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Das große Lise-Gast-Buch. Lise Gast
Читать онлайн.Название Das große Lise-Gast-Buch
Год выпуска 0
isbn 9788711508770
Автор произведения Lise Gast
Издательство Bookwire
„Unsinn, bei uns geht dauernd Besuch ein und aus. Ich habe genug gekocht. Wenn Ihnen ein tüchtiger Eintopf recht ist?“
Sie waren durch die Küche und den Flur in ein helles Eckzimmer getreten. Ein bäuerlicher Tisch, um den an zwei Seiten eine Bank lief, stand in der Fensterecke, und auf dem Tisch dampfte in einer Bunzlauer Terrine die Suppe. Ein Mann und drei Jungen, zwei größere und ein vielleicht zehnjähriger, erhoben sich, als sie eintraten. Regine gab Herrn Burger einen kleinen Puff in die Seite und verschluckte ein Lachen.
„Wahrhaftig, das ist er!“
Auch Herr Burger mußte lachen. Der rothaarige Junge, der Regine vorhin so passend begrüßte, nachdem sie seine Cowboykünste auf dem Rad bewundert hatte, war das erste, was sie sahen. Er schien sie auch erkannt zu haben. Regine gab erst Onkel Hannes die Hand und machte einen Knicks, dann sagte sie den Jungen guten Tag.
„Wir kennen uns ja schon“, sagte sie, als ihr Jürgen, der Rothaarige, vorgestellt wurde.
„So? Woher denn?“ fragte Onkel Hannes.
„Wir haben ihn in Warburg aus der Schule kommen sehen. Er sprang so schneidig aufs Rad, das möchte ich auch können. Nicht wahr, Jürgen, du hast uns auch gesehen?“ fragte sie scheinheilig.
Jürgen nickte. Aber sie erzählte sonst nichts von dieser Begegnung.
„Na also, das nenn’ ich einen Blick haben“, sagte Herr Westphal behaglich. „Nun aber setzen, los! Gottfried, lauf und hol noch zwei Teller!“
„Ich gehe schon. Ich weiß doch, wo die Küche ist!“ rief Regine und lief zur Tür. Schon war sie hinaus. Herr Burger sah ihr nach und schmunzelte dann stolz zu Frau Westphal hinüber.
„Die ist in Ordnung“, sagte er. „An der werden Sie Ihre Freude haben.“
„Na, unser Mützchen! Nun hat sie endlich die ersehnte Tochter bekommen“, sagte der älteste der drei Jungen, „und wir sind abgemeldet. So hatte ich mir das ja ausgemalt.“
„Ach Dieter, du Dussel! Ist sie nicht ein reizender Kerl, die Regine? Warte nur, wenn ihr mich jetzt ärgert, habe ich Verstärkung. Wissen Sie, Herr Burger, es ist nicht leicht, die einzige Frau in solch einem Männerkreis zu sein!“ sagte Mützchen lebhaft und tauchte die Suppenkelle in die Terrine. „So, da sind die beiden Teller. Setz dich hier neben mich, Regele, komm! Du wirst doch hungrig sein nach der langen Fahrt. Seit wann seid ihr denn unterwegs?“
„Seit heute in aller Herrgottsfrühe“, erzählte Regine. „Danke. Ich bin gar nicht ausgehungert. Herr Burger hat mich immerfort gefüttert. Aber ich habe euch auch was mitgebracht! Ich hole es gleich!“
Es war eine gemütliche Runde, so daß man sich sofort wie zu Hause fühlte, und die Suppe schmeckte herrlich.
Als die Terrine leer war, lief Mützchen und holte eine Schüssel Apfelmus.
„Heute ist Feiertag. Sonst gibt es bei uns wochentags nichts hinterher, aber heute müssen wir doch Regeles Einstand feiern.“
Der Abschied von Herrn Burger wurde dann doch noch ein bißchen traurig. Regine stand neben dem Laster und hielt die schwere, harte Hand des Mannes in der ihren.
„Kommen Sie wirklich mal wieder vorbei?“ fragte sie und sah ihn an. Er nickte. Dann aber sagte er leise und eindringlich: „Regele, so gut, wie sie dich aufgenommen haben, das passiert nicht jedem! Nun mußt du aber auch die Ohren steifhalten, versprichst du mir das? Natürlich komme ich wieder, wenn ich diese Tour fahre. Also – mach’s gut!“
Regine schluckte. Er stieg ein und winkte ihr noch zu, als der Wagen schon rollte. Und da sah er, wie Regine nicht mehr allein stand, ihm nachzusehen. Hannesle war gelaufen gekommen und hatte ihre Hand gefaßt. Sie beugte sich zu ihm herunter und hob ihn auf den Arm. Und als sie jetzt winkten, sah er, daß Regine nun auch lachte.
„Na, wird schon gutgehen“, brummte Herr Burger vor sich hin und schaltete. Es war doch recht einsam, wenn man so allein im Lastwagen saß. Na, vielleicht bekam er bald wieder eine Fracht für diese Gegend.
„Schaukeln wir jetzt wieder?“ fragte Hannesle, als der Wagen hinter dem Hügel verschwunden war. Regine lachte.
„Erst schlachten wir die Tafel Schokolade, die uns Onkel Burger geschenkt hat. Wollen wir? Nein, aber zuallererst trocknen wir dem Mützchen das Geschirr ab. Tust du mit? Natürlich kannst du das schon. Und dann schaukeln wir, und du zeigst mir alles, alles hier. Habt ihr auch Karnickel? Und Hühner? Was, einen Hund habt ihr auch? Darf der nicht ins Haus? Mützchen, warum darf der Waldi nicht ins Haus?“
Mützchen wird entlastet
Regine erwachte. Sie lag so unbequem, ganz zusammengerollt, obwohl der Diwan lang genug für sie war. Aber sie hatte gestern abend Hannesles Baukasten ans Fußende unter das Deckbett gestellt, damit sie sich nicht ausstrecken konnte. Ein paarmal war sie schon nachts aufgewacht, wenn sie sich daran stieß. Jetzt war es Morgen, man sah es am hellen Licht, das durch die Fenster drang.
Sie wollte ja zeitig aufstehen, deshalb hatte sie sich diesen merkwürdigen Wecker gestellt. Mützchen würde es nie erlauben, das wußte sie. Aber Mützchen konnte sich ruhig daran gewöhnen, daß sie jetzt eine große und tüchtige Tochter hatte. Alle Mütter sind müde und möchten manchmal länger schlafen, als sie dürfen. Nun würde Regine die Jungen frühmorgens versorgen.
Sie tappte schlaftrunken ins Bad und steckte ihr Gesicht in das Waschbecken. Brrrr! Aber munter machte das. Nun hieß es nur, leise sein. Wie ein Dieb in der Nacht schlich sie durch den Flur, horchte an der Schlafzimmertür – alles still – und öffnete sie ganz behutsam. Gleich bei der Tür auf der Kommode stand der Wecker. Ha, sie hatte ihn! Nun leise, leise wieder zugemacht.
Jetzt war alles gewonnen – oder doch die Hauptsache. Regine sprang schon viel unbefangener als vorhin die Treppe hinauf zum Bodenraum, wo in einer Mansardenstube die größeren Jungen schliefen. Hier mußte man herzhafter zu Werke gehen.
„Hallo! Aufgewacht! Es ist schon halb fünf!“ rief sie und pochte. Drinnen ertönte mißmutiges Gemurmel. „Seid ihr wach, oder muß ich noch einmal kommen?“
„Wir sind schon wach“, kam es verschlafen zurück. Regine huschte wieder treppab. Nun schnell das Wasser aufgestellt, das war das wichtigste. Jürgen und Dieter mußten eine warme Suppe haben, wenn sie solch einen langen Tag vor sich hatten.
Sie hatte alles mit den Jungen besprochen, schon Tage vorher, gestern aber ernsthaft. Mützchen sollte jetzt immer bis sieben Uhr schlafen dürfen. Wenn sie erst einmal sah, daß das ging – und es würde natürlich gehen, das war klar –, dann würde sie auch einwilligen. Nur durften die Jungen sie nicht im Stich lassen. Das taten sie auch nicht. Keine fünf Minuten waren vergangen, als sie auch schon erschienen. Dieter, noch im Schlafanzug, fuhr sich gähnend durchs Haar – er arbeitete abends meist noch lange in seinem Zimmer oben –, Jürgen munter und vergnügt in der Trainingshose. Sie waren vierzehn und fünfzehn Jahre alt. Jürgen nickte Regine einen kurzen Gruß zu und lief dann hinaus. Er konnte auf seinen Waldlauf sommers und winters nicht verzichten.
„Ach du lieber Himmel!“ rief sie plötzlich und stürzte zum Tisch hinüber und schlug dem Wecker auf den Kopf. Er hatte eben zu rasseln begonnen. Hoffentlich hatte es Mützchen nicht gehört! Ihn herauszuholen, das genügte selbstverständlich nicht, man mußte ihn auch hier zum Schweigen bringen. Morgen würde sie daran denken.
„Du bist ein Hauptkerl! Paß auf, jetzt ist sie doch aufgewacht. Sie hört durch drei eichene Bohlen, besonders das, was sie nicht hören soll“, behauptete Dieter und kramte nach seinem Handtuch, das hinter der Küchentür hing.
Regine öffnete die Tür spaltbreit und lauschte hinaus. Nein, gottlob nichts. Nun schnell die Suppe gekocht und die Brote zurechtgemacht.
So ganz ohne Panne ging es an diesem ersten Morgen doch nicht, aber Regine gab sich die größte Mühe, alles wieder auszugleichen. Sie war immer noch bange,