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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036192
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
„Mitunter bist du wehleidig wie ein altes Weib… Aber dein Messer in meiner Wunde hätte wohl auch nichts mit der Heilung zu tun, oder…“
„Kippst du vom Pferd und verlierst deine Sinne, kann ich dich behandeln, wie ich es will. Ich muss weder bitten, noch drohen und brauche mir dein dauerndes Gemecker nicht anhören! Also wähle… Außerdem wird die Wunde von mir so behandelt, dass keine Entzündung kommen kann…“ fügte der Hermundure grinsend hinzu.
„Die ‚kleinen Tierchen’, die eine Entzündung hervorrufen, wagen sich dann nicht an dich heran… Die fürchten sich nicht vor deiner Kraft, sondern vor der Sauberkeit, die ich dir aufzwinge… Vom Pferd oder ich helfe nach…“ fauchte Gerwin zum Schluss und viel hätte nicht gefehlt und der Dolche wäre in die bereits bestehende Wunde gefahren.
Paratus gab nach. Er rutschte vom Gaul, humpelte zum kleinen Bach und überließ Gerwin das Weitere.
Der schmutzige Verband fiel. Die Wunde mochte fingerlang sein, war in kleinen Stichen vernäht und blutete dennoch. Ein fingerbreiter Teil der Wunde nässte nicht nur, sondern spukte Blut, wenn Paratus das Bein anspannte.
Gerwin zog aus dem Bündel hinter seinem Sattel einen sauberen Stofffetzen.
Er zerteilte diesen in ein kleineres und ein größeres Stück und reinigte, mit dem im Wasser genässten Kleineren, die Wunde.
„Entweder wir nähen das Loch zu oder brennen die Wunde aus…“ Gerwin blickte Paratus fragend an.
„Du weißt doch was ich meine?“ setzte er dann grinsend fort.
„Ein kleiner Dolch im Feuer und das Spiel, mit dem du Andere zum Reden bringst, wird an dir selbst vollzogen… Es fließt kein Blut mehr und die kleinen Biester verbrennen…“
Gerwins Schweigen lastete auf der Dämmerung.
„Oder?“ wagte Paratus, um Aufklärung heischend, zu knurren.
„Wir flicken das Loch und hoffen, dass die ‚kleinen Biester’, wie unsere Heilerin diese nennt, keinen Eingang zur Wunde finden… Andernfalls fressen die sich so voll und dein Fleisch wird stinkig, faulig und die Wunde wird größer und letztlich hat der Medicus seinen Spaß…
Die gehörten Worte ‚stinkig’, ‚faulig’ und ‚Spaß’ schienen in Paratus Ohren nicht zueinander zu passen. Er brachte irgendwie keinen erfreulichen Zusammenhang zusammen und knurrte deshalb nur „Ausbrennen!“
Damit war dieses Zwischenspiel beendet.
Das Feuer brannte bereits, Viators Dolch landete in der Flamme und es verging Zeit beim Warten. Nach einer Prüfung dessen Zustandes genügte ein einziger Blick zu den Freunden. Viator und Sexinius warfen sich auf den überraschten Paratus.
Viator presste den Oberköper des Freundes auf den Boden und Sexinius warf sich auf die Füße. Im gleichen Augenblick fand die Hand mit dem Dolch die gesamte Wunde und wurde unerbittlich von Gerwin darauf gedrückt. Es zischte, stank nach verbranntem Fleisch und als sich Paratus, unter dem ihn durchschießenden Schmerz aufbäumte, sich seiner hindernden Freunde entledigte, war auch schon alles vorbei.
Gerwin saß vor dem sich aufbäumenden Gefährten und lächelte.
„Was bist du doch wehleidig…“ Er stieß seinen Dolch in den Erdboden. „Glaube mir, es war die kürzere und nachhaltigere Behandlung. Jetzt lass mich mein Werk noch verbinden und falls du dabei nicht in Ohnmacht fällst, können wir dann weiter reiten…“
„Ihr seid Schufte…“ knurrte Paratus und ließ Gerwin machen.
Das Bein schmerzte. Trotzdem beherrschte sich der große und starke frühere Legionär. Nichts würde ihn mehr in Wut versetzen als, ob seiner gezeigten Schwäche, selbst verschuldeter Spott seine Freunde…
Der Verband saß und kurz darauf auch die Reiter wieder im Sattel.
Ein Gutes erbrachte Paratus erneute Behandlung. Nicht nur das Gerwin sich sicher fühlte, dass eine Entzündung unwahrscheinlich geworden war, lenkte des Freundes Behandlung vom zuvor gefühlten Schmerz um Aulus ab.
Sie erreichten Noviomagus, als die Dunkelheit ihre Schwingen der Nacht ausbreitete.
„Graukopf, was meinst du, wo er untergekrochen ist?“
„Reite dorthin, wo der größte Lärm herkommt…“ erwiderte Viator und übernahm selbst die Führung. Er wusste, wo das Kastell lag und ritt gerade darauf zu. Um das Ziel zu erreichen, mussten sie den gesamten Ort durchmessen.
„Nun stelle ich zwar keinen Unterschied im Lärm fest… Trotzdem scheinst du zu wissen, wo wir suchen sollten…“ ließ der Hermundure nach einiger Zeit verlauten und blickte auf den Wall sowie das Tor eines kleineren, römischen Kastell.
Viator ritt auf das Tor zu und wurde von oben angerufen.
„Wer bist du und was willst du?“
„Legat Verginius Rufus ist bereits eingetroffen?“ Der Graukopf kümmerte sich nicht um die Frage. Wer einmal antwortet wird immer erneut zur nächsten Antwort gezwungen. Wer aber Fragen stellt, erfährt was er wissen möchte.
„Wer will das wissen?“ fragte die fremde Stimme oberhalb des Walls.
„Das, mein Freund, erkläre ich dir, wenn uns ein Schlauch Wein verbindet… Solltest du daran jedoch nicht interessiert sein, könnte dir mein Legat deine Freundlichkeit auf eine etwas andere Art danken… Mach auf oder fürchtest du dich vor vier Römern?“
„Ich sehe nur drei verlotterte mögliche Römer und einen jungen Germanen…“
„Glaube mir, den Zorn des jungen Germanen möchtest du nicht kennenlernen… und falls du weiter zögerst uns einzulassen, wird die Folge für dich wenig ehrbar sein!“
„Alles was du mir sagst, bestärkt mich, das Tor nicht zu öffnen! Verschwindet!“
Viator sah, nach einem Blick zu Gerwin, dessen Kopfschütteln.
„Lass ihn, Graukopf… Den Dummkopf hole ich mir am Morgen… Wir suchen uns einen geeigneten Platz. Es wird nicht unsere letzte Nacht unter freiem Himmel…“
„Verdammt Gerwin, ich friere an meinen Arsch und Paratus wankt im Sattel… Sollen wir nicht besser das Kastell stürmen?“
„Höre auf zu schimpfen! Zu dritt schaffen wir das nicht!“ knurrte Gerwin leise.
„Wir sind immer noch vier…“
„…und Paratus wankt im Sattel…“ erwiderte Gerwin spöttisch auf Viators Einwand.
„He Gerwin, seid ihr das?“ ließ sich eine andere Stimme von oben vernehmen.
„Ja, ich bin es und meine Begleiter! Kläre diesen verdammten sturen Bock da oben auf oder ich schneide ihm am Morgen, wenn ich dann ins Kastell komme, seine Eier ab!“
Den anschließenden Meinungsaustausch konnten die vor dem Tor Wartenden nicht verstehen. Es verging einige Zeit und das Tor öffnete sich. Beiderseits des Tores standen nahezu zwanzig Auxiliaren mit wurfbereitem Pilum.
Auf die Reiter zu bewegte sich nur ein einzelner Mann. Er hielt eine Fackel in der Hand. Die Ankömmlinge erkannten Centurio Ofilius.
„Gut, dass du unseren Lärm hörtest… Wir hatten nicht unbedingt Lust bis zum Morgen vor dem Tor zu warten…“ knurrte Viator.
„Nanu, nur ihr vier? Ist etwas schief gegangen?“
„Wie kommst du darauf?“ Gerwin übernahm das Wort.
„Müsstet ihr nicht mehr sein?“
„Stell dir vor, wir