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zu testen und nicht zuletzt einen verantwortungsbewussten Umgang mit psychoaktiven Substanzen zu erlernen. Dabei kann auch ein kurzfristiger Missbrauch durchaus noch als funktional im Sinne der Bewältigung der Entwicklungsaufgaben eingeordnet werden. Bis heute konnte nicht abschließend

      Tab. 1: Funktionen des jugendlichen Substanzkonsums für die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben

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      EntwicklungsaufgabeFunktionen des GesundheitsverhaltensFunktionen des Substanzkonsums im Kontext der Entwicklungsaufgaben, Beispiele

      Eigene Darstellung

      geklärt werden, wie ein »Umschlagpunkt« des entwicklungsgerechten Risikoverhaltens zum (intervenierungsbedürftigen) Missbrauch zu definieren ist. Sicher ist aber, dass hierbei eine Vielzahl von konsumbezogenen, individuellen und lebensweltlichen Faktoren berücksichtigt werden muss (Laging 2005: 375–383).

      Ein großer Teil der Jugendlichen stellt nach Abschluss der Jugendphase den riskanten Konsum psychoaktiver Substanzen – wie auch das Praktizieren anderer riskanter Gesundheitsverhaltensweisen – wieder ein. Andere tragen die Konsequenzen riskanten Gesundheitsverhaltens für ihre weitere Entwicklung. Negative gesundheitsbezogene und soziale Verhaltenskonsequenzen sind hier der Preis jugendlicher Problembewältigung.

      Jene Jugendlichen, die ein multiples gesundheitliches Risikoverhalten zeigen und die bereits in der Kindheit auffällig waren, weisen auch ein höheres Risiko auf, ihr problematisches Verhalten im Erwachsenenalter fortzusetzen (Pinquart und Silbereisen 2002). Desgleichen ist zu beobachten, inwieweit der Substanzkonsum noch tatsächlich funktional – im Sinne der Entwicklungsaufgaben – ist. Probleme oder ein Scheitern bei der Bewältigung der multiplen Entwicklungsaufgaben können zu einer Zunahme bzw. Verfestigung des Substanzkonsums führen. Dies steigert das Risiko eines schädlichen Gebrauchs oder Suchtverhaltens. Aus dieser Perspektive lässt sich für die Prävention die Notwendigkeit ableiten, mit spezifischen und unspezifischen Ansätzen Jugendliche bei der Bewältigung ihrer Entwicklungsaufgaben zu unterstützen.

      2.4 Sozialpädagogische Ansätze

      Insgesamt stellen sich die Veröffentlichungen aus der Sozialen Arbeit in Hinblick auf die Erklärungen von Sucht und Suchtursachen als recht übersichtlich dar. So finden sich beispielsweise in dem ca. 1200 Seiten starken Handbuch »Grundriss Soziale Arbeit« (Thole 2012) weder eine explizite Erwähnung des Arbeitsfeldes Suchthilfe noch Überlegungen zum Konsum psychoaktiver Substanzen, zu Suchtproblemen und zu deren Bearbeitungsmöglichkeiten durch die Soziale Arbeit.

      Dies ist insofern überraschend, als dass das Arbeitsfeld der Suchtkrankenhilfe für viele Fachkräfte der Sozialen Arbeit eine große Breite und Vielzahl an Arbeitsplätzen bereithält und die Soziale Arbeit zumindest im ambulanten Bereich die dominierende Berufsgruppe darstellt (image Kap. 12). Darüber hinaus spielen riskante Konsumformen und Abhängigkeitserkrankungen als Querschnittsthema in vielen anderen Praxisfeldern, wie beispielsweise der Wohnungslosenhilfe und der Jugendhilfe, eine außerordentlich bedeutsame Rolle.

      Im Folgenden werden die Beiträge, die zum Verständnis und zur Bearbeitung von Sucht im Zusammenhang mit den Konzepten der Lebensweltorientierung und der Lebensbewältigung vorgelegt wurden, dargestellt und erörtert.

      2.4.1 Lebensweltorientierung

      Im Kontext der Lebensweltorientierung findet sich ein etwas längerer Aufsatz von Hans Thiersch zum Thema »Drogenprobleme in einer süchtigen Gesellschaft« aus dem Jahre 1996, auf den auch in den wenigen aktuellen und knappen Veröffentlichungen (z. B. Füssenhäuser 2016) zentral Bezug genommen wird.

      Die lebensweltorientierte Perspektive auf Drogenkonsum und Sucht versteht Drogenkonsum zunächst einmal als ein individuelles und spezifisches Deutungs- und Handlungsmuster, in und mit dem Menschen ihr Leben gestalten. Dabei wird der Begriff »Droge« nicht in Hinblick auf den rechtlichen Status einer psychoaktiven Substanz unterschieden. Drogenkonsum wird insofern als ein »eigensinniges« Verhalten charakterisiert, mit dem Menschen das Ziel verfolgen, sich mit den Anforderungen des Alltags zu arrangieren (Thiersch 1996). Drogenkonsum wird dementsprechend von einem breiten Spektrum von Motiven und Funktionen angetrieben, die wiederum in den Kontext der aktuellen sozialen und gesellschaftlichen Anforderungen an das Individuum gestellt werden. Leistungssteigernde Drogen werden konsumiert, um besser mit den Anforderungen einer Leistungsgesellschaft Schritt halten zu können. Andere Drogen ermöglichen wiederum das Aushalten oder die Kompensation von Belastungen, Irritationen und Frustrationen, oder sie werden konsumiert, um Glücksgefühle hervorzurufen. Drogenkonsum wird von daher in verschiedene Kontexte eingeordnet: zum einen als ein Deutungs- und Handlungsmuster, das in den Dienst der Alltagsbewältigung gestellt wird, wobei die alltäglichen Anforderungen des Individuums wiederum die jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse und Zumutungen abbilden. Alltag ist dabei im Thiersch’schen Sinne ein ambivalentes Konstrukt: Die alltäglichen Routinen stabilisieren und vermitteln Sicherheit, können aber in ihrer Unhinterfragbarkeit, ihrer »Borniertheit« auch einengen und Möglichkeiten beschneiden. Zusammengefasst wird Drogenkonsum in den Kontext der subjektiven Deutungs- und Handlungsmuster gestellt. Diese sind funktional im Sinne der Alltagsbewältigung, können aber auch Entwicklungsmöglichkeiten beschneiden und reflektieren zugleich die jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse. Für das Verständnis des individuellen Drogenkonsums sind dementsprechend im Kontext der lebensweltorientierten Theorie die damit verbundenen Funktionalitäten zentral – sie werden verstanden als ein partielles Moment in der Gesamtheit der Lebensstrategien.

      Dominieren die drogenbezogenen Bewältigungsmuster und verkümmern demgegenüber andere Bewältigungsstrategien, kommt es zu Missbrauch und/oder zur Sucht. Ausdrücklich wird aber davor gewarnt, »Drogenkonsum vom Ende her« zu denken, das heißt mit Drogenkonsum per se und unhinterfragt Sucht und Verelendungsprozesse zu verbinden. Stattdessen sollte Drogenkonsum immer im Kontext der Lebensbewältigung betrachtet werden. Gleichfalls wird davor gewarnt, dass mit einer Vorstellung von Sucht, die sich aus dem funktionalen Konsum ergibt, heimlich eine puritanische Vorstellung von einem gelingenden Leben transportiert wird, das der Selbstbestimmung des Subjekts entgegenstehen kann (Thiersch 1996).

      Die lebensweltorientierte sozialpädagogische Perspektive fokussiert dementsprechend weder auf einzelne Suchtstoffe noch auf die Frage der Abstinenz bei der Bearbeitung und Überwindung von Sucht. Prävention konzentriert sich in diesem Sinne auf eine lebensweltliche und alltagsorientierte Stabilisierung, die spezifische Angebote weitgehend überflüssig macht. Stattdessen kommt der Selbstbestimmung der Menschen im Kontext der Entwicklung von Angeboten für suchtkranke Menschen besondere Bedeutung zu.

      2.4.2 Lebensbewältigung

      Auch in der von Lothar Böhnisch entwickelten sozialpädagogischen Theorie der Lebensbewältigung wird Suchtentwicklung in den Kontext des Bewältigungsverhaltens gestellt, aber mit dem deutlichen Unterschied, dass Böhnisch das Konstrukt »Bewältigungsverhalten« anders ausdeutet als im Kontext der Entwicklungspsychologie und der Lebensweltorientierung, wie oben beschrieben. Böhnisch betrachtet Bewältigungsverhalten innerhalb von drei Dimensionen:

      1. die psychodynamische Dimension, die das Erleben und die Verarbeitungsprozesse des Individuums beschreibt,

      2. die sozio-dynamische/interaktive Dimension, die Bewältigungskulturen von Familien, Schule, Arbeitswelt etc. aufgreift, und

      3. die gesellschaftliche Dimension, in denen Bewältigung in den Kontext der sozialpolitischen Lebenslagen gestellt wird (Böhnisch 2016: 11f).

      Das Bewältigungsverhalten des Individuums setzt nach Lothar Böhnisch in kritischen Lebenskonstellationen ein, wenn die bisherigen eigenen Ressourcen der Problemlösung nicht ausreichen

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