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Silber bei 962 Grad.

      Die gefundenen Eisengegenstände bezeugen, daß in Ägypten Grundkenntnisse der Eisenverarbeitung vorhanden und die technischen Schwierigkeiten damit nicht unüberwindbar waren. Diese und die aus der Verhüttung von Kupfer und Zinn gewonnenen Erfahrungen hätten durchaus für eine Umstellung auf Eisen genügt. Der wesentliche Grund muß also woanders liegen. Tatsächlich sind es zwei Gründe:

      Zum einen gibt es weder in Ägypten noch in den ägyptischen Einflußgebieten Eisenerzvorkommen, zum anderen sind die ägyptischen Heere bis zum Ende des Mittleren Reiches auf keinen technisch so deutlich überlegenen Gegner gestoßen, daß es zu einem Umdenken in der Kriegsführung und umfassenden Anschub in der waffentechnischen Weiterentwicklung kommen konnte.

      Seine strategische Lage schützte Ägypten über Jahrtausende besser und vollkommener, als es eine Armee je vermocht hätte. Wer von Osten oder Westen eindringen wollte, mußte zunächst wasserlose Wüsten passieren. Zwar gab es an versteckten Orten einige wenige Brunnen und kleine Oasen, doch mußten diese erst gefunden werden und reichten dann oftmals nicht für die Versorgung eines Heeres aus.

      Würde ein Mensch bei dieser Durchquerung nur drei Liter Wasser am Tag benötigen, müßte für tausend Soldaten ein Wasservorrat von 3000 Liter pro Tag mitgeführt werden; dauert der Marsch zehn Tage, sind es schon 30 000 Liter. Zusätzliches Wasser mußte zum Kochen vorrätig sein, denn die Verpflegung bestand vornehmlich aus getrocknetem Fleisch und Gemüse, Brot (t w#D) wurde täglich aus Mehl (qwnk) und Wasser zubereitet.

      Das Mitführen von Schlachttieren zur Versorgung mit frischem Fleisch brachte zusätzliche Probleme mit sich; die Tiere mußten getränkt und gefüttert werden. Da das Fleisch nicht roh verzehrt wurde, hatte man auch an entsprechende Mengen von Brennmaterial zu denken, vom Kot der Tiere einmal abgesehen, den man auch noch sammeln und trocknen mußte.

      Eine Armee war eine völlig auf sich gestellte Einheit, die alles mit sich führte, was sie zum täglichen Leben und zum Kampf benötigte. Nachschub gab es nicht, denn der Transport hätte vor den gleichen Schwierigkeiten wie die zu versorgende Armee gestanden und zusätzlich die wertvolle Fracht auch noch vor Angriffen nomadisierender Wüstenstämme schützen müssen.

      Die Ägypter hatten frisches Wasser in ausreichender Menge im Rücken, dazu frische Lebensmittel im Überfluß. Auch ein hastig aufgestelltes Heer ist ausgeruhter als eine Truppe, welche gerade die Strapazen einer Wüstendurchquerung hinter sich gebracht hat.

      Wie tödlich die Wüste sein kann, soll 523 v. Chr. der Perserkönig Kambyses II.12 erlebt haben. Drei Jahre nach seiner Eroberung Ägyptens brach er vorgeblich mit 50 000 persischen Soldaten auf, um einen Tempel in der Oase Siwa zu zerstören. Dieses Heiligtum in der westlichen Wüste galt als Zentrum des Widerstandes gegen die persische Besatzungsmacht und war verständlicherweise dem Herrscher mehr als nur ein Dorn im Auge.

      Ein Sandsturm machte dem Kriegszug ein Ende, Kambyses verschwand spurlos mit seinem gesamten Heer in der Wüste und bis heute ist auch nicht der geringste Hinweis auf den Verbleib der Armee gefunden worden.

      Der geschichtlichen Überlieferung nach soll der König von Priestern des Amun gewarnt worden sein. Sie hatten Kambyses prophezeit, daß ihn und seine Mannen ein elender Tod in der Wüste erwarte, würde er mit seiner Eroberung Ägyptens fortfahren.

      Was am Verschwinden sowohl der Armee und vorgeblich des Königs als auch der Prophezeiung Wahrheit und was Legende ist, wird nur zum Teil auf absehbare Zeit ein Rätsel bleiben.

      Der griechische Reiseschriftsteller Herodot berichtet nämlich anderes vom Tod des Königs, nämlich daß Kambyses in Folge einer versehentlich am Oberschenkel selbst zugefügten Schwertwunde durch Wundbrand in der syrischen Stadt Agbatana starb, was auch von persischen Quellen bestätigt wird13:

      Als Kambyses den Namen Smerdis hörte, erkannte er sofort, daß Prexaspes recht hatte, und daß jener Tram in Erfüllung gegangen war. Denn ihm hatte ja geträumt, jemand verkünde ihm, daß Smerdis auf dem Königsthron säße und mit dem Haupte den Himmel berühre. Da merkte er, daß er Smerdis umsonst hatte ums Leben bringen lassen, und beklagte ihn. Und nachdem er geweint und über all das Unglück geklagt hatte, stieg er aufs Pferd und beschloß, eiligst nach Susa gegen den Mager zu ziehen. Aber beim Aufsteigen aufs Pferd löste sich der Knauf an der Scheide des Schwertes, und das bloße Schwert drang ihm in den Schenkel. Die Wunde war an derselben Stelle, wo er damals den ägyptischen Gott Apis getroffen hatte. Er hielt sie für tödlich und fragte nach dem Namen der Stadt. Man sagte ihm, sie heiße Agbatana. Nun war ihm einst in Buto in Ägypten geweissagt worden, er würde in Agbatana sterben. Er hatte gedacht, es sei Agbatana in Medien gemeint, daß er dort als Greis im Mittelpunkt seines Reiches sterbe würde. Aber das Orakel hatte Agbatana in Syrien gemeint.

      Als ihm der Name der Stadt genannt wurde, verließ ihn plötzlich sein Wahnsinn, so sehr hatte ihn die Nachricht von dem Aufstand des Mager und seine Verwundung erschüttert. Er verstand das Orakel und sagte:

      „An diesem Ort ist es Kambyses, Kyros‘ Sohn, beschieden zu sterben.

      Wer Ägypten von Süden angreifen wollte, hatte auf dem Landweg ebenfalls Wüsten vor sich. Die Katarakte des Nils schlossen einen Angriff über den Strom aus, da sie für zum Truppentransport geeignete Schiffe völlig unpassierbar waren.

      Offen war hingegen der Eingang nach Ägypten über die fünf Arme des Nils im Delta des Nordens. So liegt also die Vermutung nahe, daß Angreifer es vorgezogen haben könnten, mit Schiffen vom Mittelmeer aus nach Ägypten einzudringen. Das setzt aber voraus, daß diese Schiffe seegängig und groß genug sind, um Soldaten und Material transportieren zu können.

      Die Einfahrt in ein unbekanntes Binnengewässer hat jedoch ihre Tücken; was für das Meer gut und unentbehrlich ist, erweist sich in Flüssen meist als Nachteil. Waren die Kapitäne auf See vorzügliche Nautiker und wußten ihre Schiffe im Wind zu halten, hatten sie weder vom Nil noch seinen Armen auch nur die geringsten Kenntnisse und wußten nichts von Untiefen und Strömungen. Schon bei der Einfahrt wäre eine Vielzahl der Schiffe auf Grund gelaufen und im günstigsten Fall manövrierunfähig liegengeblieben.

      Zu Fuß passierbar waren die schmalen Landstreifen östlich und westlich des Deltas entlang des Mittelmeeres. Doch diese Landstreifen waren über weite Strecken karg und öde und hatten außer Salzwasser und dürrem Bewuchs wenig zu bieten. Die an den fruchtbaren Stellen lebenden Völker, Libyer im Westen und Asiaten im Osten (Abb. 18), teilten sich in Stämme und Stadtstaaten auf, die untereinander ebenso schnell Bündnisse eingingen wie sie diese wieder zerbrachen, doch nur selten eine ernsthafte Gefahr für die aus dem vereinigten Ober- und Unterägypten erwachsende Großmacht Ägypten bedeuteten.

      Im Westen gab es kein gleichwertiges oder auch nur vergleichbares Reich, doch im Osten befanden sich gleich zwei, von welchen das eine Ägypten schwer zu schaffen machen und das andere das Land erobern sollte, das Reich der Hethiter und das der Perser.

      Doch auch ihren Heeren war der Weg nach Ägypten versperrt, den Hethitern für immer und den Persern für lange Zeit. Denn hätten sie sich am Mittelmeer entlang bewegt, hätten ihnen Festungen den Weg versperrt, ohne daß ein Ausweichen durch die Felsenwüsten des Sinai möglich gewesen wäre. Die letzte Sperre bildete das Delta selbst; mit einem Netzwerk aus unzähligen Kanälen und Sümpfen war es denkbar ungeeignet für eine Feldschlacht.

      Abb. 17: Der Mumienkopf Ramses‘ III.

      Foto: G. Elliot Smith

      Dieser von den Göttern und der Natur um Ägypten errichtete Schutzwall hatte seine Lücken und erwies sich letztlich nicht als unüberwindbares Bollwerk, weder für politische Strömungen noch für Eroberer.

      Zwischen dem Mittleren und dem Neuen Reich wird Ägypten für nahezu hundert Jahre von den Hyksos beherrscht, von 945 bis 715 v. Chr. ist es die aus Libyen stammende Dynastie der Bubastiden, die regiert und die nubischen Könige der 25. Dynastie wird man zu späterer Zeit als die schwarzen Pharaonen bezeichnen.

      Abb.

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