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und ich habe gesehen, wie er ein Flugticket in seine Jackentasche gesteckt hat.«

      »Und da haben Sie nicht gefragt?«, entschlüpfte es Bettina, die das nicht glauben konnte.

      Nele schüttelte den Kopf.

      »Nein, das habe ich mir abgewöhnt. Frieder kann sehr ungehalten werden …, vielleicht erzählt er es mir nach seiner Rückkehr.«

      »Na ja, so wichtig ist es nicht«, bemerkte Bettina, und das war es auch nicht für sie.

      Die junge Frau tat ihr jetzt wirklich leid. Denn man konnte förmlich daran fühlen, dass diese Liebe zu Frieder nicht für die Ewigkeit bestimmt war. Und mit Frieder zusammenzusein, das war auch nicht unbedingt eine Offenbarung. Der drehte sein Ding, und diese Charaktereigenschaft hatte er eindeutig von ihrer gemeinsamen Mutter Carla geerbt. Die tat auch nur das, was sie wollte und was gut für sie war.

      Obschon die Sonne schien und es warm war, fröstelte Bettina.

      Frieder …

      Ihre Mutter Carla …

      Das waren unliebsame Erinnerungen, die sie vergessen wollte.

      Sie stand auf.

      »Frau Rosskamp, ich habe dem, was mein Verlobter gesagt hat, nichts hinzuzufügen. Bringen Sie die Angelegenheit in Ordnung, dann wollen wir Sie vergessen, und tun Sie so etwas niemals wieder …, für nichts und für niemanden.«

      Auch Nele Rosskamp erhob sich.

      »Ich danke Ihnen von ganzem Herzen«, murmelte sie, griff nach ihrer Tasche, die sie auf dem Nebenstuhl abgelegt hatte. »Und …, es tut mir wirklich leid …, ich …«

      Thomas stand auf, reichte ihr die Hand. »Auf Wiedersehen«, sagte er.

      »Ich bringe Sie noch zur Tür«, bemerkte Bettina.

      Dann begleitete sie Nele hinaus.

      »Sie sind so ganz anders als Frieder Sie beschrieben hat«, sagte Nele zum Abschied. »Es ist schade, dass Sie sich nicht miteinander verstehen.«

      »Ja, das ist es wirklich«, gab Bettina zu, »aber erzwingen kann man nichts. Es ist, wie es ist.«

      Sie reichte Nele die Hand.

      »Gute Heimfahrt«, sagte sie, dann ging sie ins Haus zurück und sah ihrer Besucherin nicht, wie es sonst der Fall war, nach, und sie begleitete sie auch nicht bis zum Parkplatz.

      Nele Rosskamp war keine Freundin, die mal zu Besuch gekommen war. Sie hatte ein Verbrechen begangen, und ein Verbrechen war es. Das konnte man sich nicht schön reden.

      In der Diele traf sie mit Thomas zusammen, der das benutzte Geschirr in die Küche bringen wollte.

      »Eine ganz schön harte Nummer«, sagte er. »Sie macht doch eigentlich einen netten, vernünftigen Eindruck. Es ist unglaublich, was Frauen aus Liebe nicht alles tun.«

      »Männer bestimmt auch«, bemerkte Bettina. »Ich bin auf jeden Fall froh, dass es so ausgegangen ist und dass Frieder an diesem Betrug nicht beteiligt ist. Das macht die Sache für mich einfacher.«

      »Kann ich verstehen, mein Herz«, sagte er. »Was hältst du denn von einem Spaziergang? Ich finde, den haben wir uns jetzt verdient.«

      Bettina zögerte.

      Arbeit wartete in der Destille auf sie.

      Aber, was sollte es. Die würde sie auch so schaffen, da musste sie eben mehr reinklotzen.

      Der Gedanke, Hand in Hand mit Thomas zum Fluss zu laufen, war einfach zu verführerisch. Sie konnte von ihm, von seiner Nähe, einfach nicht genug bekommen. Und daran würde sich niemals etwas ändern, dessen war sie sich absolut sicher.

      »Eine großartige Idee«, antwortete sie und strahlte ihn an, was ihn wiederum veranlasste, sie erst einmal in die Arme zu nehmen und sie zu küssen.

      »Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie sehr ich dich liebe?«, erkundigte er sich, nachdem er sie nach einer ganzen Weile losgelassen hatte.

      Sie nickte.

      »Ja, bestimmt mehr als tausend Mal«, bestätigte sie, »aber ich kann es immer wieder hören.«

      Er nickte zufrieden.

      »Und du?«, wollte er schließlich wissen. »Hast du mir denn gar nichts zu sagen?«

      »Doch«, antwortete sie, »ich liebe dich auch.«

      Na, wenn das kein Grund für einen weiteren Kuss war …

      *

      Bettina kam gerade über den Hof gelaufen, als sie sah, wie Babette ächzend versuchte sich zu bücken, um etwas aufzuheben.

      Mit wenigen Schritten war sie bei ihr.

      »Halt, lass das, Babette, ich kann es für dich aufheben«, rief sie.

      Babette drehte sich um.

      »Bettina …, ja, das wäre furchtbar nett. Es fällt mir immer schwerer, mich zu bewegen. Ich habe das Gefühl, das Kleine explodiert in mir, und, was so komisch ist, es wächst total nach vorne hinaus. Bei Marie war das anders, da war ich ringsherum rund, und auch die kleine Laura hat sich irgendwie ringsherum verteilt.«

      Bettina hatte das Schlüsselmäppchen aufgehoben, reichte es Ba­bette, die aber, abgesehen einmal von ihrer zunehmenden körperlichen Fülle, was bei einer Schwangerschaft normal war, blendend und strahlend aussah.

      »Wer weiß«, sagte sie, »vielleicht ist es das untrügliche Zeichen dafür, dass es diesmal ein Sohn wird.«

      Babette und Toni wussten noch nicht, welches Geschlecht ihr Kind haben würde. Nach dem tragischen Verlauf der Schwangerschaft mit der kleinen Laura, die vor ihrer Geburt gestorben war, weil ein rasender Autofahrer auf dem Bürgersteig gelandet und in Babette gefahren war, war diese abergläubisch und wollte weder das Geschlecht ihres ungeborenen Kindes wissen, noch wollte sie sich um einen Namen Gedanken machen. Laura hätte das kleine Mädchen heißen sollen wie Tonis tote Verlobte. Doch nachdem alles schiefgegangen war, hatte Babette sich eingeredet, es habe mit dem Namen zu tun gehabt, der mit soviel Trauer und Tragik behaftet gewesen war. Und nachdem auch diese Schwangerschaft beinahe schief gegangen wäre, weil Wehen vorzeitig eingesetzt hatten, sprach niemand sie mehr darauf an, was es werden würde und was sie sich wünschte.

      Das mit dem Sohn war Bettina einfach so herausgerutscht, und am liebsten hätte sie es rückgängig gemacht. Aber Babette nahm es erstaunlich gelassen hin.

      »Kann sein«, antwortete Ba­bette. »Ich glaub, Toni würde es freuen. Männer wollen doch immer, auch wenn sie es nicht zugeben, einen Sohn haben, um selbst wieder mit der elektrischen Eisenbahn spielen zu dürfen.«

      »Ach, Toni ist nicht so einer«, nahm Bettina ihren alten Freund in Schutz, der auch ihr engster Mitarbeiter war, ein unersetzlicher zudem. »Der ist auch ein guter Mädchen-Vater.«

      Sie sah doch, wie liebevoll Toni mit der kleinen Marie umging, dabei war die nicht einmal seine leibliche Tochter, aber er hatte sie mittlerweile adoptiert, und er liebte sie als sei sie von ihm.

      »Mein Toni ist nicht nur ein herzensguter Vater, er ist auch ein wundervoller Mensch, der beste Mann, den man sich wünschen kann. Manchmal kann ich mein Glück noch immer nicht fassen, dass mir nach all dem Schlamassel, den ich schon in meinem Leben hatte, so ein Goldstück über den Weg gelaufen ist.« Sie hielt inne, lachte. »Na ja, das stimmt so nicht ganz. Ich bin dir über den Weg gelaufen, und du hast mich mit Toni bekannt gemacht. Doch, wie auch immer, mein Toni und ich, wir sind einander vorbestimmt, ebenso wie du und Thomas, aber Yvonne und Markus, auf die trifft es auch zu … Fahrenbach scheint wohl ein Ort der glücklichen Paare zu sein, denn Leni und ihr Arno, die gehören ja wohl auch zusammen wie Pott und Deckel.«

      »Es traf aber auch auf Linde und Martin zu«, sagte Bettina. »Wenn dieser Geisterfahrer nicht gewesen wäre …«

      »Daran knappt sie noch immer, stimmt’s?«, erkundigte Babette sich.

      »Ja,

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