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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036192
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
Ohne die Wachmänner eines Blickes zu würdigen, folgte Gerwin dem Centurio.
„Überlasst mir eure Pferde. Wir kümmern uns…“ verkündete Ofilius und rief nach eigenen Milites.
Dann führte er die Ankömmlinge in das Praetorium des Kastells.
Die Ankunft Fremder hatte sich inzwischen herumgesprochen. Ein Melder der Wache sprach beim Präfekt vor und meldete, was sich am Tor zutrug. Daraufhin erschien dieser, in Begleitung des Legat, am Eingang des Gebäudes, als auch die Ankömmlinge dort auftauchten.
„Ofilius, wen bringst du uns?“
„Gerwin ist hier, Herr!“
„Dann führe ihn und seine Begleiter herein. Präfekt, lass einige Becher und Wein bringen…
„Wie seht ihr denn aus?“ Erstaunt nahm Verginius Rufus das Bild seiner Getreuen wahr. Obzwar Gerwin sauber wirkte, sah er Blut und Schmutz an deren Lorica Hamata.
„Was ist geschehen?“
„Herr, die Gefahr ist beseitigt!“
„Den Göttern sei Dank!“ ließ sich Verginius Rufus vernehmen.
„Das sieht nach Verlusten aus…“ schob er nach und musterte die Männer.
„Herr, gönne uns etwas Ruhe, einen Schluck, etwas zum Essen und dann lass uns über die Ereignisse sprechen…“ bat Gerwin. „Wenn der Präfekt sich inzwischen für ein Lager und weitere Herrichtungen kümmern könnte, würde ich dich gern, in einer kurzen Schilderung, von den Ereignissen in Kenntnis setzen…“
Gerwins Vorschlag verbannte den Präfekt aus des Legats Nähe und schuf damit Voraussetzungen für einen kurzen, ungestörten Bericht.
Der Hermundure wusste nicht, inwieweit der Legat den Präfekt, der ihm fremden Besatzung, in die Vorgänge in Mogontiacum einbeziehen wollte. Es erschien ihm sinnvoll diese Entscheidung dem Legat zu überlassen.
Verginius Rufus verstand und der Präfekt begriff gleichfalls, dass sein Verbleiben unerwünscht war. Er schmetterte seine rechte Faust auf seine linke Brust und bat um die Erlaubnis, sich kümmern zu dürfen.
Eine gönnerhafte Handbewegung des Legats gab ihm diese Freiheit.
Verginius Rufus führte die Ankömmlinge in einen der zahlreichen Räume. Ein paar dienstfähige Sklaven schwebten herbei, brachten Becher, Karaffen und Tabletts, bauten das Gewünschte auf dem großen Tisch, inmitten des Raumes, auf und zogen sich zurück.
„Centurio…“ Ofilius verstand den unausgesprochenen Befehl des Legat und überzeugte sich, mittels eines Ganges durch die Tür und die Nachbarräume. Nach dessen Rückkehr bestätigte ein Nicken, zum Legat hin, dessen Wunsch der Ungestörtheit.
„Nun Gerwin, was hast du zu melden?“
Der junge Hermundure verstand.
„Herr, der Feind ging vor, wie wir es vermuteten. Die Sammlung der Hauptmacht vollzog sich am Rande des Mons Vosegus. Die zweite Gruppierung verbarg sich zwischen dem Rhenus und der Straße, nicht allzu weit von hier entfernt… Die Vereinigung der beiden Teile schien beabsichtigt, wo aber der Überfall genau stattfinden sollte, erschloss sich uns nicht… Es war auch nicht erforderlich, weil einige Vorgänge uns in die Hände spielten…“
„Du machst mich außerordentlich neugierig…“ warf Verginius Rufus ein.
„Herr, meinst du nicht, dass der Präfekt in Kürze wieder hier erscheint? Wie weit möchtest du ihn in die Vorgänge in Mogontiacum einbeziehen?“ fragte Gerwin vorsichtig nach.
„Überhaupt nicht! Er befehligt diese Kohorte der Auxiliaren und empfängt Befehle! Mehr nicht, mach dir um den keine Sorgen…“
„Herr, sollte uns dann nicht Vorsicht kennzeichnen…“ Gerwins Frage brachte Verginius Rufus zum Lächeln.
„Was du mir sagen möchtest ist, dass auch Wände aus Stein Ohren haben könnten… Und sofern ich bestrebt bin, den Präfekt wirklich aus allen Vorgängen heraushalten zu wollen, es besser sei, wir belassen es bei deinen bisherigen Worten und ich gedulde mich bis zum Morgen?“
„Herr, du hast meine Gedanken genau getroffen. Ich bin sehr müde, sehr hungrig und es wäre gegenüber dem Gastgeber unfreundlich, würden wir ihn, nach seiner Rückkehr, erneut wegschicken… Wir können jeden Freund brauchen und was wissen wir schon, wann uns ausgerechnet diese Kohorte nützlich werden könnte…“ wandte Gerwin ein.
„Ich füge mich deiner Klugheit, mein junger Hermundure…“
Fast im gleichen Augenblick flog die Tür auf und der Präfekt erschien.
„Herr, ein Raum der Ruhe der neuen Gäste ist vorbereitet!“ Sein Blick schweifte über die Tafel. „… und die Tafel ist gedeckt! Damit scheint mir, sind meine Bemühung abgeschlossen…“ Der Präfekt zögerte.
„Setz dich. Präfekt! Es mundet besser, ist der Gastgeber zugegen! Stoß mit uns an, denn mein junger Freund brachte erfreuliche Nachrichten. Verzeih jedoch, dass ich diese nicht offenbare… Was ein Legat tut, muss auch ein guter Präfekt nicht unbedingt erfahren…“ Verginius Rufus lächelte den fast Gleichaltrigen an und dieser, erfahren im militärischen Dienst, fühlte sich, ob der Worte des Legat, geehrt.
Inzwischen griffen die Ausgehungerten kräftig zu und als auch Paratus endlich aufgab, erhob sich Gerwin.
„Herr gestatte, dass wir uns einer ruhigen Nacht in sicheren Mauern hingeben…“ Der Legat nickte, vermutete er doch, was Gerwin und seine Begleiter in den letzten Tagen am Meisten erhofften: Ruhe und ein warmes Lager!
Die älteren Römer folgten dem jungen Germanen, als er den Raum verließ.
„Herr…“ wagte der Präfekt zu fragen „… ist es nicht merkwürdig, dass solche Graubärte dem jungen Germanen folgen, als wären sie seine Unterstellten…“
Nachdenklich schüttelte der Legat den Kopf. Er wollte die Vermutung des Mannes nicht bestätigen, jedoch offen lassen, dass dem jungen Hermunduren eine außerordentliche Bedeutung zukommen könnte.
„Diese Graubärte, wie du sie nanntest, sind des Hermunduren Freunde. Sie würden vor und hinter ihm durch jedes Feuer gehen… Was er aber auch für jeden dieser Männer selbst tun würde… Und solltest du dem Hermunduren einmal ohne seine Begleitung begegnen, dann verwehre ihm nicht deine Achtung, denn obzwar noch immer jung, ist er nicht nur ein außerordentlicher Kämpfer und schon jetzt ein Mann von Ehre, er ist darüber hinaus auch klug und zeichnet sich durch Geduld aus. Ihn als Freund zu besitzen, ist von unschätzbaren Wert…“
Verginius Rufus zögerte. „Glaube mir Präfekt, ich weiß, wovon ich spreche!“ Damit war die Bemerkung des Präfekt hinreichend gewürdigt.
„Trinken wir noch ein Glas und folgen dann dem Beispiel meiner Männer…“ schlug Verginius Rufus vor und ließ dadurch erkennen, dass diese vier Ankömmlinge unzweifelhaft zu ihm gehörten, jeder Achtung Wert wären und vom Präfekt fordern dürften, was sonst nur ihm selbst zukommen sollte.
Der Präfekt, ein Mann im Dienst für Rom und seinen Kaiser ergraut, verstand den Legat. Er wusste die Ehre des mächtigen Mannes, ihn aufgesucht und mit ausnehmender Freundlichkeit behandelt zu haben, zu schätzen. Der Präfekt hatte solche Männer Roms schon ganz anders erlebt. Er war sich bewusst, dass er bei aller Freundlichkeit des Legat, dessen Aufenthalt und weiteres Ziel nie erfahren würde, sah er sich doch festen Grenzen ausgesetzt, die die Worte des großen Mannes zogen. Dennoch wirkte er verwundert, dass dieser zweifellos mächtige Mann einem Germanen vertraute… Weit mehr verblüffte ihn der Gehorsam ergrauter Legionäre, die einem germanischen Grünschnabel folgten, als wären sie dessen treue Hunde…
Als der letzte Gedanke ihn streifte, erkannte der erfahrene Mann, dass er selbst irrte. Waren drei harte Burschen, wie die, die er zuvor gesehen hatte, einem jungen Germanen folgsam, musste deren Liebe dem Jungen gehören oder dessen Verdienste diese Hörigkeit einfordern… In jedem Fall hatte