ТОП просматриваемых книг сайта:
Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036192
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
„Gut und bei dir?“ Verginius schien zufrieden.
„Herr, es gab da noch einen Zwischenfall…“ Der Legat horchte auf. Sein fragender Blick erfasste den Hermunduren.
„Der die Verhandlung führende Decurio der Auxiliaren des Scribonius Rufus wurde von einem Treverer gemeuchelt. Deshalb trennten sich die zuvor Einigkeit bietenden Feinde und die Auxiliaren machten die Treverer nieder. Gaurus ließ dies geschehen…“
„Wie viele Männer blieben zuletzt übrig?“ Verginius Rufus verstand Gaurus Handlungsweise. Was sollte auch ein Einmischen bringen? Der Treverer forderte, mit seiner Tat, die Auxiliaren heraus und diese beantworteten den Angriff. Es blieb somit eine Tat, die sich zwischen den vom Statthalter des Exercitus Germania Inferior beauftragten und zusätzlich angeworbenen Männern abspielte… Nur flüchtig streifte ihn in diesem Augenblick der Gedanke, was er wohl hätte mit den überlebenden Gefangen anstellen müssen… Wäre er zur Hinrichtung der Treverer gezwungen?
„Herr, nach Gaurus Worten waren es dreiundzwanzig Auxiliare, mit dem von Mogontiacum eintreffendem Boten… Gaurus Verluste hielten sich in Grenzen. Siebzehn Tote, acht schwerer Verletzte, gab er an!“
„Hat er den Boten vernommen?“
„Ja, Herr, dass kann er dir selbst berichten… Der Bote bestätigte unsere Vermutungen…“
„Gut Gerwin, soweit zu Gaurus… Und wie erging es dir?“
„Herr, neununddreißig Tote und achtundzwanzig Verletzte!“
Die Antwort kam ohne zögern. Was bisher noch von keinem Beteiligten ausgesprochen war, verleitete Verginius Rufus zum Einwand.
„Wenn du nur mit Nicetius und den Turmae angriffst, blieb die Hauptmacht bei Gaurus. Sicher auch deshalb, weil du zuvor den Feind ausgespäht hast… Gaurus verlor also nur wenige Männer, du aber zumindest den dritten Teil… und der fast zweite Teil deiner Männer wurde verwundet…“ Der Vorwurf saß.
„Ja, Herr, weil ich einen Fehler machte!“
Gerwins Stimme klang bedrückt und wurde trotzdem so, wie alles Andere, vom hinter ihm reitenden Viator gehört.
„Herr, ich habe den Fehler gemacht!“ warf dieser dazwischen. „Du könntest auch Paratus und Aulus den Vorwurf machen… Schließlich waren wir hier bei diesen Feinden und sollten deren Verhalten beobachten…“
„Unsinn, Gerwin hat euch geführt! Gehört ihm der Ruhm, so hat er auch die Schmach zu tragen…“ Der Legat war unbarmherzig.
Gerwin nickte nur mit dem Kopf. Er ergab sich in das Urteil.
„Wo ist Aulus eigentlich? Wenn du mit den Anderen hier bist, warum fehlt dann der?“ Gerwin überging die Frage.
„Herr, die Schuld liegt bei mir! Ich war nicht noch einmal am Lager der Feinde und erkannte deshalb nicht, dass deren Anzahl gewachsen war… Vermutlich kam Verstärkung mit Booten über den Rhenus… Wir gingen von einer ersten Stärke aus, die uns mit Nicetius Centurie und den beiden Turmae Überlegenheit versprach…“ Gerwin verspürte kein Verlangen, sich aus dem selbst gemachten Fehler herauswinden zu wollen. „Die Überraschung unseres Angriffs, das Vorpreschen der Turmae zum Abschneiden des Fluchtweges über den Fluss und die Schnelligkeit des Vordringens, nach dem Kampfbeginn, begünstigten unseren Erfolg. Nur reichte die erste Gegenwehr des Feindes aus, damit sich uns der Rest geordnet entgegenstellen konnte…“ Der Hermundure schwieg für einen Augenblick, sammelte sich und schloss dann seinen Bericht ab. „Meine Freunde zersplitterten deren Front, gerieten dafür aber in Bedrängnis. Also stürmten wir, mit unserer Reserve, ins Zentrum des Kampfes und warfen sie nieder…“ Gerwin schwieg.
„Wo warst du, als der Kampf begann?“ Aufmerksam geworden, weil so Einiges nicht zusammenpasste, fragte Verginius Rufus nach. Wieso war Gerwin nicht beim Angriff dabei? Was für eine Reserve?
„Herr, ich war hinter der Front! Paratus, Viator und Sexinius bildeten die Spitze. Zuerst rückten wir langsam und vorsichtig vor. Der Feind schien uns nicht zu bemerken, bis Paratus zum Sturm überging. Ich hatte eine berittene Reserve aus Teilen beider Turmae gebildet. Meine Freunde vom Stamm der Hermunduren, der Nemeter und Chatten, sowie die beiden Legionäre, die wir zuvor ins Tonlager sandten, schickte ich zum Abfangen Fliehender. Weil die Turmae auch schnell zur Mitte des Lagers vorstießen, entkam auch kein Boot. Der Ring um das Lager war geschlossen! Das einzig Überraschende war, dass sich der Feind als fast gleich stark erwies… Wäre ich noch einmal am Lager gewesen, hätte ich dies bemerkt…“
„Gut, Gerwin, dann hast du noch etwas gelernt! Bedauerlich ist nur, dass die Lehre mit Blut geschrieben ist… Dennoch ist dieses Blut nicht deinem Fehler geschuldet, sondern der Tatsache, dass der Feind eine starke Macht aufbot, sich kampferprobter Krieger bediente und entschlossen kämpfte. Du hast richtig, von hinter der Angriffsfront geführt und mit deiner Reserve den Gnadenstoß bewirkt… Das Alles, so auch die Verhinderung der Flucht, war richtig! In jedem Kampf gibt es Verluste und uns steht Trauer und die Ehrung der Gefallenen zu! Habt ihr die Toten schon verbrannt?“
„Nein Herr, wenn sich Gaurus an mein Wort hielt… Es waren seine Männer und er ist voller Schmerz, weil mancher gute Mann…“
„Gerwin, das weiß ich!“ fuhr ihn der Legat unterbrechend an. „… auch Gaurus weiß das! Du hast dich nicht nur als erfolgreich erwiesen, sondern bist, bis auf diese eine Nachlässigkeit, auch klug und taktisch absolut richtig vorgegangen… Schluss jetzt damit! Ich habe noch nie einen so jungen Burschen wie dich einen so klugen Angriff führen sehen… Überlass Gaurus und seinen Schmerz ruhig mir!“
„Ja, Herr!“ Gerwin begriff und beließ es bei den Worten des Legat.
Er hatte seinen Fehler bekannt und der Legat sprach ihn von der Schuld des Versagens frei.
„Herr, wir haben einundvierzig Gefangene gemacht. Mit den Männern, die Gaurus brachte, besitzen wir vierundsechzig Gefangene. Es sind nicht alle Auxiliaren… Was wirst du mit den Männern tun?“
Zwischen die Reiter senkte sich Schweigen.
Verginius Rufus versank in Gedanken. Sollte er die Männer selbst umbringen lassen? Welcher Schuld hätten sich die Auxiliaren Roms zu beugen? Jeder Befehl zwang sie, unabhängig davon, was ihr eigener Wille war… Würden sie eine Freiheit aber verdienen? Würde nicht Wut, ob ihres Scheiterns, zu erneuter Handlung drängen? Oder sollte er sie zu Scribonius Rufus zurückschicken, damit der die Männer züchtigte? Würde der Legatus Augusti pro Praetore des Exercitus Germania Inferior diese scheinbaren Versager erneut gegen ihn senden? Was tat er mit Tutor, dem Unbelehrbaren? Was sollte er mit dessen Treverern machen? Wenn er den Tutor schon nicht auf seine Seite ziehen konnte, welchen Erfolg hätte er dann bei dessen Anhängern? Zu viele Fragen, die einer Antwort bedurften…
Der Ritt folgte dem Schweigen, denn sprach der Legat nicht und grübelte, würde ihn keiner seiner Männer dabei stören. Auch der Hermundure nicht.
Sie ereichten das Lager. Ihre Annäherung war Pilus Prior Gaurus wohl schon angezeigt worden, denn er erwartete seinen Legat bereits vor dem Zelt.
„Herr, dein Auftrag wurde erfüllt! Der Sieg gehört uns! Der Feind zählt über zweihundertvierzig Tote und wir derzeit noch neunundfünfzig Gefangene! Uns selbst treffen zur Zeit zweiundfünfzig Tote. Von den Verletzten wird wohl keiner mehr sterben…“
Gaurus schlug seine rechte Faust auf die linke Brust und sah durchaus nicht unzufrieden aus.
„Hast du die Toten Feinde von Gerwin schon eingerechnet?“ wollte Verginius Rufus wissen.
„Herr, habe ich nicht! Also sind es fast vierhundert Mann, die die Brüder Scribonius aufboten…“ Gaurus ließ das Ende seiner Worte offen.
„Bist du dann voller Trauer ob deiner Verluste? Siehst du dann eine Schuld bei irgendjemand?“