Скачать книгу

Promotor der Bewegung war u. a. Timothy Leary, bis zu seiner Entlassung 1966 Professor für Psychologie an der Harvard-University, der zum »Drogenapostel« wurde, und der Religionsphilosoph Alan Watts, der LSD den sakralen Drogen der amerikanischen Ureinwohner gleichstellte (Geschwinde 2013: 102). »Turn on, tune in, drop out« wurde ein geflügeltes Wort der Hippie- und Flower-Power-Bewegung der 1960er Jahre. Überall machten »head shops« für »acid head’s« (»Säureköpfe«, da LSD auch als »acid« bezeichnet wird) auf. Hier konnten die Mittel zum Entfliehen aus der rational-materialistischen Umwelt erworben werden – einer Umwelt, die sich als unfähig zeigte, sich aus den Verstrickungen eines zunehmenden Engagements im Vietnam-Krieg zu lösen. Häufig wurden daher die sich bildende Drogensubkultur und die politische Protestbewegung (insbesondere gegen den Vietnam-Krieg) in dieser Zeit gleichgesetzt (»the only hope is dope«) (Geschwinde 2013: 102).

      Mit der Ausbreitung der Substanz häuften sich aber auch unerwünschte Zwischenfälle, z. B. Angstzustände bei psychotischem Erleben. 1967 wurde LSD in den USA verboten (Scherbaum 2017: 127f). In den 1980er Jahren erfuhr LSD eine neue Popularitätswelle. Im Kontext der Entwicklung der Partyszene wurde LSD nun weniger als Hilfsmittel genutzt, um innere Erkenntnisse zu gewinnen, sondern – eher niedrig dosiert – als anregendes Mittel für die Intensivierung von Sinneswahrnehmungen eingesetzt (Scherbaum 2017: 128).

      Nachdem in den 1960er und 1970er Jahren im Zeichen relativer materieller Sicherheit in den westlichen Staaten bei gleichzeitig verbreiteter Infragestellung von Autorität ein Bedürfnis nach Beschäftigung vornehmlich mit dem eigenen Erleben und den eigenen Emotionen – ggf. unter Zuhilfenahme von Halluzinogenen – entstanden war, schwächte dieser Trend seit Beginn der 1980er Jahre wieder ab und machte erneut mehr auf die Außenwelt bezogenen Wertvorstellungen Platz. Hiermit dürfte die seitdem zunehmende Bedeutung u. a. von Kokain und Ecstasy als Drogen korrespondieren, die den Kontakt zu den Mitmenschen verbessern und die Leistungsfähigkeit stimulieren sollen. Dem weiterhin bestehenden Bedürfnis einer Reihe Jugendlicher und Heranwachsender nach intensiver Beschäftigung mit dem eigenen Ich bei gleichzeitigem Angebot »letzter Wahrheiten« scheinen seit Ende der 1970er Jahre zu einem nicht unerheblichen Teil – jedenfalls zeitweise – Jugendsekten entgegengekommen zu sein (Geschwinde 2013: 105).

      3.3.2 Substanz und Konsumformen

      LSD wird in Deutschland nach wie vor gelegentlich »vor Ort«, meist jedoch in Nachbarländern wie den Niederlanden, in »Underground«-Labors in sehr unterschiedlichen Reinheitsgraden hergestellt. Der internationale Handel auf diesem Teilmarkt ist dementsprechend unbedeutend (Geschwinde 2013: 130). LSD wird fast ausschließlich oral konsumiert, z. B. mittels LSD-getränktem und oftmals bunt bedrucktem Löschpapier. Mit den bunten Aufdrucken versuchen die Hersteller, bei den Nutzern und Nutzerinnen einen Wiedererkennungseffekt herzustellen (Scherbaum 2017: 128f).

      3.3.3 Wirkungsweise

      LSD entfaltet seine stärkste Wirkung nach etwa einer Stunde; die Wirkung ist dabei abhängig von der Dosierung. Zu den eher schwachen Effekten bei niedrigerer Dosierung zählen Euphorie und unkontrolliertes Lachen, Schwierigkeiten bei der Bewegungskoordination und visuelle Psychohalluzinationen. Bei stärkeren Dosierungen bilden die farbigen Psychohalluzinationen eine kaleidoskopartige Landschaft, die ständig in Bewegung bleibt. Der Konsument erlebt eine Aufhebung des Zeit- und Raumgefühls. Die logische Analyse, Aufzeichnungen und Beschreibungen dieser Erlebnisse werden zunehmend schwierig, von den Konsumenten und Konsumentinnen jedoch zum Teil als mystisch bedeutungsvoll oder religiös erleuchtend erlebt. Oftmals können die Halluzinationen nicht mehr von der Realität unterschieden und nicht mehr gesteuert werden. Hierdurch können Panikreaktionen ausgelöst werden, die als ›Horrortrip‹ bekannt sind. Teilweise geht zudem das Ich-Bewusstsein verloren, die Nutzer und Nutzerinnen können sich nicht an die eigene Person oder Identität erinnern (Scherbaum 2017: 130f; Kuntz 2007: 129f; Geschwinde 2013: 112–115). Dabei gilt für LSD ebenso wie für Cannabis und Ecstasy, dass die konkrete Wirkung sich auch immer in Abhängigkeit von der eigenen Erwartungshaltung, Stimmung und bestimmten Umgebungsfaktoren entfaltet (Geschwinde 2013: 115).

      3.3.4 Risiken und Folgeschäden

      LSD bringt für entsprechend veranlagte Personen eine Psychosegefahr mit sich, die dann als schizophrene Psychose auch eigenständig weiter verlaufen kann. Weitere anhaltende Folgen des LSD-Konsums können Angststörungen und depressive Störungen sein (Scherbaum 2017: 131). Eine körperliche Abhängigkeitsgefahr besteht nicht, eine psychische Abhängigkeit ist möglich. Aufgrund der tiefgreifenden Veränderungen während des LSD-Rausches möchten die meisten Konsumenten und Konsumentinnen aber LSD nicht im Anschluss an einen Rausch wieder gebrauchen (Kuntz 2007: 130).

      3.4 Ecstasy

      3.4.1 Hintergrund

      Die deutsche Firma Merck erhielt im Jahr 1912 ein kaiserliches Patent auf die Substanz Methylendioxymethamphetamin (MDMA), der Ausgangssubstanz für Ecstasy, über dessen Wirkung und mögliche Anwendungsgebiete zunächst jedoch nichts bekannt war. Weitere Forschungen wurden aus Kostengründen bald eingestellt. Das US-amerikanische Militär interessierte sich in eigenen, geheimen, Forschungsvorhaben in den 1950er Jahren des vorvergangenen Jahrhunderts für MDMA. In den 1970er Jahren wurde Ecstasy durch die US-amerikanischen Psychiater Shuglin und Nichols beschrieben, die einen Einsatz der Substanz in psychotherapeutischen Settings sahen. In den 1980er Jahren wurde MDMA bereits in vielen psychotherapeutischen Praxen in den USA eingesetzt, fand aber auch als Rauschmittel auf Partys zunehmende Beliebtheit. Ecstasy fand seinen Weg zurück nach Europa über amerikanische Touristen auf Ibiza (Daumann und Gouzoulis-Mayfrank 2015: 36). Im Jahr 1985 wurde Ecstasy auch in den USA illegal (ebenda). Seit Mitte der 1990er Jahre sind verschiedene Abkömmlinge des ursprünglichen MDMAs auf dem Markt (ebenda), die, sobald die chemische Struktur identifiziert ist, ebenfalls dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt werden.

      3.4.2 Substanz und Konsumformen

      Ecstasy wird üblicherweise in Tablettenform konsumiert. Die Tabletten weisen unterschiedliche Farben und Prägungen auf, die aber keine verlässlichen Hinweise auf ihre Dosierung oder ihre Inhaltsstoffe bieten (Scherbaum 2017: 65; Daumann und Gouzoulis-Mayfrank 2015: 45). Nicht selten finden sich unter gleich aussehenden Tabletten Imitate mit anderen Inhaltsstoffen, allerlei Streckstoffe, aber auch ungestreckte Tabletten mit zum Teil sehr hohen MDMA-Dosen (Daumann und Gouzoulis-Mayfrank 2015: 45).

      Es haben sich zwei unterschiedliche Anwendungskontexte entwickelt: Zum einen wird Ecstasy als Partydroge konsumiert, zum anderen in kleineren Gruppen, um den gemeinsamen Umgang vertieft zu erleben (Scherbaum 2017: 65).

      3.4.3 Wirkung

      Zu den zentralen erwünschten Wirkungen von MDMA zählen Antriebssteigerung, Euphorisierung, Gefühlsintensivierung, insbesondere in Bezug auf Liebe, Zuneigung, Mitgefühl (Scherbaum 2017: 67; Kuntz 2007: 121). Hiermit verbunden sind eine erhöhte Kommunikationsbereitschaft, eine vermehrte Introspektionsfähigkeit und ekstatisch-mystische Verschmelzungserlebnisse bei gleichzeitiger Steigerung des Selbstwertgefühls (Daumann und Gouzoulis-Mayfrank 2015: 68; Kuntz 2007: 121). Jedoch scheinen die psychotropen Effekte auch bei gleicher Dosis und Substanz stark zu variieren (Daumann und Gouzoulis-Mayfrank 2015: 70), wobei der individuellen Erwartungshaltung, Stimmung, aber auch den Umgebungsfaktoren wie etwa der jeweiligen Atmosphäre eine hohe Bedeutsamkeit zukommen (Scherbaum 2017: 66).

      3.4.4 Risiken und Folgeschäden

      Bereits der Konsum von Ecstasy an sich ist – auch wegen der letztendlich unbekannten chemischen Zusammensetzung der jeweiligen Pillen – mit Risiken für schwerwiegende körperliche Komplikationen belastet. So kann es beispielsweise zu einer lebensbedrohlichen Erhöhung der Körpertemperatur kommen. Weitere Folgen des Ecstasykonsums können akutes Leberversagen, Herz-Rhythmus-Störungen, bedrohliche Blutdrucksteigerung, Hirnblutungen sowie epileptische Krampfanfälle sein (Scherbaum 2017: 69; Daumann und Gouzoulis-Mayfrank 2015: 71ff).

      Nach Abklingen des Rausches kommt es bei Konsumenten und

Скачать книгу