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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036192
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
Ein älterer Treverer schob sich an den äußeren Ring.
„Was willst du?“
„Komm mit und du erfährst es…“
„Gut, so soll es sein!“ Widerspruch regte sich, Hände griffen nach dem Mann und dennoch schüttelte er diese fast leicht ab. „Ruhe!“ gebot er. „Hier entscheide ich und ich gehe!“
„Wohin Germane?“
„Geh zum Pilus Prior und warte dort!“
„Danke!“ sagte der Treverer, der sofort begriff.
Waren sich Tungerer und Ubier auch feindlich gesinnt, würden sie vereint gegen den Treverer stehen. Das erkannt zu haben und dem Rechnung zu tragen, verdiente ein Wort…
Gerwin schob sich durch die den Graukopf umlagernden Gefangenen. Er sah Trostlosigkeit, Resignation und auch Zorn.
Der Mann mit der verletzten Hand entschloss sich, Gerwin entgegenzukommen. Der Hermundure sah den schmutzigen Verband an der verletzten Hand. „Wenn das nicht behandelt wird, stirbst du in den nächsten Tagen!“
Der Graukopf zuckte mit der Schulter.
„Du scheinst mir deren Achtung zu besitzen… Willst du sie ihrem Schicksal überlassen und dich in die Hell verdrücken? Das dürfte deinem Wesen widersprechen…“ sprach der Hermundure den Graukopf an.
„Was weißt du schon…“
„Gut, dass du danach fragst… Ist nicht so klug, einen Gladius im Schlag mit bloßer Hand aufhalten zu wollen… Andere haben schon dabei die Hand oder den Arm verloren… Aber auch der Dreck reicht schon aus, dir einen langen, langsamen, schmerzhaften und sinnlosen Tod zu bescheren… Also komm mit! Ich reinige deine Wunde, flicke deine Hand und dann reden wir…“
„Worüber?“
„Über dies und das…“
„Bleibt hier und wartet Jungs, ich bin bald zurück! Ach so, ihr könnt ja gar nicht weg…“ Der Graukopf folgte dem Hermunduren.
Als dieser das Gatter durchquert hatte, schlossen sich ihm die übrigen Wartenden an. Auch Viator, Sexinius und Paratus folgten…
Vor dem Zelt des Legat stoppte der Hermundure. „Sexinius, ich brauche sauberes Wasser, reichlich sauberen Stoff und von dir, Viator, deine Nadel und Faden…“
„Du willst doch wohl meine Nadel für diesen…“
„Doch Viator, genau das will und werde ich! Also los, gib schon her!“ unterbrach er seinen älteren Freund schroff. Es hätte ihn gewundert, wäre Viator freiwillig bereit gewesen… Dass er aber ablehnen könnte, schloss Gerwin aus.
„Du bist ein Germane? Von welchem Stamm? fragte Gerwin den Verletzten
„Usipeter!“
„Mit diesem Stamm hatte ich noch nie zu tun… Wo lebt ihr?
„Am Rhenus, fast an der Küste zum Oceanus Germanicus… Kennst du das?“
„Ja, war schon dort, aber in Gallien drüben, in Gesoriacum…“
„Unser Nachbar waren die Sugambrer…“ erklärte der Mann. „… bevor Rom sie umsiedelte.“ Der Usipeter versank in seinen Gedanken, bevor er den Faden des Gesprächs erneut aufnahm.
„Du bist noch so jung, kennst schon die halbe Welt und jetzt flickst du meine Hand… Auch darin scheinst du dich gut auszukennen… Außerdem sah ich dich den Angriff führen und dann wie ein Berserker unter uns fahren… Wer bist du? Welcher Stamm bringt solche Burschen hervor?“
Gerwin reinigte die Wunde, beseitigte Schmutz, schnitt angefaultes Fleisch weg, ließ die Wunde bluten und betrachtete sein Werk.
Der Usipeter zuckte mit keiner Wimper.
„Warum dienst du Rom?“ Gerwins Neugier war geweckt.
„Es ergab sich eben so…“ blieb der Usipeter zurückhaltend.
„Jetzt wird es etwas unangenehm… Die Nadel…“ erklärte der Jüngere, als ihn eine schroffe Stimme unterbrach.
„Wann wirst du endlich mit dem da fertig?“ fauchte der Ubier.
„Ach, du hast dich wieder erholt… Halt trotzdem dein Maul, sonst sorge ich dafür… Oder hast du schon wieder vergessen…“ erwiderte der Hermundure zornig.
„Kümmere dich nicht um den Ubier… Das ist ein Großmaul und außerdem hohl im Kopf…“ beschied ihm der Usipeter, als Gerwin die ersten Stiche ausführte.
„Ich weiß! Warum aber warst du in diesem Kampf?“
„So wie Andere auch… ein Befehl…“ erwiderte der Usipeter.
„Gehörst du zu einer Kohorte deines Stammes?“
„Nein! Mich trieb es in der Jugend ins Römische. Mir gefiel es und weil ich irgendwann dann doch Hunger hatte, las mich ein Decurio auf und schleppte mich zur Ala…“
„Welcher Ala?“
„Ala I Praetoria.“ gab der Usipeter Auskunft.
„Dort bliebst du?“ fragte Gerwin Anteil nehmend.
„Eigentlich wollte ich wieder weg… aber das schlug fehl. Also blieb ich…“
„Magst du Scribonius Rufus?“ Die Nadel vollführte ihr Werk und der Usipeter sprach mit ihm.
„Wer ist das?“ fragte der Auxiliar.
„Der Statthalter in deiner Provinz und der, der den Auftrag für diesen Angriff erteilte…“
„Habt nicht ihr uns angegriffen?“
„Na, ja, schon… Nur wozu wart ihr hier?“
Der Usipeter zuckte mit der Schulter und Gerwin stach dem Mann in den gesunden Teil der Hand.
„Ah, du scheinst doch Schmerz zu empfinden…“ stellte er befriedigt fest, als der Usipeter zuckte.
„Haben das nicht alle?“ fragte der Verletzte verwundert.
„Eher wohl nur fast alle… Ich begegnete schon einem Mann, der Schmerz nicht kannte…“
„Du bist ungewöhnlich…“ stellte der Usipeter fest.
„Scheint so…“ Gerwin betrachtete sein Werk, umwickelte die Hand mit sauberen Stoff und grinste den Usipeter an.
„Greif besser nicht in jeden Haufen… Übrigens das Blut verschließt die Wunde und deshalb ließ ich es erst laufen. Öffne den Verband nicht, entferne nicht das Blut. Die Wunde wird verschorfen und wenn du Glück hast, heilt sie, nur…“
„Was meinst du?“
„Bei dem Zustand der Hand wirst du deine Finger nie wieder bewegen können und auch nie wieder zugreifen können…“ erklärte Gerwin.
„Ich danke dir trotzdem…“ hörte er dann leise Worte.
5. Die Erinnerung
66 nach Christus - Herbst (7. December)
Imperium Romanum – Exercitus Germania Superior
Der Hermundure forderte die Wartenden zum Folgen auf und betrat das Zelt des Legat. Verginius Rufus stand, dem Eingang gegenüber, neben ihm Gaurus und vor ihnen ein Tisch.
Paratus, Viator und Sexinius bauten sich, mit gezogenem Gladius, zwischen den Männern und dem Ausgang auf.
Gerwin schritt an eine der Stirnseiten des Tisches.
„Das