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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036192
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
Scribonius Proculus zeigte er sich besser nicht wieder… Er traute dem Bruder seines Herrn nicht mehr und sollte vielleicht auch dessen Tod mit berücksichtigen… Immerhin schien der Bruder in der Macht des Legat gefangen, was auch immer dieser denkt, zu besitzen… Aber nein, dies würde ihm Scribonius Rufus nie verzeihen… Nun denn, schloss er, bliebe nur noch das Entkommen… und wappnete sich auf die Überraschung eisig kalten Wassers. Er sollte auch dies noch hinnehmen, um die Kerle in absoluter Sicherheit zu wiegen…
Der Schwall erfasste ihn nicht unvorbereitet. Also sprang er nicht wütend auf, wie es sonst seinem Jähzorn entsprach, sondern rekelte sich, bis er aufschrak und sich irgendwie gehetzt, bis zumindest auf sein Knie anhob.
„Schön, dass du wieder unter uns weilst… Ich hatte dich wohl mit dem Knie am Kopf getroffen und ein kleines Unwohlsein herausgefordert… Dass du aber mehrere Augenblicke und kaltes Wasser brauchtest, um wieder aufzuwachen, kann ich mir nur schwerlich erklären…“ äußerte Verginius Rufus nachdenklich und voller Misstrauen.
Der Legat griff zu. Nicht zur Tunica des Mannes, sondern zum Hals und ergriff dessen Gurgel, woran er ihn auf die Beine zog.
„Ich werde wohl dem Rat meines jungen Hermunduren folgen… Du bist zu nichts mehr nütze und stellst eine Gefahr für mich dar! Knüpfe ich dich auf oder nagle ich dich ans Kreuz?“ Verginius Rufus gab sich unschlüssig.
„Von den Brüdern wird mir sicher kaum einer Gram sein… Bedenke ich unseren viel geliebten Kaiser, verleiht er mir für den Tod, eines solch verräterischen Hundes von Treverer, vielleicht noch eine Auszeichnung…“ Verginius Rufus holte Luft, besann sich kurz und setzte sein Schimpfen fort.
„Immerhin bist du der Bote des Verrates und willst Rom den Galliern zuschanzen… Oder was meinst du, wird der Vorschlag deines Imperium Gallicum, mit dem Übertrag zur Macht an mich, sonst bedeutet haben… Ich habe dich längst durchschaut, Präfekt vom Stamm der Treverer… Den Vorschlag hast du mir nur unterbreitet, weil ich dich schon am Hals gepackt hielt und du dein schäbiges Leben retten wolltest… Brachtest du diesen Vorschlag von deinen keltischen Freunden etwa zu Scribonius Rufus?“ Die Zusammenhänge schienen auf der Hand zu liegen. Deshalb nutzte Verginius Rufus seine Kenntnisse zur Verunsicherung des Präfekt.
„An dir ist nichts Römisches… Du bist ein Lügner, ein Verräter und scheust auch Eidbruch nicht… Lasse ich dich Laufen, plauderst du wohl möglicherweise über deine einstige Absicht, schmeichelst dich mit diesem Wissen erneut bei deinem Herrn ein… Nun, das muss wohl nicht sein… Was bevorzugst du, kreuzen oder hängen?“ Aus Verginius Rufus Mund troff Häme, Zorn und Verachtung.
„Du beschäftigst dich mit falschen Vorstellungen, Legat!“ fauchte der Präfekt.
„Du kannst mich nicht ans Kreuz nageln, denn ich bin römischer Bürger! Hast du das vergessen?“ entgegnete der Treverer mit Hohn in seiner Stimme. „Außerdem bin ich Präfekt Roms…“
„… und du vergisst, dass Verrat mit dem Tod bestraft wird… Was macht es schon, wenn der Richter auf Hängen oder den Gladius entscheidet, statt das Kreuz für dich verräterischen Hund zu bevorzugen…“
„Wache!“ rief er. „Bringt den Kerl weg, lasst euch nicht von dessen schneller Zunge bezirzen und wenn, nagle ich euch an das Kreuz! Wacht aufmerksam über den Kerl, sonst nehmt ihr dessen Platz bei der Hinrichtung ein! Geht!“
Der Legat stieß den Treverer erneut von sich und wandte sich ab. Er griff nach seinem Weinpokal und lauschte den Geräuschen, die das Wegbringen des Treverers begleiteten.
Gaurus begriff nichts mehr. Zu schnell wechselten Vermutungen, Vorwürfe, Erwiderungen, Anfeindungen, Andeutungen und Glaubhaftes zwischen den sich Streitenden. Nur eines Umstandes war er sich sicher. Nichts was er hörte, war mit den Minen von Gerwin und dem Legat vereinbar.
Das Schweigen im Zelt hielt an, bis plötzlich im Lager Lärm ausbrach.
„Herr, er ist fort!“ ließ sich Gerwin vernehmen.
„Dann hast du seine Fähigkeiten richtig eingeschätzt… Zwei Mann reichten nicht aus… Hoffen wir, dass unseren guten Burschen nicht mehr als ein paar Beulen bleiben…“
Der Zeltvorhang schob sich zur Seite und einer der Begleiter des Treverers tauchte auf.
„Herr, der Treverer ist geflohen!“ Die Faust des Mannes traf seine linke Brust.
Gaurus glaubte für einen Augenblick, dass sein Mann wohl jetzt den Platz des Geflohenen einnehmen dürfte..
„Wie ist es deinem Gefährten ergangen?“ fragte Verginius Rufus, Anteil nehmend.
„Herr, ein Schlag mit der Faust ins Gesicht und in den Nacken, mir einen Fußtritt in den Magen und der Kerl saß schon auf einem dort stehenden Pferd, bevor wir zu uns kamen…“
„Ich hoffe, es war kein zu guter Gaul, oder…“
„Nein Herr, der würde es nicht weit schaffen… Den Rest muss der Kerl dann wohl laufen…“
„Nun, mein wackerer Miles, dass wird nicht geschehen! Ein Mann wie der Präfekt Tutor weiß sich zu helfen… Aber ihr Beiden habt euch einen guten Becher verdient. Nimm also diese Karaffe und bringe sie mir wohlbehalten, aber leer zurück… Schick zuvor noch Decurio Arpatis zu mir…“
„Ja, Herr, sofort!“
Die Karaffe verschwand, mit der Hand an deren Griff, und kurz darauf meldete sich der gerufene Decurio.
„Herr, melde mich wie befohlen!“ schmetterte Arpatis und nahm eine auffassungsbereite Stellung ein.
„Wie viele Becher hast du schon in dir?“
„Zwei oder drei vielleicht…“
„Also mindestens doppelt so viele… Das ist gut!“ Verginius Rufus kratzte sich am Kopf. „Bedauerlicherweise ist der gefangene Treverer soeben entkommen… Traust du dir zu, den Kerl mit deinen Männern zu verfolgen?“
„Aber ja, Herr!“ Die Faust des Mannes flog auf dessen linke Brust.
„Na, nicht so schnell… Weißt du, ich habe dabei besondere Vorstellungen…“
„Herr, ich höre!“
„Ich hoffe, deine Männer waren noch etwas gieriger bei der Schlacht um das Weinfass… Also nimm sie mit, zeige ihnen, dass das unbändige Saufen nicht in deinem Sinne ist, ziehe lärmend durch das Unterholz und scheuche den Geflohenen. Er darf ruhig den Eindruck gewinnen, dass du es ernst meinst, aber im Grunde möchte ich, dass der Kerl rennt oder reitet, solange und schnell ihn dessen Füße tragen… Ich will also, dass der Kerl entkommt! Bekommst du das, mit deinen Säufern hin? Falls notwendig, nimm noch ein kleineres Fass mit… Nur pass auf, dass du bei diesem Spaß keinen Mann verlierst! Der verdammte Treverer ist gefährlich… Und nun troll dich, Decurio! Am Morgen sehe ich dich wieder…“
Der Legat trank erneut vom Wein in seinem Pokal.
„Nun Gerwin, wären mir diese beiden Trottel aus dem Tonlager recht…“ erklärte Verginius Rufus seine Bereitschaft für die bisherige Führung des Tonlagers.
„Gern, Herr!“ Gerwin verließ das Zelt.
„Herr…“ ließ sich Gaurus vernehmen. „… ich verstehe wohl nicht so ganz… Warum der ganze Aufwand?“
Verginius Rufus grinste den Pilus Prior vertraulich an.
„Gaurus, mein Lieber, in Rom nennt man das eine Intrige! Hier ist es einerseits ein Spaß, den wir uns gönnen… Andererseits ist es bittere Notwendigkeit, die da bedeutet: Beschäftige deinen Feind!“
„Herr, du lässt den Treverer entkommen obwohl du ihn hängen müsstest…“
„Nun,