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beim Ballspielen zu beschützen. Allein mit dem Verleihen der Golfcarts hat Trump bisher über 35.000 Dollar verdient. Und sie rollen weiter. Wochenende für Wochenende. In Permanenz. Und das müssen sie auch, denn statt Revolution und Reduktion zählen für Trump nur re-election und Rendite. Oder, um es mit Trumps eigenen Worten zu sagen, die er im Jahr 2000 in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Forbes zum Besten gab: »Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass ich der erste Präsidentschaftskandidat sein könnte, der sich um das Amt bewirbt und damit auch noch Geld verdient.«

       18.04.2017

      In den USA hat Innenminister Ryan Zinke verkündet, dass die Mitarbeiter seines Ministeriums demnächst testweise ihre Hunde mit ins Büro bringen dürfen, um die interne Zusammenarbeit zu verbessern und die Arbeitsmoral zu erhöhen. Ein Mehr an Mitarbeit und Moral wird auch dringend nötig sein, denn Präsident Trump plant, das Budget des Innenministeriums um 12 % zu senken. Mit anderen Worten: Der Innenminister ist auf den Hund gekommen, weil sein Ministerium auf den Hund gekommen ist.

       19.04.2017

      In der Psychogeografie Trumps führen alle Wege direkt auf ihn zu. Er ist seine eigene To-Donald-Liste.

       20.04.2017

      An der mexikanisch-amerikanischen Grenze wurden im März knapp 17.000 Menschen festgenommen. Im Dezember waren es noch 60.000 gewesen. Bei Eltern mit Kindern sank die Zahl von 16.000 auf 1.100 ab. Ein 17-Jahres-Tief. In seinen Ausläufern, südlich der großen Schicksalslinie, warten unterdessen noch immer zahllose Menschen auf ihre Chance, unbemerkt ins gelobte Land reinzukommen, derweil andere umkehren und zurück ins Hinterland irgendeines Hinterlandes gehen, das nicht nur keine Erfüllung, sondern auch keinen Glauben mehr kennt.

       21.04.2017

      Melania hüllt sich in Hervé Pierre und Christian Louboutin.

      Ich hülle mich darüber nicht länger in Schweigen,

      denn in meines Tagebuches Akten

      zählen nur die nackten

      Fakten.

       22.04.2017

      World Earth Day. Überall wird heute gegen die wachsende Umweltzerstörung protestiert. Auch in den USA, dem Land, das den Weißkopfseeadler in seinem Wappen trägt. Das Tier war in den 1960er-Jahren fast ausgestorben und wurde 1973 mithilfe des Gesetzes zum Schutz bedrohter Arten gerettet. Jetzt aber ist das Gesetz selbst bedroht. Ein paar republikanische Weißköpfe im Kongress wollen ihm die Flügel stutzen und eine Reihe von Tierarten von der Liste streichen. Zu viele Tiere, zu viel Schutz, zu viel Regulierung, sagen sie. Der Weißkopfseeadler ist allerdings nicht unter den Streichkandidaten, denn den hat die Bush-Administration bereits 2007 von der Liste genommen, da sich die Bestände erholt hatten und ein spezielles Gesetz aus dem Jahre 1940 das Tier weiterhin schützt. Von den meisten anderen Arten, die jetzt ihren Schutzstatus verlieren sollen, kann man das dagegen nicht behaupten. Aber die sind auch keine Nationalsymbole. Wobei das mit der Symbolik so eine Sache ist. Benjamin Franklin jedenfalls erklärte 1784 in einem Brief an seine Tochter Sarah: »Was mich betrifft, so wünschte ich, man hätte den Weißkopfseeadler nicht zum Repräsentanten unseres Landes gemacht; er ist ein Vogel von schlechtem moralischen Charakter. Er verdient seinen Lebensunterhalt nicht auf ehrliche Weise.«* Mit Blick auf Trump passt das immerhin wieder.

       23.04.2017

      Liebes Klima, du hast dich verändert. Melania wird immer kälter zu mir. Ich friere Tag und Nacht. Von wegen steigende Temperaturen. Es herrscht Eiszeit! Selbst mein Twitter-Vögelchen ist schon ganz blau. (Aus Donald Trump, Tagebuch, unveröffentlicht.)

       24.04.2017

      Es ist schwer zu sagen, ob ein Land, das pro Jahr 611 Milliarden Dollar fürs Militär ausgibt, ein besonders reiches oder ein besonders armes Land ist. Vielleicht ist es einfach beides. Und noch ein Drittes dazu: ein schizoides, schisszoides, schießzoides Land.

       25.04.2017

      Die Wahl Donald Trumps hat gezeigt, wie groß die Differenz zwischen politischer und kultureller Macht in einer westlichen Demokratie ist. Aber diese Erkenntnis hat auch etwas Gutes, um nicht zu sagen etwas Befreiendes. Sie macht nämlich (hoffentlich!) Schluss mit dem elenden Glauben, dass Schriftsteller, Musiker, Theaterschaffende, Künstler oder sonstige »Kulturintellektuelle« politisch etwas zu sagen hätten. Das haben sie nämlich nicht. Aber das soll mir nur recht sein. Zumal die ganze Angelegenheit auch ihren Witz hat. Denn, dass die Selbstüberschätzung der kulturellen Eliten von einem Mann beendet wurde, der sich mehr als jeder andere selbst überschätzt und mit Kunst und Kultur nichts, aber auch gar nichts am Hut hat, zeigt, dass die Ironie der Geschichte unter dem gegenwärtigen Getrumpel am besten gedeiht.

       26.04.2017

      Es gibt keine Entwicklung in diesem Tagebuch. Es ist eine Coming-of-Page-Geschichte, die jeden Tag aufs Neue beginnt.

       27.04.2017

      USA vs. Nordkorea, Trump gegen Kim Jong-un, Frisur 1 gegen Frisur 2. Der Tag der Entscheidelung naht. Dem Seitenscheidel sind alle Mittel recht, und der Mittelscheidel erklärt, sich von seiner schlimmsten Seite zu zeigen. Wer verliert, wird frisiert. Der andere nimmt den Hairway to Heaven.

       28.04.2017

      Die deutschen Reformatoren heißen Luther und Melanchthon, die amerikanischen Mnuchin und Cohn. Ihre Kirche ist die Finanzindustrie, ihr Katechismus das Steuergesetz. Für die Präsentation ihrer Thesen aber brauchten sie heute nur ein einziges Blatt. Ihre einfältige Trinitätslehre definiert sich als: »Wachstum, Jobs und Profite«, und das Heil findet sich nicht oben im Himmel, sondern unten, in den niedrigen Abgaben. Firmen sollen in Zukunft jedenfalls statt 35 % nur noch 15 % Unternehmenssteuer bezahlen und können ihre Gewinne aus Auslandsgeschäften gleich mit verrechnen. Wenn alles so kommt wie geplant, würden Trump und andere Milliardäre massiv entlastet werden. Aber das hat seinen Sinn. Die Sachs’schen Goldmänner wissen, wem sie ihre Karriere verdanken. Ihr Wittenberg heißt Washington, ihr Glaube buchstabiert sich als Gier.

       29.04.2017

      Alle berichten über meine 100 ersten Tage und wie chaotisch, verrückt und aufregend sie waren. Aber niemand schreibt über meine 100 letzten Nächte, und dass ich sie in trauriger Einsamkeit verbracht habe. Überall nur noch Fake, nirgends mehr Fuck News. Ungerecht!

      (Aus: Donald Trump, Tagebuch, unveröffentlicht)

       30.04.2017

      In den USA hat die Umweltschutzbehörde EPA ihre eigenen Analysen zum Klimawandel aus dem Netz genommen. Sie werden, so heißt es, überarbeitet. Draußen, vor dem klassizistischen Riesengebäude der EPA, fernab der gut gekühlten Räume, in denen die frisch geleerten Server stehen, überarbeitet der Klimawandel unterdessen die Realität. Für Washington D. C. werden morgen 28 Grad erwartet, und auch danach wird’s nicht kühler. Die monatliche Durchschnittstemperatur für den April liegt schon jetzt bei knapp 18 Grad. Das ist ein Grad über dem bisherigen Höchstwert aus dem Jahr 1994. Und außerhalb der Hauptstadt sieht’s nicht anders aus. Die ganze Ostküste schwitzt. Überall purzeln die Rekorde in die Höhe.

       01.05.2017

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