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was draufgemalt haben, lautet die Antwort.

       postcard drew tutti

      Alle?, frage ich.

      Der Anagramm-Generator überlegt, dann sagt er:

       dictator stud twerp

      »Diktator Zuchthengst Einfaltspinsel?«, übersetze ich’s mir.

      »Ganz genau«, bestätigt mein Anagramm-Generator und erklärt mir, dass es Diktator Gelbhaar war, der dem kleinen Scotti eingebläut hat, was er sagen soll. Weil Gelbhaars Vokabular jedoch sehr begrenzt ist, die Karte aber schön voll werden sollte, hatte er all die studierten Zuchthengste, die in seinem ovalen Büro Kreise drehen, dazu animiert, ebenfalls was auf die Karte zu schreiben, und auch sonst durfte jeder Blödmann, der einen Kohlestift in der Hand halten konnte, vorbeikommen und seine Wünsche notieren.

      »Das klingt übel«, sage ich.

      »Ja«, sagt mein Anagramm-Generator, »dabei hab ich nur ein bisschen mit dem Offensichtlichen gespielt …«

       29.03.2017

      Der Gesichtsausdruck Trumps nach der Unterzeichnung eines Dekrets ist das verfleischlichte Sinnbild jener Sinn-Entleertheit der Macht, die sich allein ihrer selbst gewiss ist und sich in jener Absolutheit erschöpft, deren eigene Quelle sie ist.

       30.03.2017

      Make America Great Again

      (ein Rückspiegel-Poem)

      Größer und größer sollte sein Land werden,

      aber es wurde nur wärmer und wärmer,

      und die Meere stiegen und stiegen,

      und Quadratmeile für Quadratmeile

      versank

      in verwässerten Zahlen

      und aufgeweichten Papieren.

       31.03.2017

      Habe heute erfahren, dass in der inzwischen aufgelösten Trump University keine Lateinkurse angeboten wurden. Wahrscheinlich ein Akt des Selbstschutzes. Sonst hätte noch einer der Kursteilnehmer gemerkt, dass eine Trump-Universität a priori eine Contradictio in adjecto ist.

       01.04.2017

      Ein Aprilscherz ist was Schönes. Aber nicht, wenn er sich mithilfe einer Reality-Show auf Dauer gestellt hat und vier Jahre lang Murmeltiertag mit der Ungläubigkeit spielt. Andererseits, die Verwunderung wäre in diesem Fall noch zu ertragen. Wirklich schlimm dagegen ist, dass jeder, auch ich, inzwischen Donald Trump für den amerikanischen Präsidenten hält.

       02.04.2017

      Seit Trump Präsident ist, werden in den USA weniger Waffen verkauft. Die Einzigen, die seit der Amtseinführung aufrüsten, sind Schwarze und Homosexuelle. Als Obama Präsident war, war es genau andersherum. Der Schwarze im Amt brachte immer mehr weiße, heterosexuelle Männer dazu, sich Knarren zu besorgen.

      Es sind Entladungen der Angst. Es ist die amerikanische Form des Beweises, dass alle Menschen gleich sind.

       03.04.2017

      Mein kleines Tagebuch ist im Grunde nichts anderes als die fortdauernde Nacherzählung einer Alternativweltgeschichte, die sich in die Realität verlaufen hat.

       04.04.2017

      Trump fordert »Jobs! Jobs! Jobs!«, aber nicht im Außenministerium. Dort sind bei den leitenden Beamten noch immer 30 von 106 Stellen unbesetzt. Bei den Staatssekretären fehlen sogar sieben von neun. Ihr Chef, Rex Tillerson, ist ein König ohne Stab, denn den hat Trump bereits über ihm gebrochen. Also spielt Tillerson den Draußenminister und fährt im privaten Fahrstuhl jeden Tag hoch in die 7. Etage in sein palastartiges Büro, derweil Trumps inhäusiger Schwiegersohn Jared Kushner den Außerhalb-des-Amtes-Minister mimt und als solcher im Auftrag des Herrn Schwiegervater durch die zerstörte Weltgeschichte fliegt.

       05.04.2017

      Bildungsministerin Betsy DeVos hat im Nationalen Luft- und Raumfahrtmuseum die Wichtigkeit mathematisch-technischer Bildung betont und dafür geworben, dass mehr Mädchen entsprechende Fächer studieren. Unterdessen sieht Donnie Darkos Budgetplan vor, den dazugehörigen Bildungs- und Förderprogrammen der NASA sämtliche Mittel zu streichen. Ein Widerspruch? Mitnichten! So eine Null ist geradezu die Grundlage für Höhenflüge. Er selbst ist das beste Beispiel, schließlich liest er nach eigenen Angaben keine Bücher, hat aber schon 17 geschrieben.

       06.04.2017

      Seit sich Donald Trump ungeniert im Glanz seines Präsidenten-Ichs sonnt, verzeichnen die großen Zeitungen in den USA steigende Abonnentenzahlen. Besonders die linksliberalen Blätter wie die New York Times profitieren davon, dass sich die demokratisch geprägten urbanen Eliten den Frust von der Seele lesen wollen. Die lokalen Blätter gehen dagegen vor die Hunde. Der Ausverkauf ist ein Musterbeispiel für Wirklichkeitsabsorption. Erst verschwindet die Zeitung vor Ort, dann verschwindet der Ort selbst aus der Öffentlichkeit. In den USA mussten seit dem Jahr 2004 mehr als anderthalbtausend Zeitungen schließen. Statt Licht wird dicht gemacht.

      Trump kann das egal sein. Das Lokale hat ihn noch nie interessiert. Er liest ohnehin nur die großen Zeitungen. Jeden Tag, immer die gleichen vier Blätter: New York Times, Washington Post, Wall Street Journal, New York Post. Alles in Print. Trump liest keine Zeitungen online. Er liest am liebsten überhaupt nichts im Netz. Seine nicht enden wollenden Twitter-Nachrichten mögen ihn wie einen Digital-Junkie aussehen lassen, tatsächlich aber ist Trump ein Mann der analogen Welt. Er reagiert mit Twitter, nicht auf Twitter. Seine Informationsbasis ist und bleibt die fassbare Welt und die findet er – abgesehen von Fox News – in gedruckten Zeitungen und Magazinen. Deshalb bringen ihm seine Mitarbeiter auch jeden Tag nicht nur vier große Blätter, sondern auch eine Mappe voll ausgedruckter Online-Artikel. Und dazu noch ein paar Texte, die sie aus anderen Drucksachen herausfrisiert haben. (Die Mappe, so heißt es, ist neben Fox News Trumps zentrale Informationsquelle, und jeder Minister, Berater und Behördenchef versucht, Artikel, die ihn in einem guten Licht dastehen lassen, darin zu platzieren. Aber das ist nicht so einfach getan wie gesagt: Wer mit seinen Werbetextchen zum Präsidenten durchdringen, d. h. in die Mappe rein will, muss vorher an der Auslesemaschine namens Stabschef vorbei. Und je nach Wertigkeit des eigenen Rangs auch noch an einer Handvoll anderer Leute, die ihre Wachposten im Staff’s Secretary Office des Weißen Hauses bezogen haben und sich als Kettenhunde des Präsidenten verstehen.) Wer es aber schafft, zu Trump durchzudringen, hat gute Chancen, dass er erhört wird. Angesichts der New York Times und der Washington Post dringen allerdings auch jene zu ihm durch, deren Ansichten er ganz und gar nicht zu teilen vermag, weshalb es bereits erste Berichte von Journalisten gibt, die von Trump ihre eigenen Artikel zu- oder besser wohl: zurückgeschickt bekamen, inklusive einiger markiger Worte, mit denen Trump die entsprechenden Stellen signiert hatte. Signaturen gibt’s allerdings auch für jene Artikel, die bei Trump auf besondere Gegenliebe stoßen, was dazu führt, dass der ein oder andere Minister, Berater oder Behördenchef auch mal Post von Trump kriegt, und zwar ganz physisch in Form ausgeschnittener Artikel oder kompletter Zeitungen, in denen der jeweilige Minister, Berater oder Behördenchef – stellvertretend für die Trump-Administration und damit letztendlich: stellvertretend für Trump – gelobt worden ist. Sogar ausgedruckte Tweets sollen von Trump schon mithilfe der Poststelle des Weißen Hauses verschickt worden sein, zumindest wenn man den Berichten einiger Journalisten glauben darf, die sie in den Büros der jeweiligen

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