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hierzulande auch gern mal Lebensmittelhilfe genannt. Schnappt sich einfach das Budget und schnabuliert’s auf. 192 Milliarden Dollar weniger, verkündet sein Schnabel. Eine Schnapsidee? Ein Grund für Schnappatmung? Nur für Schnappschwänze und Schnäppchenjäger. Aber die zählen für ihn nicht, denn er zählt sich nicht zu ihnen. Er ist schließlich Donnie »The Snapper«, und während sie im Westen nach Luft schnappen, schnäbelt er im Osten Steaks mit Säbelscheichs.

       24.05.2017

      Trump beim Papst, Gott beim Therapeuten. Und Melania, was macht die? Greift beim Ausstieg aus dem präsidialen Himmelsfahrzeug in Rom nicht nach der Hand, die Donnie ihr reicht. Ein Skandal? Ach was, ein christliches Gebot! Eine im Jahr 2017 in einer heiligen Stadt erbrachte Referenz auf Johannes 20,17, ihr ganz persönliches noli me tangere.

       25.05.2017

      Nur so ein Gedanke … Ein Schriftsteller lebt in Fiktionen und lässt sie mit seinen Worten zu Realitäten werden. Donald Trump lebt in der Realität und macht mit seinen Worten Fiktionen daraus.

       26.05.2017

      Donald Trump ist ein Dollarscheinheiliger.

       27.05.2017

      Trump beim G-7 Gipfel in Sizilien. Es ist sein erster Auftritt beim Treffen der sieben ehemals wichtigsten Industrienationen. Das unausgesprochene Motto lautet: Trump gegen die anderen. Wobei die anderen schon glücklich sind, dass sich Trump überhaupt mit ihnen abgibt. Frankreichs Präsident Macron erklärt jedenfalls, er sei froh, dass Trump ihre Argumente in der Klima- und Handelspolitik angehört hat. Nur wird das nicht viel bringen. Trump kann mit der Rationalität anderer Leute nichts anfangen. Und das bisschen, was er versteht, merkt er sich nicht. Trumps Aufmerksamkeitsspanne ist kürzer als die durchschnittliche Amtszeit italienischer Ministerpräsidenten. Was bei Trump links reingeht, ist rechts schon wieder draußen. Der Mann hat ein Gehirn wie ein Sieb, da bleibt nicht mal eine Insel von der Größe Siziliens drin hängen. Die Folge: Trump widersetzt sich den Forderungen der anderen. Den Rest ignoriert er. Die alte Einheit der G7 bröckelt. Statt zu siebt ist man jetzt zersiebt.

       28.05.2017

      Wieder zu Hause. Verdammte Europäer! Bin froh, dass der Atlantik zwischen mir und denen liegt. Immerhin, hab eine neue Idee, was Mexiko betrifft. Werde den Mauer-Plan aufgeben und den Golf von Mexiko verlängern lassen. Aufbruch zu neuen Ufern, Durchbruch bis zum Pazifik. Diese Europäer werden schon sehen, was Inselationismus heißt.

      (Aus: Donald Trump, Tagebuch, unveröffentlicht.)

       29.05.2017

      Eine kleine Statistik der Statisten: Bisher hat Donald Trump in seiner Funktion als Präsident rund 1.300 Personen getroffen. Unter ihnen waren mehr Geschäftsleute (273) als republikanische Politiker (258). 79 % seiner Dates hatte er mit Männern, die wiederum zu 80 % weiß waren. Bei Golfbällen lag diese Quote sogar bei 100 %.

       30.05.2017

      Merkel hält Trump für unzuverlässig.

      Melania hält ihn für unverlassbar.

      Trump selbst hält sich für unverletzlich.

      Und ich? Ich halte ihn für unerlässlich.

      Für dieses Tagebuch, dessen Ende ich mir unablässig wünsche.

       31.05.2017

      Saudi-Arabien will 20 Milliarden Dollar in den USA investieren. Partner vor Ort ist der New Yorker Finanzdienstleister Blackstone. Wie passend: Schwarzer Stein in Mekka, Schwarzer Stein in New York. Und der Vorsitzende der Blackstone Group heißt – wie soll es anders sein – Schwarzman und ist Trumps persönlicher Freund und Berater. Wem das an dunklen Mächten noch nicht genug ist, d. h., wer jetzt noch immer nicht schwarzsieht, dem sei gesagt, dass sich der saudische Kronprinz und Jemen-Kriegstreiber Mohammed bin Salman mit Schwarzman zusammengetan hat und das Investment persönlich mit ihm bespricht. Gute Nacht.

       01.06.2017

      Großer Wahnsinn lässt mittleren Irrsinn wie kleinen Unsinn aussehen, und auch wenn es nicht unmittelbar sinnfällig ist, trägt Trumps stumpfsinnige Politik dazu bei, dass Merkel im Herbst wiedergewählt wird. Im Schatten desjenigen, der wie von Sinnen handelt, schlüpft sie in die Rolle der Besonnenen.

      Ein Kreuz macht die Hand, und unter ihr wandern Millionen nach rechts. Sinnlos zu hoffen, sie täten es nicht.

       02.06.2017

      Ohne Pariser ist’s heißer!

      (Aus: Donald Trump, Tagebuch, unveröffentlicht.)

       03.06.2017

      Scott proved it again! Scott Pruitt, Chef der amerikanischen Umweltzerstörungsbehörde, hat sich einmal mehr als Idealbesetzung erwiesen und gestern in Washington mit einigen Getreuen den Austritt aus dem Pariser Klimaschutzabkommen gefeiert. Aber nicht irgendwo und irgendwie, sondern mit einem Abendessen in einem furznoblen französischen Restaurant, das den Namen Le Diplomate trägt. Ich hoffe, die Schnecken haben ihm in den Salat geschissen.

       04.06.2017

      Terror in London. Drei Islamisten haben gestern sieben Menschen ermordet. Es ist der dritte Anschlag binnen acht Wochen. Londons Bürgermeister Sadiq Khan hat daraufhin heute Morgen in einem Statement erklärt, dass sich die Menschen in London nicht verunsichern lassen sollen. Er meinte damit aber nicht den Terror, sondern bezog sich mit seiner Aussage explizit auf die anhaltend hohe Zahl an Polizisten in den Straßen. Im Wortlaut heißt es: »Die Menschen in London werden heute und in den kommenden Tagen eine erhöhte Polizeipräsenz feststellen. Das ist kein Grund, alarmiert zu sein – eine der Sachen, die die Polizei und alle von uns tun müssen, ist, dafür zu sorgen, dass wir so sicher sind wie nur möglich.«

      Auch Trump reagiert auf den Terroranschlag – aber auf seine ganz eigene Weise. Er reißt Khans Aussage komplett aus dem Kontext, bringt sie mit den Opfern des Attentats in Verbindung und lässt es dadurch so aussehen, als spiele Londons Bürgermeister die islamistische Terrorgefahr absichtlich herunter. Auf Twitter schreibt Trump: »Mindestens sieben Tote und 48 Verletzte nach einem Terroranschlag, und Londons Bürgermeister sagt, es gebe keinen Grund, Angst zu haben.«

      Jetzt werden überall Rufe nach Entschuldigung laut. Aber die wird es nicht geben. In den mehr als 31.000 Tweets, die Trump bisher verfasst hat, findet sich nirgendwo ein Bedauern. Das kleine Wörtchen »regret« taucht überhaupt nur ein einziges Mal in Trumps Twitter-Archiv auf – und selbst da stammt es nicht von ihm, auch wenn es ihn perfekt charakterisiert. Es ist der Tweet eines Users, der Trump gefiel und den er deshalb geteilt hat. Darin heißt es: »My only regret is, that there isn’t 3 Donald Trump’s [sic!].«

       05.06.2017

      Berylliose ist kein poetisches Wort. Es bezeichnet eine schleichende Vergiftung des Organismus, eine Lungenkrankheit, hervorgerufen durch die Verarbeitungen eines Metalls namens Beryllium, das im Flugzeug- und Schiffsbau, in der medizinischen Industrie und bei der Herstellung von Computern verwendet wird.

      Seit 1975 arbeitete die ebenso unpoetisch klingende amerikanische Bundesbehörde zur Durchsetzung des Bundesarbeitssicherheitsgesetzes an strengeren Richtlinien bezüglich Beryllium, um Arbeiter

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