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als Symbole für Wohlergehen, Glück und Erfolg von Haus und Hof. Ihre regelmäßige Rückkehr zur schönen Jahreszeit, ihre Treue zum Nest mögen der Grund für diese Vorstellungen sein. Sie waren die vom Volk verehrten Tiere schlechthin, man schützte sie und half ihnen, sich auf dem Bauernhaus niederzulassen. Besonders dem Storch sagte man nach, dass er um jeden Preis die Tugend der Hausfrau schütze, wenn es sein muss, auch gegen ihren Willen. Storch und Schwalben symbolisieren auch die soziale Eintracht, die Dauerhaftigkeit der Beziehung des Paares.

      Das Ei genoss bei unseren bäuerlichen Vorfahren im religiösen Brauchtum ganz besondere Verehrung. Es steht im magischen Arsenal der traditionellen bäuerlichen Welt an vorderster Stelle. Es ist ein Werkzeug des Hexers, der sich seiner bedient, um die Ernten zu zerstören: findet man zerschlagene Eier an den Rändern eines verwüsteten Feldes, so darf man Hexenwerk darin sehen. Aber das Ei stellt seine Macht auch in den Dienst des Guten: Je nach Gegend, glaubt man von den Eiern, die am Gründonnerstag oder am Himmelfahrtstag gelegt worden sind, dass sie niemals faulen und mit zuverlässiger Gewissheit Gewitter, Feuersbrunst, Krankheiten und Zauberei abwenden. Damit sie diese schützende Rolle übernehmen konnten, legte man sie aufs Fenstersims, in einen Türwinkel oder man fügte sie gar ins Mauerwerk ein.

      Das Hufeisen gehörte wie der Spiegel oder die Nägel zu den magischen Hilfsmitteln, die das Haus vor den Übergriffen des Bösen schützen sollten.

      Pflanzen hatten seit jeher eine schützende oder heilende Kraft. Die Haus- oder Dachwurz, auch Donnerwurz genannt, und all die kleinen, ihr verwandten Fettgewächse, wie etwa auch der Mauerpfeffer, bewahren seit undenklichen Zeiten die Gebäude und besonders die so gefährdeten Strohdächer vor Gewitter. Die Distel, die Sonnenpflanze schlechthin, eine magische und dekorative Pflanze, nagelte man in Berggegenden häufig an die Haustüren. Die Ährenbüschel wiederum, die zu kreuzen gebunden über den Scheunentoren, über dem Rauchfang oder gar über dem Ehebett als Glücksbringer und Unterpfand für künftige Ernten hängen, sind eine echte Opfergabe an die Mächte der Natur.

      In vielen Gegenden genossen die in der Johannisnacht (24. Juni) gesammelten Pflanzen eine besondere Verehrung. Aufgrund ihrer ausgeprägten magischen Kraft werden Farn, Nussbaumblätter und vor allem Johanniskräuter deshalb zu Kränzen geflochten, gebündelt und über den Türen und Fenstern des Hauses aufgehängt, sowie in Scheunen und Ställen. Die katharische Kraft des Johannisfeuers, über das die ganze Dorfbevölkerung in der Johannisnacht sprang, erstreckte sich übrigens auch auf die Herdentiere; in manchen Gegenden rieb man den Schafen oder den gehörnten Tieren mit der Asche des Scheiterhaufens die Seiten ein. Die Wirksamkeit des zur Sommersonnenwende verbrannten Holzes ist auch dem zur Wintersonnenwende verbrannten eigen. Als Mittel gegen Gewitter pflegte man auch Johanniskräuter ins Feuer zu werfen und sie an Scheunen aufzuhängen.

      Seltsamerweise soll der Maibaum, den man in den Mist stellt, die Schlangen vertreiben können. Man sagte: „Er hindert die Schlangen, den Kühen die Milch abzusaugen.“

      Es gab auch eine Reihe von Gegenständen, die man mit großem Respekt behandelte. Auf den ersten Blick unerklärbar erscheint die Gleichsetzung der Steinaxt oder der Pfeilspitze mit Donner und Blitz. Doch trug bei den Germanen schon Thor, der Donnergott, Sohn Odins, diese Axt. Man glaubte lange Zeit hindurch, dass der Donner durch den Zusammenprall zweier kugelförmiger Steine aus konzentriertem Staub entstehe, und dass die so seltsam geformten Steine als Überbleibsel dieses „Unfalls“ auf die Erde herabfielen.

      Ebenso wie das prähistorische Werkzeug als Gegenstand gedeutet wird, der die verschiedensten magischen Eigenschaften besitzt, unterlegt man in manchen Fällen auch den Werkzeugen und Geräten des täglichen Lebens apotropäische Eigenschaften. So stellte man vielerorts, wenn ein Gewitter drohte, eine Sense mit der Schneide gen Himmel gerichtet auf die Schwelle des Hauses, um es vor dem Blitz zu schützen; in manchen Gegenden nahm man dafür eine Axt. Man muss in diesem Fall hervorheben, dass diese Werkzeuge, abgesehen davon, dass sie aus Eisen, dem magischen Metall, sind, einen speziellen Symbolcharakter haben. Die Sense ist das Zeichen des Todes und die Axt das Utensil des Donnergottes.

      Der Holzschuh war seit eh und je eng mit der Fruchtbarkeitsvorstellung verbunden, deswegen befestigte man ihn auch am Hochzeitsbaum. Jene Holzschuhe, die man so häufig aufgehängt an den Hauseingängen findet, sind vielleicht die Hochzeitsschuhe, die das Paar sorgsam bis zur Geburt des ersten Kindes aufbewahrt und sogar weitervererbt.

      Das Rad ist seit den frühesten Zeiten der Menschheit ein Sonnensymbol. Es war auch früher Bestandteil vieler bäuerlicher Bräuche. Das Wagenrad wurde früher häufig an Bauernhäusern als zusätzliche Hofeinfassung benutzt. Manchmal waren es regelrechte Zäune aus Wagenrädern, die den Hof eingrenzten.

      Ein sehr geachteter Beruf war früher der Hufschmied, und so ist es auch wohl zu verstehen, dass das Hufeisen ein Glückssymbol darstellte. Es zierte die Wände der Bauernhäuser – auch Schutzzeichen, die in die Mauern eingemeißelt wurden.

       Sitten und Bräuche der Volksgemeinschaft im Wandel eines Jahres

      Gehen wir die vier Jahreszeiten durch, so stoßen wir immer wieder auf Ruhe- und Haltepunkte, die Volksfeste, deren Verlauf sich in altgewohnten Formen bewegt.

      Der Jahreswechsel ist nicht nur ein Markstein im Leben des einzelnen, sondern auch im Leben der Dorf- und Volksgemeinschaft. Nach dem Abendgottesdienst, in dem Gott der Dank für die Wohltaten des abgelaufenen Jahres gespendet wird, begibt sich der größere Teil der Jünglinge und Männer in die Wirtschaft. Wenn die Kirchenglocken das neue Jahr einläuten, wünscht man sich gegenseitig Glück und Gesundheit im neuen Jahr. Die jungen Burschen haben schon rechtzeitig vorher die Dorfwirtschaft verlassen, um ihrer Braut „das neue Jahr anzuschießen“. Auf die drei Schüsse folgt ein Spruch, der folgendermaßen lautet: „Ich wünsche euch ein glücklich neues Jahr, neues Glück und neues Leben, darauf soll es Feuer geben.“

      Die Kinder wünschen ihren Eltern und ihren Paten am nächsten Morgen das neue Jahr an mit folgenden Worten: „Guten Morgen im neuen Jahr! Euch wünsche ich ein glückseliges neues Jahr, lang zu leben und glücklich zu sterben und den Himmel zu erwerben.“

      Es gibt aber auch den Neujahrsspruch: „Ein glückselig neues Jahr, eine Brezel wie ein Scheunentor, ein Lebkuchen wie eine Ofenplatt, dann essen wir uns alle satt.“

      Die Paten schenken ihren Patenkindern eine große Brezel oder einen Kranzkuchen. Die Leute, die sich auf der Straße begegnen, rufen sich zu: „Prost Neujahr!“ oder „Viel Glück im neuen Jahr!“

      In manchen Gegenden hat sich der Brauch des „Dreikönigssingens“ oder des „Sternsingens“ bis heute noch erhalten. Ein wichtiger Tag im Leben des Bauern ist der 2. Februar, Mariä Lichtmess. Dieser Tag ist für ihn das Ende der Winterarbeit. Ein alter Bauernspruch lautet: „Mariä Lichtmess, das Spinnen vergess!“

      Maria Lichtmess war in katholischen Gegenden früher ein allgemeiner Feiertag, an dem die Kerzen geweiht wurden. Zu gleicher Zeit segnete der Priester den Hals der Gläubigen, weil am 3. Februar der Tag des Heiligen Blasius ist, dessen Fürsprache gegen Halskrankheiten schützen soll.

      Im Februar beginnt auch die Fastenzeit. Ihr voran gehen Maskenfeste, Maskenumzüge am Fastnachtssonntag. Die Kinder laufen an den Fastnachtstagen verkleidet, „verboozt“, auf der Straße herum. Der größte Trubel herrscht am Fastnachtsdienstag in den Wirtschaften. Am Aschermittwoch wird in vielen Dörfern die „Fastnacht begraben“. Die Burschen ziehen mit einer Strohpuppe, der Fastnacht, durch das Dorf, abwechselnd Trauerlieder oder lustige Litaneien singend. Dann wird auf einem freien Platz vor dem Dorfe eine Leichenrede gehalten und die Puppe unter großem Hallo verbrannt. In ähnlicher Weise wird auch mancherorts die „Kirmes begraben“. Während der Fastenzeit herrscht im Dorf große Stille.

      Neues Leben bringt erst der Palmsonntag, wenn in der Kirche „Palmen“ (Buchsbaum) geweiht werden. Manche Bauern stecken noch heute einen geweihten Palmzweig in die Scheune, in den Stall oder auf jedes seiner Ackerstücke. Als Vorbote des Osterhasen erscheint dann auch der „Palmhase“, der den Kindern in ein vorbereitetes Nest seine im Kaffee gefärbten Eier legt.

      Vom Gründonnerstag ab läuten die Kirchenglocken

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