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die früher in der Gegend gewohnt haben. Brutaler Mord aus politischen Beweggründen«, sagte der CID Chef.

      Major Heller sah die Tatortfotos und las den gerichtsmedizinischen Bericht: Vierzehn Stiche in Brust und Unterleib, mit großer Wucht und von unten nach oben geführt. Ein Stich, vermutlich der erste, in der Brustmitte, drei Zentimeter unterhalb des Schwertbeins. Die übrigen Stichverletzungen an der linken Körperseite, vermutlich aus knieender oder liegender Stellung zugefügt. Täter vermutlich Rechtshänder, von kleinerem Wuchs als der Ermordete. Jede Stichverletzung an sich tödlich. Schon der erste Einstich (Brustmitte) traf die rechte große Herzkammer. Tatwaffe vermutlich ein sogenanntes Handscharmesser, gekrümmte Klinge, Schneide an der Innenseite der Krümmung. Das Handscharmesser ist typisch türkischer Herkunft, wird heute noch bei den türkischen-zypriotischen Hirten oder Bauern verwendet. Die Tatwaffe wurde nicht gefunden. Keine brauchbaren Spuren am Totort, Fingerabdrücke negativ, Fußabdrücke negativ wegen des feuchten Grases. 40 Meter vom Tatort wurde eine Fahrradspur gesichert, könnte vom Täter stammen. Fotografien beigeschlossen. Eine ausgeprägte Bißwunde am Hals des Toten. Kehlkopf stark deformiert, die Bißwunde an sich nicht tödlich. Formalinbehandlung der Bißwunde wurde durchgeführt, eine Gebiß-Rekonstruktion des Täters ist noch in Ausarbeitung.

      Was außer dem angeblich türkischen Krummdolch noch darauf hinweise, daß der Täter ein Türke sein müsse, wollte Jo Heller wissen.

      Der CID Chef lächelte nachsichtig.

      Costas Costakis war ein angesehener Mann bei der griechischen Bevölkerung. Er hatte dort keine Feinde. Die bestialische Art des Mordes sei auch keinem Griechen zuzutrauen. Dann war da noch etwas. Der Mörder schrie etwas auf Türkisch bei seiner Tat. Zeugen hatten es gehört.

      »Er schrie auf Türkisch? Was zum Teufel schrie er auf Türkisch?« wollte der Major wissen.

      »Er schrie: Allah!«

      »Was?« Jo verstand nicht.

      »Er schrie Allah. Gott. Das türkische Wort für Gott.« Der CID Chef war nun ärgerlich. Was für einen Idioten die UNO da wieder geschickt hatte.

      Jo spürte die Aversion.

      »Hören Sie, Superintendent«, sagte er nun freundlich. »Ich weiß so gut wie Sie, was das Wort Allah bedeutet.

      Und ich habe 22 Jahre Erfahrung im CID. Und es macht mir nichts aus, wenn Sie mich für begriffstutzig halten. Und ich darf Ihnen bei dieser Gelegenheit versichern, daß ich von dem hohen Standard Ihres CID sehr beeindruckt bin, soweit ich das bisher sehen konnte. Ich höre nur zum erstenmal, daß jemand Gott anruft, wenn er einen Mord begeht. Deshalb frage ich so oft.«

      Der Superintendent war nun wieder freundlich. Er entschuldigte sich. Er verstehe vollkommen die Schwierigkeiten, die ein Ausländer hier haben müsse. Die Mentalität der Türken, der Asiaten, wäre für Europäer schwer zu verstehen. Für »uns Europäer« sagte er. Jo blieb ganz ernst.

      Einwandfrei hätten die Frau und der Sohn den Schrei gehört, beide sagten aus, – der CID blätterte wieder in den Akten – beide sagten aus, daß sie durch diesen Schrei: »Allah« geweckt worden wären. Jeder Zweifel sei auszuschließen, es wäre eine ganz ruhige Nacht gewesen, der Lärm wäre erst später ausgebrochen.

      Ob er eine Übersetzung des Gesamtaktes haben könne, fragte Jo. Höflich lehnte der CID Chef ab. Er wäre verpflichtet, die UNO-Polizei zu informieren. Aktenwechsel wäre nicht üblich. Jo wußte das natürlich. Er machte sich ein paar Notizen.

      »Es ist einwandfrei Sache der sogenannten Türkischen Polizei, den Mörder zu finden«, sagte der Superintendent. »Wenn die nicht ohnehin wissen, wer es war. Sie werden wohl nichts sagen, wie üblich«, fuhr er fort. »Sie deckt ihre politischen Mörder, die sogenannte Türkische Polizei.«

      Der Superintendent sagte »sogenannte Polizei«, weil die Regierung die »Rebellenpolizei« der Türken nicht anerkannte.

      »O.k.«, sagte Jo. »Und jetzt muß ich Sie wieder ärgern, Chef. Wieso behaupten Sie, daß es ein politischer Mord war?«

      Der Superintendent lächelte: »Panahiamu, Heilige Maria, was sonst sollte es ein.«

      Jo nickte und lächelte ebenfalls. Er machte sich wieder Notizen. Das war unerfreulich. Wenn die Griechen auf einem interkommunalen Konflikt bestanden, hatte er eine Menge Arbeit. »O.k.«, sagte er dann, »werden sehen, was die drüben sagen.« Er meinte die Türkische Polizei. »Informiert sind sie ja schon durch unseren Verbindungsoffizier.« Er machte sich zum Gehen fertig. Er hatte das Gefühl, etwas vergessen zu haben. »Ja«, sagte er schließlich, »richtig. Was war das für ein Lärm, von dem Sie sprachen?«

      Der CID Chef schien nicht glücklich über diese Frage. »Zikaden«, sagte er dann fast kleinlaut. »Zikaden. Die Ohrenzeugen sagen übereinstimmend aus, unmittelbar nach dem Schrei hätten alle Zikaden der Nachbarschaft zu zirpen begonnen. Ein Höllenlärm.« Der Superintendent zuckte die Schultern.

      Jo verstand seine Verlegenheit nicht recht.

      »Na, wahrscheinlich sind die Viecher von dem Schrei geweckt worden«, sagte er.

      Der Grieche schüttelte traurig den Kopf.

      »Zikaden reagieren nicht auf Lärm«, sagte er. »Und sie zirpen nur, wenn die Sonne scheint.«

      »Nur wenn die Sonne scheint?« fragte Jo fassungslos.

      »Eben. Ja. Nur wenn die Sonne scheint. Jedes Kind weiß das bei uns.«

      Er zog wieder die Schultern hoch, schaute unglücklich drein. Er wußte, daß damit die Zeugenaussagen fraglich, unglaubwürdig wurden. Immerhin war er ehrlich, der Bursche. Jo konnte nun leicht das »Allah«, die gesamte »Türkenversion« in Frage stellen.

      »Kann ich mit den Zeugen einmal reden?« fragte Jo höflich.

      »Aber selbstverständlich.« Der CID Chef war nun wieder ganz Herzlichkeit. »Selbstverständlich. Ich muß Sie nur bitten, einen meiner Beamten mitzunehmen. Sie wissen, Sie haben allein nicht das Recht, Vernehmungen durchzuführen.«

      Natürlich wußte Jo das.

      Er würde anrufen, wenn es notwendig wäre. Der CID Chef gab ihm eine Visitenkarte mit Telefonnummer. Jo ging.

      Er mußte nun die Türkische Polizei kontaktieren. Jo beschloß, das am nächsten Tag zu tun. Avrio. Es war heiß, und er hatte Durst auf ein Bier. Er dachte über die komische Zikadengeschichte nach. Er fuhr in den UNO-Club und trank ein paar Flaschen Bier. Herrlich kaltes, dänisches Bier. Die Zikaden vergaß er wieder.

      Später, Jahre später, mußte Jo Heller oft an diesen Tag denken. An diesen Tag, an dem er in die komische Zikadensache verwickelt wurde. Und er verfluchte diesen Tag.

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