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schönes Paar gewesen«, meinte Babette. »Aber dieser Zug ist ja jetzt wohl abgefahren. Dein Halbbruder ist glücklich mit Miriam …, ist auch eine ulkige Sache. Er fährt nach New York, um sich für einen Chefarztposten vorzustellen, sie holt ihn, um dir einen Gefallen zu tun, vom Flughafen ab und …, es ist von der ersten Sekunde an der Urknall der Liebe … Wer wäre dir denn eigentlich lieber? Deine Freundin Linde oder Miriam?«

      Bettina lachte.

      »Hör auf damit, Babette, es kommt doch nicht darauf an, wen ich für Christian besser finde. Es ist sein Leben, wichtig ist doch nur, dass er glücklich ist. Und das scheint er mit Miriam zu sein, die hat aber auch keine Altlasten, sondern war emotional frei, als sie sich begegneten. Mit Linde war es mehr so eine rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln-Beziehung. Ich glaub nämlich, Christian war ziemlich genervt davon, nicht zu wissen, woran er eigentlich bei Linde ist. Für mich waren sie nicht nur optisch ein schönes Paar, ich finde, sie passten auch in ihren Ansichten gut zusammen. Ich hätte Christian auch lieber in Fahrenbach gesehen als in New York, wohin er nach seiner Zeit bei den Ärzten ohne Grenzen gehen wird.«

      »Linde wäre klüger dran gewesen, ihn festzuhalten. Gute Männer laufen nicht scharenweise herum. Und eine Mutter mit zwei Kindern, dazu noch Zwillingen, die hat wohl eher eine Chance, von einem Terroristen erschossen zu werden als einen gescheiten Partner zu bekommen.«

      »Linde ist eine Superfrau«, widersprach Bettina, »sie ist sehr klug, geschäftstüchtig, nicht arm …, ein liebenswerter Mensch, sie wird schon jemanden finden, wenn es an der Zeit ist. Außerdem, Toni hat dich auch genommen, obschon du gerade Mutter geworden warst.«

      »Stimmt, aber Toni ist auch ein ganz besonderer Mann.«

      Jetzt musste Bettina lachen.

      »Ist er, meine Liebe, aber die Welt ist groß, es laufen viele Menschen herum. Ich glaub schon, dass es da noch den einen oder anderen besonderen Mann geben wird.«

      Sie hatten beide nicht bemerkt, dass Linde über den Hof gelaufen kam. Sie trug eine beige Bermuda und ein weißes großes T-Shirt, ihre Füße steckten in beigen Tevas, jenen amerikanischen Trekking-Sandalen, mit denen man über Geröll laufen, durchs Wasser gehen konnte, die äußerst bequem waren, aber leider nicht besonders schön aussahen, weil sie doch recht klobig waren. Doch da war Linde schmerzfrei, es machte ihr nichts aus, wie andere Leute etwas fanden, es kam ihr einzig und allein auf ihre Bequemlichkeit und ihren Wohlfühlfaktor an, und der war dabei groß.

      »Na, ihr zwei Hübschen, tratscht ihr herum?«, erkundigte Linde sich gut gelaunt, nachdem sie Bettina und Babette begrüßt hatte.

      »Ja«, gab Babette unumwunden zu.

      »Hoffentlich nicht über mich«, bemerkte Linde.

      »Doch«, war Babettes ehrliche Antwort, was Linde ein wenig aus der Fassung brachte.

      Sie hatte nicht damit gerechnet, dass man ihre so zwanglos in den Raum gestellte Bemerkung bestätigen würde und das so vollkommen offen.

      »Wie bitte?«, erkundigte sie sich gedehnt. »Das glaube ich jetzt nicht.«

      Sie wandte sich an Bettina.

      »He, du bist meine allerbeste Freundin«, rief sie scheinbar entsetzt, »und da machst du bei so was mit?«

      Bettina winkte ab.

      »Entspann dich, eigentlich haben wir über ganz andere Dinge gesprochen, über dich nur am Rande.«

      »Und in welchem Zusammenhang, bitte schön?«

      Da wollte sich Bettina erst einmal eine Antwort überlegen, sie hatten ja wirklich nicht böse über Linde geredet, aber die konnte sehr schnell eingeschnappt sein.

      Aber Babette kam ihr zuvor.

      »Wir sprachen über glückliche Paare, über Männer, dabei meinen Toni ganz besonders, und dann

      kamen wir auf dich und Christian. Und da sagte ich, dass du ihn besser nicht aufgegeben hättest, weil ihr wunderbar zusammengepasst habt. Zufrieden mit der Antwort?«

      »Wenn es mehr nicht war, dann ja …, und ich muss dir auch recht geben, Babette. Christian ist ein ganz wunderbarer Mann, und weil es so ist, dann hat er auch etwas Besseres verdient als jemanden, der ihm maximal einen halben Platz in seinem Herzen anbieten kann. Ich denke, mit Miriam hat er den Jackpot bekommen, die ist ohne jegliche Verpflichtung, vor den beiden liegt das, was ich bereits hinter mir habe. Im übrigen denke ich, dass es so kommt wie es kommen soll. Und jetzt, meine Freundinnen, entschuldigt mich. Die Leni wartet auf mich, und ich muss dann schleunigst zurück in den Gasthof, eine Invasion von Reisebussen erwartet mich.«

      »Und dann musst du ausgerechnet vorher zu Leni? Was willst du denn so wichtiges von ihr?«, erkundigte Bettina sich.

      Linde deutete auf den Beutel in ihrer linken Hand, den bislang niemand bemerkt hatte.

      »Ich bringe ihr das Kleid, das ich auf deiner Hochzeit anziehen will, liebe Bettina, damit sie es ein zweites Mal weitermacht, was hoffentlich noch geht. Ich habe leider wieder an Hüftgold zugelegt. Also, verschieb deine Hochzeit bitte nicht noch einmal, dann habe ich nämlich nichts zum Anziehen.«

      »Du könntest aufhören, dich mit Süßigkeiten vollzustopfen«, bemerkte Bettina. »Dann hättest du dieses Problem nicht.«

      Linde begann zu kichern.

      »Tut mir leid, aber das geht nicht. Das brauche ich als Nervennahrung in meinem anstrengenden Job. Außerdem lasse ich für ein Stück Sahnetorte jedes Filetsteak stehen.«

      »Dann beklage dich nicht, und nimm dein Hüftgold hin. Im übrigen kokettierst du ganz schön damit. Du hast eine Superfigur mit Rundungen an den richtigen Stellen. Also, ehe es zu kippen droht, da kannst du noch eine ganze Menge an Schokolade, Pralinen und Torten in dich hineinstopfen.«

      »Ich stopfe nicht, sondern ich verspeise es voller Hingabe und Genuss.«

      »Wie du auch gleich bei der Leni voller Hingabe und genussvoll in die Keksschale greifen willst«, sagte Bettina, die ihre Freundin und deren Vorlieben sehr genau kannte.

      Lindes Kichern verstärkte sich.

      »Und ob ich das tun werde. Leni hat da etwas Neues ausprobiert …, ich glaube, es sind Moccabällchen oder so ähnlich. Auf jeden Fall müssen die grandios sein und im Mund eine Geschmacksexplosion verursachen.«

      »Das stimmt«, mische Babette sich ein. »Ich bevorzuge, so wie Bettina, eher Herzhaftes. Aber da konnte auch ich nicht widerstehen. Diese Bällchen sind wirklich ein Knaller. Zum Glück hat Leni an uns gedacht und welche für uns mitgebacken. Toni kann man ja mit so was auch überglücklich machen.«

      »Hoffentlich hat sie auch an mich gedacht«, rief Linde aus.

      »Bestimmt«, beruhigte Bettina ihre Freundin, »Leni weiß doch, womit sie dich glücklich machen kann.«

      Linde verabschiedete sich von den beiden Frauen, weil sie es wirklich eilig hatte, aber auch Babette und Bettina trennten sich.

      Babette musste sich um ihr Essen kümmern, und Bettina hatte Sehnsucht nach ihrem Tom, mit dem sie sich einen Film in Steinfeld ansehen wollte, der nur noch heute lief.

      *

      Obschon doch alles geklärt war, wunderte Bettina sich, warum Ursula Mannebach unbedingt nochmals auf den Hof kommen wollte, um mit ihr zu reden.

      Sie war mit der jungen Sonja abgereist, Filou befand sich jetzt in einem Turnierstall, in dem er auch viel besser aufgehoben war. Bettina hatte frohen Herzens das Pferd zurückgegeben, nachdem sie dahintergekommen war, welches Klassedressurpferd Filou war und welch großartige Reiterin die junge Sonja.

      Ursula hatte es ein wenig geheimnisvoll gemacht, indem sie ihr erklärt hatte, unbedingt persönlich mit ihr reden zu wollen, weil das, was sie ihr zu sagen hatte, für ein unverbindliches Telefongespräch nicht geeignet war.

      Was war es wohl, was Ursula Mannebach mit ihr persönlich besprechen wollte?

      Bettina hatte keine

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