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vom Hermunduren zurück zum Legat, der sich fast augenblicklich vollkommen entspannte.

      „Dann Centurio, bist du raus aus dem Spiel! Geh! Du reitest am Morgen mit uns ins Tonlager! Stimmt, was du sagst, behältst du deinen Anspruch, deinen Rang und dienst deine Tage noch ab… Hast du mich aber belogen, dann…“

      Verginius Rufus Blick schwenkte vom Centurio weg und heftete sich auf Comitianus.

      Der Centurio der Wache grüßte und verließ schnellstens das Zelt.

      Es kam, wie Gerwin es voraussah.

      „Herr, auch ich habe nur Befehle befolgt!“ warf der Kommandant in die Schale des Zorns seines Vorgesetzten.

      „Wessen Befehle?“ schnaufte Verginius Rufus und hastete von einer Seite des Zeltes zur Anderen.

      „Der Präfekt wies ein Schreiben vor…“

      „Mit wessen Unterschrift, von mir oder wem sonst?“

      Comitianus spürte die nahende Welle neuen Zorns.

      „Nein, Herr! Vom Statthalter…“

      Der Legat stoppte seinen Marsch, wandte sich Comitianus zu und machte zwei bedrohliche Schritte auf den Mann zu.

      „Wo ist das Schreiben?“

      „Ich habe es nicht…“ So wie die Worte über seine Lippen schlüpften, begriff Centurio Comitianus seine eigene Dummheit. Mit dem Schreiben in der Hand könnte er seine Unschuld beweisen.

      „Wer hat es dann?“ Die Frage kam ruhig, fast freundlich und Comitianus spürte die nahende Gefahr.

      „Herr, ich glaube ich weiß, wer das Schreiben an sich nahm…“ ertönte die Stimme des Jüngeren in seinem Rücken.

      „Wer?“ Aus dem Wort des Legat sprang eine Hoffnung, falls das Schreiben zu finden war… Comitianus atmete durch.

      „Rufe den Mann!“ befahl Verginius Rufus unfreundlich.

      Der junge Germane verließ das Zelt und kehrte mit einem Legionär zurück. Als der Ankömmling sich Comitianus zuwandte, erkannte der seinen früheren Optio Custodiarum.

      „Sexinius, du hast ein Schreiben des Statthalters?“ fragte der Legat.

      „Ja, Herr!“ Sexinius nestelte an seinem Hals und zog einen kleinen Beutel hervor. Er öffnete diesen, entnahm ihm eine Wachstafel, zwei Phalerae und ein Schriftstück. Die Wachstafel erkannte der Legat.

      Das übergebene Dokument entfaltete er, prüfte das Siegel und las.

      „Du kennst die Unterschrift…“

      „… und auch das Siegel, Herr!“ unterbrach Sexinius den Legat.

      „Wenn es vom Statthalter unterzeichnet ist, dann hat Comitianus tatsächlich nur einen Befehl befolgt…“ setzte der Legat an, seine Gedanken preis zu geben.

      „… und der verlogene Präfekt wäre mit allen Einnahmen verschwunden.“ ergänzte des Legat Speculator.

      „Aber nein, Sexinius! Diese wären dann eben auf diesem Weg beim Statthalter gelandet…“

      „…und von dir, Herr, hätte er diese Einnahmen trotzdem abverlangt…“

      Der Legat erwartete genau eine derartige Bemerkung und auch Comitianus begriff die Tragweite dieser Worte.

      Der Legat wandte sich Comitianus zu.

      „Siehst du Centurio… Mein treuer Speculator begriff die Hinterlist und durchschaute das Komplott. Er verhinderte jeden Schaden, den du hättest viel einfacher vermeiden können… Den Präfekt und dessen Begleiter zu ergreifen und in den Carcer zu stecken, wäre dir zugekommen… Du aber erstarrst vor einem Lügner und Verräter, wenn er sich nur mit genug Federn schmückt…“

      „Er wies mir doch das Schreiben des Statthalters vor…“

      „Aber sicher…, nur hättest du es besser prüfen und ein wenig mehr darüber nachdenken müssen… Oder weißt du etwa gar nicht, welche der Legionen dieses Tonlager betreibt? Sicher hast du vergessen, dass du aus der Legio XXII Primigenia stammst und demzufolge meiner Befehlsgewalt unterstehst, oder? Deshalb hätte ein solcher Befehl einzig von mir unterzeichnet werden können… Nur meine Unterschrift hätte dich berechtigt, die Einnahmen zu übergeben…“ Comitianus war wie von Donner und Blitz gleichzeitig getroffen.

      Der Legat setzte, ohne die Absicht zur Schonung, unerbittlich nach.

      „Der Plan aber sollte mich in Verruf bringen! Was meinst du, erwartete mich, müsste ich dem Statthalter gegenüber bekennen, dass die mir anvertrauten Gelder verloren gegangen wären? Er hätte sich, ob dieses gelungenen Streiches, gut auf meine Kosten belustigt und mir daraus den Strick gedreht, den er schon lange für mich vorsieht!“

      Verginius Rufus war in erneuter Wut untergetaucht. Der Centurio stand vor ihm und begann zu zittern. Scheinbar schien die Angst sich seiner zu bemächtigen.

      „Dein Glück ist es, dass dieser Mann…“ Der Legat nickte in Sexinius Richtung. „…so viel Geistesgegenwart besaß, den Auftritt des Präfekt zu durchschauen und so viel Mut aufbrachte, dem Präfekt seinen Vorteil wieder abzujagen! Somit entstand dem Lager und auch mir kein Verlust und das ist dein einziges Glück… Geh mir aus den Augen!“

      Sich diesem Zorn zu widersetzen, war Centurio Comitianus nicht in der Lage. Er war ein schon zu alter, zu vertrauensseliger Trottel, der in seiner täglichen Verrichtung des Dienstes jedwede Gefahr übersah. Alt, träge und zu faul zum Nachdenken, war er der ideale Angriffspunkt.

      Comitianus folgte der Aufforderung des Legat und wankte betroffen aus dem Zelt.

      Verginius Rufus wusste, was er dagegen Gerwin verdankte. Der Hermundure deckte diesen perfiden Plan seines Feindes nicht nur auf, er ließ auch den Erfolg der Umsetzung durch zahlreiche Maßnahmen scheitern. Der Plan der Brüder Scribonius war in seiner gesamten Absicht misslungen. Wieder verdankte Verginius Rufus dem jungen Hermunduren einen Sieg, den er so allein niemals erreicht hätte…

      Doch was sollte er mit einem Trottel wie diesem Comitianus anstellen? Als Kommandant war er nicht nur ungeeignet, sondern wie sich erwies, auch eine Gefahr. Sollte er ihn vor ein Gericht stellen? Die Mühe lohnte kaum… Centurio Comitianus war absolut unwichtig. Sollte er doch das Weite suchen, wenn er den Mut dafür aufbrachte… Wäre der Kerl am Morgen noch im Lager, würde er ihn mit zum Tonlager schleifen und dort den eigentlich betrogenen Männern überlassen…

      „Nun Gerwin, bist du mit dem Verlauf zufrieden?“

      „Herr, meine Wünsche sind doch eigentlich unwichtig… Du bist es, dessen Schutz ich betreibe und wenn die Frage bedeutet, ob wir unsere Feinde ausschalten konnten, stimme ich dir zu! Ja mehr noch, Herr, wir wissen auch, aus welchem Loch sie wieder hervor kriechen werden und es wird ein reines Vergnügen, die neue Falle zu errichten…“

      Der Hermundure stand auf und griff sich wie selbstverständlich einen Pokal, füllte diesen mit Wein und Wasser. Er betrachtete die im Licht der Fackeln funkelnde Flüssigkeit.

      „Herr, wir haben jetzt nur noch eine wichtige Sorge… Draußen warten fast sechzig Gefangene auf dein Urteil… Diese Entscheidung würde ich ungern treffen wollen…“ Er trank.

      „Auch ich nicht, Gerwin…“ stimmte der Legat leise zu.

      „Herr, was zögerst du, hänge sie auf!“ meldete sich Gaurus, der seine Gelegenheit wahrnahm, auch einen Beitrag erbringen zu dürfen.

      „Nein Pilus Prior…“ übernahm Gerwin das Wort. „… es sind mutige, entschlossene Männer, die einem Befehl gehorchten… Täten sie dies nicht, wären sie Roms unwürdig… Führen sie den Befehl aber aus und unterliegen, was ja eintrat, haben sie deshalb gleich den Tod verdient?“

      „Ich kannte dich bisher so nicht, Gerwin… Deine Messer und Hände sind doch sonst so schnell… Wieso kannst du dich mit dem Tod dieser Versager nicht abfinden?“ warf Gaurus ein.

      „Weil

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