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war der Reichtum Ägyptens eine ständige Verlockung für die Beduinen der Wüsten und die nomadisierenden Asiaten, welche in dem Reich am Nil eine Art Schlaraffenland sahen. In den sogenannten Lehren, einer besonderen Form der ägyptischen Literatur, ist das Verhältnis der Ägypter zu diesen fremden Völkern oft und ausführlich dargelegt. So sind in der Lehre für König Merikare, die wahrscheinlich von seinem Vater Cheti III. verfaßt wurde, die wenig herzlichen Zeilen zu lesen11:

      Gesagt wird dies vom Nomaden:

      Der elende Asiat, er ist übel daran wegen des Ortes, an dem er ist; unangenehm durch das Wasser, versteckt durch viele Bäume, und seine Wege sind übel wegen der Berge. Nicht kann er an einem Ort wohnen, wegziehend aus Not und zu Fuß die Fremdländer durchstreifend. Er kämpft seit der Zeit des Re; er siegt nicht, kann aber auch nicht besiegt werden. Er meldet nicht den Tag für den Kampf an wie ein Dieb, den der Arm der Gemeinschaft ausgestoßen hat.

      Solange ich aber lebte und solange ich da war, da waren die Nomaden innerhalb der Grenzmauer, da seine Festungen offen standen. Ich isolierte sie und ließ das Delta sie schlagen. Ich führte ihre Angehörigen fort, erbeutete ihren gesamten Lebensunterhalt und tötete die Leute unter ihnen, zur Schande der Asiaten gegenüber Ägypten.

      Kümmere dich nicht um ihn, denn der Asiat ist ein Krokodil auf seinem Uferdamm:

      Er packt wohl auf einsamen Weg, doch ergreift er nicht in der Nähe einer volkreichen Stadt.

      Eine bis in die Anfänge der Geschichte zurückreichende und immer wieder aufflammende Feindschaft verband die Ägypter mit den Libyern, was sie aber nicht hinderte, seit den Zeiten des Alten Reiches, genauer seit der 6. Dynastie, libysche Söldner in ihrem Heer dienen zu lassen. Als Libyer wurden die Bewohner des schmalen Küstenstreifens westlich des Deltas sowie der Oasen der libyschen Wüste „rechts vom Nil“ bezeichnet.

      In der frühen Ramessidenzeit schlossen sich verschiedene libysche Stämme zusammen, um unter der Führung ihres Fürsten Meri ins Westdelta vorzustoßen, wo sie neues Siedlungsland zu gewinnen dachten. Allerdings hatten sie in ungesunder Selbstüberschätzung vergessen, Pharao Merenptah um die entsprechende Erlaubnis zu fragen und der war mit dem Vorhaben überhaupt nicht einverstanden. Um 1209 v. Chr. wurden die Libyer südlich des heutigen Alexandria vernichtend geschlagen.

      Vor dem Zusammenschluß der Stämme war Merje (Mrj) Fürst des Stammes der libu (Lbw) gewesen und mit der Koalition übertrug sich der Name seines Stammes auf die anderen Stämme und hat sich bis heute im Namen des Staates Libyen erhalten.

      Aus den Kriegen mit den Libyern ist uns eine seltsam anmutende Praktik mehrfach bezeugt. So wurden noch unter Ramses III. (Abb. 17) von den beschnittenen ägyptischen Soldaten den unbeschnittenen Libyern der Penis abgetrennt und als Beweis für die Zahl der Getöteten vorgelegt.

      Abb. 13: Wie stark das ägyptische Engagement im Sinai war, bezeugt der 1868 entdeckte „krumme“ Tempel von Serabit el-Chadim.

      Der Gebrauch des Kupfers (Hmtj) verbreitete sich erst zu Beginn der sogenannten Thinitenzeit, der Zeit der ersten und zweiten Dynastie, in welcher das oberägyptische Thinis (Vnj) die Hauptstadt Ägyptens gewesen sein soll. Noch bis zum Neuen Reich wurden Waffen aus Kupfer hergestellt, obwohl seit mehr als einem Jahrtausend im ägäischen und asiatischen Raum längst die härtere und widerstandsfähigere Bronze benutzt wurde. Seit dem Mittleren Reich war die Bronze (Hsmn) in Ägypten bekannt und so läßt sich der zeitliche Versatz nur mit der Erzarmut des Landes erklären. Das „heimische“ Kupfer aus den Minen des Sinai reichte bei weitem nicht aus, den Bedarf zu befriedigen und so wurde zusätzlich Kupfer eingeführt, meist aus Zypern.

      Zur Herstellung von Bronze mußte das Kupfer im ungefähren Verhältnis zwischen 6 : 4 und 9 : 1 mit Zinn (DH#) legiert werden, welches weder in Ägypten noch im Sinai vorkommt und ebenfalls importiert werden mußte.

      Woher das Zinn stammte, ist ungeklärt, es gibt aber ernsthafte Hinweise, daß es nicht nur in zypriotischen und mittelasiatischen, sondern auch in spanischen oder englischen Minen gefördert und von Phöniziern nach Ägypten gebracht wurde.

      Abb. 14: Eine stets wiederkehrende Zeichenfolge wird der Schlüssel zur protosinaitischen Schrift: beth, oajin, lamed und taw, die hebräischen Buchstaben B, A, L und T.

      Legierten die Ägypter nicht selbst, kauften sie Bronzebarren von asiatischen Völkern. Sicher ist, daß unterschiedliche Legierungen mit Zugaben wie beispielsweise Arsen zur Härtung bekannt waren, welche im Neuen Reich das Kupfer zunehmend ersetzten.

      Die sogenannte Schwarzbronze zählt allerdings nicht zu den Legierungen, bei ihr handelt es sich um „normale“ Bronze, deren Oberfläche nach der Fertigstellung des Objekts mit einer Verbindung verschiedener Metalle oder durch Silbersulfid, eine Silber-Schwefel-Verbindung, schwarz patiniert wurde.

      Eine Legierung hingegen ist das „schwarzes Kupfer“ (Hmtj-km), welches durch das Legieren von Kupfer mit Gold und Silber entsteht und eine schwarzviolette bis dunkelblaue Patina erzeugt.

      Abb. 15: In Leinen gewickelte Käseklumpen in ursprünglich mit Öl gefüllten Tongefäßen, wie sie in einem Grab aus der 2. Dynastie in Saqqara erhalten geblieben sind.

      Eisen war in Ägypten nicht unbekannt und lange ist überlegt worden, warum die Ägypter das Eisen nicht waffentechnisch nutzten.

      In vorgeschichtlichen Gräbern wurden eiserne Schmuckperlen und in einzelnen Gräbern des Alten Reiches kleine Eisenbarren gefunden; das Werkzeug für die rituelle Mundöffnung der mumifizierten Toten, netjeri (nTrj), war ebenfalls aus Eisen hergestellt.

      Der älteste eiserne Gebrauchsgegenstand ist eine Lanzenspitze, mehr als 30 cm lang und sich auf 8 cm verbreiternd, welche in einem Grab in Buhen als Beigabe neben dem Toten gefunden wurde und nachweislich aus der 12. Dynastie stammt. Allerdings kann mit Sicherheit angenommen werden, daß es sich um ein Einzelstück handelt, welches auf Grund des Materials den Rang einer „gebrauchsfähigen Prunkwaffe“ gehabt haben dürfte.

      Der ägyptische Name des Erzes lautet bjaa-ne-pet (bj#-n-pt) und bedeutet „Himmelserz“. In Ägypten gibt es keinerlei Eisenvorkommen und so ist das Wort „Himmelserz“ ein Hinweis, daß es sich um Eisen aus Meteoren handelt, die in den Wüsten aufgelesen wurden. Metallurgische Analysen haben diese Annahme inzwischen bestätigt. Das in späterer Zeit aus dem syrisch-palästinensischen Raum eingeführte Eisen wurde dagegen als „Eisen aus Retschenu“ (bj#-n-pt n RTnw) bezeichnet.

      Einer der beiden Dolche aus dem Grab Tutanchamuns, sie befanden sich in seinen Mumienbinden, besitzt eine eiserne Klinge (Abb. 16), welche aus Meteoreisen geschmiedet ist.

      Abb. 16: Der nichtrostende Dolch Tutanchamuns.

      Das beweist nicht, daß der so jung verstorbene König besonders kriegerisch war, sondern vielmehr, daß dieses in Ägypten seltene Erz zu den besonderen Kostbarkeiten gezählt wurde.

      Eine weitere Besonderheit zeichnet diesen Dolch aus, die Klinge rostet nicht.

      Das ist kein Wunder, sondern ein Zeugnis vom Können der frühen Eisengießer. Der glutflüssigen Eisenschmelze wurde Elfenbein (#bw) beigegeben, welches verbrannte und dabei Phosphor freisetzte. Das Resultat war ein Eisen, das für breite militärische Zwecke zu teuer und zu weich, dafür aber rostfrei war.

      In unbehandeltem Zustand ist Eisen ein sprödes und hartes Metall, welches schnell bricht. Durch Schmieden und bestimmte Verfahren ändern sich aber die Eigenschaften bis hin zu denen des heutigen Stahls.

      Ein Grund für die ägyptische Verweigerung mag darin zu sehen sein, daß der Schmelzpunkt von Eisen bei 1535 Grad Celsius liegt. Zum Vergleich, der Schmelzpunkt von Bronze liegt, je nach

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