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bis weit in die Zeit des Mittleren Reichs nachgewiesen, doch dürfte dieses Material im militärischen Bereich bereits in der 12. Dynastie keine Rolle mehr gespielt haben.

      Bis zum Ende des Mittleren Reiches liefen die Lanzen- und Speerspitzen hinten in einem stumpfen Fortsatz aus, mit denen sie in eine entsprechend tiefe Kerbe am Ende des jeweiligen Schaftes eingesenkt und mit Harz sowie einer die Kerbung einzwingenden Umschnürung gehalten wurden.

      Abb. 40: Lanzenspitze mit Mittelrippe und Tülle.

      Diese Konzeption wird bis ins Neue Reich beibehalten, doch seit Beginn der 18. Dynastie wird der Fortsatz zunehmend von einer auf den Schaft aufgesetzten und mit einer Niete oder einem Klebematerial gehaltenen Tülle abgelöst, die sich als Mittelrippe des Blattes mit kreisrundem Schnitt fortsetzt (Abb. 40).

      Abb. 41: Lanzenspitzen unterschiedlicher Ausführung.

      Foto: Walther Wolf (1926)

      Nimmt man die Größe der Modellsoldaten als Maßstab, haben die Lanzen eine Länge von bis zu 2 Metern gehabt.

      Speere und Lanzen waren mit den gleichen, langen lanzettförmigen Stoßklingen mit waagerecht abgeschnittenen Seitenflügeln ausgestattet und unterschieden sich nur durch das Material der Schäfte. Neben dieser Hauptform gab es unterschiedliche Ausführungen, von denen angenommen wird, daß es sich um Importe oder Beutestücke handelt (Abb. 41).

      Der Speer wurde als nisut (nswt) bezeichnet, als Binse. Das läßt annehmen, daß das leichte Rohr der Binse das Material für den Speerschaft stellte oder in der Frühzeit gestellt hatte.

      Für die Lanze als Stoßwaffe wurde ein Holz benötigt, welches vor allem stoß- und druckfest sein mußte. Hier kommt die Birke in Frage, deren Holz sich außerdem noch durch das geringste Schwindmaß aller Holzarten auszeichnet, es also bei Trockenheit kaum schrumpft und bei Feuchtigkeit kaum quillt.

      Im Sarg des in der 17. Dynastie herrschenden Pharaos Kamose wurde der Teil eines Lanzenschaftes aus Ebenholz (hbnj) gefunden. Das kostbare Edelholz dürfte für die Truppe kaum zur Verfügung gestanden und nur für die königliche Prunkwaffe Verwendung gefunden haben, ebenso wie seine Lanzenspitze aus vergoldetem Eisen.

      Tragen die „Pikeniere“ in der Rechten die Lanze, halten sie in der Linken den Schild (SnT).

      Dieser hat eine waagerechte Unterkante, die seitliche Außenkontur steigt gerade an und verjüngt sich in einem in einer Spitze endenden Bogen. Diese Form (Abb. 42) repräsentiert den Schildtypus des Mittleren Reiches und hat den im Alten Reich üblichen, aus archaischer Zeit stammenden, leicht konkaven, rechteckigen Schild abgelöst. Funde belegen eine hölzerne, mit Rindsleder überzogene vordere bemalte Schildfläche, an deren Innenseite im oberen Teil ein als Griff dienender, durchbrochener Querriegel angebracht ist (Abb. 43).

      In der Weiterentwicklung findet sich am oberen Ende der Schilde des Mittleren Reiches häufig eine kleine Öse. Wurde zwischen dieser und dem Griff ein weiter Lederriemen angebracht, konnte der Schild bequem auf dem Rücken getragen werden.

      Die Bemalung deutet ein geschecktes Rinderfell an, das Fell des „starken Stieres“ (k#-nXt), dem tradierten Symbol für Kraft, Mannhaftigkeit und Stärke.

      Ein umlaufender schwarzer Strich steht für den Saum der Naht, mit welcher die archaische Fellbespannung in einem umlaufenden Holzrahmen befestigt war.

      Im Neuen Reich dürfte der Sinngehalt der Schildbemalung nicht mehr von Bedeutung oder überhaupt gegenwärtig gewesen sein; die Bemalung wird immer öfter auf ein Minimum reduziert, der angedeutete Saum entfällt oft ganz.

      Die Schilde des Neuen Reiches haben keine Spitzen mehr. Der Schild ist oben durch einen Bogen abgeschlossen und verjüngt sich nach unten, die Seiten treffen im stumpfen Winkel auf die gerade untere Linie (Abb. 45).

      Abb. 42: Die Schilde der Soldaten des Meseheti.

      Abb. 43: Die Innenseite des Schildes mit einem durchbrochenen Querriegel als Griff.

      Foto: Walther Wolf (1926)

      Im oberen Teil ist in den Darstellungen häufig ein runder Kreis zu sehen, der entweder als metallener Schildbuckel oder traditionell angebrachte Restbemalung ausgelegt wird (Abb. 45).

      Die Größe der Schilder reichte vom kleinen Schild, welches nur den Torso schütze, bis zum fast mannshohen, hinter welchem der ganze Soldat Deckung finden konnte. Die Mehrzahl der Schilde hatte eine Höhe von etwa 50 cm bis 1 Meter.

      Die „kleine Öse“ am oberen Schildrand stellte in der Tat eine Weiterentwicklung dar, eine wichtige sogar, denn durch das Tragen auf dem Rücken wurde eine Hand frei.

      Abb. 44: Ein Beil, wie es der Soldat des Amarna-Reliefs trägt.

       Foto: Walther Wolf (1926)

      In Heliopolis wurden aus dem Abrissgut Amarnas, heute Tell el-Amarna, der einstigen Hauptstadt Echnatons am Ostufer des Nils in Mittelägypten, stammende Steinblöcke ausgegraben, deren Relief in der Rekonstruktion eine Gruppe eilender Soldaten zeigt (Abb. 45).

      Der rechte Soldat trägt seinen Schild auf dem Rücken und in der nunmehr freien Hand ein Beil. – Die Beile haben die Kriegskeulen längst abgelöst.

      Ein genau solches Beil wurde bereits 1916 von einem Grabungsteam des Metropolitan Museum of Art im Grab des Wesirs Chay in al-Asasif in Theben-West, östlich von Deir el-Bahari, gefunden und wird heute in New York mit der Inventarnummer 16. 10. 403a-c ausgestellt (Abb. 44).

      Die für das Neue Reich typische Beilklinge mit einer Länge von 14,5 cm besteht aus Bronze, der 54,5 cm lange Schaft aus Holz. Die Klinge hat nahe der Basis vorstehende Fortsätze, mit denen sie in eine Kerbung am Schaftende eingesetzt und von einer Lederumschnürung gehalten wird.

      Abb. 45: Eine Gruppe eilender Soldaten auf einem Relief aus Amarna.

      Ebenfalls im Besitz des Metropolitan Museums ist eine Axtklinge, die einem Entenschnabel ähnlich sieht, was diesem Klingentyp zum Namen verhalf: Entenschnabelklinge (Abb. 46).

      Diese gefensterte Tüllenbeilklinge, ebenfalls aus Bronze, hat eine halbovale Form mit zwei elliptischen Durchbrüchen und wird mit einer vertikalen Steckhülse auf den Schaft geschoben.

      Die Klinge stammt aus dem syrisch-kanaanitischen Raum und wurde in der 12. Dynastie entweder erbeutet oder importiert.

      Über die Herkunft ist nichts Genaues bekannt, als gesichert kann aber angenommen werden, daß der Fund in Ägypten gemacht wurde.

      Abb. 46: Gefensterte Tüllenbeilklinge, Höhe 11 cm.

      Foto: Walther Wolf (1926)

      Die Axt (jqXw) war nie die Waffe der Ägypter, auch wenn nahe des heutigen Tell el-Dab’a bei Quantir, dem ehemaligen Auaris ("wt-wort) im östlichen Nildelta, Streitäxte gefunden wurden.

      Abb. 47: Klinge einer Hyksos-Streitaxt.

      Sie zeichnen sich durch eine sehr schmale, lange Klinge, ähnlich einem Meißel, und einem Öhr für die Aufnahme des Schaftes aus (Abb. 47).

      Es war eine der Nahkampfwaffen der Asiaten, der Hyksos, semitischer Einwanderer, die hier siedelten und den Ort mit Seth als Schutzgott zu ihrer Hauptstadt machten.

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