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nicht von Gewerkschaften, sondern von Lobstergruppen.

      Und während die Bakterien arbeiten,

      bekommen die Körper Auftrieb

      und steigen, ganz langsam, aus der Tiefe empor.

      Aber wehe, wenn die Krebse sie kriegen,

      sie fressen den Auffahrenden Löcher in die Brust,

      und dann laufen die Herzen über und die Gase entweichen.

      Und dann? Dann wird’s Sommer,

      und in den New Yorker Central-Park-Teichen

      haben ein paar den Grund ihres Daseins auf ewig gefunden.

       12.05.2017

      Wer Scheiße baut, darf auch auf die Kacke hauen.

      (Aus: Donald Trump, Tagebuch, unveröffentlicht.)

       13.05.2017

      Donald Trump hat heute vor Studenten der Liberty University in Lynchburg/Virginia gesprochen, der größten privaten christlichen Universität in den USA. Das Wort Wissenschaft hat er in seiner Rede allerdings kein einziges Mal in den Mund genommen. Stattdessen hat er erklärt: »In America, we don’t worship government. We worship God.«

      Eine passende Aussage für eine Hochschule, in der die Lehrkräfte die Evolutionstheorie ablehnen und die Studierenden dazu verpflichtet werden, Kurse in kreationistischer Biologie zu besuchen, weshalb es dann auch kein Wunder ist, dass man in der universitätseigenen Sammlung das Alter der dort aufbewahrten Saurier-Fossilien mit 3.000 Jahren angibt.

      Und Trump? Der weiß dazu nichts zu sagen – und hat mit seinem Satz im Grunde auch schon alles gesagt, schließlich hat er seinen Ausspruch nicht als Regierungschef getan, sondern als der Gott, für den er sich hält.

       14.05.2017

      Flash-Mob auf einem Trump’schen Golf-Platz nahe Los Angeles. 200 Leute legen sich auf den kurz geschnittenen Rasen und formen den Schriftzug »RESIST!«. Die Betreiber der Anlage rufen die Polizei, die ist innerhalb von Minuten vor Ort, positioniert sich mit Mann und Maus auf dem Clubhaus-Balkon – und greift nicht ein. Niemand wird verhaftet, und nach einer Stunde gehen alle wieder nach Hause.

      Ein Zeichen der Hoffnung? Vielleicht. Vielleicht ist es aber auch ein Ausdruck der Selbstsicherheit eines Systems, das Kritik auf der Oberfläche (des Rasens) zulässt, um Zeit zu haben, sie tief in sich einzusaugen, und das heißt: sie zu assimilieren und sich untergründig nutzbar zu machen, um daraus zu lernen, damit »das System« gestärkt fortschreiten und noch widerstandsfähiger, noch endgültiger, noch unausweichlicher, kurzum: damit es UNWIDERSTEHLICH werden kann.

       15.05.2017

      Sitze beim Kieferchirurgen, Weisheitszahn-OP, gleich gehen die Lichter aus. Deshalb noch flugs im Kopf nach einem Gedanken gesucht und den Tag a priori verbucht. Also: Was ist der Unterschied zwischen Donald Trump und Wladimir Putin? Ganz einfach: Der eine nimmt immer nur den Mund voll, der andere kaut dagegen jedes Mal auf.

       16.05.2017

      Mein Anagramm-Generator ist ein schlaues Kerlchen. Als ich ihm heute mitgeteilt habe, dass Trump und Erdoğan sich treffen, hat er gesagt, er wisse alles über die beiden. Er brauche nur ihre Namen zu hören und schon sei ihm klar, was da gespielt wird.

      Na schön, hab ich gesagt, dann erklär mir doch mal, was die Ziele der beiden sind, was bei denen gerade politisch so läuft.

      »Mordant purge«, hat mein A.-G. mit Blick auf Erdoğan gesagt, »eine alles wegbeißende Säuberungsaktion.«

      Und Trump, hab ich gefragt, was macht der gerade?

      »Dormant purge«, lautete die Antwort, »eine stille Säuberungsaktion.«

      Verstehe, hab ich gesagt, und wie erreichen sie das?

      »Tamper ground«, meinte mein Ej-Tschie bezüglich Erdoğan, »Grundlage fälschen.«

      Und Trump?

      »Argument drop«, war seine Antwort, »kein Argument zulassen.«

      Klingt plausibel, hab ich gesagt, aber weißt du auch, worüber sie heute gesprochen haben?

      Aber mein Ej-Tschie meinte, sie hätten nicht gesprochen.

      Aber was haben sie dann getan, wollte ich wissen, was war das zwischen den beiden heute im Weißen Haus?

      »A grunted romp«, hat er gesagt, »ein dahingegrunztes Techtelmechtel.«

       17.05.2017

      Man könnte Donald Trump aufgrund dessen, was er sagt und tut, als Witzfigur betrachten, als ein irres Maskottchen der amerikanischen Demokratie, aber das ist er nicht, im Gegenteil, er ist ihr ureigenstes Abbild, ihr reinstes Produkt – der auf die Washingtoner Erde gekommene Sohn der Gründerväter.

       18.05.2017

      Chelsea Manning ist frei. Endlich! Aber vergessen wir nicht all die anderen, die wegen ähnlicher »Vergehen« noch immer in Haft sitzen: Jeremy Hammond, der die kriminellen Machenschaften von Stratfor öffentlich machte, Ryan Johnson, der sich dem Einsatz im Irak widersetzte, oder Jeffrey Sterling, der als geheim eingestufte Informationen weitergab und damit politische Skandale aufdeckte. Ein Sprichwort sagt: Ehrlich währt am längsten. In diesen Fällen muss es wohl eher lauten: Ehrlich sitzt am längsten. Allerdings nicht am politischen Hebel, sondern im amerikanischen Knast.

       19.05.2017

      Trump auf großer Auslandsreise. Heute ist er in Saudi-Arabien, morgen in Israel – ziemlich verzwickte Interessen, komplizierte Materie, reichlich vermintes Gelände, überhaupt nicht sein Ding. Danach geht’s weiter zum Papst in den Vatikan, da gibt’s bestimmt auch nur Mecker. Aber dann, dann geht’s endlich nach Belgien – und mit Belgien kennt er sich aus, zu Belgien wusste er schon letztes Jahr im Wahlkampf etwas zu sagen. »Also, Belgien«, hat er gesagt, »Belgien ist eine wunderschöne Stadt.«

       20.05.2017

      Trump tütet den größten Rüstungsdeal der US-Geschichte ein und verkauft den Saudis amerikanische Waffen im Wert von 110 Milliarden Dollar. Gefragt, wozu er so viele Waffen brauche und ob er zufrieden mit dem Geschäft sei, sagte Kronprinz Mohammed Bin Salman: »Yeah, man.«

       21.05.2017

      Und es ist Sonntag in Amerika, und Donald ist nicht im Land, und alle atmen auf und aus und ein und durch, denn es ist der erste Tag seit Monaten, der ihnen eine Ahnung davon verschafft, wie es mal gewesen ist, damals, als das Lachen über den Clown noch Teil der Aufführung war und er es ihnen nicht täglich zurück in die Hälse gestopft hat, eine Ahnung, wie es einst war und irgendwann wieder sein wird, dann, wenn alles ganz anders ist und das Luftholen in den Unbemerktheiten des Tages verschwindet, wenn es in ihm aufgeht wie ein Teig voller Hefe, den irgendjemand – ein Zauberer vielleicht? – vor aller Augen in eine Schüssel gelegt und unter seinem Tuch zum Verschwinden gebracht hat.

       22.05.2017

      Trumpel in Israel.

      Trouble is real.

       23.05.2017

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