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      Abb. 9: Ein Toter in seinem Grab aus der Badari-Kultur.

      Aus seiner eigenen Erfahrung hatte Petrie die Lehre gezogen, daß eine ordentliche und systematische Feldarbeit nur dann möglich ist, wenn sie auf der Grundlage methodischer archäologischer Kenntnisse beruht. 1894 gründete er daher die heutige „British School of Archaeology“.

      Petrie wäre nicht Petrie gewesen, wenn er seine Forschungen nur auf das Land am Nil beschränkt hätte. Er folgte den ägyptischen Spuren bis nach Palästina. Am 28. Juni 1942 starb Sir William Matthew Flinders Petrie in Jerusalem.

      Zwischen 1922 und 1925 wurde in der Nähe des mittelägyptischen Dorfes Badari von britischen Archäologen unter der Leitung von Flinders Petrie gegraben, die an ungewöhnlicher Stelle auf neue und bisher unbekannte Zeugnisse des Pharaonenreiches hofften. Doch was sie fanden war nicht nur einer der ältesten Beweise zivilisierten Lebens auf ägyptischem Boden, sondern gleich eine völlig neue und eigenständige Kultur, die nach ihrem Fundort als Badari-Kultur bezeichnet wird.

      Schon vor nahezu 8000 Jahren bestatteten die Menschen dieser Kultur Rinder, Schafe und Ziegen wie ihre eigenen Toten (Abb. 9), welche sie in Matten eingehüllt, in linksseitiger Hockstellung mit Blick nach Westen in ovalen Gruben beisetzten (Abb. 10). Eine Töpferscheibe kannten sie noch nicht, doch erreichte ihre Keramik eine bemerkenswerte Vollkommenheit; die rot polierten und teilweise schwarz geschmauchten Gefäße sind mit diagonalen Rillen verziert und mit höchster Sorgfalt hergestellt (Abb. 11). Sie verarbeiteten Elfenbein zu Vasen und Statuetten und bearbeiteten Holz, Horn, Knochen sowie Schildpatt zu den kleinen Nützlichkeiten des täglichen Lebens. Aus Speckstein formten sie Perlen, die blau emailliert und als Schmuck getragen wurden.

      Etwa 80 Kilometer nördlich von Luxor liegt am westlichen Nilufern die Stadt Naqada, auch Negade genannt, Namensgeberin für die Kultur, deren materielle Hinterlassenschaften von Flinders Petrie als erstem Ausgräber 1894 freigelegt wurden.

      Die Naqada-Kultur überschneidet sich in ihren Anfängen mit der Badari-Kultur, sie existierte zwischen etwa 4500 und 3000 v. Chr., und teilt sich in drei Perioden:

       Naqada I, etwa 4500 bis 3500 v. Chr. Ursprung im Gebiet zwischen Luxor und Abydos.

       Naqada II, etwa 3500 bis 3200 v. Chr.Wird nach der Stadt Girza auch als Girza-Kultur benannt. Gebrauchsgegenstände werden nicht mehr nur für den Eigenbedarf, sondern auch als Tauschobjekte gefertigt; Kupfer wird in zunehmendem Maße verarbeitet.

       Naqada III, etwa 3200 bis 3000 v. Chr.Besiedelung der Gebiete in und um Buto und Minschat Abu Omar. Unterscheidet sich von Naqada II. vor allem durch die kostbaren Grabbeigaben hochgestellter Personen, die erste Ansätze zu einem Königtum vermuten lassen.

      Die Funde bewiesen den Forschern, daß die Badari-Menschen nicht mehr in der Steinzeit gelebt hatten, nämlich Nadeln, Perlen und Beile aus Kupfer, hergestellt im 5. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung.

      Aus Elfenbein geschnitzte Kämme und Nadeln zählten wahrscheinlich zu den Luxusgütern dieser Perioden.

      Noch ist nicht abschließend geklärt, wo diese Kultur ihren Ursprung hat, doch geht die Wissenschaft davon aus, daß sie überwiegend einer inneren Evolution entstammt, die starken asiatischen Einflüssen ausgesetzt war.

      Kupfer wurde im ariden Sinai gefunden, wo es an manchen Stellen im Süden der dreieckigen Halbinsel offen an der Felsoberfläche zutage trat. Doch weder gehörte in dieser Epoche der Sinai zu Ägypten noch gab es ein Ägypten zu dem er hätte gehören können, vielmehr war das Staatsgebiet des späteren Reiches von einigen wenigen Kulturen, wie eben zum Beispiel der Badari-Kultur, spärlich bevölkert. Badari befindet sich in Mittelägypten und so sollte man annehmen, daß die Kupferlieferungen aus dem Sinai den direkten Weg über das östliche Nildelta und dann den Fluß aufwärts genommen hätten.

      Daß dem nicht so war beweist die Tatsache, daß nördlich von Badari bisher kein einziger Hinweis auf die zeitgleiche Verarbeitung von Kupfer gefunden wurde. Es wird daher vermutet, daß das Kupfer durch die arabische Wüste und das Rote Meer nach Ober- und Mittelägypten gelangt ist.

      Abb. 10: Von Flinders Petrie angelegte Skizze eines von ihm gefundenen Grabes aus der Badari-Kultur.

      Wie stark das ägyptische Engagement im Sinai war, bezeugt der 1868 entdeckte „krumme“ Tempel von Serabit el-Chadim, etwa auf halber Höhe der Westküste und rund 10 Kilometer nördlich von Wadi Mughara in der Nähe der Sinaihauptstadt El Tur (Abb. 13).

      Hier wurde vor allem die Göttin Hathor verehrt und das ganz offensichtlich nicht nur von Ägyptern.

      Abb. 11: Keramik der Badari-Kultur

      Zeichnung von W.M. Flinders Petrie

      Hathor ist die Schutzherrin der Türkise und ganz in der Nähe liegen Türkisminen, aus denen die Pharaonen einen Großteil der begehrten Schmucksteine von Sklaven aus dem Sandstein schlagen ließen.

      Ungewöhnlich an diesem Tempel ist nicht, daß er nach heutiger Kenntnis der am weitesten vom ägyptischen Kernland entfernteste ist, auch nicht sein abgewinkelter Grundriß, dessen ältester Teil aus der 12. Dynastie stammt, sondern daß die Forscher neben den ägyptischen Hieroglyphen Texte mit unbekannten Schriftzeichen finden, die jedem Übersetzungsversuch widerstehen.

      Auch Flinders Petrie scheitert bei seinen Grabungen im Jahr 1904 und 1905 an den geheimnisvollen Zeichen. Erst seinem Landsmann Sir Alan Gardiner gelingt 1916 die Entzifferung.

      Gardiner findet heraus, daß die Schriftzeichen ganz offensichtlich aus der ägyptischen Hieroglyphenschrift übernommen worden sind, aber, anders als die Hieroglyphen, reine Alphabetzeichen darstellen. Eine stets wiederkehrende Zeichenfolge soll der Schlüssel werden: beth, oajin, lamed und taw, die hebräischen Buchstaben B, A, L und T2. Der Text ist in einer semitischen Sprache abgefaßt, denn baoalet ist das semitische Wort für „Herrin“; gemeint ist Hathor (Abb. 14). Nach dem Fundort benennt Alan Gardiner die „neue“ alte Schrift als protosinaitisch.

      Ägypten war durch und durch landwirtschaftlich geprägt und die Landwirtschaft war der eigentliche Reichtum des Landes. Unbeschadet aller großartigen Leistungen in Kunst, Architektur und Wissenschaft waren die Ägypter ein Volk von Bauern.

      Zur Zeit der Römer galt Ägypten als die Kornkammer des Römischen Reiches und Getreide gehörte neben Leinen zu den wichtigsten Produkten der Landwirtschaft. Unter Kaiser Augustus hatte Ägypten ein Drittel des römischen Getreidebedarfs zu decken, rund 135 000 Tonnen pro Jahr.

      Gemüse wie Lauch (j#qt), Knoblauch (HTn) und Zwiebeln (HDwt) wurde in Gärten gezüchtet, ebenso Bohnen (jwryt), Erbsen (tHw#t), Linsen (orSnt) und Kichererbsen (Hrw-bjk). Salat wurde angebaut und gedieh genauso prächtig wie Gurken (bndt.wt) und Melonen (dngw); Obstbäume brachten reiche Ernten und im Delta wuchs der Papyrus.

      Hauptnahrungsmittel waren Brot und Bier, zu beider Herstellung bedarf es des Getreides, dazu gab es meist Fisch, Gemüse und Früchte, vor allem Datteln, Sykomorenfeigen und Granatäpfel. Auch Weintrauben wurden gerne verspeist, doch war die Lese in erster Linie dem Keltern von Wein vorbehalten.

      Wer in der Nähe der Sümpfe lebte, aß die Blüten der Lilie sowie die Stängel der Lotosblumen und des Papyrus.

      Fleisch wurde zwar geschätzt, doch war es eine Frage des Geldbeutels, wer täglich Fleisch essen konnte; die Masse der Bevölkerung konnte es nicht. Zubereitet wurde Rind, Schwein, Schaf und Ziege und ergänzte den Speiseplan um das in der Wüste erjagte Wild, wie zum Beispiel die Hyäne.

      Auch Geflügel wurde gerne auf dem Tisch gesehen, wobei selbst der Kranich nicht vor Kochtopf oder Spieß verschont blieb.

      Als Nachtisch wurden auf der Grundlage von Honig oder den Beeren des Johannisbrotbaums zubereitete Süßigkeiten genossen.

      Kuhmilch gehörte nicht zu den beliebten Getränken,

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