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meiner Freundin Metternich zu, für deren Charakteristik der nachfolgende Brief ein sehr wertvolles Dokument bildet.

      Oettingen 63, 2. August 1898.

      Nachdem ich weiß, daß Sie jetzt heimgekehrt sein müssen, lieber Graf, halte ich es nicht länger aus – ich muß wissen, was Sie treiben, was Sie machen, wie es Ihnen geht. Seit meiner und Ihrer Abreise von Wien habe ich kein Sterbenswörtchen auch nur von Ihnen gehört – doch eines habe ich erfahren, daß Sie mit dem Kaiser, envers et contre tous, die Nordlandreise mitgemacht haben: offen gestanden hat mich diese Nachricht nicht erfreut, weil ich hoffte, daß Sie nach der Karlsbader Kur längere Zeit der Ruhe in Liebenberg pflegen würden! Sie hätten sich die Reise ärztlich verbieten lassen sollen und einmal wirklich ausspannen!

      Jetzt ruft Sie Bismarck 64 zurück. – »Ich hätte nicht daran gedacht« (wie es im Liede heißt), daß Bismarck das je tun würde! Daß ich ihn nicht beweine, glauben Sie mir aufs Wort – und daß viele meinem Beispiel folgen werden, ist auch unzweifelhaft. Er war eine Geißel Gottes. – Was mich an diesem Manne empört, das ist sein kolossaler Zynismus. In den jetzt erscheinenden zahllosen Nekrologen zitiert man so manches von ihm, was geradezu verabscheuungswürdig ist – so z. B. eine Geschichte von einer Quinze-Partie mit dem Grafen Blome. An und für sich ist vielleicht nichts daran, aber es gibt Einblicke in den Charakter des Betreffenden, die keineswegs denselben als schön und edel erscheinen lassen. – Haben Sie das Porträt gelesen, welches Bismarck von Graf Thun, seinem einstigen Kollegen beim Bundestag in Frankfurt gemacht hat? Rücksichtslos über alle Maßen. Solche Porträts werde ich nicht schreiben.

      Apropos von Schreiben bin ich eben daran, meine Eindrücke während des Krieges (im Jahre 1870) zu notieren, besser gesagt, meine Erlebnisse. Ich glaube nicht, daß ich sie Ihnen zu lesen geben werde. Sie sind wohl sehr objektiv – allein doch nicht objektiv genug, um gewisse Dinge zu hören ... ich bin es nicht und würde es einem Freunde sehr verargen, wenn mir derselbe etwas vorlesen wollte, worin er Kritik über Österreich übt. Sie sollen mir nichts verargen, und nachdem Sie wissen, daß ich diese bescheidenen Aufzeichnungen für mich und für den engsten Freundeskreis aufbewahre, so können Sie mir auch nicht böse sein, wenn ich mich frei äußere.

      Eigentlich hätte ich es gar nicht nötig gehabt, Ihnen zu erzählen, daß ich jetzt diese Aufzeichnungen gemacht habe, allein ich finde, es wäre ein Verrat an Ihnen gewesen, es Ihnen zu verheimlichen, und so wissen Sie es und machen nichts dergleichen.

      Mein Freund Nat ist in Cowes bei den Regatten und wird sich demnächst mit einigen Freunden auf der »Veglia« nach Petersburg begeben! – Diese Idee wäre mir nie gekommen! – Den Sommer will ich in Gottes freier Natur, nicht aber in Städten verbringen.

      Den 30. bis 31. gehe ich nach Bajna, wo Sie mich hoffentlich mit Ihrem Besuche wieder erfreuen und diesmal einen Kapitalhirsch schießen werden!

      Zum Schlusse soll ich Ihnen alles Schöne von Oettingens ausrichten und gleichfalls von Clementine, welche, wie Sie wissen, zu Ihren großen Freundinnen zählt.

      Tausend herzliche Grüße von Ihrer treuen Freundin

      (gez.) P. Metternich.

      An Fürstin Pauline Metternich.

      Wien, 12. August 1898.

      Verehrte liebe Fürstin, Ihr Brief ist ein Strom von Freundlichkeit, der sich auf den eben erst wieder genesenen Freund erfrischend und belebend ergießt! Ich will Ihnen auch sagen, weshalb er mich so ganz besonders freudig stimmte:

      Ich bin kränker gewesen, als ich es sagen mochte. Nicht nur habe ich körperlich schwer gelitten, sondern mehr noch moralisch durch viel Sorgen und Verdruß....

      Nach eisigkalter Nordfahrt traf uns in Bergen die Nachricht vom Tode Bismarcks – und wir eilten in grausiger Schnellfahrt nach Kiel und Friedrichsruh an den Sarg des merkwürdigen Mannes - vor dessen Tod ich verstumme. Aber einer guten Freundin, die selbst ehrlich schrieb (und mir in aller Ruhe die Aufzeichnungen von 1870 geben kann), will auch ich ehrlich sagen, daß mir der Tod des großen Mannes keinen Schmerz verursachen konnte. Ich habe um seinetwillen viel Leid erfahren. Darum schweigt das persönliche Herz. Aber ich wäre kein Deutscher, wenn ich nicht stolz auf das wäre, was er leistete. Ihn gekannt zu haben, bleibt mir daher eine große Erinnerung.

      Wenn ich im September irgend Zeit habe, komme ich natürlich zu Ihnen in Ihr herrliches Bajna. Vielleicht glückt es uns dann doch noch einige »arme Leut'« – penje lenje – zu begegnen, die nichts von uns verlangen als einen Hammel und einen Gulden ....

      Notiz zu vorstehendem Brief.

      Ich hatte bei meinem letzten Besuch bei der Fürstin auf ihrem Schloß Bajna verschiedene Ausflüge mit ihr auf ihre Güter gemacht und öfters auf meine Frage, ob sich wohl in ihren Wäldern oder auf ihrem Besitz noch bisweilen Räuber zeigten, die sehr ausweichende Antwort erhalten, »daß das Märchen seien«. Eines Tages fuhren wir nach einem am Walde gelegenen Vorwerk, wo uns der Inspektor, ein braver alter Ungar in herrlichem Ungarisch-deutsch die Honneurs machte, während wir Kaffee tranken. Ich tat wieder die Frage nach Räubern. »Reiber!« rief der brave Alte lachend aus, »sind keine Reiber, – sind penje lenje – arme Leute.« »Inwiefern arme Leute?« – kommen solche armen Leute öfters her?« fragte ich in gleichgültigem Ton. »Vor paar Monate letztes Mal. Saßen dort, unter Brücke.« »Unter der Brücke? – weshalb unter der Brücke?« fragte ich einigermaßen erstaunt. »Waren drei mit Flinten«, fuhr der unverbesserliche Ausplauderer fort, »kam einer dann sehr bitten, wollte einen Hammel haben – waren hungrig, sehr hungrig.« »Und Sie gaben ihm den Hammel?« – »Natürlich gab ich Hammel. Waren so dankbar – haben mich immer von Brücke gegrüßt. Sind arme Leite, sehr arme Leite«, fügte er mit einem kummervollen Gesicht hinzu.

      Die Fürstin saß wie auf Kohlen und trank schnell ihren Kaffee aus. »Sehen Sie«, sagte sie mir französisch, als wir auf dem leichten Pirschwagen mit vier ungarischen »Juckern« bespannt und von einem Kutscher im Nationalkostüm mit fliegenden weißen Hemdärmeln über alle tiefen Löcher des Weges dahinflogen, »so sind diese Alten! Aber er ist ein braver Mann mit Familie, der auch wohl ehrlich ist. Ich kann ihn doch wohl wegen eines Hammels nicht fortjagen! Diese penje lenje sind Deserteure, die sich ihr Essen suchen. Das kommt wohl vor – hat aber kaum etwas zu bedeuten.«

      Ich setzte diese Konversation nicht fort. Die Fürstin Metternich fühlte sich als Gräfin Sandor in ihrem Nationalstolz ein wenig verletzt. Wir fuhren nun auch bald wieder durch das Tor in den Schloßpark von Bajna, wo sich sicherlich keine penje lenje aufhielten.

      44. Fürstin Pauline hatte demnach ihren Onkel geheiratet, doch stammte er aus der zweiten Ehe des Staatskanzlers, ihre Mutter aus der dritten Ehe desselben.

      45. Von der ungeheuer dicken Mutter ihrer ebenso dicken Tochter Isabella, d. h. der Königin Marie Christine von Spanien wurden die Botschafter und Botschafterinnen in Paris empfangen. Die Königin saß auf einem goldenen Fauteuil, alle zur Audienz Geladenen ihr gegenüber. Die Königin, tödlich verlegen, kein Wort findend und die Gesellschaft sich nicht erlaubend, die Königin anzureden. Verlegene Stille. Plötzlich bekommt die dicke Königin ein lautes, nicht zu bändigendes Bauchkullern; im großen, bald hohen, bald tiefen Rouladen rollen die Töne. Die Königin dreht und wendet sich – alles vergebens – sie steht schließlich gütig lächelnd auf, macht eine Verbeugung und zieht sich zurück. Sie hatte die Hoffnung aufgegeben, sich anders äußern zu können.

      46. Eine meiner Kindergeschichten.

      47. Aus den Tagebuchnotizen des Grafen Ph. Eulenburg:

      48. Die »Tausendjahrfeier in Ungarn«.

      49. Lady Charlotte Blennerhasset, geb. Gräfin Leyden, ist die sehr bekannte Schriftstellerin, die sich durch viele Arbeiten, besonders durch ihr großes Werk »Madame de Staël« nicht nur einen guten Namen, sondern auch den Dr. phil. erwarb. Sie ist mir und meinem Hause eine liebe Freundin gerworden.

      50. Bei meiner Mutter.

      51. Meine sehr schöne Kusine Baronin Gisela Heß-Diller, geb. Gräfin Gallenberg.

      52.

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