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darf nie ledig gehen.“

      Sie musste auch einfach alles können, wie zum Beispiel:

      „Eine jede Hausmutter

      Sollt’ eine halbe Doktorin sein.“

      Sie kannte viele Hausmittel, mit denen sie ihre Kinder, ihren Mann und auch das Gesinde gesund pflegen konnte. Die Kräuter im Weihbuschen waren Hausmittel gegen viele Krankheiten. Darüber hinaus wurde aus Kräutern mancher Trank hergestellt, der bei passender Gelegenheit den Kranken gesund machen sollte.

      Vor dem Schlafengehen kocht man zum Beispiel einen Tee aus Johanniskraut, um Schlafstörungen zu beseitigen. Der sollte auch bei Nachtwandeln und Bettnässen helfen. Heute wissen wir, dass Johanniskraut-Tee bei nervösen Störungen helfen kann.

      Die Schafgarbe galt bei der Bauersfrau als Bauchwehkraut, auch von ihr goss man einen Sud auf, der Verkrampfungen der Bauchorgane lösen sollte. Schon vor einigen hundert Jahren wusste man aber, dass ein Zuviel dieser Medizin eher schaden kann.

      So war das nicht nur beim Schafgarben-Tee, sondern auch bei dem, den man aus dem Wermut zauberte, der nicht nur Blähungen abtrieb, sondern auch gleichzeitig den Appetit anregte.

      Über die heilende Wirkung der Pfefferminze ist man sich heute noch einig. Die Pfefferminzblätter werden von Mai bis August gesammelt und dann getrocknet. Der Tee wurde im Mittelalter nicht nur zur Behandlung von Krämpfen im Unterleib und bei Erkältungskrankheiten getrunken, sondern er galt als potenzsteigerndes Mittel. Diese Wirkung schrieb man damals auch dem Maggikraut und der Petersilie zu:

      „Petersilie, Suppenkraut,

      wächst in unserm Garten,

      unser Ännchen ist die Braut,

      kann nicht länger warten.“

      Das gallig-bittere Tausendgüldenkraut ist eine der ältesten Heilpflanzen überhaupt. Es hilft bei Stoffwechselerkrankungen, Leber- und Gallenleiden und beseitig Darmträgheit. Man behandelte auch manche Hautausschläge, sogar Wunden und Geschwüre mit Umschlägen und Waschungen. Dazu kocht man einen dicken Sud aus diesem Kraut.

      Ein Aufguss der getrockneten Blüten der Königskerze wurde ebenfalls für Umschläge und Waschungen gegen Flechten, Geschwüre und Hämorrhoiden genommen. Der Tee dieser Blüten hilft auch bei Bronchitis und Erkältungskrankheiten.

      Die Wunderwirkung der Kamille wird bis in unsere Zeit gerühmt. Der Kamillentee wirkt entzündungshemmend und krampflindernd bei Hals- und Mandelentzündungen. Kamillendampf ist ein bewährtes Hausmittel gegen Schnupfen und Entzündungen im Nasenbereich. Ein Kamillendampfbad galt schon vor einigen hundert Jahren auch als Schönheitsmittel.

      Als Fliedertee kennt man das Getränk, das aus den Blüten des Holunders aufgegossen wird und ein vortreffliches Grippemittel ist. Ein Tee aus abgekochter, getrockneter Rinde hilft bei Nierenentzündungen und Stuhlverstopfung. Holunderbeerensaft konnte Nervenschmerzen und Verdauungsstörungen lindern und wurde auch bei Gicht und Rheuma angewandt. Übrigens fanden die Bäuerinnen den Holunder direkt vor dem Haus. Denn seit alten Zeiten stehen die Sträucher als Begrenzungen von Gärten und Feldern hoch im Kurs, schützten sie doch vor bösen Geistern und das Haus vor Blitz und Donnerschlag. Wer sich zum Beispiel unter einen Holunderstrauch schlafen legte, der war vor jeder Hexe sicher. Das ist ein Aberglaube, den mancher Bursche ausnutzte, indem er sein Schäferstündchen unter einem Holunderstrauch hielt, wohlwissend, dass das Mädel, wenn es mitging, ganz gewiss keine Hexe sein konnte.

      Ein Aufguss von Arnika, das man vor allem auf feuchten Wiesen und auf den Almen des Hochgebirges findet, hilft- äußerlich angewendet – bei Bluterguss, Quetschungen und Entzündungen.

      Noch viele andere heilende Kräuter kannte die Bauersfrau. Auch im eigenen Bauerngarten hatte sie eine Menge von Heilkräutern und Gewürzkräutern angebaut, so zum Beispiel auch das Mutterkraut, den Lavendel und die Melisse. Das Mutterkraut durfte in keinem Bauerngarten fehlen, wehrte es doch im Schlafzimmer die Motten ab; deswegen auch Mottenkraut genannt. Auf jeden Fall war die Bäuerin eine „Doktorin“, half sie doch ihrer Familie und dem Gesinde.

       Eigener Herd ist Goldes Wert

      Es gibt auch heute noch wunderschöne Bauernhäuser und Gehöfte, die teilweise noch so gebaut werden wie vor einigen hundert Jahren. In manchen sind Wohnung, Scheune und Ställe unter einem Dach – wie im Schwarzwaldhaus, das in Form eines Walmdaches mit Schindeln und Platten bedeckt ist. Ganz früher waren sie mit Stroh bedeckt. Oft stehen die Bauernhäuser an einem Hang. Von seinem Wohnteil aus sieht der Bauer hinunter ins Tal, und dem Hang zu kann er gleich in die Scheune einfahren und das Vieh in die Ställe treiben.

      Es gab auch oberbayrische Bauernhäuser mit recht flachen Satteldächern und größtenteils aus Holz gebaut, und in Friesland gab es Ziegelhäuser, die mit Reet, mit Riedgräsern gedeckt waren.

      Ein reines Fachwerkhaus, also ein mit Balken verstrebter Ziegelbau, war das Niedersachsenhaus, dessen First mit gekreuzten Pferdeköpfen geziert war. Diese Holzsymbole weisen auf eine alte Tradition der Bauern hin, die Pferdezucht. Gleichzeitig aber sollten sie, nach einem alten Aberglauben, böse Geister von der Türschwelle fernhalten.

      Ob es sich nun um Häuser handelt, in denen alles unter Dach und Fach gebracht werden konnte – das Bauen ist nicht erst in unserer Zeit teuer geworden. Davon zeugen viele alte Bauernsprüche, die oft auch den Sparsinn der Landbevölkerung widerspiegeln:

      „Man muss so bauen, dass man sich nicht aus dem Haus hinausbaut.“

      „Maurerschweiß – steht hoch im Preis.“

      „Die Zimmerleut’ und Maurer,

      das sind die rechten Laurer;

      eine Stunde tun sie essen,

      eine Stunde tun sie messen,

      eine Stunde rauchen sie Tabak,

      damit vergeht der halbe Tag.“

      Man schätzte sich glücklich, ein Haus zu besitzen, auch wenn man von dem Ertrag der Äcker und Wiesen und der Viehzucht oft mehr als den Zehnten an den Landes- oder Grundherrn abliefern musste.

      „In seinem eigenen Haus ist jeder ein König.“

      „Meine Haus ist meine Burg.“

      Freilich wusste man auch von der Gastrolle, die man auf Erden in seinem eigenen Haus spielt.

      „Ein jeder baut nach seinem Sinn,

      und nachher wohnt ein andrer drin.“

      Ein Tiroler Hausspruch stellt dazu eine Frage, die niemand beantworten kann:

      „Das Haus ist mein und doch nicht mein;

      Der nach mir kommt, ist auch nicht sein;

      und wird’s dem dritten übergeben,

      so wird’s ihm ebenso ergehen;

      den vierten trägt man auch hinaus –

      nun sagt mir doch, wes ist das Haus?“

      Hier klingt die immerwährende Erbfolge an, aus dem Vergehen erwächst stets ein neues Werden:

      „Wenn ein alter Bauer stirbt,

      so lacht das Geld

      und weint das Feld.“

      Wer sich auf das Erben verließ, dem wurde entgegengehalten:

      „Wer sich verlässt aufs Erben,

      ist ein Narr bis zum Sterben.“

      Da war es besser, man arbeitete und lebte für den Augenblick.

       Die vielen Berufe der Bauersfrau

      Früher musste die Bäuerin eine Landwirtschaftsschule besuchen und hat nebenbei oft bei ihrer Schwiegermutter oder einer anderen Bäuerin eine gute Hauswirtschaftslehre

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