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genau das fange ich jetzt besser mal an zu akzeptieren!“

      Warum ist dieses Ja-Sagen für die Entwicklung unserer Resilienz so wichtig? Weil wir durch Annahme unserer Lebenswirklichkeit Kraft sparen, die wir ansonsten bei der Jagd nach unerreichbaren Dingen vergeuden. Weil wir erst dann, wenn wir uns von unseren (im Moment) unrealistischen Erwartungen verabschieden und Ja sagen zu dem, was ist, in der Lage sind, diesen Ist-Zustand lebensmutig zu gestalten. Denn vermutlich werden wir erst jetzt das Gute und Positive in unserem Leben entdecken und dankbar all die Kompetenzen wahrnehmen, die uns mitgegeben wurden. Dankbarkeit ist der Schlüssel zu Resilienz und Lebensmut. Nicht umsonst fordert ein Beter in der Bibel sich selbst auf: „Mit meiner Seele will ich den Herrn loben und das Gute nicht vergessen, das er für mich tut“ (Psalm 103, Vers 2)! Und dann folgt eine ganze Litanei von guten Dingen, die Gott ihm geschenkt hat. Trainieren wir in gleicher Weise unsere Dankbarkeit, dann konzentrieren wir uns auf das Gute in unserem Leben. Und über diese veränderte Wahrnehmung entdecken wir, dass unsere Realität viele Gestaltungsmöglichkeiten bietet und durchaus auch ihre schönen Seiten hat.

      Dankbarkeit macht zufrieden! Wer dagegen immer unerreichbaren Idealen hinterherjagt oder sich mit anderen und ihren Lebensumständen vergleicht, ist ständig mit sich selbst und dem Leben unzufrieden. Diese permanente Unzufriedenheit schwächt unser seelisches (übrigens auch unsere körperliches!) Immunsystem enorm. Denn wir kämpfen und strampeln ständig gegen das Leben an, so, wie es uns zugemutet ist, und verbrauchen dabei eine Menge Kräfte. Sagen Sie doch lieber „Ja“, und setzen Sie Ihre Kräfte zur konstruktiven Gestaltung Ihres Lebens ein!

      Das hier beschriebene Ja-Sagen hat allerdings nichts gemein mit der frustrierten Resignation eines hilflosen Opfers. Nein, es ist eine bewusste und aktive Entscheidung, ist ein Zeichen von Stärke und nicht von Schwäche. Ist … lebensmutig!

      Wenn Sie das nächste Mal mit sich selbst oder unerreichbaren Zielen hadern, dann machen Sie’s doch einfach wie Pippi: „Ich einfach bin bloß Pippi Langstrumpf, und ich pfeifen auf das Thronsitzen.“

      Nichts ist unlösbar

       „Wir laufen zum Fluss und gehen dann auf dem Wasser. Das kann man, man kann alles, was man will!“

      Na ja, ganz so einfach wie bei Pippi geht es natürlich nicht. Auch unserem Wollen sind Grenzen gesetzt. Und ich für meinen Teil kann nur sagen: Gott sei Dank ist das so! Was habe ich in meinem Leben nicht schon alles tun und haben wollen, war aber hinterher heilfroh, dass sich die Dinge anders entwickelt hatten. Mein Wollen ist ja nicht immer nur durchdacht, gut und lebensförderlich, sondern enthält auch egoistische, unreife und unbedachte Anteile!

      Dennoch: Menschen, die um ihre Selbstwirksamkeit wissen, die vor Hindernissen und Problemen nicht direkt einknicken, sondern zunächst einmal fest davon überzeugt sind, dass sie diese Hürden überspringen können und dass es immer irgendeinen Weg gibt, sind deutlich resilienter als die Pessimisten und Schwarzseher.

      Aber kann man Optimismus lernen? Ja, man kann! In diesem Lernprozess geht es nicht darum, sich eine rosarote Brille aufzusetzen und sich fortan immer alles schönzureden, Probleme einfach auszublenden oder den Kopf in den Sand zu stecken. Solch eine blauäugige Lebensführung kann böse enden, weil wir in unserer Unbedarftheit in jede nur erdenkliche Falle tappen, die das Leben zu bieten hat. Nein, es geht vielmehr darum, sich auch angesichts von Problemen und Schwierigkeiten eine positive und bejahende Haltung zum Leben zu bewahren. Wie kann das geschehen? Hier einige Impulse:

       Keine Verallgemeinerungen

      Ich hüte mich vor Verallgemeinerungen. Nur weil ich gerade an einer Stelle des Lebens Probleme habe, ist nicht gleich alles problematisch. Nur weil ich beispielsweise gerade keinen Job finde oder es in meiner Ehe nicht rundläuft, heißt das nicht, dass alles in meinem Leben immer und nur schiefgeht. Nur weil ich in einem Punkt versagt habe, bin ich nicht grundsätzlich ein Versager. Menschen mit einem Hang zum Pessimismus neigen genau zu dieser Verallgemeinerung. Das kenne ich von mir selbst nur zu gut! Und ich muss mir immer wieder bewusst machen, dass die Probleme, die ich momentan habe, in der Regel nur einen ganz kleinen Teil meines gesamten Lebens ausmachen. Neben dem gibt es viele andere Bereiche, in denen es richtig gut läuft. Mache ich mir das bewusst, gelange ich wieder zu einer ausgewogenen und deutlich optimistischeren Sicht auf mein Leben.

       Handlungsfähig bleiben

      Ich vermeide eine vorschnelle „Da-kann-man-nichts-machen“-Haltung, die einer Opferstarre gleicht, sondern bleibe handlungsfähig. Das hilft, auch in Situationen, die ich nicht ändern kann, nach Möglichkeiten zu suchen, das Leben dennoch zufriedenstellend zu gestalten. Auch wenn ich „Ja“ sage und annehme, was sich nicht verändern lässt, bleiben ja immer noch genügend Spielräume, Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Z. B.:

      Ich habe nicht genug Geld, um in den Urlaub zu fahren? O. k. Akzeptiert! Aber was gibt es für Möglichkeiten, vor Ort und ohne großen finanziellen Aufwand für meine Erholung zu sorgen?

      Ich habe keinen Partner? O. k. Angenommen! Aber was kann ich auf andere Weise tun, um meinem Wunsch nach Austausch und Gemeinschaft Genüge zu tun? Welche Möglichkeiten gibt es, andere Singles kennenzulernen (unter denen dann vielleicht auch ein potenzieller Partner ist)?

      Meine kleinen Kinder lassen mir nicht viel Zeit für mich selbst? Ja! Das ist so! Aber welche Möglichkeiten habe ich, mir trotzdem ein wenig Luft zu verschaffen? Etwa durch einen Babysitter oder bessere Absprachen mit meinem Partner?

      In jedem Fall verharre ich nicht in einer Opferstarre, sondern werde aktiv und nehme mein Leben in die Hand! Dieses aktive „Ich-pack-mein-Leben-an“ holt uns aus dem sich selbst bedauernden Pessimismus heraus und gibt uns einen deutlichen Schubs Richtung Optimismus. Und je mehr wir entdecken, dass diese kleinen, aber höchst aktiven Schritte Erfolg haben, umso mehr wächst in uns eine optimistische Lebenshaltung.

       Durchhaltevermögen entwickeln

      Ich bleibe dran! Kann sein, dass die ersten Schritte Richtung positive Lebensgestaltung nichts bringen. Jetzt bloß nicht in eine „Siehste-hab-ich-doch-gleich-gesagt-dass-ich-keine-Chance-habe“-Haltung zurückfallen. Der Optimismus sagt: Das ist normal! Viele Dinge klappen nicht auf Anhieb, sondern erst beim zweiten oder dritten Anlauf. Ich versuche es deswegen noch einmal, und wenn es sein muss, auch noch ein weiteres Mal. Irgendwann wird es klappen! „Man kann alles, was man will“, sagt Pippi und meint damit, dass wir an den Dingen, die uns wirklich wichtig sind, mit Biss und Durchhaltevermögen dranbleiben müssen, um zum Ziel zu kommen. Ansonsten war unser „Wollen“ nur eine Farce.

       Vertrauen in die Selbstwirksamkeit stärken

      Ich stärke mein Selbstvertrauen und das Zutrauen in meine Selbstwirksamkeit. Das kann ich tun, indem ich allen verunsichernden und mich selbst kleinmachenden Gedanken Einhalt gebiete und ihnen nicht so viel Aufmerksamkeit schenke. Stattdessen fange ich an, mir etwas zuzutrauen: „Du schaffst das!“ Darüber hinaus distanziere ich mich von Menschen, die mich runterputzen, verunsichern und geringschätzen, und umgebe mich viel mit Menschen, die mich ermutigen, loben, mir etwas zutrauen, an mich glauben und mich fördern.

      Wie enorm wichtig das ist, habe ich gerade erst erfahren. Vor ein paar Wochen nahm ich an einem Chorworkshop teil: Zwei Abende und einen ganzen Tag lang wurde geprobt, dann sollte das Konzert stattfinden. Als ich am ersten Abend die Fülle der einzuübenden Musikstücke sah, dachte ich nur: Never! Niemals kriegen wir das alles in dieser kurzen Zeit in unseren Schädel! Aber die Chorleiterin war dermaßen überzeugt von uns und unserer Lernfähigkeit, dass ich mich an ihre Überzeugung drangehängt und blind darauf verlassen habe, dass sie uns realistischer (und besser) einschätzt als wir selbst. Und sie hatte mit ihrer Wahrnehmung absolut recht. Da war viel, viel mehr! Entscheidend war allerdings auch, dass sie mit ihrer geballten Kompetenz dabei war und uns souverän und sicher führte. Auch und gerade in schwierigen Passagen brauchten wir sie nur anzuschauen und uns an ihre Sicherheit dranzuhängen.

      Anhand dieses Beispiels

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