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Psyche nehmen. Synonym verwendet wird der Begriff psychoaktive Substanz.

      Eine solche Beeinflussung kann unterschwellig sein und beispielsweise als Anregung, Entspannung oder angenehme Stimmungsänderung positiv erlebt werden. Sie kann aber auch den Bewusstseinszustand weitreichend beeinträchtigen und/oder zu Krampfanfällen, Bewusstseinsstörungen oder zu einem Koma führen.

      Die Begriffe »psychoaktive« oder »psychotrope« Substanzen sollen die emotional aufgeladenen Ausdrücke »Rauschgift« und »Rauschmittel« ersetzen. Denn der Begriff »psychoaktive Substanz« hält sich neutral in Hinblick auf die Legalität oder Illegalität einer Substanz bzw. eines Wirkstoffes.

      Psychoaktive Substanzen lassen sich grundsätzlich in drei große Gruppen entlang ihres Wirkungsspektrums einteilen:

      Die erlebnis- und wahrnehmungsverändernde Wirkung steht bei den Halluzinogenen wie z. B. LSD, Meskalin, Engelstrompete sowie bei Cannabisprodukten im Vordergrund. Demgegenüber sind bei den Drogen Kokain, Ecstasy, den Amphetaminen – einschließlich Crystal Meth – die psychostimulierenden und antreibenden Wirkungen zentral. Bei den Opioiden und bei Alkohol hingegen sind die zentral dämpfenden und zugleich euphorisierenden Komponenten prägend (Geschwinde 2013: 1).

      Bei der großen Vielzahl von Drogen (Scherbaum 2017 beschreibt z. B. in seiner Übersicht alleine 20 Substanzen) verfügbarer und potenziell abhängigkeitsauslösender Medikamente, stellt sich die Frage, wie diese im Rahmen dieses Abschnittes und Buches sinnvoll zur Darstellung gebracht werden können – zumal auch der Anspruch besteht, die historischen und kulturellen Kontexte des Gebrauchs zumindest kurz anklingen zu lassen, um individualisierenden Perspektiven keinen Vorschub zu leisten.

      Da eine abschließende und sinnvolle Darstellung unmöglich erschien, wurden aus jeder der drei o. g. Wirkungsgruppen Vertreter ausgewählt, die als geeignet schienen, das jeweilige Feld zu repräsentieren. Diese Substanzen sollten zudem eine Bedeutung als Rauschdroge erlangt haben und dementsprechend für Fachkräfte der Suchtprävention und Suchtarbeit Relevanz aufweisen.

      Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass sich mehrere Wirkungskomponenten häufig überschneiden und zudem oft mehrere Substanzen gleichzeitig oder im raschen Wechsel konsumiert werden. So muss auch einer Einteilung nach dem o. g. Ordnungsprinzip etwas Willkürliches anhaften.

      Bei den hier dargestellten und diskutierten Wirkungsweisen wurde eine Konzentration auf die psychischen Wirkungen vorgenommen (z. B. Euphorie); demgegenüber werden die körperlichen Wirkungen (z. B. verengte oder erweiterte Pupillen) nur randständig behandelt. Diese Schwerpunktsetzung trägt dem Umstand Rechnung, dass die psychischen Wirkungen einer Substanz viel über die Motivationslagen und Funktionalitäten eines Substanzkonsums aussagen und somit einen Zugang zu den psychischen und sozialen Verfasstheiten der Konsumenten und Konsumentinnen eröffnen und damit unmittelbare Hinweise für Prävention und Beratung bieten.

      Die oftmals erheblichen sozialen Folgen und Schäden, die häufig mit ausgeprägtem Suchtverhalten einhergehen, wie beispielsweise Arbeitslosigkeit, Armut, Wohnungslosigkeit, niedriges formales Bildungsniveau und schlechter allgemeiner Gesundheitszustand, werden an dieser Stelle nicht dargestellt, da eine substanzspezifische Diskussion hier nur bedingt sinnvoll ist. Diese werden aber ausführlich erörtert in Kapitel 5 »Soziale Ungleichheit und Sucht«. Desgleichen zeigen die sozialen Folgen oftmals geschlechtsspezifische Ausprägungen, die in Kapitel 6 »Geschlecht und Sucht« aufgegriffen und diskutiert werden.

      Die hier ebenfalls kurz dargestellte historische Zu- und Abnahme bestimmter Formen des Drogenkonsums (Drogenwellen) sollen als Hinweis darauf verstanden werden, dass Drogenkonsum im Allgemeinen immer auch ein Ausdruck von den jeweiligen Lebensauffassungen, Bedürfnissen, Wertvorstellungen – und ihren Wandlungen – einer Gesellschaft ist (image Kap. 2).

      3.2 Cannabis

      3.2.1 Hintergrund

      Cannabisprodukte werden schon seit prähistorischer Zeit von Menschen genutzt (Scherbaum 2017: 37; Geschwinde 2013: 9). Ursprünglich beheimatet in Zentralasien, verbreitete sich Cannabis schnell nach China, Indien, Persien und Assyrien und wurde vor allem in China als Heilpflanze eingesetzt (Scherbaum 2017: 37). Heute ist die Hanfpflanze weltweit verbreitet. Ein Grund hierfür ist wohl die vielseitige Verwendbarkeit: Nahrungsmittel, Papier, Textilien können aus der Hanfpflanze hergestellt werden. Die Nutzung als Rauschdroge in Europa war hingegen lange Zeit unbekannt. Vielmehr wurde Cannabis zuerst um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa erstmals als Genuss- bzw. Rauschmittel eingesetzt (Scherbaum 2017: 37, 39f). In Deutschland nahm ein breiterer Cannabiskonsum seinen Ausgangspunkt im Zuge der Studentenbewegung in den 1967er/1968er Jahren. Der Cannabiskonsum stand damals im Kontext eines Protestes gegen die allgemein akzeptierten Wertvorstellungen der damaligen Gesellschaft, insbesondere ihrer Leistungsorientierung, sowie einer spirituellen Suche (Geschwinde 2013: 13f; Scherbaum 2017: 40; Täschner 2005: 13). Heute ist Cannabis die am meisten konsumierte illegale Substanz in allen sozialen Schichten und Bevölkerungsgruppen (image Kap. 4).

      3.2.2 Substanz und Konsumformen

      Die Cannabispflanze ist eine krautartige Pflanze mit uneinheitlicher botanischer Klassifikation. Die psychoaktive Wirkung wird hauptsächlich von Δ9 -Tetrahydrocannabinol (THC) erzeugt (Scherbaum 2017: 39). Die Cannabispflanze wird zu folgenden Cannabis-Produkten verarbeitet:

      • Cannabis-Kraut bzw. Blütenstände (Marihuana),

      • Cannabis-Harz (Haschisch),

      • Cannabis-Konzentrat (Haschischöl) (Geschwinde 2013: 4; Scherbaum 2017: 43).

      Der THC-Gehalt von Marihuana und Haschisch variiert erheblich (zwischen 2 und 20 Prozent), Cannabisöl kann einen THC-Gehalt von bis zu 80 Prozent aufweisen (Scherbaum 2017: 43). Durch spezielle Züchtungen wird versucht, eine Erhöhung des THC-Gehalts von Marihuana und Haschisch bis zu einem Wirkstoffgehalt von 30 Prozent zu erreichen. Der als Nutzpflanze in Deutschland zugelassene Faserhanf darf demgegenüber eine THC-Konzentration von nur maximal 0,2 Prozent aufweisen (Scherbaum 2017: 39).

      Cannabisprodukte werden überwiegend als »Joint« oder in oft sehr aufwändig gestalteten Pfeifen geraucht. Aber auch oral, z. B. in Keksen oder im Tee, kann Haschisch zu sich genommen werden (Scherbaum 2017: 45).

      In den letzten Jahren sind vermehrt synthetische Cannabinoide aufgekommen. Sie sind wie THC an den Rezeptoren des körpereigenen Cannabinoidsystems wirksam und verursachen cannabisartige psychotrope Wirkungen, die aber teilweise sehr viel intensiver ausfallen als bei Marihuana oder Haschisch. Wird die chemische Zusammensetzung der synthetischen Cannabinoide identifiziert, werden auch diese dem Betäubungsmittelgesetz (BTMG) unterstellt. Jedoch kommen immer wieder neue synthetische Cannabinoide mit geringfügig veränderter chemischer Zusammensetzung auf den Markt, die solange legal sind, bis auch sie den Prozess der chemischen Identifizierung und BTMG-Unterstellung durchlaufen haben (Geschwinde 2013: 88–96; Scherbaum 2017: 42f).

      3.2.3. Wirkungsweise

      Cannabis bewirkt eine Veränderung der Wahrnehmung und des Erlebens. Der Rausch lässt sich typischerweise in drei Phasen untergliedern: 1) Unruhe, 2) Hochstimmung, 3) entspannte, ausgeglichene und gelassene Stimmung, Antriebsminderung, körperliches Wohlbefinden. THC ist ein mildes Halluzinogen, erst bei höheren Dosen treten Halluzinationen, Wahnerleben, schwerwiegende formale Denkstörungen sowie Ich-Störungen (z. B. Depersonalisation, Erleben von Fremdheit des eigenen Körpers) auf.

      Typische Rauscherlebnisse nach dem Konsum von Cannabis

      • Gehobene Stimmung, Euphorie, Heiterkeit;

      • verminderter Antrieb, Passivität, Apathie, Lethargie;

      • Denkstörungen:

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