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kann mich emphatisch mit den Nöten anderer Menschen beschäftigen und alles geben, damit ihnen geholfen wird, aber ich merke auch, wenn es mir zu viel wird und ich drohe, vor lauter Mitleiden selbst umzukippen. Dann balanciere ich mich wieder aus, setze meiner Fürsorge Grenzen und investiere wieder mehr Zeit in die Selbstfürsorge.

      Ich kann meine Emotionen benennen und zulassen, lasse mich von ihnen aber nicht beherrschen, sondern bin in der Lage, sie zu leiten und vorübergehend hintanzustellen, wenn sie stören.

      Ich kann richtig viel Stress, Rummel, viele Menschen, Aktionen und Termine aushalten, mache das aber nicht zu einem Dauerzustand, sondern kann auch wieder herunterfahren und weiß genauso gut mit mir allein etwas anzufangen.

      Ich kann Menschen vertrauen und alles geben, damit Beziehungen gelingen, werde aber nicht zum Alleinunterhalter einer Beziehung und kann auch erkennen und Grenzen setzen, wenn andere mich ausnutzen oder mir schaden wollen.

      Ich weiß, wer ich bin und was ich kann, aber auch, was mir gar nicht liegt. Ich weiß um meine Bedürfnisse und um das, was ich brauche, um mich im Leben wohlzufühlen. Dafür – dass es mir gutgeht und mir mein Leben passt – setze ich mich immer wieder aktiv ein. Gibt es an dieser Stelle aber vorübergehend Abweichungen und komme ich streckenweise mal nicht zum Zug, kann ich das aushalten und mich bejahend einklinken, ohne meine Grundausrichtung zu verlieren.

      Wie man in diesem Bereich seine Resilienz trainieren kann?

      Indem Sie sich (in der erwähnten guten Balance) auf neue Herausforderungen einlassen und mal etwas ausprobieren, was Sie bisher noch nie (so) gemacht haben!

      Indem Sie sich etwas trauen, was Ihnen auch ein bisschen Angst macht!

      Indem Sie nicht gleich aus dem Hemd springen, wenn etwas nicht so läuft, wie Sie es sich vorgestellt haben und wie Sie es seit jeher gewohnt sind!

      Indem Sie auch mal über ihren Tellerrand hinausblicken, sich für anders denkende und anders lebende Menschen interessieren und bereit sind, von ihnen zu lernen.

      Auf diesem Weg entdecken Sie, dass andere ihr Leben völlig anders gestalten kann, als Sie es tun – und trotzdem glücklich und zufrieden sind. Sie trainieren damit gedankliche Flexibilität, von der Sie dann im Ernstfall zehren können.

      Indem Sie neugierig auf das Leben sind und bleiben!

      Indem Sie mal … rückwärts statt vorwärts laufen!

      Lernfähig sein

      „Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut!“ Albert Einstein meinte dazu: „Verrückt ist der, der immer die gleichen Dinge tut, aber andere Ergebnisse erwartet.“ Ein Mensch mit hoher Resilienz tut genau das nicht. Er ist eher wie ein Boxer, der im Ring zu Boden geht, angezählt wird, aufsteht und danach seine Taktik grundlegend verändert. Hier geht es also nicht nur um Flexibilität, die uns wie bei einem Gummiband hilft, uns auszudehnen und dann wieder in unsere Ausgangsposition zurückzubegeben. Nein, hier geht es um grundsätzliche Veränderung unserer Lebenstaktik, weil wir lernfähig sind und kapiert haben, dass unsere bisherige Vorgehensweise dazu führt, dass wir im Ring des Lebens zu Boden gehen. Wer dagegen nicht bereit ist, zu lernen, der steht nach einer Niederlage wieder auf und … macht dann genauso weiter wie zuvor! Dann bekommt er vom Leben wieder eins auf die Nase und noch einmal und noch einmal, denkt aber selbst dann nicht daran, seine Denk- und Reaktionsmuster, seine Grundüberzeugungen und Verhaltensweisen zu überprüfen. Er bleibt beharrlich bei dem, wie er es schon immer gemacht hat. Das nennt Einstein „verrückt“. Zu Recht!

      In diesem Bereich resilienter zu werden bedeutet: Verantwortung übernehmen! Dieses Thema wird Ihnen in diesem Buch öfter über den Weg laufen, denn es ist das Kernthema eines lebensmutigen Menschen. Tatsächlich ist es manchmal das Leben selbst, das uns ohne unser Zutun eins auf die Nase gibt. Aber spätestens, wenn uns das an derselben Stelle oder in ähnlichen Situationen noch einmal und noch einmal passiert, kann man eigentlich nicht mehr ausschließlich vom Leben, den Umständen oder dem Umfeld als Verursacher sprechen.

      Sie sind halt ein Pechvogel? Glaub ich nicht! Sie ziehen Krankheiten, unglückliche Liebesbeziehungen, miese Chefs und mobbende Mitarbeiter eben wie ein Magnet an? Mag sein, aber dann scheint irgendetwas mit Ihnen und Ihrem Magnetismus nicht zu stimmen! Dieses „irgendwas“ gilt es nun zu klären. Was kann dabei helfen?

       Analysestärke und Reflexionsfähigkeit entwickeln

      Resiliente Menschen huschen über Niederlagen oder über Situationen, die „blöd gelaufen“ sind, nicht einfach nur hinweg, sondern schauen hin, wie es dazu kommen konnte und was sie zum Misslingen der Situation beigetragen haben. Für dieses unkluge und fehlerhafte Verhalten übernehmen sie, wie bereits erwähnt, Verantwortung (für nicht mehr und nicht weniger!) und setzen genau an dieser Stelle an, um ihre Taktik zu korrigieren und zu verbessern. Manchen Menschen wurde diese Analysestärke mit in die Wiege gelegt, andere müssen sie sich erst aneignen. Aber auch das kann man trainieren! Sagen Sie also nicht nur: „Das Gespräch (die Veranstaltung, die Situation usw.) ist irgendwie blöd gelaufen!“, sondern schauen Sie hin, was denn da blöd gelaufen ist. Sagen Sie nicht nur: „Meine Ehe ist im Eimer“, „Ich komme mit meinen Kollegen nicht klar“ oder „Ich werde andauernd krank“, sondern analysieren Sie die Ursachen und die Zusammenhänge. Was könnte das mit Ihrer Person und Ihrem Verhalten zu tun haben? Und: Was könnten Sie verändern (und werden das demnächst auch tun!), um zu einem anderen Ergebnis zu kommen?

       Korrekturbereit sein

      Um diese Veränderung auch tatsächlich vornehmen zu können, müssen Sie korrekturbereit sein! Ein wunderbar kluger Satz aus der Bibel lautet: „Wer die Zurechtweisung missachtet, schadet sich nur selbst; wer sie aber annimmt, gewinnt Einsicht“ (Sprüche 15, Vers 32). Es gibt schwierige Situationen, bei denen Sie Ihre Anteile erkennen, aber dennoch entscheiden, dass Sie richtig gehandelt haben (es vielleicht auch gar nicht anders konnten) und genau so auch jederzeit wieder handeln würden.

      Wenn Sie beispielsweise jemandem, der sich Ihnen gegenüber permanent sehr unangemessen verhält, endlich Grenzen setzen, es dadurch zu einem Eklat kommt und derjenige sich von Ihnen distanziert, werden Sie vermutlich zu dem Ergebnis kommen, dass Ihr Schritt trotzdem richtig und dringend notwendig war. Auch wenn Ihr Verhalten der Auslöser war, dass diese Beziehung nun auf Eis liegt: Zu korrigieren gibt es Ihrerseits nichts!

      Weitaus häufiger sind aber die Situationen im Leben, in denen wir ganz genau wissen, dass wir falschgelegen haben und uns verändern müssten, es aber … trotzdem nicht tun! Weil wir zu stur, zu bequem oder zu stolz sind. Letzteres gilt vor allem für jene Situationen, in denen der andere uns auch noch auf unser Fehlverhalten aufmerksam macht. Jetzt bloß nicht dem anderen den Triumph gönnen und ihm recht geben! Der oben zitierte Bibelvers macht aber deutlich, dass dieses Verhalten höchst unklug ist, weil wir uns mit unserer Unbelehrbarkeit selbst am meisten schaden. Wenn Sie Ihre Resilienz und damit Ihren Lebensmut trainieren wollen, dann werden Sie bereit, sich von anderen etwas sagen zu lassen und auch sich selbst zu korrigieren!

      Wenn Sie also das nächste Mal zum wer-weiß-wie-vielten Mal angezählt am Boden liegen, dann machen Sie es wie ein guter Boxer: Stehen Sie auf, überlegen Sie, wo der Fehler lag, und gehen Sie mit einer veränderten Taktik wieder an das Leben dran. Und tun Sie es mit Zuversicht! So wie Pippi, die sagt: „Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut!“

      Gute Selbstfürsorge

       „Singt ruhig, ich erhole mich inzwischen ein bisschen. Zu viel Gelehrsamkeit kann selbst den Gesündesten kaputtmachen.“

      Pippi kann es sich gutgehen lassen! Dabei übertreibt sie es sicher etwas (mit dem zitierten Satz erklärt sie nämlich ihre Weigerung, weiterhin zur Schule zu gehen), aber wenn wir uns nur ein bisschen von Pippis Lebenslust und Daseinsfreude abschauen können, dann nähern wir uns schon einem weiteren Merkmal resilienter Menschen an. „Nimm dir Zeit

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