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       Abb. 2: Die Triade als Ordnungssystem

       1.2Die drei Kernbedürfnisse Beziehung – Sicherheit – Autonomie

      Jedes der Kernbedürfnisse ist im jeweiligen Körperzentrum implizit vorhanden bzw. wird dort körperlich generiert (siehe Abb. 3).

      Jeder Mensch kann das an sich selbst erfahren:

      Wenn er ganz mit der Aufmerksamkeit und Wahrnehmung ins Herz, sprich den Brustbereich geht, dann fühlt er, dass das Herzzentrum für Gefühle zuständig ist. Diese entstehen automatisch, sobald man mit etwas oder mit jemandem in Kontakt und dadurch auch in Beziehung ist.

      Wenn der Mensch ganz mit der Aufmerksamkeit und Wahrnehmung in den Kopf geht, dann fängt er unwillkürlich an, sich zu orientieren. Das Kopfzentrum möchte Sicherheit erzeugen, indem es versucht, in den Strom der Sinneseindrücke und der kognitiven Informationen Überblick und Orientierung zu bringen.

       Abb. 3: Die Kernbedürfnisse

      Wenn er ganz mit der Aufmerksamkeit und Wahrnehmung im Bauch ist, dann spürt er seine eigene räumliche Grenze. Das Bauchzentrum ist darauf angelegt, Raum und Autonomie zu behaupten und sich dadurch Handlungsspielraum zu verschaffen.

      Der Begriff Kernbedürfnis soll verdeutlichen, dass Beziehung, Sicherheit und Autonomie auch fundamentale Ressourcen sind. Bedürfnis wird hier also nicht primär als Mangel verstanden, sondern zugleich als Antrieb und Motivation.

      Jedes der drei Kernbedürfnisse steht für sich und ergibt doch ohne die jeweils beiden anderen keinen Sinn, ähnlich den drei ungemischten Grundfarben: Erst durch die Mischung von Rot, Blau und Gelb entsteht ein lebendiges Farbenspektrum.

      Das einzelne Kernbedürfnis kann man sich als Kontinuum mit zwei Polen vorstellen. Alle drei bilden entsprechend den sie erzeugenden Körperzentren Bauch, Herz und Kopf eine Triade (siehe Abb. 4). Um einen rein kognitiven Zugang zu dieser embodimental geprägten Triade zu erleichtern, wird für die nachstehende Erläuterung die Reihenfolge Beziehung – Sicherheit –Autonomie gewählt.

       1.2.1Herz – Beziehung

      Das Herzzentrum steht für Gefühle und es kann genauso nicht nicht fühlen, wie der Kopf nicht nicht denken kann. Es gibt den interessanten Irrglauben, man könne Gefühle außen vor lassen und auf der sogenannten Sachebene bleiben. Doch selbst eine Tabelle oder eine Statistik beinhaltet immer eine Auswahl, sie kann eben nicht die Wirklichkeit abbilden und enthält neben dem Glaubenskonstrukt dahinter auch einen emotionalen Aspekt. Gefühle sind das Bindemittel im Kontakt zu etwas oder jemandem und bilden damit auch den Bezugsrahmen für diesen Kontakt. Ob es sich um einen Menschen handelt oder ein Tier, einen Gegenstand oder eine Landschaft: Darauf bezogen kann man nur dann sein, wenn es einen Kontakt dazu gibt, und den stellt ein Gefühl her. Man findet z. B. irgendetwas schön oder hässlich und kann auch beschreiben, warum, aber jede Beschreibung ist untrennbar an ein Gefühl gekoppelt. Auch das Bedürfnis, sich selbst in Beziehung zur Welt wahrzunehmen, kann nur durch Gefühle erfüllt werden.

       Abb. 4: Die Pole der Zentren

      Zugleich sind Gefühle Motivatoren, um mit jemandem oder mit etwas in Kontakt zu treten. Man trifft sich eher mit Menschen, die man mag, und geht eher dort spazieren, wo es einem gefällt. Die Motivation muss aber nicht unbedingt positiv sein: Wenn man sich über jemanden ärgert, möchte man ihm gerne seine Meinung sagen, und auch ein Schüler, der den ganzen Nachmittag lang über einen Lehrer schimpft, ist intensiv in Kontakt mit der nichts ahnenden Person und setzt sich in Beziehung zu ihr.

       Die Herzpole: Versteckte versus flutende Gefühle

      Gefühle werden meist mehr oder weniger automatisch adaptiert. Situativ wägt man ab, unwillkürlich oder durchaus bewusst, wie sehr man seine Gefühle zeigt, ob im Umgang mit nahen oder weniger nahen Menschen, bei der Arbeit, der Erziehung von Kindern oder auch im Kontakt mit sich selbst. Man verhält sich vermeintlich oder tatsächlich und aus gutem Grund angemessen, obwohl man sich anders fühlt, das heißt, man kann seine Gefühle teilweise oder ganz verstecken. Wenn dies jemand dauerhaft und in hohem Maße tut, gilt er als gefühllos. Tatsächlich ist er seine Gefühle nicht los, sondern er hat sie so gut vor sich selbst versteckt, dass er keinen Zugang mehr zu ihnen hat. Somit steht ihm die Ressource Beziehung nur noch begrenzt zur Verfügung.

      Am anderen Pol wird man von seinen Gefühlen so überwältigt, dass einem die Steuerungsfähigkeit abhandenkommt. Mit Ausnahme von intimen oder besonders ergreifenden Erlebnissen werden Gefühlsüberflutungen von einem selbst oder von anderen als eher unangenehm erlebt. Die Kontrolle darüber ist sehr unterschiedlich ausgeprägt und Menschen, die hier ein geringes Maß an Kontrolle besitzen, leiten daraus gerne ab, dass man seine Gefühle besser »wegsperrt ohne Wasser und Brot« (so das Originalzitat einer Klientin). Entsprechend dem Staudammeffekt brechen sie dann, in einem womöglich unpassenden Moment, umso heftiger wieder hervor, wodurch oftmals gerade das Kernbedürfnis Beziehung verlorengeht.

      Das Herzzentrum kann nur dann gut ausbalanciert arbeiten, wenn es mit den beiden anderen Zentren kooperiert. Steuerungsfähigkeit entsteht hier, wenn man sich in seinen Gefühlen orientiert und ihnen einen adäquaten Raum lässt.

       1.2.2Kopf – Sicherheit

      Das Kopfzentrum ist für das Aufnehmen, das Verwalten und auch das Rekapitulieren kognitiver Informationen zuständig. Deren Verarbeitung erfolgt über Vorstellungen, die dabei helfen sollen, Orientierung und Überblick zu bekommen. Deshalb ist es ganz natürlich und auch notwendig, dass man projiziert, entsprechend einem Projektor, der ein Bild an die Wand wirft. Ohne Projektion ist es z. B. nicht möglich, an die Zukunft zu denken. Dafür nutzt man automatisch und unwillkürlich Informationen aus der Gegenwart oder der Vergangenheit. Wenn Vorstellungen einigermaßen kongruent mit dem Erleben sind, dann fühlt man sich orientiert und es entsteht das, was das Kopfzentrum unablässig sucht: Sicherheit. Aber auch noch so zutreffende Vorstellungen sind höchstens ähnlich dem, was dann tatsächlich erlebt wird. Und wenn die Realität ganz anders aussieht oder ein Realitätsabgleich nicht möglich ist, dann verliert man den Überblick und es entsteht automatisch Unsicherheit.

      Das pure Abwägen von Zahlen, Daten, Fakten oder dem Für und Wider in einer Entscheidungsfrage ist oft eher quälend und bringt dann nicht das gewünschte Ergebnis. Das Bezugssystem bleibt auch bei vermeintlich rationalen Entscheidungen unser gesamtes Erleben. Die Kognition kann einem lediglich Orientierung verschaffen, und sie wird als Entscheidungsinstrument meist erheblich überschätzt. Ich möchte hier etwas provozierend sagen: Die Idee, man könne rein rationale Entscheidungen treffen, ist höchst irrational.

       Die Kopfpole: Zu wenig versus zu viel Vorstellung

      Beim Kopfzentrum wird besonders deutlich, dass durch die Fixierung auf das Kernbedürfnis – hier Sicherheit – gerade dieses verloren gehen kann, ähnlich dem Wertequadrat Schulz von Thuns (1989), demzufolge das Übertreiben eines Wertes zu einem Mangel wird. Wenn etwa diverse innere Stimmen unterschiedliche Interessen haben und so ein innerpsychischer Konflikt entsteht,

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