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Antonelli ein. »Allerdings gibt es nicht weit von hier ein Kloster, zu dem auch eine kleine Klinik gehört. Vielleicht finden Sie dort, was Sie benötigen.«

      Dr. Daniel nickte. »Einen Versuch wäre es jedenfalls wert.« Er schwieg einen Moment. »Unter den gegebenen Umständen würde ich die junge Frau allerdings lieber auf neutralem Boden kennenlernen, um mich mit ihr zu unterhalten. Es könnte sich bei ihr nur nachteilig auswirken, wenn sie mich erst am Tag der Untersuchung kennenlernen würde.«

      »Das denke ich auch«, stimmte der Monsignore zu. »Ich werde ein Treffen zwischen Ihnen und Chiara arrangieren.« Er reichte Dr. Daniel die Hand. »Ich danke Ihnen, daß Sie bereit sind, diese Untersuchung durchzuführen, obwohl Sie hier ja eigentlich Urlaub machen.«

      »Wenn jemand meine Hilfe braucht, dann ist das wichtiger als mein Urlaub«, entgegnete Dr. Daniel schlicht.

      *

      Jana Kemmerer war zutiefst enttäuscht, als sie vor Dr. Daniels Praxis stand und erkennen mußte, daß sich der Arzt noch immer im Urlaub befand. Die Gynäkologin der Waldsee-Klinik, Dr. Alena Reintaler, die seine Vertretung übernommen hatte, war zwar sehr nett, trotzdem wäre es Jana lieber gewesen, wenn sie jetzt – so kurz vor der anstehenden Geburt ihres ersten Babys – noch einmal mit Dr. Daniel hätte sprechen können.

      Die junge Frau seufzte tief, dann machte sie sich auf den Weg zur Waldsee-Klinik. Hier, auf diesem schattigen Pfad, war es angenehm kühl, und Jana atmete die würzige Waldluft ein. Sie mußte langsam gehen, denn schon die geringste Anstrengung führte jetzt bei ihr zu arger Atemnot.

      Dann sah sie den hufeisenförmigen weißen Bau durch die Bäume schimmern. Mit einem sanften Lächeln streichelte sie über ihren Bauch.

      »Da drinnen wirst du geboren werden«, flüsterte sie ihrem Baby zu, dann seufzte sie wieder. »Hoffentlich ist Dr. Daniel bis dahin aus dem Urlaub zurück.«

      Durch den rückwärtigen Eingang betrat sie die Klinik und wandte sich der Sekretärin Martha Bergmeier zu, die wie immer in ihrem Glashäuschen mit der Aufschrift Information saß und mit Argusaugen darüber wachte, wer die Klinik betrat und verließ.

      »Guten Morgen, Frau Bergmeier. Bei mir steht heute ei-

      ne Schwangerschafts-Vorsorgeuntersuchung an«, erklärte Jana mit einem freundlichen Lä-cheln. »Dr. Daniel ist leider noch in Urlaub.«

      »Ja, Frau Kemmerer, ich weiß«, entgegnete Martha. »Gehen Sie ruhig schon mal in die Gynäkologie hinüber.« Sie lä-chelte. »Mittlerweile kennen Sie sich hier ja gut aus, nicht wahr?«

      »Da haben Sie recht«, stimmte Jana zu, zögerte aber noch. »Frau Bergmeier, wissen Sie vielleicht, wann Dr. Daniel wieder hier sein wird?«

      Bedauernd schüttelte Martha den Kopf. »Tut mir leid, aber etwas Genaues weiß wohl niemand. Ich habe nur erfahren, daß sich Dr. Daniels Hochzeit auf Sardinien ein bißchen verschoben hat. Angeblich sollen er und Frau Dr. Carisi… ach nein, jetzt ist sie ja seine Frau… na ja, die beiden sollen wohl ein kleines italienisches Mädchen adoptiert haben.« Sie seufzte tief auf. »Aber mir gegenüber hüllt sich ja jeder in Schweigen.«

      Jana hatte Mühe, ein Schmunzeln zu unterdrücken. Sie konnte sich sehr gut vorstellen, warum Martha Bergmeier noch nicht genauer informiert war. Sie war zwar eine liebe, nette Frau, aber eben auch überaus gesprächig.

      »Zehn Tage habe ich ja noch bis zum errechneten Termin«, erklärte Jana nun. »Vielleicht ist Dr. Daniel bis dahin ja wieder zurück.« Sie nickte Martha freundlich zu, dann ging sie in die Gynäkologie hinüber und setzte sich auf die weiße Kunststoffbank, die auf dem Flur stand.

      Es dauerte nur wenige Minuten, bis Stefan, der Sohn von Dr. Daniel, den Flur entlangkam.

      »Guten Morgen, Frau Kemmerer«, grüßte er lächelnd. »Frau Bergmeier hat mir gesagt, daß Sie zur Vorsorgeuntersuchung hergekommen sind.«

      »Ja, Herr Doktor«, antwortete Jana, während sie sich ein wenig schwerfällig erhob. »Ihr Vater ist ja leider noch in Urlaub, sonst würde ich den Klinikbetrieb nicht so durcheinanderbringen.«

      »Davon kann überhaupt keine Rede sein«, entgegnete Stefan nachdrücklich, dann ließ er Jana ins Untersuchungszimmer treten. »Normalerweise wäre Frau Dr. Reintaler für diese Untersuchung zuständig, aber sie ist momentan im Operationssaal, und es ist noch nicht abzusehen, wie lange der Eingriff dauern wird. Sie werden also mit mir vorliebnehmen müssen.«

      »Das macht doch nichts«, meinte Jana. »Wenn Sie hier arbeiten dürfen, sind Sie bestimmt auch ein guter Arzt.«

      Stefan lächelte. »Das hoffe ich.« Dann wies er auf einen der beiden Stühle, die vor dem Schreibtisch standen. »Bitte, Frau Kemmerer, nehmen Sie Platz.«

      Er wartete, bis Jana seiner Aufforderung nachgekommen war, bevor auch er sich setzte und den Mutterpaß entgegennahm, den Jana ihm reichte.

      »Ihre Schwangerschaft verlief bisher also problemlos«, stellte Stefan fest, während er die Eintragungen seines Vaters überflog, dann blickte er auf. »Haben Sie irgendwelche Beschwerden?«

      Jana lächelte. »Wenn man davon absieht, daß ich ungefähr fünfzigmal am Tag auf die Toilette muß und nachts kaum noch schlafen kann, nicht.«

      Stefan mußte lachen. »Ich nehme an, Sie sehnen den Geburtstermin regelrecht herbei.«

      »Das kann man wohl sagen.« Sie zögerte. »Bitte, fassen Sie es nicht falsch auf, aber…, glauben Sie, daß Ihr Vater wieder hier sein wird, wenn mein Baby kommt?«

      Stefan warf einen Blick auf den errechneten Geburtstermin. »Ich will ehrlich sein, Frau Kemmerer – das könnte knapp werden. Mein Vater wird noch ungefähr zwei Wochen verreist sein. Wenn Ihr Baby also mit etwas Verspätung eintreffen sollte, könnte es klappen.« Impulsiv legte er eine Hand auf Janas Arm. »Aber selbst wenn er nicht dabeisein kann… Sie sind hier in der Klinik in den besten Händen.«

      Aufmerksam sah Jana ihn an. »Sie sind Ihrem Vater wirklich sehr ähnlich.«

      »Das höre ich gern«, meinte Stefan lächelnd, dann stand er auf. »Ich schicke Ihnen Schwester Bianca herein. Bevor ich Sie untersuche, möchte ich die Ergebnisse von Blutbild und Urinuntersuchung haben. In ein paar Minuten bin ich wieder zu-rück.«

      Stefan war kaum draußen, da betrat die Stationsschwester der Gynäkologie, Bianca Behrens, den Untersuchungsraum.

      »So, Frau Kemmerer, jetzt muß ich Sie ein bißchen in den Finger pieksen«, erklärte sie.

      Jana verzog das Gesicht. »Das mag ich aber gar nicht gern.«

      Bianca lächelte und griff nach Janas Hand. »Ich weiß schon, daß das ein bißchen unangenehm ist, aber es geht ja ganz schnell.«

      Bianca war so geschickt, daß Jana den Stich in den Finger kaum spürte.

      »Wenn Sie bitte Ihre Schuhe ausziehen würden«, bat Bianca, als sie fertig war. »Ich muß Sie noch wiegen.«

      »Hoffentlich haben Sie eine Waage, die mein Gewicht tragen kann«, scherzte Jana.

      »Ach, ich denke, das kriegen wir schon hin«, entgegnete Bianca grinsend. Sie notierte gewissenhaft das angezeigte Gewicht.

      »So, jetzt noch eine Urinprobe, dann sind Sie von mir erlöst«, meinte sie. »Der junge Dr. Daniel wird wieder zu Ihnen kommen, sobald ich mit der Auswertung fertig bin.«

      Das dauerte auch wirklich nicht lange.

      »Blutbild und Urinprobe sind in Ordnung«, erklärte Stefan, als er die Tür des Untersuchungszimmers hinter sich geschlossen hatte. »Nur das Gewicht könnte ein bißchen problematisch werden.« Er blätterte noch einmal im Mutterpaß. »Mein Vater hat beim letzten Ultraschall ja schon festgestellt, daß Sie ein ziemlich großes Baby erwarten.« Er sah Jana an. »Hat er Ihnen da nicht zum Kaiserschnitt geraten?«

      »Doch«, gab Jana errötend zu. »Aber Horst und ich wünschen uns so sehr eine natürliche Geburt.« Sie zögerte. »Wissen Sie, eigentlich wollte ich sogar zu

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