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stehen die somatischen Marker im Zentrum. Durch die Aufteilung in Bauch, Herz und Kopf erfolgt eine Strukturierung, die diese Marker auf spezifische Weise erlebbar werden lässt.

      »Die Hypothese der somatischen Marker geht von folgender Annahme aus: Gefühle markieren bestimmte Aspekte einer Situation oder bestimmte Ergebnisse möglicher Handlungen. Das Gefühl nimmt diese Markierung entweder offen vor, etwa als ›Bauchgefühl‹, als instinktives Empfinden, oder verdeckt mittels Signalen, die unterhalb der Bewußtseinsschwelle empfangen werden« (Damasio 2004, Pos. 159 f.).

       1.3.1Die Aufstellung

      Drei Bodenanker (Scheiben) in möglichst neutraler Farbe werden am Boden als Dreieck gelegt. Sie repräsentieren die Triade von Bauch, Herz und Kopf eines Menschen. Dieser stellt sich nacheinander auf die Scheiben und richtet seine Aufmerksamkeit und Wahrnehmung in das entsprechende Zentrum. Es wird auf der Scheibe gestartet, die den Bauch repräsentiert. Das nächste Zentrum, welches aktiviert wird, ist Herz, dann folgt Kopf. Man dreht sich nicht im Kreis, sondern man geht im Dreieck. Der Gang durch die Triade bietet eine Orientierung darüber, wie zugänglich die jeweiligen Ressourcen sind. Der erste Schritt im Prozess ist es, eine Unterschiedlichkeit festzustellen. Erlebt jemand, dass die Wahrnehmung in den Zentren verschieden ist, so ist in aller Regel sein Interesse für die Triadenarbeit geweckt. Und erst recht, wenn er überrascht ist, wie zuverlässig der Körper seinen momentanen Zustand ausdrücken kann, und oft noch ziemlich präzise. Meist kommt die Person während der Begehung zu einer realistischeren Einschätzung dieses Zustands, oder er wird ihr überhaupt erst bewusst.

      Eine Belastung betrifft selten alle drei Zentren, zumindest nicht gleich stark, und oft gibt es nur an einem Zentrum etwas zu tun. Dann erfährt man schon mal die gute Nachricht, dass nicht der ganze Körper/Mensch betroffen ist, sondern nur ein Drittel. Liegt nur eine geringe Belastung vor, egal in wie vielen Zentren, dann tritt im Allgemeinen alleine durch die Begehung eine Besserung ein. Ansonsten stehen die mit dem triadischen Prinzip entwickelten spezifischen Tools oder die darin integrierbaren anderen Methoden zur Verfügung.

      Vorher können die Menschen nicht wissen, was bei einer Triaden-Begehung auf sie zukommt. Das ist logisch, da sie sie ja noch nicht erlebt haben und alles, was sie sich vorzustellen versuchen, nur eine Projektion sein kann. Deshalb möchte ich Sie jetzt einladen, es einfach auszuprobieren:

       Übung: Bestandsaufnahme in der Triade

      Ziel der Übung ist es, die Unterschiedlichkeit der Zentren zu erleben und Veränderungen im Körper wahrzunehmen. Ihr Körper ist eingeladen, autonom zu reagieren. Daher sollten Sie einfach nur rumstehen, also nicht intervenieren, sich nicht konzentrieren, keine Meditationstechniken oder Ähnliches anwenden. Lassen Sie sich von Ihrem Körper überraschen. Die Augen bleiben geöffnet, das unterstützt die autonome Körperreaktion, Augen schließen wäre schon ein Eingriff. Alles ist eingeladen, sich auszudrücken. Nichts wird geordnet oder gedeutet. Sie erfahren mehr über sich, wenn Sie nicht vorschnell interpretieren, sondern die Informationen, die Sie von Ihrem Körper erhalten, einfach sammeln. Sollte eine innere Stimme skeptisch sein oder Sorgen haben, weil sie nicht weiß, was auf Sie zukommt, dann laden Sie diese Stimme dazu ein, erst mal eine Erfahrung zu machen und nach der Übung das Geschehene zu reflektieren.

      Sie legen drei Scheiben (Blätter/Moderationskarten) in Form eines Dreiecks auf den Boden. Sie definieren zuerst, welche Position Bauch repräsentiert (nicht beschriften, keine Zeichen). Dann folgen im Uhrzeigersinn die Position für Herz und schließlich die für Kopf.

      Starten Sie mit dem Bauchzentrum: Sie stellen sich auf die entsprechende Position, lassen die Augen offen und richten Ihre Wahrnehmung und Aufmerksamkeit in den Bauch. Wie nehmen Sie Ihren ganzen Körper wahr?

      Sie gehen weiter auf der gedachten Linie zum nächsten Zentrum.

      Herz:

      Nun richten Sie ihre Wahrnehmung und Aufmerksamkeit ins Herz. Wie nehmen Sie Ihren ganzen Körper wahr? Auch hier wird wieder alles gesammelt, was sich bemerkbar macht.

      Sie gehen weiter auf der gedachten Linie zum nächsten Zentrum.

      Kopf:

      Nun richten Sie Ihre Wahrnehmung und Aufmerksamkeit in den Kopf. Wie nehmen Sie Ihren ganzen Körper wahr? Auch hier wird wieder alles gesammelt, was sich bemerkbar macht.

      Sie gehen weiter zum Bauchzentrum für eine zweite Runde. Hier geht es darum, ob sich etwas verändert hat gegenüber der ersten Runde. Sie richten Ihre Wahrnehmung und Aufmerksamkeit wieder in das Bauchzentrum: Hat sich hier etwas verändert im Vergleich zum letzten Mal an dieser Stelle? Wieder wird nur gesammelt, dann folgen Herz und schließlich Kopf.

      Sie können noch eine dritte Runde gehen und dabei innerlich Ihre Zentren fragen, welche Rolle diese in Ihrem Leben spielen.

      Wie reagieren Ihr Bauch, Ihr Herz und Ihr Kopf körperlich, wenn sie die Frage hören?

      Sind die Zentren auskunftsfreudig, kann in einer vierten Runde die Frage anschließen, wie Bauch, Herz und Kopf jeweils zu den beiden anderen stehen bzw. ob sie diese überhaupt kennen.

      Für den Ausstieg aus der Triade gehen Sie zu dem Zentrum, das Sie als größte Ressource erleben.

      Zusammenfassung:

      1. Sie starten bei Bauch, im Uhrzeigersinn folgen Herz und dann Kopf.

      2. Sie gehen mit der Wahrnehmung und Aufmerksamkeit in das jeweilige Zentrum, die Augen bleiben geöffnet.

      3. Sie nehmen Ihre Körperempfindungen im ganzen Körper wahr. Sie sammeln nur und interpretieren nichts.

      4. Erster Durchgang: Fokus auf Unterschiede in den Zentren. Zweiter Durchgang: Fokus auf Veränderungen im Vergleich zum ersten Durchgang.

      5. Frage an die Zentren, welche Rolle sie spielen (dritter Durchgang).

      6. Frage nach dem Verhältnis zueinander/der Kenntnis voneinander.

      7. Ausstieg bei der stärksten Ressource.

       1.3.2Die Flow-Richtung

      Schon bei den ersten Experimenten mit dem neuen Aufstellungsformat wurde deutlich, dass bei der Begehung des Dreiecks die Richtung eine große Rolle spielt. Intuitiv begann ich mit der Reihenfolge Bauch–Herz–Kopf, und zwar im Uhrzeigersinn (siehe Abb. 5). Damit machte ich gute Erfahrungen in unterschiedlichen Beratungs- und Therapiesettings. Auffallend war vor allem, dass viele Klienten, die sich auf eine noch als Experiment etikettierte Begehung einließen, hinterher ein verändertes Embodiment hatten, ohne dass überhaupt eine Intervention erfolgte.

      Ich vermied es instinktiv, in die andere Richtung zu gehen, alleine den Gedanken empfand ich als unangenehm. Aber das war noch nicht Grund genug für mich, diese Option sofort zu verwerfen, vielleicht würde es ja auch dafür eine Indikation geben. Bald wurde ich eines Besseren belehrt:

       Abb. 5: Die Flowrichtung

      Bei einem Aufstellungs-Seminar mit ca. 20 Personen hatte ich die Gelegenheit, mit der ganzen Gruppe durch die Triade zu gehen. Am Boden wurde ein großes Dreieck markiert und wir gingen zunächst zwei Runden in der bewährten Richtung. Übereinstimmend berichteten die Teilnehmer, dass sie in der Gruppe die Zentren noch intensiver wahrnehmen konnten und allein das Begehen der Triade die Wahrnehmung und Empfindung für den eigenen Körper in einem positiven Sinn intensivierte. Dann wurden sie gebeten, in die Gegenrichtung zu gehen, also vom Bauch zum Kopf zum Herz zum Bauch.

      Schon bei der ersten Station, vom Bauch zum Kopf, gab es deutliche Befindlichkeitsstörungen und spätestens nach dem ersten Durchgang brach mehr als die Hälfte der

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