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Schnelligkeit des geführten Schlages eine ungeheure Energieabgabe am Aufschlagpunkt, ausreichend um Schädel und Knochen zu zertrümmern. Waren, wie beispielsweise bei vielen Tellerkeulen, die äußeren Partien nicht gerundet sondern eckig, wurden zumindest tiefe Fleischwunden gerissen14. Letztere dürften der Anlaß gewesen sein, daß auch die gerundeten Formen mitunter kantige Vorsprünge und Einschnitte erhielten.

      Die hohe Zeit der Kriegskeulen war zwischen 3500 und 3000 v. Chr., bereits zum Ende der vordynastischen Zeit wurden sie vom leichteren Beil in zunehmendem Maß abgelöst und waren zu Beginn der dynastischen schließlich ganz verschwunden. Eine der letzten tatsächlichen Kriegskeulen aus der 1. Dynastie (Abb. 35) wurde in einem Grab in Saqqara gefunden und ist im dortigen Imhotep-Museum ausgestellt.

      Abb. 35: Eine späte Kriegskeule aus der 1. Dynastie.

      Doch überlebt hat die Keule (t#-Tbt n qnqn), wenn auch nicht als Kriegswaffe, sondern als Zeichen der Macht, als Kult- und Königswaffe (HD).

      Die Schminckpalette des wohl letzten Königs der vordynastischen Zeit, Horus-Narmer (Nor-(mr)), bzw. Narmer, zeigt den Pharao, wie er den besiegten Feind mit der Linken am Schopf gepackt niederhält, in der Rechten die zum Schlag erhobene Birnenkeule (Abb. 36).

      Diese Darstellung des „Erschlagens der Feinde“ ist verbindlich in den Kanon der ägyptischen Königsdarstellungen eingegangen und begegnet an den Tempelwänden bis zum Ende des Ägyptischen Reiches.

      Abb. 36: König Narmer erschlägt den Feind.

      Abb. 37: Nubische Bogenschützen nach einem Modell aus dem Grab des Gaufürsten Meseheti.

      Die Infanterie gilt allgemeinhin als das Rückgrat der Armee. Bei den Alten Ägyptern war sie die Armee.

      Doch in den Anfängen des Reiches scheint es keine Armee gegeben zu haben, zumindest liegen keine entsprechenden Zeugnisse vor, was auf eine fast tausendjährige Periode relativen Friedens deutet, die mit dem Niedergang des Alten Reiches ihr Ende findet.

      Vermutlich waren die ersten Truppen bewaffnete Expeditionen unter Führung eines Mitglieds des Königshauses, weit entfernt von dem, was wir heute unter dem umgangssprachlichen Begriff „Armee“ verstehen. Von ersten größeren Kriegszügen und damit indirekt von einer Armee, berichtet der sogenannte Palermostein, der seit 1877 im sizilianischen Regionalmuseum von Palermo aufbewahrt wird, ein Bruchstück des aus der 5. Dynastie stammenden Annalensteins.

      Abb. 38: Die hieroglyphische Schreibung des Titels „Herr der beiden Länder“.

      Er überliefert, daß erstmals Dewen, einer der frühen Könige der 1. Dynastie, siegreiche Expeditionen gegen den Sinai und Südpalästina durchführte und erfolgreich gegen die „Hundeleute“ stritt, mit denen eventuell nubische Stämme gemeint sind. Und Dewen ist es, der erstmals den Titel „Herr der beiden Länder“, nesubit (Njswt-bjtj), hieroglyphisch dargestellt durch die Binse für Ober- und die Biene (Abb. 38) für Unterägypten, führt, ein Epitheton, das fortan festem Bestand in der Titulatur aller ägyptischer Könige ist.

      Weiter schildert der Palermostein, daß der rund 370 Jahre nach Dewen regierende Begründer der 4. Dynastie, König Snofru, eine Festung errichtet und zwei Kriegszüge unternommen habe.

      Der erste führte nach Nubien, das „elende Land Kusch“ (K#S), wo 7000 Gefangene gemacht und 200 000 Stück Vieh erbeutet wurden; der zweite war eine Strafexpedition nach Libyen, bei der die Zahl der Gefangenen mit 1100 und des erbeuteten Viehs mit 13 000 beziffert wird.

      Daß die numerischen Angaben stimmen, sei unterstellt; zwei Felseninschriften, als Nr. 27 und Nr. 28 bezeichnet, bei Khor el-Aquiba, gegenüber des ehemaligen Tempels von Karanog zwischen dem 1. und 2. Katarakt im Süden Ägyptens, nennen ebenfalls die Zahl von 7000 Nubiern, die von einem Aufgebot von 20 000 Soldaten unter dem Befehl der Hofbeamten Chaibaubata und Sauibi gefangengenommen wurden, gestellt von zwei Gauen, dem 17. oberägyptischen Gau und dem 14. unterägyptischen Gau, „um Unternubien zu zerhacken“15:

      jrj-jX.t-nj·swt Jnpw.t %oj-b#w-Bt jw(j).t=f

      Hno mSo.w 20 000 (Dbo.wj) [jr] XbÜ W#w#.t

      Der königliche Hofangehörige des Schakalsgaues, Chaibaubata:

      Er kam mit 20 000 Soldaten, um Wawat zu zerhacken.

      jrj-jX.t-nj·swt J#bt·j-pHtH·j c#w[=J]-jb[=j]

      nDr(j).t NHÜj 7000 (ÜfXw-X#)

      Der königliche Hofangehörige des Hinteren Ostgaues, Sauibi:

      Gefangennehmen von 7000 Nubiern.

      Doch mit Sicherheit ging es dabei weniger um das Zerhacken von Nubien oder Nubiern, als mehr um die Beschaffung von Arbeitskräften für Snofrus umfangreiche Bauprojekte, zu denen auch drei Pyramiden gehören16.

      War diese Armee schon mal verfügbar, konnte sie auch andere Aufgaben wahrnehmen, zum Beispiel die Sicherung der Wege zu den Steinbrüchen im Süden Ägyptens oder zu den Minen im Sinai.

      Die Inschriften der Felsenbilder im Wadi Maghara, östlich der etwa 19 Kilometer am Golf von Suez liegenden Ortschaft Abu Suweis im südlichen Sinai, machen die Annahme tragfähig, daß bereits Snofru den Sinai, das „Bergwerkland“ (Bj#w) mit seinen Kupfer- und Türkisminen17, dauerhaft, das heißt militärisch, für Ägypten gesichert hat.

      1894 wird in der Nekropole nahe des mittelägyptischen Assiut, rund 375 Kilometer südlich von Kairo und am westlichen Nilufer gelegen, das Grab eines Gaufürsten aus der 11. Dynastie namens Meseheti entdeckt.

      Im Grab gefunden werden auch zwei Holzmodelle, die Aufschluß über Bewaffnung und Ausstattung der Soldaten geben. Jedes dieser Modelle zeigt ebenso plastisch wie lebensnah eine Gruppe von jeweils 40 Soldaten in Marschaufstellung, beide bislang im Saal 37 des Ägyptischen Museums in Kairo ausgestellt.

      Die Zahl 40 ist weder zufällig gewählt noch ein Hinweis auf die Mannstärke einer bestimmten militärischen Formation. Sie verdankt ihr Zustandekommen der babylonischen Zahlenmagie, in welcher die Zahl 40 zum einen das Symbol für Prüfung und Bewährung, zum anderen eine undefinierte Mengenangabe, ähnlich dem heutigen „ziemlich viel“, vorstellt18. In den „40 Jahren“, beispielsweise der Dauer des Exodus, der Flucht der Israeliten aus Ägypten bis zum Erreichen des Gelobten Landes19, taucht die 40 mit gleichem Hintergrund wieder auf. Auch hier sind keine wirklichen 40 Jahre gemeint, sondern einfach nur ein sehr langer, viele Jahre umfassender Zeitraum.

      Im Gegensatz zu den auf der Jäger-Palette dargestellten Jäger-Kriegern sind die Soldaten des Meseheti der jeweiligen Marschformation nur mit einer Waffe ausgestattet; es ist also zu einer Spezialisierung gekommen, die bis zum Ende des pharaonischen Ägyptens nahezu unverändert beibehalten werden wird.

      Abb. 39: Die mit Schild und Lanze bewaffneten Soldaten des Meseheti.

      Die Bewaffnung der einen Gruppe (Abb. 39) besteht aus Schild und Lanze (sk), eine Gattung, die wohl die Mehrheit der ägyptischen Armee ausmacht. Nicht von ungefähr dürfte es kommen, daß die altägyptische Aufstellung „in Reih und Glied“ als „unter Lanzen“ (xr skw) befohlen wurde.

      Daß es sich um Lanzen und keine Speere handelt, liegt auf der Hand, denn nach dem Werfen des Speeres wäre der Soldat waffenlos gewesen. Die Lanzenspitzen des Modells sind als feine, blattförmig gezogene Metallklingen ausgeführt.

      Waren die archaischen Speere und Lanzen noch mit Feuersteinspitzen bestückt, wurden diese nach und nach erst durch Kupfer, dann durch Bronze und schließlich

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