, die sich über Himmel, Erde und Meer erstreckt und auch von Zeus anerkannt wird, während der zweite Teil an einzelnen Beispielen beschreibt, wie ihre Gnade dem einzelnen Menschen Glück und Sieg zuteil werden lässt.

      Merkwürdig ist, wie stark Hesiod betont, dass Hekates Macht von Zeus so sehr respektiert wird, dass er keinen Versuch macht, sie zu schwängern oder zu unterwerfen (was mythologisch gesehen auf dasselbe hinausläuft: Der Vatergott Zeus unterwirft sich die Göttin, indem er sie zu seiner Gattin, Liebhaberin oder Tochter macht). Im Gegensatz zu Hera, die Zeus als Gemahlin beigeordnet ist und nur indirekt gegen Zeus aufbegehrt, indem sie seine zahllosen Geliebten und Kinder verfolgt, hat sich Hekate ihre Unabhängigkeit erhalten können und sich nicht in die patriarchale Hierarchie der olympischen Götter integriert.

      Hier nun der Text aus Hesiods „Theogonie“:

      Phoibe aber bettete sich in Liebe mit Koios.

      In der Umarmung empfing den Samen des Gottes die Göttin,

      und sie gebar die schwarzgewandete Leto, die sanfte,

      sanften Sinns seit Beginn, die friedlichste in des Olympos

      Reich, den Menschen so freundlich gesinnt wie den ewigen Göttern.

      Ferner gebar sie die namenschöne Asteria; Perses

      Führte sie heim in sein Haus, auf dass sie Gattin ihm heiße.

      Diese empfing und gebar dann Hekate, die der Kronide

      Zeus vor allen geehrt, indem er sie herrlich begabte,

      Teil an der Erde zu haben und an der Öde des Meeres.

      Hohe Ehre auch ward ihr zuteil unter Himmelsgestirnen,

      höchste Achtung genießt sie im Kreis der unsterblichen Götter.

      Denn noch jetzt ist es so: Wenn einer der irdischen Menschen

      Gnade erfleht, im heiligen Opfer dem Brauche genügend,

      ruft er Hekate an. Und reichen Segen gewinnt er

      mühelos, wenn nur die Göttin sein Bitten gnädig erhört hat.

      Aus der Fülle der Macht gewährt sie Glück ihm und Wohlstand.

      Denn von allen Göttern, die Erde und Himmel entstammen,

      mögen sie noch so geehrt sein: Sie hält ihr Schicksal in Händen.

      Niemals übte Gewalt gegen sie der Kronide, nie rührte

      Er an die Macht, die ihr zukam unter den früheren Göttern.

      Nein, was von Anfang an ihr heiliges Teil war, behielt sie:

      Alle Ehre auf Erden, am Himmel wie auf dem Meere.

      War sie auch einzeln geboren, empfing sie nicht kleineren Anteil,

      nein, viel größeren noch, da Zeus sie achtet wie keine.

      Ganz, wie sie will, gewährt sie Hilfe und Schutz einem Manne:

      Ehrwürdig hohen Königen sitzt er als Richter zur Seite,

      in der Versammlung ragt er hervor, der Günstling der Göttin.

      So auch im Krieg: Wenn zum männermordenden Kampfe die Männer

      Rüsten, hilft sie, die Göttin, dem Helden,

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