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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036192
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
„Herr, dann schicke die Kerle doch zu Scribonius Rufus zurück und überlasse ihm den Rest… Er wird nicht zögern, den Versagern eine Rechnung aufzustellen…“ wieder meldete sich Gaurus.
„Ich danke dir für deinen Rat, Pilus Prior. Dennoch muss ich als Legat anders denken und auch handeln…“
„Herr, lass es mich unserem kühnen Pilus Prior erklären… Ich denke, er wird mir geduldig zuhören und letztlich zustimmen…“ schlug der Hermundure vor und der Legat nickte.
„Also Gaurus, zweifellos könnte der Legat die Gefangenen töten lassen… Es wäre weder grundsätzlich unmöglich, auch nicht ungewöhnlich und dennoch vollkommen falsch… Schickt er sie zurück zu Scribonius hätte dieser die Wahl, die Versager richten zu lassen… Eine Decimatio wäre durchaus angemessen und würde den Ehrgeiz der Übergangenen zweifellos anstacheln… Schickt der Statthalter diese dann erneut gegen uns, würden diese Männer nicht noch einmal aufgeben….“
Der Hermundure musterte den Pilus Prior und vergewisserte sich, dass dieser seinen Gedanken folgte.
„Senden wir die Gefangenen zurück, wir könnten sie einfach Scribonius Proculus übergeben, wüsste dessen Bruder Scribonius Rufus was geschehen war und lernt daraus… Er macht gleichartige Fehler niemals zweimal! Außerdem gewinnt er Gewissheit, die ihm gegenwärtig nur einer überbringen kann und dessen Aussage wird er vorerst anzweifeln… Dieser Zweifel bleibt, weil kein einziger Mann die Vorgänge und Tutors Schilderungen dazu bestätigen kann… Also muss sich unser Flüchtiger etwas eindringlicher bemühen und hätte noch zu Mal eine weitere Hürde zu überwinden…“
„Welche Hürde?“
„Er konnte fliehen… Kein einziger anderer Mann schaffte dies! Was meinst du, wird Scribonius Rufus denken?“
Gaurus verstand und nickte.
„Damit kommen wir zur dritten Möglichkeit im Umgang mit den Gefangenen und zu des Legat Bedenken. Wem schwört ein Legionär oder Auxiliar?“
„Auf Rom, den Kaiser und seine Legion…“
„Fast richtig, Pilus Prior! Haben sich diese Männer gegen Rom oder den Kaiser erhoben?“ Gerwins Vorgehen führte den eigentlich Erfahrenen von Erkenntnis zu Erkenntnis.
„Nein!“ Gaurus entschied sich.
„Es geht also nur um einen winzig kleinen Unterschied… die richtige Legion! Damit stellt sich die Frage, welcher der Gefangenen vorrangig Rom sowie dem Kaiser dienen möchte und welcher dem Statthalter oder auch einer bestimmten Legion den Vorzug gibt? Tötet Verginius Rufus die Gefangenen, kann ihm der Scribonius, aus eben dieser Lage heraus, einen Strick drehen… Das Zurücksenden schied, aus mehreren Gründen, doch wohl eindeutig aus… Was also bleibt?“
Gaurus zuckte die Schultern. Dann klarte sich sein Blick, er sprang auf und bekundete ein zorniges, entschiedenes „Nein!“
„Siehst du, Gaurus, du hast es begriffen…“ fügte der Legat lächelnd an.
„Herr, das kannst du nicht von mir verlangen…“ stotterte er überrascht und niedergeschlagen.
„Ich könnte!“ beschied ihm sein Legat. „Aber das wäre dumm von mir!“
Der Blick des Pilus Prior irrte zwischen dem Legat und Gerwin hin und her. Jetzt begriff er, warum er, vom Anfang an, der gesamten Vorstellung beiwohnte. Sie hatten ihn auf diese Entscheidung vorbereitet…
„Verehrter Gaurus, du bist ein sehr kluger und auch treuer Mann, nur musst du manchmal auch zu Einsichten geführt werden, die du zukünftig selbst erkennen solltest… Erinnere dich meiner Worte… Ganz so heftig kommt es jedoch nicht! Gäbe ich alle diese Kerle in deine Kohorte, wäre ich mir deren Schlagkraft nicht mehr vollständig bewusst… Also wirst du die Männer nach Mogontiacum bringen und gemeinsam mit Tremorinus auf alle Kohorten aufteilen. Dadurch spalten wir mögliche Allianzen auf und geben jedem Einzelnen die Gelegenheit, sich für Rom, für den Kaiser und auch mich zu entscheiden…“ Verginius Rufus strahlte seinen Unterstellten an. „Uns gelingt, mit diesem Vorgehen, eine weitere Täuschung des Scribonius.“ stellte der Legat mit Zufriedenheit fest.
„Welche?“
„Er wird keinen dieser Männer finden…“ warf Gerwin ein. „Scribonius Proculus kennt keinen dieser Auxiliaren. Centurionen oder Decurionen überlebten nicht und so sind es alles nur Milites… Keiner von denen ist römischer Bürger und kommt eigentlich nicht in den Genuss, ein Legionär zu werden… Also wird Scribonius Rufus dort auch nicht suchen!“ Gerwins Lächeln wirkte beruhigend auf Gaurus.
„Ich dagegen habe ein wirksames Mittel gegen jeden Einzelnen dieser Männer in der Hand! Diese aber nutzen mindestens zwei eigene, durchaus werthaltige Vorteile…“ nahm Verginius Rufus die Erklärung wieder in die eigenen Hände.
„Welche, Herr?“ Gaurus stellte erneut die richtige Frage.
„Sie leben und verdoppeln ihre Bezüge! Übrigens wirst du möglicherweise keinen einzigen dieser Männer behalten… Denn verfällt Scribonius Proculus auf einen Verdacht, wird er vielleicht als Erstes in deiner Kohorte suchen… Letztlich liegt doch nahe, dass du mit dem Verschwinden, der von dessen Bruder ausgeschickten Auxiliaren, im Zusammenhang stehen könntest…“
„Herr, glaubst du wirklich, jeden der Kerle in deine Absichten sicher einzubinden… Nur ein einziger Mann reicht aus, um dieses Spinnennetz zu zerfetzen!“ brachte Gaurus ein Bedenken ein.
„Das genau ist der Punkt, auf den wir unsere Bemühungen ausrichten müssen…“ warf Gerwin dazwischen.
„Herr…“ Gaurus wirkte unschlüssig. Er zweifelte.
„Begleite Gerwin und beobachte! Er wird dir sagen was er braucht, was du tun sollst und dann sehen wir weiter…“
Der Befehl war erteilt und so verließ Gerwin, von Gaurus gefolgt, das Zelt des Legat.
4. Das Schicksal der Gefangenen
66 nach Christus - Herbst (7. December)
Imperium Romanum – Exercitus Germania Superior
Der Pilus Prior heftete sich an die Fersen des jungen Hermunduren. Ein Wink genügte und schon folgten den Beiden auch die vor dem Zelt wartenden Gefährten Gerwins.
Der Hermundure steuerte auf den die Bewachung der Gefangenen befehligenden Centurio Volusenus zu, der, als er seinen Pilus Prior erkannte, Meldung erstatten wollte. Gaurus winkte ab und so traten er und Gerwin, in aller Stille und ohne die Aufmerksamkeit der Gefangenen zu erregen, an den Bewacher heran.
„Wie lange bist du schon eingeteilt, Volusenus?“ fragte Gerwin ohne jedes Zögern.
Der Centurio grinste. „Die Ehre wurde mir zu teil, als wir mit der Bande fertig waren… Mein Pilus Prior meinte, ich sei mit meiner Centurie bestens geeignet und vergaß offensichtlich, dass auch Andere nach dieser Ehre streben könnten…“
„Volusenus, halt dein vorlautes Maul, sonst brumm ich dir noch ein anderes Vergnügen auf!“ raunzte ihn der Pilus Prior an.
„Ich finde das gut!“ drängte sich Gerwin in das Gespräch. „Komm Gaurus, beginnen wir unser Treiben…“ Er zog den verärgerten Mann mit.
Der erste im Weg befindliche Posten, der gleich vielen Anderen, mit voller Rüstung und Pilum, im Abstand von fast zwanzig Schritten den Pferch, in dem die Gefangenen zusammengetrieben herumlungerten, bewachte, war Gerwins Ziel.
„Miles, keine Meldung! Stell dich mit dem Rücken zu den Gefangenen und antworte leise auf meine Fragen!“ forderte der Hermundure den Legionär auf. Der Mann gehorchte.
„Wie lange stehst du schon hier? Sicher hast du diese Kerle beobachtet?“
„Seit