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erreichen“, aber keine, die sich mit denjenigen befasst, die zum großen Teil verantwortlich für die Flüchtlingssituation in aller Welt sind: Politiker, Militärs, Befreiungskämpfer, nationale Oligarchen und die, die die internationale wirtschaftliche Macht kontrollieren. (Costas 1987, 16)

      Es ging den Kritikern in Pattaya nicht um eine Herabsetzung der evangelistischen Aufgabe, sondern um deren Sicherstellung. Es wurde darauf hingewiesen, dass Evangelisation gehindert wird, wenn sich ihr politische, wirtschaftliche und soziale Barrieren in den Weg stellen:

      Weil die Welt nicht nur aus Volksgruppen besteht, sondern auch aus Institutionen und Strukturen, muss die Lausanner Bewegung, wenn sie eine andauerne und tiefe evangelistische Wirkung in den sechs Kontinenten der Welt haben will, eine besondere Anstrengung unternehmen, Christen, örtliche Gemeinden, Denominationen und Missionsgesellschaften zu helfen, nicht nur Volksgruppen zu identifizieren, sondern auch die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Institutionen, die ihr Leben determinieren, und die Strukturen hinter ihnen, die die Evangelisation behindern. (Costas 1987, 16)

      Das Lausanner Komitee wurde aufgefordert, Studiengruppen zu bilden, um die drängenden sozialen Fragen zu diskutieren. Vor allem wurde darauf gedrängt, dass das Komitee den Teil der Lausanner Verpflichtung ernst nehmen soll, der die soziale und politische Tätigkeit als christliche Pflicht bezeichnet (Costas 1987, 17).

      Im Westen sind die Vertreter eines sozialpolitischen Missionsverständnisses fast durchwegs auf Widerstand gestoßen. Man befürchtete, sie arbeiteten an einer Ersetzung des evangelikalen Missionsverständnisses durch politische Aktionen. Es ging jedoch zu keinem Zeitpunkt um eine Ersetzung, sondern um eine Erweiterung des Missionsverständnisses. Man wollte der evangelistischen Aufgabe die Pflicht zum sozialen und politischen Handeln zur Seite stellen. Das Ziel dieses erweiterten Missionsbegriffs lag darin, angemessen auf die sozialen Probleme und politischen Möglichkeiten zu reagieren.

       Die Zerrissenheit

      Es war offensichtlich in Pattaya, dass ein beträchtlicher Teil der evangelikalen Bewegung mit der Entwicklung seit Lausanne nicht zufrieden war. In Pattaya prallten zwei Welten aufeinander. Auf der einen Seite stand das Lausanner Komitee, in deren Köpfen das Zeitalter des Kolonialismus noch nicht völlig Vergangenheit war. Es waren immer noch die westliche Sichtweise und westliche Themen, welche die Agenda der evangelikalen Bewegung bestimmten. Doch diese Sichtweise wurde der evangelikalen Realität längst nicht mehr gerecht. Samuel liegt richtig, wenn er sagt, dass die Sondererklärung in Pattaya die Position der Mehrheit der Evangelikalen in der Zwei-Drittel-Welt repräsentierte (Samuel und Sugden 1984, 154).

      Die westlichen missionarischen Bemühungen … ließen sich im allgemeinen nicht auf eine ernsthafte Begegnung mit der religiösen Suche und den sozialen Realitäten in unseren jeweiligen Kontexten ein. Daher sind die Kirchen in der Zwei-Drittel-Welt in der Gefahr, fremdartigen Kategorien verpflichtet zu sein. Diese erlauben es ihnen nicht, den Problemen und Herausforderungen, die in der Verkündigung Christi in unseren Kontexten entstehen, in angemessener Weise zu begegnen. (Konferenzergebnisse 1987 [1982], 276)

      Der Kontext der Zwei-Drittel-Welt mit seinen sozialen Problemen und der starken Präsenz von nicht-christlichen Religionen verlange danach, dass die Evangelikalen ihre eigene Art und Weise entwickeln müssten, das Evangelium weiterzugeben:

      In diesen Kontexten ist es dringend geboten, die biblische Leidenschaft für Gerechtigkeit, das biblische Anliegen der ‚Ganzheitlichkeit‘ des Heils und das biblische Konzept der Universalität Christi zu bedenken. Es ist notwendig für uns, uns eingehend und theologisch nicht nur mit der Realität der Unterdrückung, Machtlosigkeit und Armut einzulassen, sondern auch mit anderen Religionen in ihren verschiedenen Dimensionen, die in manchen unserer Kontexte einen starken Rückhalt besitzen. Die Konferenzberichte, die Referate und auch die Diskussion spiegeln unser Anliegen wider, dass unsere Hermeneutik dem historischen Christentum gegenüber treu zu sein hat und zugleich dem Engagement in unseren jeweiligen Situationen entspringt. Die Aufgaben, denen wir gegenüberstehen, erfordern, dass wir neue Wege suchen, unseren Glauben an Christus Jesus als Herrn zu artikulieren. (Konferenzergebnisse 1987 [1982], 275)

      Die in Lausanne losgetretene Bewegung war in volle Fahrt gekommen. Die Positionen zwischen dem Westen und der Zwei-Drittel-Welt drifteten auseinander, der Ton war scharf, das Misstrauen groß. Es musste ein Weg gefunden werden, um die Gräben in der evangelikalen Bewegung zuzuschütten. Dieser Versuch wurde zwei Jahre später in Grand Rapids unternommen – und er war erfolgreich.

       Grand Rapids (1982)

      Das kritisierte Lausanner Komitee für Weltevangelisation und die Weltweite Evangelische Allianz beriefen auf den Juni 1982 die Consultation on the Relationship of Evangelism und Social Responsibility im nordamerikanischen Grand Rapids ein. Das anfängliche Misstrauen wich während der eine Woche dauernden Konsultation allmählich gegenseitigem Respekt. Der scharfe Ton milderte sich und man bemühte sich, einander zuzuhören.

       Der Konferenzbericht

      Das Ergebnis der Konferenz ist der Bericht über Verkündigung und soziale Verantwortung, der auf Deutsch von Klaus Bockmühl herausgegeben wurde. Einige Aussagen werfen ein gutes Licht auf den Stand des Missionsverständnisses in den frühen 1980er Jahren. Im Bericht heißt es:

      Wir sind entsetzt, dass 800 Millionen Menschen – ein Fünftel der Menschheit – in äußerster Armut existieren … Nur das Evangelium kann Menschenherzen verändern, und kein Einfluss macht Menschen menschlicher als das Evangelium. Dennoch können wir nicht bei der Wortverkündigung stehen bleiben. Zusätzlich zur weltweiten Evangelisation sollte sich das Volk Gottes energisch bei Hilfsaktionen, in der Entwicklungshilfe und in der Suche nach sozialer Gerechtigkeit und Frieden engagieren. (Verkündigung und soziale Verantwortung 1983 [1982], 17)

      Kernstück des Berichts ist die Frage, wie Verkündigung und soziales Handeln sich zueinander verhalten. Während die einen im Vorfeld von Grand Rapids die Position vertreten hatten, Mission sei im Wesentlichen Evangelisation, hatten die anderen die Integration des sozialen Handelns in den Missionsauftrag gefordert. Man erkannte, dass das Beharren auf absoluten Positionen keine verwertbaren Ergebnisse erzielen würde. So legten sich die Teilnehmer darauf fest, dass das Verhältnis zwischen Evangelisation und sozialem Handeln dreifach definiert werden könne (Verkündigung und soziale Verantwortung 1983 [1982], 23–25):

      • Erstens bezeichnete man soziales Handeln als Folge der Evangelisation. Menschen, die zum Glauben kommen, würden ihr neues Leben in den Dienst für andere stellen. Dieser Dienst sei eines der Hauptziele der Verkündigung, denn Christsein müsse immer zu guten Werken führen. Allerdings geschehe dies nicht automatisch und deshalb müsse die Kirche die soziale Verantwortung lehren.

      • Zweitens definierte man soziales Handeln als Brücke zur Verkündigung. Soziales Handeln könne Vorurteile abbauen, geschlossene Türen öffnen und dem Evangelium Gehör verschaffen.

      • Drittens begleite das soziale Handeln die Verkündigung als Partner. Jesus habe den Menschen gedient und ihnen gepredigt. Die gute Nachricht von der Liebe Gottes müsse durch die Sorge für die Bedürftigen verdeutlicht werden, was jedoch nicht heiße, „dass man sie als identisch ansehen sollte, denn Verkündigung ist nicht soziale Verantwortung, und soziale Verantwortung ist nicht Verkündigung. Aber jedes bringt das andere mit ein“ (Verkündigung und soziale Verantwortung 1983 [1982], 25).

      Schließlich wurde die Frage der Vorrangigkeit

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