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Seewölfe Paket 14. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 14
Год выпуска 0
isbn 9783954397723
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
„Nun beruhige dich schon, Donegal“, sagte Ben Brighton. „Wir wollen den Burschen ja schließlich keine warme Suppe kochen, denn wir sind ja keine Klosterbrüder, nicht wahr? Das Ganze ist doch nur ein Trick, der uns hilft, die Truhen aus der ‚San Marco‘ zu bergen.“
„Trick hin, Trick her“, nörgelte der Alte mit düsterem Gesicht. „Wenn mir so ein Biest den Achtersteven weggebissen hat, welchen Trick wendest du dann an, um den edlen Körperteil wieder dran zu kriegen, he? Ich sage euch, wir sollten das Schicksal nicht herausfordern. Wer die gefräßigen Kerle füttert, fällt ihnen schließlich selbst zum Opfer.“
Al Conroy, der von seiner Idee besessen war, hatte inzwischen weitere Angelleinen mit Haken verfertigt.
„So“, sagte er unternehmungslustig. „Jetzt geben wir den lieben Tierchen ein Fest. Du wirst sehen, Donegal, wir kriegen die noch handzahm. Die lassen sich dann den Bauch von dir kraulen.“
Der alte O’Flynn warf ihm einen strafenden Blick zu, und noch währender unschlüssig war, ob er auf die Sticheleien Al Conroys antworten sollte oder nicht, mischte sich Ben Brighton wieder ein.
„Schluck’s runter, Donegal“, sagte er. „Du wirst sehen, daß wir sehr vorsichtig an die Sache herangehen werden. Letzten Endes haben wir doch alle den gleichen Bammel vor den Haien. Wir werden kein unnötiges Risiko eingehen. Wenn wir die Biester heute und morgen noch einige Male füttern, dann gewöhnen sie sich wahrscheinlich schnell an ihre Futterstelle und halten sich dort auf. Tauchen werden wir erst dann, wenn wir absolut sicher sind, daß kein Hai mehr in der Nähe ist.“
Wenig später pullten Al Conroy, Pete Ballie, Sam Roskill und Bob Grey das kleine Beiboot zum Land hinüber. Außer ihren Leinen und Fischhaken hatten sie Musketen und Messer mitgenommen.
Die vier Männer kletterten mit ihrer Ausrüstung auf das felsige Kap, das im Bogen weit ins Meer ragte. Auf der Seeseite verteilten sie sich so, daß einer genügend Abstand zum anderen hatte, und dann begannen sie zu angeln.
„Wenn Hasard, Ed Carberry und all die anderen uns jetzt sehen könnten“, sagte Bob Grey, „würden ihnen die Augen aus dem Kopf fallen. Wir stehen hier auf afrikanischem Boden und angeln im Mittelmeer, so wie mancher kleine Fischer an der Themse.“
An seiner Leine ruckte es, und Sekunden später zog er eine Meerbarbe aus dem Wasser. Auch die anderen Männer hatten recht bald Erfolg, und so gesellte sich ein Fisch zum anderen.
Die Seewölfe warfen die gefangenen Fische in eine mitgebrachte Bütte. Als die ersten zehn beisammen waren, betäubten sie die Tiere und schnitten sie teilweise mit dem Messer an, denn Al Conroy hatte beobachtet, daß die Haie zuerst jene Köder annahmen, die bluteten.
Dann folgte ein spannender Augenblick.
Die vier Männer kippten die Fische an einer geeigneten Stelle ins Wasser. Erwartungsvoll waren ihre Blikke hinüber in die Bucht gerichtet. Und sie brauchten nicht lange zu warten, da schossen die ersten Dreiecksflossen pfeilschnell heran.
Gleich darauf gurgelte, schäumte und spritzte das Wasser an der Futterstelle. Die Mahlzeit hatte begonnen. Weitere Scharen von Haien zogen aus der Bucht herüber, so als habe sich das Ereignis blitzschnell herumgesprochen.
Die Seewölfe stellten zufrieden fest, daß die Sache so lief, wie sie sich vorgestellt hatten. Während sie zur Sambuke zurückpullten, beobachteten sie eingehend das Wasser der Bucht. Es schien sich tatsächlich kein einziger Hai mehr dort aufzuhalten.
Auch die Männer, die an Bord des Seglers geblieben waren, bestätigten diese erfreuliche Beobachtung.
Die Seewölfe wiederholten ihre Fütterungen noch mehrmals an diesem Tag, um die Haie an ihre Futterstelle zu gewöhnen. Sie erwiesen sich als unermüdliche Angler, bis die Sonne hinter der Kimm versank und sich die Dunkelheit wie ein schwarzes Tuch über das öde Land und die weite Wasserfläche senkte.
Als die vier Männer nach der letzten Fütterung mit dem Beiboot an der Sambuke anlegten, hatten sie selbst ein zünftiges Magenknurren.
„Donegal hat recht“, meinte Sam Roskill. „Bei uns sitzt wahrscheinlich doch eine Muck zu locker im Schapp. Wir schuften, damit sich die Biester die Bäuche vollhauen können, und wir selber schieben Kohldampf.“
„So gehört es sich auch für einen selbstlosen Christenmenschen“, ulkte Pete Ballie. „Hauptsache, die lieben Tierchen sind rund und satt. Wir edlen Menschen aber üben uns im Verzicht.“
„Ich denke ja gar nicht dran“, erklärte Sam Roskill. Er deutete auf die Bütte mit Fischen, die er den Haien vorenthalten hatte.
„Unser guter Will Thorne wird sie uns zum abendlichen Backen und Braten in die Pfanne hauen“, sagte er mit lüsternem Blick. „Schließlich haben wir ja genug davon. Und, bei allen Mumien Ägyptens, mir läuft schon jetzt das Wasser im Mund zusammen, wenn ich an den lieblichen Bratenduft denke, der bald über unser schönes Schiff hinwegziehen wird.“
8.
Nach der Sonne zu urteilen, die vorsichtig, fast schüchtern, hinter dem Horizont hervorlugte, schien der 4. Juni im Jahre 1592 ein Tag wie tausend andere zu werden.
Für die Handvoll Seewölfe jedoch, die noch immer in der haiverseuchten Bucht von Kanais vor Anker lagen, war es ein besonderer Tag – ein Tag, angefüllt mit vielen Gefahren und Tücken, aber auch mit Hoffnungen und Erwartungen. Sobald die Männer an die Schätze dachten, die da unten in der wrakken Galeone lagerten, kribbelte es ihnen in den Fingern.
Und heute würden sie einen neuen Versuch wagen, zu der „San Marco“ hinabzutauchen. Doch daß an diesem Tag Menschen, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatten, versuchen würden, ihre Pläne zu durchkreuzen, ahnten sie am frühen Morgen noch nicht.
Ben Brighton und seine Männer sahen noch immer in den Haien, die sich in der Bucht aufhielten, die einzige Gefahr, die ihnen drohte. Deshalb waren Bob Grey und Pete Ballie schon kurz nach dem gemeinsamen Frühstück zum Kap hinübergerudert, um die „Fütterung der Raubtiere“ zu besorgen. Sie hatten die übliche Ausrüstung in das Beiboot gepackt und vertrieben sich nun an der Seeseite des Landvorsprungs die Zeit mit einer Art Wettangeln.
An Bord der Sambuke jedoch wurden inzwischen die Vorbereitungen für einen weiteren Tauchgang getroffen. Ben Brighton und Smoky schlangen sich bereits die Leinen um die Hüften, während die übrigen Männer sorgsam nach den wohlbekannten Dreiecksflossen Ausschau hielten.
Doch die Bucht war wie leergefegt. Nirgends war ein dunkler Schatten zu entdecken, der lauernd durch das Wasser glitt. Bob Grey und Pete Ballie schienen drüben an der Futterstelle recht erfolgreich zu arbeiten.
Old O’Flynn, der dem ganzen Frieden noch lange nicht traute, hatte Flaschenbomben und Musketen herangeschleppt.
„Schließlich kann ich ja nicht tatenlos zusehen, wie euch die Haie die besten Stücke abbeißen“, knurrte er.
Ben Brighton lächelte verschmitzt. „Notfalls kannst du ihnen ja dein Holzbein über den Schädel ziehen.“
Nachdem man sich nochmals vergewissert hatte, daß kein Hai in der Nähe war, tauchten er und Smoky an der Ankertrosse entlang in die Tiefe. Das Wrack der „San Marco“ schien wie ein dunkler Koloß aus dem Meeresboden zu wachsen.
Die Messer griffbereit im Gürtel, arbeiteten sie sich zielstrebig zu der Truhe vor, die man bereits am Tag zuvor aus dem Achterschiff geholt hatte. Rasch wurde eine Hievtrosse um den Behälter geschlagen, dann griff Ben Brighton zur Leine und gab das vereinbarte Signal nach oben.
Langsam