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sie ihn. »Dann bin ich eine Sibelius …«

      »Richtig, aber im Herzen wirst du immer eine Fahrenbach bleiben, und das ist auch gut so … Ich freue mich auf jeden Fall über deine spontane Entscheidung und werde Nancy sofort kontaktieren … Was wollen wir machen, die ganze offizielle Nummer mitmachen, oder soll Nancy sich diskret zurückziehen, wenn man sie hinreichend gewürdigt hat?«

      »Also, wenn schon, denn schon, einmal im Leben will ich auch das mal erlebt haben. Außerdem finde ich, ist es Nancys Tag, den soll sie von vorn bis hinten mitmachen und genießen.«

      »Mein Herz, du kennst Nancy nicht. Aus so was macht sie sich nicht für fünf Cent was. Aber warum nicht, meinen dunklen Anzug kann ich auch mal wieder ausführen, und du siehst im kleinen Schwarzen hinreißend aus … Also, die volle Nummer.«

      »Das ganze Programm«, bestätigte sie. »Weißt du was, Tom? Jetzt freue ich mich sogar darauf. Ist eine tolle Abwechslung, und wer weiß, wie das alles mit Nancy noch weiter geht. Vielleicht bekommt sie ja wirklich mal den Nobelpreis, und da können wir sagen, dass wir bei einer anderen wichtigen Preisverleihung dabei waren und Nancy gut kennen.«

      Er umarmte sie.

      »Bettina Fahrenbach, sehr bald Bettina Sibelius, manchmal bist du ein richtiger Kindskopf, und wenn du so redest, dann nimmt niemand dir ab, dass du eine gestandene Geschäftsfrau bist und die Erbin des traditionsreichen Fahrenbach-Hofs und der Likörfabrik Fahrenbach.«

      Sie nickte.

      »Dafür bekomme ich zwar keinen Nobelpreis, aber es ist auch was, die Tradition fortsetzen zu dürfen.«

      Er wurde wieder ernst.

      »Mein Liebling, das ist nicht was, sondern sehr, sehr viel und etwas ganz Besonderes. Es macht mich stolz und glücklich, dass ich bei der Erfüllung dieser Aufgabe der Mann an deiner Seite sein darf.«

      »Danke, Tom«, sagte sie ernst, denn es war nicht selbstverständlich, dass ein Mann so dachte.

      Mit Jan van Dahlen wäre es nicht so reibungslos gelaufen, der hatte sie geliebt, liebte sie vielleicht sogar noch immer.

      Aber mit der Tradition hatte er es nicht so und sich selbst von seinen Wurzeln gelöst, um sein eigenes Ding zu machen.

      Merkwürdig, dass sie jetzt in dem Zusammenhang an Jan denken musste, was sonst kaum noch der Fall war. Er war nicht mehr als eine angenehme Erinnerung.

      Aber vermutlich war er ihr in den Sinn gekommen, weil er immer weiter seinen Job als freier Journalist gemacht und durch die Welt gereist wäre.

      Wie wundervoll, dass sie sich um so etwas keine Gedanken mehr machen musste. Sie musste um ihren Tom nicht bangen wie damals um Jan, als er in die Hände der Taliban geraten war.

      Mit Tom war es so herrlich einfach, weil nicht nur ihre Herzen im Gleichklang schlugen, sondern ihre Lebensplanung absolut identisch war.

      Konnte es etwas Schöneres geben?

      Nein, das konnte Bettina sich nicht vorstellen.

      »Ich liebe dich«, sagte sie voller Inbrunst.

      Darauf gab er ihr sofort eine Antwort, allerdings nicht durch Worte, sondern einen langen leidenschaftlichen Kuss, der mehr sagte als alle Worte der Welt.

      *

      Bettina war bei den Pferden gewesen und bog überglücklich um die Ecke. Es war einfach jedes Mal schön, die Tiere zu sehen, ihr Vertrauen zu spüren.

      Sie hatte erst geglaubt, dass Filou eine Lücke hinterlassen würde, aber das war nicht der Fall. Vielleicht lag das daran, dass er nicht lange genug auf dem Hof gewesen war und mit ihm alles so unproblematisch verlaufen war.

      Bondadosso, ihr Bondi, hatte das Vertrauen zu Menschen verloren gehabt, war von seiner Vorbesitzerin falsch behandelt worden, und er wäre auf dem Schlachthof gelandet, wenn Martin, der ihn als Tierarzt behandelt hatte, das nicht verhindert hätte.

      Und Blacky und Mabelle hatten sie auch vor dem Schicksal bewahrt, als Sauerbraten im Topf zu landen. Die hatten Arno und sie auf dem Fohlenmarkt freigekauft, leider nur diese beiden.

      Wie prachtvoll hatten sie sich entwickelt, Bettina hatte ihre helle Freude an ihnen, wenn sie sie über die Koppel galoppieren sah. Klar, es war im Vergleich zu den eleganten Bewegungen eines Filou ein unbeholfenes Gehoppel. Aber sie waren schließlich auch keine Dressurpferde. Sie waren jedoch charakterstark und als Freizeitpferde zum Ausreiten alle Male geeignet.

      Und ihr Bondi, der war ein Superpferd mit hervorragenden Papieren, ein Pferd, das ihren Ansprüchen vollkommen genügte und mit dem man auf Turnieren auch ganz ordentlich Preise einheimsen konnte. Das wollte sie jedoch nicht.

      Ja, es war gut so, wie es war. Bei Filou hätte sie immer ein schlechtes Gewissen gehabt, weil er einfach zu schade dazu gewesen wäre, longiert und hier und da geritten zu werden. Sonja und Filou, das war das perfekte Paar.

      Bettina überlegte gerade, ob sie noch bei den Dunkels vorbeigehen sollte oder direkt nach Hause, als lautes Gezetere sie innehalten ließ.

      Ein Mann mittleren Alters rannte über den Hof, zog einen Koffer hinter sich her.

      Eine junge Frau rannte ihm hinterher, versuchte ihn an der Jacke festzuhalten.

      »Das kannst du nicht machen«, rief sie.

      »Und ob ich das kann«, schrie er. »Lass mich los, wir zwei sind fertig miteinander. So was Verlogenes wie dich habe ich noch niemals zuvor kennen gelernt.«

      »Warte, lass es dir erklären«, versuchte sie es.

      »Da gibt es nichts mehr zu erklären, ich weiß, woran ich bin. Alles, was jetzt noch aus deinem Mund käme, wäre eine weitere Lüge. Und davon habe ich genug. Du bist hinterhältig und gemein. Und nun lass mich endlich los.«

      Sie begann zu weinen.

      »Dann nimm mich wenigstens mit … Was soll ich allein hier? Ich bin nur deinetwegen mitgekommen.«

      »Und das bedaure ich auch. Du hast mir den Urlaub hier gründlich versaut … Aber du bleibst jetzt hier, bis du von meinen Anwälten hörst, verstanden? In mein Haus kommst du nicht mehr. Wage es bloß nicht, dort aufzutauchen … Ich lasse eh sofort die Schlösser entfernen. Und wenn du von mir noch was haben willst, dann wird das Spiel jetzt nach meinen Regeln gespielt, verstanden?«

      Sie sagte etwas, aber davon fing Bettina nur noch Wortfetzen auf wie: »… liebe dich …, großer Feh­ler …«

      Was war das denn gewesen?

      Kopfschüttelnd ging sie weiter, aber jetzt wusste sie wohin.

      Natürlich zu den Dunkels!

      Sie musste Leni von diesem Erlebnis der besonderen Art erzählen, und vielleicht erfuhr sie ja, um wen es sich bei diesem Paar handelte, von dem zumindest der männliche Teil abreisen würde, das stand für Bettina fest.

      So wie der Mann sich gebärdet hatte, war nicht damit zu rechen, dass es der jungen Frau gelingen würde, ihn bis zum Erreichen des Parkplatzes umzustimmen.

      Was da wohl vorgefallen war?

      Hatte sie ihn betrogen, und er war dahintergekommen?

      Recht geschah ihm, dachte sie, warum hatte er sich nicht eine Frau passenden Alters gesucht?

      Bettina stürmte ins Haus der Dunkels.

      Leni saß an ihrer Nähmaschine, und Bettina erkannte Lindes Kleid, das sie bei ihrer Hochzeit anziehen wollte.

      »Geht gerade noch«, sagte Leni, »weil da eine ordentliche Nahtzu­gabe war. Aber mehr zunehmen kann die gute Linde nicht mehr …, da muss sie sich dann was Neues kaufen.«

      Das kommentierte Bettina nicht, sie hätte sonst gesagt, dass Linde in kürzester Zeit nicht mehr zunehmen würde, da die Hochzeit vor der Tür stand.

      »Du glaubst nicht, was ich gerade erlebt habe«, sagte sie statt dessen. »Ein Mann mittleren Alters ist schimpfend mit

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