ТОП просматриваемых книг сайта:
Seewölfe Paket 14. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 14
Год выпуска 0
isbn 9783954397723
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
„Aye, aye, Sir!“ rief Al Conroy und setzte die Lunte einer Flaschenbombe in Brand. „Bis jetzt haben wir nur mit diesen Kakerlaken gespielt, von jetzt an wird’s ernst!“ Gleichzeitig fügte er seiner Feststellung ein lautes „Ar-wenack!“ hinzu. Der Kampfruf der Seewölfe fand sein Echo aus sieben weiteren Männerkehlen.
Für einen Moment verstummte das Geschrei der Angreifer, setzte dann aber mit doppelter Lautstärke wieder ein.
In diesem Augenblick zischte die von Al Conroy geschleuderte Flaschenbombe durch die Luft und landete mit einer bewundernswerten Treffsicherheit hinter der Verschanzung jenes Küstenseglers, der die Sambuke auf der Backbordseite begleitete.
Ein lauter Knall dröhnte durch die Luft, Feuer schien in alle Richtungen auseinanderzusprühen. Dann fand das Detonationsgeräusch seine Fortsetzung im Krachen und Bersten von Holz, und im Geschrei der Verwundeten.
Auf jeden Fall mußte die Flaschenbombe mit ihrem gehackten Eisen und Blei, mit ihren Nägeln und Glassplittern, eine verheerende Wirkung gehabt haben. Der Mast mit dem zerfetzten Segel war weggerissen worden, und Teile des Schanzkleides waren verschwunden. Rund um den Segler klatschten Planken und Holztrümmer, die hochgewirbelt worden waren, ins Wasser. Auf der Steuerbordseite des Bugs klaffte ein riesiges Leck, in das Wasser einströmte. Einige Männer mußten getötet oder aber verletzt worden sein. Der Küstensegler war auf jeden Fall verloren, von ihm drohte keine Gefahr mehr. Es war nur eine Frage der Zeit, wann er sinken würde.
Doch wenn die Seewölfe gehofft hatten, daß die verheerende Wirkung der Flaschenbombe den Eifer und Fanatismus der Schnapphähne im zweiten Segler, der sich ihnen auf der Steuerbordseite näherte, etwas gedämpft hätte, dann waren sie auf dem Holzweg.
Nachdem die Kerle beobachtet hatten, was ihrem Begleitschiff zugestoßen war, steigerten sie sich erst recht in einen schier grenzenlosen Haß gegen die ungläubigen Hunde hinein. Der geiergesichtige Mann im weißen Kaftan, der wohl das Sagen hatte, brüllte weiter mit einer sich überschlagenden Stimme seine Befehle. Er schien, koste es was es wolle, die Sambuke entern zu wollen. Auch die erneuten Musketen- und Tromblonschüsse der Seewölfe konnten ihn nicht von seinem Vorhaben abbringen. Offenbar baute er noch immer auf die Überzahl seiner Besatzung.
„Die Halsabschneider scheinen nichts zu kapieren“, schimpfte Old Donegal Daniel O’Flynn. „Sie geben nicht eher Ruhe, bis sie auch ihre Flasche gekriegt haben. Zum Donnerwetter, was sind das doch für Neidhammel!“
Ben Brighton zuckte mit den Schultern.
„Sie sollen haben, was sie wollen!“ bestimmte er. „Al, schik ihnen einen Flaschengruß hinüber.“
Wenig später flog die zweite Flaschenbombe durch die Luft.
Die Landung wurde auf dem Küstensegler mit einem lauten Brüllen quittiert, dann flogen auch schon die Fetzen. Der Trümmerregen ergoß sich zum Teil noch auf das Deck der Sambuke, so daß die Seewölfe rasch die Köpfe einziehen mußten. Bei Sam Roskill erfolgte die Reaktion um eine Sekunde zu spät. Ein kleines Holzstück prallte an seinen Hinterkopf, und zunächst saß er einmal mit verdrehten Augen auf dem Achtersteven. Dazu mußte er sich noch vom alten O’Flynn sagen lassen, daß er auch schon intelligenter aus dem Hemd geschaut hätte.
Auch der zweite Küstensegler war schwer angeschlagen, er würde kaum noch die Küste erreichen. Einige der Piraten, darunter der geiergesichtige Kerl, waren in ihrer Panik über Bord gesprungen und versuchten, mit weitausholenden Schwimmbewegungen Kurs auf die Küste zu nehmen.
„Die haben genug!“ stellte Smoky mit sachkundiger Miene fest. „Jedenfalls bereiten sie mit diesen beiden Wracks niemandem mehr Ärger, das steht jetzt schon fest!“
Er sollte sich damit nicht getäuscht haben, denn im selben Augenblick versank der erste Küstensegler, der das große Leck im Bug gehabt hatte, mit einem häßlichen Gurgeln in der See. Die Überlebenden, es waren nur drei, hatten sich noch rechtzeitig durch einen Sprung in die Fluten gerettet.
Der Kampf war entschieden, die Gegner waren vernichtend geschlagen worden, genauso wie die Kamelreiter drüben an Land.
Ben Brighton gab zunächst den Befehl, die schwimmenden Araber aus dem Wasser zu fischen, aber diese schienen absolut keinen Wert darauf zu legen. Bereits der erste, den man aus den Fluten ziehen wollte, wehrte sich verbissen und schwamm dann davon, als sei der Scheitan persönlich hinter ihm her.
„Wer nicht will, dem ist nicht zu helfen“, sagte Ben Brighton. „Lassen wir sie also schwimmen. Nach menschlichem Ermessen müßten sie den Strand erreichen. Wir können nur für sie hoffen, daß sich die Haie noch an ihrer Futterstelle aufhalten.“
„So ist es“, sagte Old O’Flynn. „Jetzt werden sie die Hilfe Allahs wirklich gebrauchen können!“
„Und was wird aus uns, Mister Brighton, Sir?“ fragte Bob Grey. „Kehren wir zurück, um weiterzutauchen?“
„Nein!“ entschied Ben Brighton. „Wir haben in dieser lausigen Bucht schon genug Ärger gehabt. Außerdem waren wir durch die Haie auch genug Gefahren ausgesetzt. Was wir aus dem Wrack der ‚San Marco‘ herausgeholt haben, dürfte mehr als ausreichen, wir können damit zufrieden sein. Oder ist irgendeiner von euch ein ganz gottverdammter, lausiger und habgieriger Beutegeier?“
„Nein, Sir!“ tönte es fast gleichzeitig aus sieben Männerkehlen zurück.
„Dann ist’s ja gut“, sagte Ben Brighton und grinste. „Hopp, hopp, an die Schoten! Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.“
Die Zweimast-Sambuke der kleinen Seewölfe-Crew ging auf Westkurs und segelte mit Backstagsbrise weiter an der nordafrikanischen Mittelmeerküste entlang.
Und wenn sich Old O’Flynn mit seinem kribbelnden Holzbein nicht getäuscht hatte, dann rauschte das kleine Schiff mitten hinein in neue Gefahren und Abenteuer.
Mit diesem Holzbein hatte es sowieso eine besondere Bewandtnis. Aber dieses Geheimnis kannte nur Old O’Flynn. Es würde ihm bald helfen müssen …
1.
Die Stimmung an Bord der Sambuke hätte besser nicht sein können. Al Conroy und Pete Ballie stießen sich immer wieder an und lachten. Smoky, Sam Roskill, Bob Grey und Will Thorne, der alte Segelmacher der Seewölfe-Crew, grinsten wie die Teufel, und Ben Brighton schmunzelte vergnügt vor sich hin. Selbst Old Donegal Daniel O’Flynn kicherte hin und wieder, was sonst eigentlich gar nicht seine Art war.
Grund genug zur Heiterkeit bestand wirklich. Heute war der 4. Juni 1592, und an diesem Vormittag hatte Ben Brightons Gruppe die Bucht bei Ras el Kanais verlassen – mit heiler Haut, wohlgemerkt, und nach erfolgreicher Abwehr der Kamelreiter und der beiden Küstensegler, die sie bedroht hatten. An der Küste Nordafrikas entlang segelten sie nun weiter westwärts und hatten, wie sie annahmen, neue Angriffe vorläufig nicht zu befürchten.
Aber das war noch nicht alles. Die Sambuke war schwerer geworden, und zwar um ganze vier Schatztruhen. Diese Truhen waren bis unter ihre Deckel prall gefüllt mit Perlen, Edelsteinen, Diamanten und erlesenem Gold- und Silberschmuck, ein unverhoffter Reichtum, den der Zufall ihnen in die Hände gespielt hatte.
So etwas war ihnen wirklich noch nicht passiert: Der Stockanker der Sambuke hatte sich in einer Stückpforte der Galeone „San Marco“ verfangen, die friedlich als Wrack auf dem Grund der Bucht lag. Nur so waren sie überhaupt auf das Schiff aufmerksam geworden und hatten begonnen, danach zu tauchen und es zu untersuchen. Zwar hatten sie sich mit Haien und heimtückisch über sie herfallenden Kerlen abplagen müssen, doch das Ganze hatte sich gelohnt.
Vier Schatzkisten! Immer wieder ging es ihnen durch den Kopf, was sich mit dem Inhalt alles beginnen ließ.