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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036192
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
Im Aufrichten sah Gerwin, wie des Legat Handlung seiner Vorgabe gefolgt war. Er blickte dem Römer in die Augen und wusste sofort, dass dieser ihm etwas zu geben bereit war, was mehr als Anerkennung und Achtung bedeutete. Es war eine Bezeugung seines Dankes, der auch nicht vom Dank Roms zu trennen war, wenn er in einem solchen Anlass zum Ausdruck gebracht wurde. Darüber hinaus verlieh ihm der Legat Macht!
Gerwin spürte es sofort. Es war kein Laut, kein Wort, keine Bewegung, die diese Macht auslöste, übertrug oder empfing. Es war nur ein Gespür…
„Herr, erlaube, dass wir unseren gefallenen Freund würdigen?“ bat Gerwin so laut, dass es alle Angetretenen hören konnten. „Es ist uns eine Ehre an eurer aller Seite gekämpft zu haben. Deshalb Herr, erlaube uns auch die übrigen Gefallenen zu ehren und den Überlebenden für ihren Mut und deren Entschlossenheit zu danken…“
Woher hatte dieser junge Kerl nur so viel Würde, eine Gelegenheit zu nutzen, die er niemals hätte voraussehen können. So wie dieser Gedanke Verginius Rufus Empfindungen streifte, verkündete er laut: „Gewährt!“
Das Schweigen hielt sich in den Reihen, als sich Gerwin und seine Begleiter vor Aulus Holzstoss aufbauten, ihre Ehrenerweisung in gleicher Art vollzogen und dann dies an jedem einzelnen Totenholz vollzogen.
Der Vorgang währte einige Zeit, doch die Front blieb stumm und ergeben. Die Legionäre würdigten den jungen Hermunduren und schlossen dessen Begleiter in ihre Empfindungen mit ein. Trotzdem blieb die Schuld der Verlorenen, auch wenn die davon betroffenen Männer, durch den Willen des Legat, zu ‚Geistern der Vergangenheit’ aufstiegen.
In der Zeremonie folgte das Töten der Opfertiere. Gaurus hatte zwei Ochsen aufgetrieben, die er höchst selbst mit seinem Pugio, den Göttern übergab. Noch voller Blut, wischte er sich seine Lorica sauber und überließ den dafür ausgewählten Männern das Herrichten des Totenmahls.
Mit einer Armbewegung forderte er zum Anzünden der Todesfeuer auf und schon bald stiegen Flammen gen Himmel und der Gestank verbrannten Fleisches breitete sich aus.
Genau dies war der Augenblick, den die Männer erst auskosteten, denn diese Ehrung hatten ihre toten Gefährten verdient. Dann aber würde der Gestank so nachgiebig seinen Tribut fordern, dass es besser wäre, die Formation aufzulösen und sich in größerem Abstand zu den brennenden Holzstößen niederzulassen.
Bis zur Einnahme des Totenmahls würde noch einige Zeit vergehen. Es machte nichts, denn die Legionäre übten sich in Geduld, stand einem Jeden doch ein Stück Fleisch aus den geopferten beiden Ochsen zu.
3. Intrigante Spiele
66 nach Christus - Herbst (7. December)
Imperium Romanum – Exercitus Germania Superior
Als Legat Verginius Rufus vor seinem Zelt eintraf, erwartete ihn dort der junge Hermundure.
„Danke, Herr!“ hörte der Legat Worte, deren Bedeutung er sofort begriff.
„Suche Gaurus und fordere ihn auf, bei mir zu erscheinen! Er soll seine Funktionen beim Mahl einem Anderen übergeben. Wir haben Wichtigeres zu tun!“
„Ja, Herr, sofort!“
Einem der Posten am Zelt befahl der Legat, den gefangenen Treverer Präfekt Tutor vorzuführen. Der Mann solle jedoch warten, bis Gaurus und Gerwin bei ihm eingetroffen wären. Der Legionär bezeugte verstanden zu haben und so trat der Legat ein, goss sich einen Pokal voller Wein und trank.
„Herr, dürfen wir eintreten?“
„Kommt schon und sucht euch einen Sitzplatz! Tut es, auch wenn ich stehe! Mich durchdringen im Augenblick zu viele Gedanken, als dass ich meinen Hintern zur Ruhe zwingen könnte…“
Es war nicht das erste Mal, dass Gerwin saß, während der Legat seine Füße voller Unruhe durch den Raum trieb.
Gaurus kannte diese Verfahrensweise jedoch nicht und scheute sich.
„Setz dich hin, Gaurus, du stehst im Wege!“ fauchte ihn dafür der Legat an und der Pilus Prior wich aus.
Die Lederwand am Eingang des Zeltes flog auf und von einem Tritt gesteuert, landete Tutor vor dem Tisch, hinter dem der Legat auf und ab schritt.
Der Präfekt erhob sich, klopfte den Schmutz von seiner Kleidung und wandte sich an den Legionär. „Verdammt, Milites, hier bin ich schon freundlicher behandelt worden…“
„… was offensichtlich ein Fehler war oder wie würdest du deinen neuerlichen Versuch bewerten, mich in das Reich der Toten zu senden…“ schnauzte ihn der Legat an.
„Wer behauptet, dass ich das wollte?“ raunzte der Treverer zurück und schien keineswegs verunsichert.
„Ich!“ erreichte ihn eine Stimme aus dem Hintergrund. Tutor schien diese Stimme schon mehrfach gehört zu haben.
„Na klar doch! Wie könnte es auch anders sein… Du bist doch immer der, der mir ein Bein stellt…“ Tutor blieb um eine Antwort nicht verlegen, während er sich langsam zu Gerwin umwandte.
„Weißt du verlogener Bastard, eines sonst stolzen Volkes der Treverer, dass ich dich hätte schon längst zu deinen Göttern schicken können…“ zwang sich Gerwin, in Ruhe zu verkünden.
„Warum tust du es dann nicht? Mir scheint, du brauchst mich noch einmal…“ Die Antwort des Präfekt ließ nicht lange auf sich warten.
„Wenn es darum geht, dein begrenztes Denken dafür auszunutzen, auch den nächsten Plan unseres Feindes vorher auszuspähen, könntest du recht haben… Oder meinst du, du bist mir nur dank eines Zufalls in die Hände gelaufen…“ Gerwin grinste den Kerl an.
„… was doch dein übersteigertes Selbstbewusstsein dir so alles vorgaukelt, Germane…“ grinste der Treverer zurück.
„Ach Treverer, du bist aber doch zu dämlich, um wahre Hintergründe auch nur im Ansatz zu erkennen… Ich bin stolz auf deine begrenzten Fähigkeiten, deinen Kopf zu gebrauchen…“
So beleidigt, schoss Tutor auf den noch immer sitzenden Gerwin zu. Weil er ohne jede Fessel war, schien sein Angriff von Erfolg zu künden. Doch dann lag er, in seiner ganzen Pracht und Herrlichkeit, mit weit gestreckten Armen auf dem Rücken und wusste nicht, welchem Umstand er diese neuerliche Schmähung verdankte.
„Früher schienst du mir besser in Form, Treverer!“ Der beißende Spott trieb den Präfekt zurück auf seine Beine.
„Sei dir sicher, einmal schlägt auch meine Stunde…“ fauchte Tutor den Hermunduren an.
„Ich freue mich schon darauf, denn diesen Moment werde ich genießen… Es sollte dann aber kein Zeitpunkt sein, wo ein Anderer…“ Gerwin nickte in die Richtung des Legats. „… seine Hände zum Schutz über dich legen könnte…“
Gerwin schmähte den Treverer mit Absicht. Er wusste, dass dessen Hass eine Anfeuerung für neue widerwärtige Taten war. Sollte dieser Treverer Präfekt ihnen noch einmal nützlich werden, brauchten sie zwei Dinge: Einmal musste der Treverer den Legat fürchten und zum Anderen ihn selbst hassen!
Beide Empfindungen würden Tutor erneut zur Unachtsamkeit verleiten, wenn es ihm auch diesmal gelang, die Zuneigung seines Statthalters im Exercitus Inferior aufrecht zu erhalten.
Tutor war bei Weitem nicht so dumm, wie ihn Gerwins Beleidigung hinstellte… Nur weil der Treverer bisher nicht wusste, woraus sich Gerwins Überlegenheit herleitete, nutzte der junge Hermundure diesen Vorteil weidlich aus und reizte den Gefangenen.
Der Legat und Gerwin aber waren sich in dem Punkt einig. Sie brauchten ihr Vorgehen auch nicht immer wieder neu abzustimmen, weil beide genau bedachten, welche Rolle ein jeder von ihnen in diesem Spiel der Täuschung und Verleitung auszufüllen hatte.
Nur