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inmitten des Meeres“, die Ägäis.

      Im Nordosten, jenseits des Sinai, begann Asien, welches aus ägyptischer Sicht von so unerfreulichen Völkern wie den Assyrern, Babyloniern, Hethitern und Syrern bewohnt wurde. Im Neuen Reich wurde der Sinai angegliedert und damit wurden Phönizier und Kanaaniter Bewohner des Ägyptischen Reiches, wenn auch ungefragt und nicht ganz freiwillig.

      Abb. 3: Der Schlangenhalspanther.

      Die Lebensader Ägyptens war und ist der Nil, der mit seiner alljährlichen Flut den fruchtbaren Schlamm brachte, der die Wüste entlang des Stromes überhaupt erst zu Ackerland machte, zumindest bis zum Jahre 1968. Danach fielen die Fluten wortwörtlich flach, weil sie seither vom großen Stausee bei Assuan abgefangen und nur noch in dosierter Menge und völlig schlammfrei weitergegeben werden.

      Der Nil ist mit fast 6700 Stromkilometern der längste Fluß der Erde. Er entsteht aus dem Zusammenfluß des Blauen und des Weißen Nils auf der Höhe des sudanesischen Khartum, beide von weiteren Zusammenflüssen gespeist, von denen einer den Victoria- und Albertsee durchfließt und im zentralafrikanischen Burundi entspringt.

      Die Ursache für die alljährliche Nilüberschwemmung ist das zeitliche Zusammenfallen der Schneeschmelze im äthiopischen Hochland mit der Regenzeit im subtropischen Schwarzafrika.

      In der Antike teilte sich der Nil in fünf Mündungsarme auf, die in breiter Fächerung und verzweigt in zahlreiche Kanäle und Nebenkanälen ein fruchtbares Delta bewässerten, bevor sie sich in das Mittelmeer ergossen (Abb. 7). Heute sind, bedingt durch Verschlammung, Landsenkung und Nachlässigkeit, nur noch zwei Arme übrig.

      Auf seinem Weg nach Ägypten legen sich dem Strom zwischen Khartum und Assuan gewaltige Granitbarrieren in den Lauf, die mit ihren schroffen Klippen, Untiefen und Stromschnellen das Passieren zu Schiff unmöglich machen, die sechs Nilkatarakte.

      Schon im Alten Reich wurde daher versucht, den ersten Katarakt bei Assuan durch den Bau eines Kanals schiffbar zu machen. Lediglich vier Katarakte sind noch vorhanden, zwei sind nur noch Bodenerhebungen auf dem Grund des Assuansees.

      Der Nil bestimmte das Leben der Ägypter; wie tief die Verbundenheit mit dem Strom war und wie sehr er verehrt wurde, zeigt sich aus dem Nilhymnus, den der Dichter Cheti vor rund 4000 Jahren auf einem Papyrus niederschrieb1:

      Preis Dir, Nil, der Du aus der Erde entspringst, hervorkommst, um Ägypten mit Leben zu begaben.

      Du Verborgener, der dunkel aus der Tiefe zu Tage kommt, Du Schlamm Oberägyptens, der die Sümpfe tränkt, von Re erschaffen, um alle Durstigen zu erquicken.

      Der auch die Wüsten sättigt, die fern sind von Deinem Lauf, mit vom Himmel fallendem Tau.

      Du Geliebter des Geb, Du Leiter des Korngottes, der auch die Werkstatt des Ptah versorgt.

      Herr der Fische, der Du dem Flug der Zugvögel stromauf die Richtung weist, kein Vogel kommt zur falschen Zeit, der Gerste schafft und Emmer wachsen läßt, der die Tempel festlich ausstattet.

      Fehlt es an Wasser, dann schnürt es den Atem ab und jedermann verarmt.

      Wenn auch die Opferbrote für die Götter geschmälert werden, gehen die Menschen scharenweise zugrunde.

      Ist er geizig, leidet das ganze Land.

      Groß und Klein rufen: „Schreite weit voraus!“

      Sobald er naht, strömen die Menschen zusammen: „Chnum hat ihn geschaffen!“

      Wenn er steigt, ist das Land in Jubel, jeder Leib ist in Freude, jeder Mund lacht auf mit entblößten Zähnen.

      Er ist es, der die Nahrung bringt, reiche Speisen, der Schöpfer alles dessen, was reift.

      Herr des Segens, süß an Duft und gnadenreich, wenn er erscheint.

      Er ist es, der den Herden Futter beschafft und damit für die den Göttern zugedachten Schlachtopfer sorgt.

      Ist er auch in der Unterwelt, so hängen doch Himmel und Erde von ihm ab.

      Abb. 4: Die Göttin Satis.

      Er hat die Macht über Ägypten, er füllt die Speicher und weitet die Scheunen, er gibt den Armen Unterhalt.

      Er ist es, der die Bäume wachsen läßt an jeder Schöpferstelle, an denen es keinen Mangel hat. Aus Stein läßt sich kein Schiff erbauen.

      Er ist es, der den Papyrus gedeihen läßt durch seine Kraft.

      Er ist es, der sein Werk tut, ohne daß er angewiesen werden muß, aufgezogen im Geheimen, man weiß nicht wo, niemand findet den Ort seiner Quelle in den Schriften.

      Er ist das Wasser, das über die Hügel strömt und nicht durch einen Damm begrenzt, sondern ganz nach seinem Willen verläuft.

      Er ist es, den die Jugend und die Kinder begleiten.

      Er ist es, den man als den König begrüßt, dessen Gesetze beständig sind und der zu seiner Stunde kommt, um Ober- und Unterägypten zu füllen.

      Das Auge eines jeden, der Wasser trinkt, ist auf ihn gerichtet; er ist es, der die guten Dinge im Übermaß spendet.

      Der Bedrängte geht fröhlich heraus und alle Herzen freuen sich.

      Er ist es, der seinen Schlamm ausspeit, wenn er sich über die Felder wälzt.

      Er ist es, der den einen reich macht, den anderen arm, ohne daß man mit ihm rechten kann.

      Er ist es, der ein Urteil fällt, ohne daß man widersprechen kann.

      Er ist einer, der sich keine Grenzen setzen läßt.

      Er ist es, der selbst aus der Finsternis kommend, das Licht spendet durch den Talg der Tiere.

      Jegliches Gemachte ist ein Geschenk durch ihn.

      Es gibt keinen Weg für die Lebenden ohne ihn.

      Er ist es, der die Menschen mit dem Leinen bekleidet, welches er geschaffen hat.

      Er ist es, der dem Webergott zu seinen Waren verhilft und dem Salbengott zum Salböl.

      Er ist es, aus dessen Bäumen Gott Ptah zimmert. Alle Werke werden mit seiner Hilfe geschaffen, auch alle Schriften mit Hieroglyphen, denn er ist es, der für den Papyrus sorgt.

      Er ist es, der eindringt in die Tiefe und als Regen vom Himmel herabkommt, der offenbar wird, wenn er aus dem Verborgenen hervortritt.

      Kommt er aber als zu hohe Flut, dann verringern sich die Menschen, denn er tötet sie durch die Seuche des Jahres.

      Man erblickt dann Theben wie ein Sumpfgebiet, jeder legt sein Arbeitszeug nieder.

      Es gibt keine Stricke für das Schiffstau mehr, keine Kleider sich zu kleiden und nicht einmal die Kinder der Vornehmen können geschmückt werden.

      Es gibt keine Augenschminke mehr, und die Haare fallen aus, denn keiner kann sich mehr salben.

      Er ist es, der die Maat festigt in den Herzen der Menschen, denn sie sprechen Lüge, wenn sie arm geworden sind.

      Es gibt niemanden, dessen Hand mit Gold weben könnte, kein Mensch wird von Silber trunken, echten Lapislazuli kann man nicht essen.

      Korn aber gibt höchste Lebenskraft.

      Man stimmt Dir ein Lied zur Harfe an und singt Dir mit den Sistren.

      Jugend und Kinder jubeln Dir zu, man richtet Dir ein Fest.

      Er ist es, der mit Kostbarkeiten kommt und das Land schmückt.

      Er ist es, der die Haut der Menschen erfrischt.

      Er ist es, der die Herzen in den Schwangeren belebt.

      Er ist es, der die Fülle liebt von jeglichem Vieh.

      Wenn

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