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Seewölfe Paket 1. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 1
Год выпуска 0
isbn 9783954394906
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Hasard packte das Faß und eilte zum Hauptdeck hinunter. Von dort lief er weiter zum Vorkastell, wo er einen Niedergang vermutete, der zur Bilge führte.
Hasard irrte sich nicht. Auch seine andere Vermutung trog ihn nicht: Niemand hielt sich im Bereich des Vorkastells auf. Die Besatzung dieses Schiffs war wirklich mehr als leichtfertig, daß sie nicht einmal eine Wache aufstellte.
Der Seewolf stieß die Tür des Niedergangs auf. Gleichzeitig nahm er eine der Deckslampen, die in seiner unmittelbaren Nähe hing. Das vereinfachte die Sache für ihn bedeutend.
Er stieg die Stufen des Niedergangs hinunter. Brackiger, fauliger Geruch stieg zu ihm auf, irgendwo hörte er das hastende Rascheln von Ratten, ihr widerliches Gequieke.
„Ihr werdet euch wundern“, murmelte er, und er dachte daran, wie ihn die Ratten auf der „Marygold“ in der Vorpiek fast aufgefressen hatten.
Hasard erreichte die Bilge. Er stieß die Tür zu einem der Ballasträume im Vorschiff auf. Im Schein sah er die dicken Spanten, das schwere Holz, aus dem diese Karavelle erbaut worden war, und wie Bedauern huschte es über seine Züge. Mit den Augen des Kenners erkannte er, daß dies hier ein ausgezeichnetes Schiff war – stabil, äußerst seetüchtig, schnell und wendig. Aber er wußte, daß sie dieses Schiff nicht kapern konnten, sondern vernichten mußten, wenn sie ungeschoren die Bucht verlassen wollten.
Er stellte das Faß ab, rollte die Zündschnur auf und legte sie aus. Er schätzte ihre Länge ab. Sie würde knapp drei Minuten brennen, bevor sie die Pulverladung des Fasses zündete.
Hasard warf einen letzten Blick in den Raum. Er wußte, daß hinter ihm nur noch die Vorpiek lag. Einen Moment zögerte er, überlegte, ob er das Pulverfaß nicht doch besser in die Vorpiek schaffen sollte, aber dann schüttelte er entschlossen den Kopf. Er hatte keine Zeit mehr zu verlieren. Der tote Kapitän konnte entdeckt werden, außerdem tat die Pulverladung hier, zwei Yards unter der Wasserlinie, bestimmt ihre Wirkung.
Hasard nahm das Entermesser zwischen die Zähne, packte die blakende Öllampe und hielt deren Flamme an die Zündschnur.
Ein paar Funken sprühten auf, gleich darauf begann sich eine kleine, bläuliche Flamme zischend auf das Pulverfaß zuzufressen.
Hasard wartete nicht länger. Er nahm die Lampe, feuerte sie in den Ballastraum und turnte blitzartig die Stufen zum Vorkastell und zur Back hinauf.
Er schaffte es in knapp einer Minute.
„Zünden!“ schrie er und hechtete über Bord. Sein nackter Körper verschwand aufklatschend in der See.
Hasard blickte nicht rechts und nicht links. Er sah zu, sich schleunigst von der Karavelle abzusetzen.
Irgendwo vom Heck des Schiffes antworteten ihm Dan und die anderen. Aber Hasard hörte nur noch einen Teil dessen, was sie schrien. Er tauchte, und zwar so tief, wie er konnte.
Dann erschütterte eine Explosion das Wasser. Hasard glaubte, ihm würden die Trommelfelle platzen. Eine Druckwelle traf ihn und beförderte ihn ruckartig an die Oberfläche.
Als er auftauchte, war hinter ihm die Hölle los. Von Bord der Karavelle vernahm er Schreie. Aus dem Vorschiff der „Minouche“ stach eine riesige Stichflamme hoch, erfaßte den Fockmast und setzte ihn augenblicklich in Brand.
Männer hasteten über Deck, Kommandos, Flüche erschallten – und dann zerriß eine weitere Explosion die Nacht.
Am Heck der Karavelle stieg eine Feuersäule empor, ein schwerer Stoß hob das schwere Schiff einige Fuß aus dem Wasser, das Achterkastell wurde in Stücke gerissen.
Schreie erfüllten die Nacht, Flammen loderten auf, erfaßten das Rigg, sprangen auf die gerefften Segel über.
Hasard hörte, wie hinter ihm Menschen in panischer Angst ins Wasser sprangen, sah, wie die Besonneren unter ihnen daran gingen, ein Boot zu Wasser zu bringen.
Hasard wandte sich ab. Er mußte auf sein Schiff. Er schwamm, so schnell er konnte.
Hinter sich hörte er die Stimme Dans. Er antwortete ihm, gleich darauf meldeten sich auch Ben Brighton und Ferris Tukker. Der Baß des Schiffszimmermanns grollte über die See wie ein Unwetter.
Unangefochten erreichten sie die „Isabella“ und enterten an Bord. Hasard fuhr in seine Hose. Dann blickte er zu der Stelle hinüber, von der lautes Schreien und das Prasseln von Flammen zu ihnen herüberdrang. Aber außer einem gelblich-roten Zucken hinter der dichten Nebelwand sahen sie nichts. Sie sahen nicht, wie sich die „Minouche“ auf die Seite legte, wie ihr Rumpf tiefer und tiefer ins Wasser der Bucht eintauchte, wie Männer um ihr Leben schwammen oder pullten, oder wie sie mit weitaufgerissenen Augen gurgelnd versanken.
Sie hörten das Klatschen, als die „Minouche“ kenterte, hörten, wie das Rigg zersplitterte, wie das Prasseln der Flammen erstarb. Und sie hörten, wie die stolze Karavelle in den Fluten der Bucht versank, wie Wrackteile zur Oberfläche emporschossen und klatschend aufs Wasser zurückfielen.
Siebzig Yards sank die „Minouche“, bis ihr zerborstener Rumpf und ihr toter Kapitän, den der Fluch der Zigeunerin in dieser Bucht, am Ort seiner Untaten, ereilt hatte, auf dem felsigen Grund die ewige Ruhe fanden.
Hasard und seine Männer gönnten sich keine Ruhe. Sie wußten, daß die beiden anderen Schiffe erscheinen würden, aber sie wußten nicht, wann sie in der Einfahrt auftauchen und ihnen den Weg versperren würden.
Hasard ließ das kleine Beiboot, das sie den Bretonen auf der Belle Ile abgenommen hatten, bemannen. Auf der Back und auf der Poop holten zwei Gruppen von Männern die Anker ein. Auch das war ein hartes Stück Arbeit, denn der Buganker hatte sich im Seeboden verfangen.
Aber es gelang, ohne daß sie gezwungen waren, die Ankertrosse zu kappen.
Ben Brighton befestigte die Schleppleinen, dann legten sich die Männer auf den Duchten in die Riemen.
Die Galeone reagierte überhaupt nicht, sie trotzte den Anstrengungen der acht Männer. Erst nach und nach, als der Schweiß bereits in Strömen über ihre Körper lief, bewegte sie sich. Langsam und widerwillig nahm sie Fahrt auf.
Hasard stand auf dem Vorkastell. Neben ihm Dan, der mit seinen Adleraugen den dichten Nebel zu durchbohren versuchte.
Die „Isabella“ kam nur langsam vorwärts. Und während das kleine Boot und die Kraft von acht Rudergasten – Hasard ließ sie alle halbe Stunde ablösen und packte selbst auch mit zu –, die Galeone der Einfahrt entgegen schleppte, arbeitete der riesige Schiffszimmermann mit einigen Männern von Bootsmannsstühlen aus an der endgültigen Einpassung und Befestigung des neuen Ruders.
Es wurde eine stundenlange, schweißtreibende Prozedur. Die Männer der „Isabella“ bissen die Zähne zusammen, während ihre harten Fäuste im Takt die schweren Riemen schwangen.
Als der Morgen graute, passierte die „Isabella“ die beiden Klippen, auf denen noch Stunden zuvor die Beobachtungsgruppen gesessen hatten.
Aber Hasard ließ sie weiterrudern. Sie mußten sich von der Ausfahrt der Bucht erst noch ein ganzes Stück nach Steuerbord absetzen, denn irgendwo von der Backbordseite her erwartete Hasard die beiden Karavellen.
Immer noch hing dichter Nebel über der Bucht, und auch draußen auf See betrug die Sicht keine fünfzig Yards.
Hasard wischte sich den Schweiß von der Stirn, als die ablösende Rudermannschaft kam. Es war der fünfte Turn, den er hinter sich hatte, und er spürte alle Knochen einzeln in seinem Körper. Er enterte auf und ging zum Quarterdeck hinüber, von dort zum Achterkastell und durch seine Kammer auf die Heckgalerie.
Er beugte sich weit über die Reling.
„He, Ferris, wie weit bist du?“ fragte er.
Der rothaarige Hüne wandte ihm den gewaltigen Schädel zu.
„Noch einen Bolzen muß ich einschlagen, dann ist alles in Ordnung.“
Und damit hob er