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mit der Welt zum Ausdruck zu bringen (Transformation 1987 [1983], II.8–13). Bragg selbst meinte dazu:

      Die so genannte „entwickelte“, moderne Welt braucht Transformation, um sich von ihrem säkularen, materialistischen Zustand zu befreien, der durch zerbrochene Beziehungen, Gewalt, wirtschaftliche Unterjochung und die Zerstörung der Umwelt gekennzeichnet ist. Und die „unterentwickelte“ Welt braucht die Transformation ihres unmenschlichen Zustandes von Armut, niedriger Lebenserwartung, Hunger, Schutzlosigkeit, Unterdrückung, Krankheit und Angst. Während „Entwicklung“ ein Begriff ist, welcher der Westen gerne auf die Dritte Welt anwendet, ist Transformation sowohl für die „überentwickelte“ als auch die „unterentwickelte“ Welt anwendbar. (Bragg 1987, 40)

      Der Bericht von Track 3 führt aus, dass die gesamte Gesellschaft umgewandelt werden solle, so dass die Menschen in der Lage seien, so zu leben, wie Gott sich das Leben gedacht habe. Ungerechtigkeit müsse beseitigt werden und die Kirche müsse sich am Protest gegen diese beteiligen. Soziale Strukturen, ja die gesamte Kultur einer Gesellschaft müssten transformiert werden. Jesus sei das Vorbild der Transformation. Durch seine Taten der Barmherzigkeit und die Verurteilung von Ungerechtigkeit habe Jesus eine prophetische Leidenschaft gezeigt, die zu einer Gemeinschaft geführt habe, welche im Gegensatz zum Establishment gestanden habe.

      Das Streben nach Transformation hat, wie Track 3 deutlich macht, durchaus eine kämpferische Note. Nicht verwunderlich ist denn auch, dass der Umstand beklagt wird, die Kirche und die christlichen Entwicklungsorganisationen würden durch ihr Schweigen zur Ungerechtigkeit den Status Quo nicht selten zementieren. Der Schlussbericht folgert, dass Mission heute umfassend definiert werden muss:

      Die Mission der Kirche umfasst sowohl die Proklamation des Evangeliums als auch seine Demonstration. Deshalb müssen wir evangelisieren, Antworten auf drängende menschliche Nöte geben und uns für soziale Transformation einsetzen. (Transformation 1987 [1983], V.26)

       Umfassende Mission

      Berneburg (1997, 197–198) fasst den Beitrag in Wheaton zur Entwicklung des Missionsverständnisses in den folgenden vier Punkten zusammen: Erstens sprach man sich in Wheaton für einen umfassenden Heilsbegriff aus. Es wurden „biblische Horizonte eröffnet, die die individualistische Begrenzung auf die Bekehrung des einzelnen als heilsgeschichtliches Ziel des Wollens Gottes zu überwinden versprechen.“ Zweitens hat man unter dem Begriff der Transformation das umfassende Heil als in allen Lebensbereichen wirkend definiert. Drittens diente das Reich Gottes als Modell für die Transformation. Wheaton „hat die Reich-Gottes-Verkündigung zum Ausgangs- und Angelpunkt des missionarischen Denkens gemacht.“ Viertens ist erklärt worden, dass Mission gleichermaßen in Wort und Tat geschieht. Die Sendung der Kirche soll „sich nicht auf die Verkündigung des Heiles zur Rettung aus der Verlorenheit des Menschen beschränken, sondern gleichberechtigt die Auswirkungen des Heiles in den sozialen Beziehungen demonstrieren.“ Berneburg steht dieser Entwicklung kritisch gegenüber:

      Ohne Zweifel drängt sich die Frage auf, ob mit dieser Parallelisierung von göttlichem ewigen Handeln und menschlichem Engagement, das immer der Vorläufigkeit der Weltzeit verhaftet bleibt, nicht letztlich das reformatorische Verständnis der Rechtfertigung allein durch Gottes Gnade aufgegeben wird. Die Stärke der evangelikalen Missionstheologie lag bisher darin, dass sie die Verkündigung der freien Gnade in Jesus Christus gegenüber jeder Verkürzung durch Ethisierung oder durch innerweltliche Veränderungsprogramme bewahrte. Nun steht selbst die evangelikale Missionstheologie in der Gefahr, die missionarische Heilsverkündigung zugunsten eines ganzheitlichen Engagements aus dem Zentrum ihres Anliegens zu verlieren. (Berneburg 1997, 199)

      Während Berneburg bei der Transformations-Orientierung von einer „Verkürzung“ des Evangeliums spricht, ist seit Wheaton ein beträchtlicher Teil der Evangelikalen der Auffassung, dass die Transformation eine biblische Erweiterung der Mission darstellt. Das macht deutlich, dass in dem knappen Jahrzehnt seit dem Lausanner Kongress sich die evangelikale Mission rasant gewandelt hatte. War in Lausanne noch zögerlich von der Integration der sozialen Verantwortung in die missionarische Aufgabe die Rede gewesen, wurde diese in Wheaton bereits vorausgesetzt. In Wheaton ging man einen Schritt weiter als in Lausanne und erörterte die Integration der strukturellen Veränderung als Teil der Mission. Lausanne berechtigte die sozial gesinnten Evangelikalen, ihre Tätigkeit als Teil der Mission Gottes zu betrachten. Wheaton ermutigte sie dazu in diese Richtung weiter zu marschieren und die Bekämpfung der Ursachen der sozialen Nöte in den Missionsauftrag zu integrieren. In Wheaton rückte erstmals der ganze Mensch mit all seinen Nöten und die ganze Welt mit all ihren Herausforderungen in den missionarischen Fokus. Die Welt war zur Arena der evangelikalen Mission geworden.

       Manila (1989)

       Die Armen

      Ich glaube, dass wir die Gute Nachricht von Jesus in einer feindlichen oder ungläubigen Welt überzeugend darstellen können, wenn wir durch Erbarmen das Anliegen der Armen und ihre Bedürfnisse ernst nehmen. Und ich glaube, dass wir in der Lage sein werden, den Säkularismus im Westen zu bekämpfen, wenn wir diese Art von Authentizität der Guten Nachricht Jesu wiederherstellen. (Houston 1990, 115)

      Houston forderte die Reichen auf, ihren Beitrag in einer verarmten Welt zu leisten. Mehr als die Hälfte der Evangelikalen weltweit lebe im Reichtum. Würden sie ihren Reichtum mit dem Armen teilen, könnten die meisten Probleme der Welt einschließlich das des Hungers, der Armut und der Krankheit gelöst werden (Houston 1990, 115). Houston rüttelte die reichen Evangelikalen mit der Klage auf: „Während fast eine Milliarde Menschen in absoluter Armut leben, sind die Nachfolger Jesu in ihrem Begehren, noch mehr zu besitzen, kaum von den anderen zu unterscheiden“ (Houston 1990, 114). Sein Hauptanliegen fasste Houston in der Forderung zusammen, dass das Evangelium mit Wort und Tat und Zeichen verkündigt werden müsse (Houston 1990, 116). Mit Houston sprach sich zum ersten Mal ein anerkannter evangelikaler Leiter, der weder dem radikalen Segment angehörte noch aus dem Süden stammte, dezidiert für eine Evangelisation der Armen aus.

       Soziale Verantwortung

      Die soziale Verantwortung war ein wichtiges Thema in Manila. Der Social Concern Track befasste sich mit der Bedeutung sozialen Handelns. Es ging weniger um eine theologische Erörterung der sozialen Verantwortung als um Erfahrungsberichte und Anregungen für die Praxis. Dieser Umstand ist bemerkenswert. Die soziale Verantwortung

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