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auf Tummelplätze gebracht werden. Der Bullenhalter ist verpflichtet, jede Kuh vor dem Deckakte auf das Vorhandensein von ansteckendem Scheidenkatarrh zu untersuchen und jede kranke oder krankheitsverdächtige Kuh bis zu ihrer Heilung vom Deckakte auszuschließen.“

      Der Tierhalter wurde aber auch verpflichtet, das Zuchttier an den Körort zu bringen und es auf Verlangen des Gemeinderates bei Tierschauen oder ähnlichen Veranstaltungen auszustellen. (Kören = küren,; männliche Haustiere zur Zucht auswählen).

      Ferner war der Tierhalter verpflichtet, den Mitgliedern des Gemeinderates und des Körausschusses jederzeit die Prüfung der Haltung und der Verwendung des Zuchttieres zu gestatten, das Deckverzeichnis vorzulegen und alle erforderlichen Aufschlüsse zu geben.

      Die Gemeinde Hoof gewährte dem Bullentierhalter Reinhard Koch für die Erfüllung seiner Verpflichtungen folgende Vergütungen: 1.) Eine jährliche Barentschädigung von 800 Reichsmark; 2.) Den Nutzgenuss folgender Grundstücke auf der Gemarkung Hoof: Wiese an der Hirtenwiese, Wiese und Acker zwischen den Gärten und 3.) Endlich 30 Zentner Hafer pro Jahr. Vorstehende Naturalleistungen entsprechen einem normalen jährlichen Anschlagswerte von 700 Reichsmark.“

      In dem Vertrag wurde ausdrücklich betont, dass der Zuchttierhalter keine Sprunggelder erheben durfte. Die Zuchtstiere wurden auf Gemeindekosten bei der Versicherungskammer, Abteilung Tierversicherung, in München versichert.

       Der Hahn, der Ritter im Dorf

      Die Hähne waren eine Zierde auf dem Bauernhof. Mit stolzem, gemessenem Schritt stolzierten sie durch die Hühnerschar. Sie hatten meist dieselbe Farbe. Sie hatten einen leicht gebogenen, hellfarbigen Schnabel und über demselben auf dem Kopf einen purpurroten, kronenartigen Kamm, welcher mit Würde getragen wurde. Der etwas gebogene Hals war bekleidet mit einer bronzefarbenen, gemischt mit hochroten Federn geschichteten Pelerine, hängend bis über die Brust. Der übrige Teil des Körpers bestand aus einem Behang aus bronzefarbigen Federn. Nicht minder zierte den Hahn der hoch geschwungene, mit tiefblau glänzenden Federn geschmückte Schweif.

      Der Hahn wurde als Symbol bei manchen Feierlichkeiten benutzt. Auch bei Haus- und Scheunenrichtfesten durfte der Hahn auf der Spitze des Kranzes, der beim Umzug im Dorf von zwei Jungfrauen zum Takt der Musik getragen wurde, nicht fehlen. Er war aus Pappe geschnitten und mit Goldschaum bedeckt.

      Die Hähne waren aber auch die Ritter im Dorf. Sie blieben nicht in ihrem Heim, sondern passierten andere Höfe und befehdeten stets einander. Ergötzlich war solch ein Duell anzusehen, wenn man es nicht vorzog, sie auseinander zu scheuchen. Wenn die beiden kampfbereiten Hähne sich forderten, gingen beide etwa 15 Schritte rückwärts auseinander. Auf ein beiderseitiges Zeichen, indem sie sich aufbauschten, flogen sie gegeneinander. Das Ziel war ein Teil des Kammes. Beim ersten und zweiten Anflug wurde er gewöhnlich verfehlt, indem sie gegeneinander abpurzelten. Die Hähne, je der seinen Platz wieder einnehmend, wiederholten den Anflug solange, bis einer, der einen schmerzlichen blutenden Hieb erhalten hatte, um die Ecke lief. Der Gewinner flog auf den höchsten Gegenstand, der in der Nähe war, und verkündigte seinen Sieg durch kräftiges Schreien.

      Der Hahn war auch ein willkommener Gast im Hause, da er morgens den nahenden Tag durch sein lautes Krähen ankündigte. Die Hähne krähten morgens pünktlich um drei Uhr. Dann jede Stunde, so pünktlich und zuverlässig, dass man annehmen sollte, vor Jahrtausenden sei die Tageszeit danach eingeteilt worden. Dem Großknecht auf dem Hofe kam das Krähen morgens sehr zustatten, da derselbe derzeit der erste auf den Beinen war im Haus. Er hatte für Licht und Feuer zu sorgen, und er musste das Futter für die Pferde auf der Handlade, dem Zappelbock, schneiden. Dann oblag ihm noch das Wecken des übrigen Gesindes.

      Überhaupt war das damalige Hühnervolk sehr rührig. Die Hühner flogen mehr, als sie gingen. Wurden sie ausnahmsweise mal gefüttert, so kamen sie auf den Zuruf nicht angelaufen, sondern über Zäune und Hecken angeflogen. Auch die Hühner untereinander stritten sich oft. Sie bauschten sich auf und flogen kerzengerade voreinander hoch. Augen in Auge tobten sie durch Schnabelhiebe ihren Sinn aus, bis sie sich blutig verließen.

       Als der „Grombierekewwer“ noch von Schulklassen auf den Kartoffelkäfern abgesammelt wurde.

      Der 9. Juni 1938 war ein denkwürdiger Tag in Hoof im Ostertal. Da erscheint die erste Fundmeldung über den Kartoffelkäfer auf der Gemarkung Hoof. Es heißt in der Schulchronik in Hoof: „An dem außerordentlich bekannten Kartoffelkäfersuchtag beteiligte sich auch unsere Schule. Die Suchzeit war auf den Vormittag festgesetzt und dauerte von 7 bis 9 Uhr. Die ausgefallenen Stunden wurden am gleichen Tage nachmittags nachgeholt. Drei Schüler fanden den Käfer, der staunend betrachtet wurde.“

      Doch schon am 19. Juni 1934 erschien in der Hoofer Schulchronik zum erstenmal eine Eintragung über eine Kartoffelkäfersuche: „81 Schüler der Jahrgänge vier bis sieben unter Schulamtsbewerber Gilcher suchten Kartoffelfelder ab. Ergebnis: Keine Funde!“ Ein Jahr später, am 18. September 1935, erscheint eine Notiz im Schultagebuch: „Auf die Gefahr des Kartoffelkäfers hingewiesen!“ Im Juni und Juli 1936 fanden Feldbegehungen mit Absuchen der Kartoffelfelder statt, doch wurden damals noch keine Käfer gefunden.

      Bei allen Einbrüchen des Käfers in Mitteleuropa wurde er erfolgreich bekämpft. Befallene Kartoffelfelder wurden mit Petroleum übergossen und alle Pflanzen restlos verbrannt. Doch 1922 fasste der Schädling endgültig Fuß auf dem europäischen Festland. Er trat bei Bordeaux in Westfrankreich bereits in einem Ausmaß auf, das seine restlose Vernichtung praktisch unmöglich machte. Von da an eroberte der Kartoffelkäfer in 15 Jahren ganz Frankreich. Um ein Übergreifen auf Deutschland zu verhindern, setzte man 1935 an der deutschen Westgrenze den Kartoffelüberwachungs- und – abwehrdienst ein. In zwölf von deutschen Gemeinden befiel er in jenem Jahr 18 Kartoffeläcker.

      Seinen Erfolgszug hat der Kartoffelkäfer seiner Signalfarbe und einem übelriechenden Sekret, das er bei Gefahr ausscheidet, zu verdanken. Zudem hatte sich die heimische Vogelwelt noch nicht auf den Fremdling eingestellt. Ich erinnere mich, wie ich als kleiner Junge in den Jahren kurz nach dem Krieg mit unserer Schulklasse „Grombierefelder“ absuchte, um damit dem gehassten Schädling den Garaus zu machen. „Grombiere“ kommt von „Grundbirnen“, wie die Kartoffel nach ihrem ersten Anbau im Jahre 1650 in Deutschland noch genannt wurde. Und der Kartoffelkäfer war dann später eben der „Grombierekewwer“.

      Wir Schüler gingen in Reih und Glied nebeneinander die Furchen des Kartoffelackers ab, schauten genau auf und unter die Blätter, um den gefräßigen Schädling zu finden. Jeder von uns hatte eine kleine Dose in der Hand, worin die Käfer und ihre Larven gesammelt wurden. Waren wir am Ende des Feldes angelangt, dann machte unser Lehrer ein Feuer, übergoss es mit Öl, und die Käfer wurden verbrannt.

      Ich weiß auch noch, welche Mär die Nazi-Propaganda in den Kriegsjahren verbreitete. Demnach hätten die Amis aus ihren Flugzeugen die Käfer auf die Kartoffeläcker abgeworfen. Das war natürlich nicht war. Ganz schlimm war es dann, als in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts das erste chemische Schädlingsbekämpfungsmittel auf den Markt kam. Es war ein hochgiftiges weißes Puder, das wir auch in den Garten auf die Kartoffelbeete streuten. Aber wir wussten das ja noch nicht. Wenn wir dann im Herbst die Kartoffeln aßen, schmeckten sie ganz unangenehm nach dem Pudergift.

      Übrigens erscheint in einer Notiz in der Pfarrchronik in Niederkirchen im Ostertal, dass die „Grundbirnen“ erst 1731 bei uns hier angebaut wurden.

       Von Bauerntrachten im Dorf

      Der Bauer im Ostertal trug ehemals im Sommer einen blauen Leinenkittel. Dieser war selbst gesponnen, gewebt, gefärbt und genäht. Als Kopfbedeckung diente eine Zipfelmütze. Im Winter trug der Bauer ein kurzes Wams aus Wollstoff. Die Mütze („Kapp“) war ebenfalls aus Wollstoff, schön gewattet und mit einem Glanzlederschirm versehen. Solche Mützen aus schönem blauem Wollstoff wurden selbst am Hochzeitstag getragen. Das Hemd war aus Leinen gewebt. Es trug angenähte „Vatermörder“. Als Halsbinde diente ein großes, seidenes Tuch,

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