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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036192
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
Ein Autor historischer Romane ist nur ein Beobachter aller Veröffentlichungen, die den Zeitraum, den Ort und auch sonstige Themen wie Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Militär, Kultur und Religion betreffen und verfolgt auch zwangsläufig die Erkenntnisse der historischen Forschungen. Ihm steht ‚dichterische Freiheit’ zu, die im breiten Spektrum wissenschaftlicher Widersprüchlichkeit und natürlich auch mit der Darstellung eines eigenen Verständnisses der historischen Situation, ausgenutzt wird. Trotzdem ist er kein Wissenschaftler und somit nur begrenzt in der Lage, das breite Spektrum der Erkenntnisse vollständig richtig zu erfassen, zu bewerten und in Vollkommenheit wiederzugeben.
Der Autor benötigte für die Absicht, einen historischen Roman zu verfassen, eine Arbeitsgrundlage bzw. eine Hypothese.
Diese vereinfachte Form historischer Grundlagen könnte ein Historiker fordern, nicht zu veröffentlichen. Was der Historiker zu verurteilen veranlasst sein könnte, wird der Leser möglicherweise freudig zur Kenntnis nehmen. Er wird des Autors vereinfachtes Verständnis historischer Zusammenhänge aufnehmen, um sich ein eigenes Bild dieser Zeit und der im Roman geschilderten Ereignisse zu erstellen. Wo der Historiker, in seiner Erkenntnis von Forschungsergebnissen, zögert auf Zusammenhänge zu schließen, darf der Autor diese wahrnehmen und verwerten. Dies bot dem Autor die Möglichkeit ein logisches Gebilde überlieferter Ereignisse zu einem spannenden historischen Roman zu verdichten.
Mit anderen Worten ausgedrückt, wird der Leser und nicht der Historiker, den Stab über dem Autor brechen …
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen …
Was die Historie über den Stamm der Hermunduren berichten kann …
Die Romanfolge zeichnete bisher das Leben einer Stammesabspaltung der Hermunduren, beginnend um 64 n. Chr. im Territorium am Main, nach.
Die Hermunduren erschlossen sich den neuen Lebensraum auf Wunsch Roms. Zunächst, so ist es überliefert, prägte Freundschaft die Beziehungen. Doch zu keiner Zeit der Existenz des Imperium Romanum blieben Beziehungen zu den Nachbarn friedlicher Natur…
Zwischen der römischen Eroberungspolitik und dem Freiheits- und Unabhängigkeitsdrang der Bevölkerung im Barbaricum existierten ein großer Zusammenhang mit Wechselbeziehungen unterschiedlichster Art und ein fundamentaler Widerspruch mit Hass und Feindschaft, der im Kontext zur historischen Zeit und dem Territorium stand.
Die Römer, unbestritten zur Weltmacht gelangt, und die Barbaren, mit ihren zahlreichen Stämmen und Sippen, trafen am Rhein aufeinander. Weder Rom noch die Barbaren des freien Germaniens erkannten diese natürliche Grenze als von den Göttern gegeben an.
Die segensreiche Botschaft der Zivilisation in die Wälder des Nordens getragen zu haben, wird zumeist den Römern zugeordnet.
Für den Barbar dagegen fällt die Rolle des beutegierigen, mordenden und plündernden Kriegers ab. Doch stimmt diese Pauschalisierung?
Besaßen die germanischen Stämme nicht auch Lebensbedürfnisse?
Bildete der Schutz des Lebens eigener Kinder und Familien gegen jeden Feind, ob Mensch oder Natur, nicht doch den Kernpunkt jeder kriegerischen Handlung germanischer Sippen. Selbst dann, wenn die Germanen auszogen, neuen Lebensraum zu erringen …
Wenn aber unterschiedliche Lebensumstände und Kulturen an einer Grenze aufeinandertreffen, stellt sich die Frage nach der Dominanz, und somit zur Vorherrschaft, die gegenseitigen Einflüsse betreffend.
Die Historie überliefert uns Kenntnisse zu den Wirkungen, die das Imperium Romanum, auf die von Rom eroberten Gebiete am Rhein und bis weit in die Germania Magna hinein hinterließ.
Gab es auch Einflüsse, die aus der Germania Magna kommend, im von Rom beherrschten Territorien, Auswirkungen zeigten? Wenn ja, dann fehlt uns heute möglicherweise ein eindeutiger Nachweis…
Warum aber sollte es nicht so gewesen sein, war doch keine Grenze so undurchlässig, wie von den Errichtern angestrebt… Mögen die Auswirkungen auch von nur bescheidenem Charakter gewesen sein, so sind sie, wenn auch nicht überliefert, dennoch kaum bestreitbar…
Die Überlieferung von den Hermunduren, einem germanischen Stamm, der in den Zeitenläufen dadurch verschwand, dass er irgendwann in anderen Völkern aufging, besitzt scheinbar kaum Bedeutung für das große Rom.
Der Einfluss und die Charakterisierung einer Freundschaft zwischen Rom und den Hermunduren wird jedoch selbst von den Römern nicht geleugnet… Warum kann dann nicht ein einzelner Hermundure der Ausgangspunkt für diese Freundschaft gewesen sein?
Von Andrei nacu aus der englischsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=30143245
1. Trauer und Schmerz
66 nach Christus - Herbst (6. December)
Imperium Romanum – Exercitus Germania Superior
Zuerst ritten sie schweigend auf der Straße in Richtung der Siedlung Noviomagus. Viator übernahm die Spitze und Sexinius heftete sich an dessen Seite. Gerwin fand sich neben Paratus wieder, sah dessen blutigen Verband und stutzte.
War er soweit in seinem Schmerz versunken, dass er die Verletzung des Freundes vergessen hatte? Er erinnerte sich doch noch des Augenblickes, in dem er den Gefährten, vor dem heftigen Stoß eines Feindes in dessen Rücken, bewahren konnte.
Kurz darauf erblickte er den anderen Gefährten, den Freund, der ihm ein Vater sein wollte, tot im Schlamm des Kampfplatzes. Hatte dieser Anblick seine übrigen Empfindungen und Erinnerungen blitzartig gelöscht oder was Anderes war ihm, in diesem kurzen Augenblick, widerfahren?
Diese Erinnerung entzog sich dem jungen Hermunduren. Jetzt, in Gedanken versunken, den Schmerz des Verlustes erst richtig fühlend, breitete sich in seinem Körper eine Lähmung aus, erfasste sein Denken und verlieh seinem Blick einen grauen Schleier.
Vielleicht wäre er vom Pferd gestürzt, hätte nicht eine hilfreiche, helfende Hand nach seiner Schulter gefasst.
Gerwin spürte die mächtige Pranke von Paratus, bevor er diese sah. Sein Blick klarte auf, der Schmerz der Erinnerung verzog sich und er setzte ein Lächeln in seine Gesichtszüge. Der junge Hermundure verließ die Bedrohung der jüngeren Ereignisse. Er fand zurück in Stärke, Wissen und Gleichmut, so wie er es von seinen römischen Freunden gelernt hatte.
„Danke, was ist mit der Wunde in deinem Bein?“ brachte er als Entschuldigung und Frage hervor.
„Ist nur ein Kratzer! Viator hat die Wunde gereinigt und geflickt…“
„Er hätte gut einen sauberen Verband anlegen können…“ Gerwin schwieg und knurrte nach einer kleineren Weile hinzufügend „… wir werden rasten und den Verband erneuern! Mir reicht ein toter Freund… Ich brauche keinen Begleiter, dem ein Bein fehlt… Vernachlässigen wir die Wunde und dein Bein entzündet sich, gehst du zukünftig an Krücken, weil der Medicus ein Stück von dir abschneidet! He, Viator, Rast! Suche eine geeignete Stelle. Ich brauche Wasser und ein Feuer!“ rief der Jüngere den Vorausreitenden zu.
Der richtige Platz war bald gefunden. Gerwin saß ab, blickte seinen großen Freund auffordernd an, doch der blieb im Sattel sitzen.
„Gut, wenn du es auf die drastische Art möchtest? Dann brauche ich mich auch nicht um allzu viel Zartgefühl bemühen…“
Gerwin fasste nach dem Verband am Bein, zückte seinen Dolch und setzte ihn zum Zerschneiden des Stück Dreckes an, dass zuvor als Verband gewürdigt wurde.
„Halt