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      Die Seewölfe tauchten hinter dem Schanzkleid der Sambuke auf und nahmen die Araber unter Feuer. Musketenschüsse krachten, und die Tromblons, die Old O’Flynn zum Schuß vorbereitet hatte, wummerten und bestreuten den Strand mit Eisen und Blei.

      Ein weiterer Strandräuber kippte vornüber ins seichte Wasser. Ein anderer ließ plötzlich seine Bogen fallen und griff sich mit einem lauten Aufheulen an die linke Schulter. Er war ein Mann, der von der Kleidung her der Anführer der Bande zu sein schien. Wankend verzog er sich zu seinem Kamel, offenbar hatte ihn eine Kugel erwischt.

      Jetzt schien auch die restlichen Kerle der Mut zu verlassen. Zumindest sah es so aus, als wollten sie sich aus der Reichweite der Feuerwaffen zurückziehen.

      Den Seewölfen war das ganz recht, denn sie mußten ihre Aufmerksamkeit in eine ganz andere Richtung lenken.

      „Ho, die Segler sind in Sicht!“ rief Will Thorne, der gerade noch seine Muskete abgefeuert hatte.

      „Beim Teufel und seiner buckligen Großmutter!“ entfuhr es dem alten O’Flynn. „Das ist ja direkt ein arbeitsreicher Tag heute. Wir kommen kaum noch dazu, unsere lieben Haifischchen zu füttern.“

      Die beiden Einmaster hielten unverkennbar auf die Sambuke der Seewölfe-Crew zu.

      „Haltet eure Waffen bereit!“ befahl Ben Brighton und griff gleichzeitig nach dem Spektiv, das er aus der verlorenen „Isabella“ mitgenommen hatte. „Wir werden bald wissen, welche Absichten die beiden Segler haben“, fügte er noch hinzu. „Mister Thorne – du behältst zunächst die Burschen am Strand im Auge!“

      „Aye, aye, Sir!“ bestätigte der alte, grauhaarige Segelmacher. Eigentlich hätte es jetzt, in der heißen Mittagszeit, in der kleinen Kombüse genug für ihn zu tun gegeben. Aber im Moment dachte natürlich niemand ans Essen. Es sah vielmehr danach aus, als gäbe es gleich eine ganz andere Arbeit.

      Al Conroy und Old O’Flynn waren eifrig damit beschäftigt, die Musketen und Tromblons wieder schußbereit zu machen. Außerdem bereiteten sie einige Flaschenbomben vor und achteten darauf, daß die Pistolen geladen und auch genügend Messer und Degen bereitlagen.

      Die übrigen Männer waren mit dem Segelsetzen beschäftigt, und das mußte im Ruck-Zuck-Verfahren erledigt werden, denn die Zweimast-Sambuke begann infolge des Windes aus Nordwesten langsam auf das Land zuzutreiben.

      Doch die Seewölfe wußten, wo sie zupacken mußten. Jeder Handgriff saß, und schließlich waren die Segel oben, so daß man Fahrt aufnehmen konnte. Im Nachhinein war jeder froh darüber, daß Sam Roskill so kurzentschlossen hinuntergetaucht war, um den Stockanker aus der Geschützpforte der „San Marco“ zu lösen. Das hatte ihnen jetzt kostbare Zeit eingespart.

      Pete Ballie war zur Ruderpinne geeilt und steuerte jetzt bei halbem Wind ostwärts in die Bucht hinaus.

      Ben Brighton hatte den Kieker heruntergenommen.

      „Bis jetzt ist noch nicht viel zu erkennen“, sagte er mit mißtrauischem Gesicht. „An Bord der Segler sieht alles ganz normal aus. Entweder handelt es sich wirklich nur um friedliche arabische Händler, die die Küstengebiete befahren, oder aber die dicke Überraschung folgt noch. Es wäre ja nicht das erste Mal.“

      Er sollte sich in seiner Vermutung nicht getäuscht haben.

      Pete Ballie fuhr mehrere Kreuzschläge in die Nordwestrichtung. So gewann die Sambuke Luvraum.

      Auf den beiden Küstenseglern mußte man wohl frühzeitig das Vorhaben der Seewölfe erkannt haben, denn auch sie hatten sofort ihren Kurs geändert, nachdem sie zunächst Anstalten getroffen hatten, die Bucht anzulaufen.

      „Die Burschen scheinen um jeden Preis unsere Bekanntschaft schließen zu wollen“, meinte Al Conroy mit einer Geste in Richtung der Segler.

      „Ja, es sieht tatsächlich danach aus“, gab Ben Brighton zurück.

      Im selben Augenblick begannen sich die Küstensegler zu teilen, offenbar um die Sambuke in die Zange zu nehmen.

      „Ho, laßt die verlausten Rübenschweine nur näher heran“, sagte Old O’Flynn. Über seinem verwitterten Gesicht lagen steile Falten. „Sie kriegen, wenn sie Dummheiten versuchen, genauso die Hucke voll, wie die Wüstenflöhe am Strand.“

      Von den Kameltreibern jedoch war nicht mehr viel zu sehen. Offenbar kümmerten sich die Überlebenden zunächst um ihren verletzten Anführer. Außerdem war die Sambuke längst aus jeder Reichweite für sie. Sie konnten höchstens noch von Land aus mitverfolgen, was sich da draußen vor der Bucht von Kanais anbahnte.

      Die Küstensegler waren inzwischen nahe genug heran, und ihre Absichten waren mittlerweile ganz offenbar.

      Urplötzlich begann ein wildes Geheul, und hinter den Verschanzungen tauchten, wie aus dem Boden gezaubert, wilde Kerle auf, die Messer und Krummsäbel schwangen.

      Irgendein hagerer, geiergesichtiger Mann, der einen weißen Kaftan trug, brüllte unverständliche Befehle, und diese schienen auch dem zweiten Segler zu gelten. Er deutete mit wilden Gesten zu der Sambuke hinüber.

      Da griffen die Strandpiraten unvermittelt an.

      Die Seewölfe, die das Krachen und Bersten von Musketen oder Pistolen erwartet hatten, sahen sich plötzlich zwei Horden von Angreifern gegenüber, die mit Pfeil und Bogen sowie mit Armbrüsten schossen.

      Die Seewölfe mußten zunächst hinter dem Schanzkleid der Steuerbord- und Backbordseite in Deckung gehen, um nicht einem heransirrenden Pfeil als Auffang zu dienen. Der Angriff erfolgte von beiden Seiten gleichzeitig.

      „Du lieber Himmel“, sagte Al Conroy erschüttert, „die Kerle schießen ja noch mit Armbrüsten! Das scheinen noch Überbleibsel von den Kreuzzügen zu sein.“

      „Die müssen verrückt sein“, sagte Ben Brighton. „Sie scheinen den Seekrieg noch wie vor hundert Jahren zu führen. Na, uns soll es recht sein, wenn sie keine Schußwaffen haben.“

      Gleich darauf gab der ruhige, besonnene Mann den ersten Feuerbefehl. Musketenschüsse krachten auf beiden Seiten der Sambuke. Auf den Piratenseglern warfen die ersten der zerlumpten Gestalten die Arme hoch und stürzten wie gefällte Bäume auf die Decksplanken.

      Das Geschrei und Geheule wurde noch lauter, und erneut wurde ein Pfeilhagel auf die Reise geschickt. Einige davon blieben in den Lateinersegeln der Sambuke hängen, andere bohrten sich in das Holz des Schanzkleides oder landeten jenseits des Schiffes im Wasser.

      Lediglich Bob Grey hätte beinahe nähere Bekanntschaft mit den gefährlichen Geschossen geschlossen. Ein Pfeil, der offenbar von einem Armbrustschützen abgeschossen worden war, riß ihm an der rechten Schulter das Hemd in Fetzen.

      „Verdammte Schnapphähne!“ fluchte er wütend und gleich darauf leckte eine Feuerzunge aus dem Lauf seiner Pistole.

      Einem der brüllenden Kerle da drüben fiel die Armbrust aus der Hand und klatschte ins Wasser. Er selber blieb regungslos über dem Schanzkleid hängen.

      Auch die übrigen Seewölfe ließen wieder die Musketen und Tromblons krachen, während Pete Ballie an der Ruderpinne krampfhaft versuchte, die Sambuke aus der Zange, die die beiden Küstensegler gebildet hatten, zu lösen. Auf jeden Fall aber kriegten die Piraten kräftig Zunder, denn den Seewölfen war natürlich längst klargeworden, daß der Angriff von See und von Land aus eine abgekartete Sache war. Die Kamelreiter jedoch hatten ihre Rechnung ohne den Wirt gemacht, und den Schnapphähnen auf den beiden Seglern sollte es nicht anders ergehen. Jedenfalls hatten sich das die Seewölfe fest vorgenommen.

      Die Kerle gaben jedoch trotz ihrer bisherigen Verluste nicht auf. Und als ihnen langsam die Pfeile auszugehen schienen, ließen sie wutentbrannt ihre Krummsäbel und Dolche durch die Luft blitzen. Es gab keinen Zweifel daran – sie wollten die Sambuke von beiden Seiten entern. Enige hielten schon die Enterhaken in der Hand.

      Doch darauf wollten sich die Seewölfe nicht einlassen, denn die Schnapphähne waren immer noch doppelt so viele wie sie.

      „Sie sind

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