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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036192
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
„Er könnte den Mann doch einfach abberufen? Hier besitzt der Kaiser die Macht über die Legionen… Warum sollte der Kaiser aber ausgerechnet den Legat ermorden lassen, der hier am Rhenus dessen größtes Vertrauen besitzt?“
„Woher soll ich das wissen…“ warf der Tungerer ein und starrte den Fragenden voller Wut an..
„Deshalb meine Frage nach Ehre und Treue… Gilt deine Treue zuerst deinem Legat, dann weiß ich, was ich zu tun habe… Scribonius Rufus ist kein meinem Legat zugeneigter Mann…“ bot der Hermundure Aufklärung an. Gerwins Stimme war leise und eisig.
„Billigst du die Absicht des Senats, meinen Legat aus dem Weg zu räumen, damit der Kaiser seine Macht in den Legionen am Rhenus verliert, ziehe ich den gleichen Schluss…“ Jetzt gab Gerwin dem Tungerer Zeit zum Begreifen des Widerspruchs.
„Sollte deine Treue aber in erster Linie dem Kaiser oder gar Rom selbst gehören, erwartet dich ein ganz anderes Schicksal…“
Gerwin lauerte. Er sah das Zögern des Tungerer. Dessen Kopf arbeitete und es schien ihn zu verwirren, zwischen dem Kaiser, Rom, dem Senat und seinem Legat oder Präfekt Klarheiten zu erkennen.
„Also noch einmal die Frage, wem gilt deine Treue? Ich will dir etwas helfen…“ bot der Hermundure an und grinste den Größeren an. „Sicher hältst du dich für einen ehrenhaften Mann?“
Scheinbar überrumpelt nickte der Tungerer. „Du fragst, ob ich Ehre besitze oder ein Schuft bin?“
Diesmal war es am Hermunduren, seine Zustimmung zu nicken.
„Welcher Schuft würde behaupten keine Ehre zu besitzen? Zumal, wenn sein Leben von seiner Behauptung abhängt… Glaub doch, was du möchtest…“ Der Tungerer schien nicht gewillt, mehr Fragen zu beantworten.
Der junge Hermundure gab nicht auf. Er blieb beharrlich und führte, drängte und zwang seine Fragen auch weiterhin zu beantworten.
„Gut! Wüsstest du, dass der Senat hinter dem Befehl an deinen Legat steckte, wärst du dann marschiert?“
„Ich befolge jeden Befehl meines Vorgesetzten!“ begehrte der Tungerer auf.
„Also besitzt du Ehre!“ schlug Gerwin zu. Der Tungerer starrte ihn ungläubig an.
„Deine Ehre äußert sich in der Befolgung des Befehls, den dir dein Vorgesetzter erteilte… Bist du also Schuld daran, wenn durch deinen Kampf ein Legat stirbt?“
Ein Lächeln zog in das Antlitz des Größeren. „Wenn du so fragst, sicher nicht…“ gab er dann vorsichtig zu.
„Also, deine Ehre ist es nicht, die ich bewerte! Denn du bist, wenn du dem Befehl folgst, ein ehrenhafter Mann… Wem aber gilt vorrangig deine Treue, Tungerer?“
Der Mann schien zu begreifen, dass seine Ehre unangetastet blieb, aber das Bekenntnis seiner Treue seine Zukunft bestimmen könnte… Doch wie sollte er sich entscheiden, wenn er nicht begriff, wo sich der entscheidende Unterschied verbarg… Der Tungerer schien nicht in der Lage zu sein, das Geflecht der Macht zerschneiden zu können und erfasste nicht, dass der Kaiser und der Senat unterschiedliche Interessen verfolgten. Genauso wenig erschloss sich ihm, dass Statthalter, Legatus Legionis oder Präfekte in diesem Gespinst nur eine ihnen zugeordnete Rolle spielten… Verstießen sie dagegen, war deren Leben auch kaum von Wert. Diese Männer bluteten genauso wie jeder einen Befehl verweigernde Milites oder Auxiliar…
„Also, entscheide dich! Wem gilt an erster Stelle deine Treue…“ Gerwin ließ nicht locker.
„Mein Eid gilt zuerst Rom, dann dem Kaiser und dann meinem Präfekt!“ entschied der Tungerer. „Dennoch…“ Der Tungerer zögerte. „Ist der Senat nicht Rom?“
Diese Frage brachte sie an den Ausgangspunkt zurück.
Gerwin spürte die sich ausbreitende Unsicherheit im Zelt. So einfach schien sich dieser Widerspruch doch nicht aufzulösen… Rom, Kaiser und Senat sollten eine Einheit bilden, die es aber nicht gab!
Auch Verginius Rufus war in der Beantwortung scheinbar befangen. Er war des Kaisers Mann, ehrte aber den Senat und diente Rom.
„Tungerer, wer befiehlt in den Legionen Roms am Rhenus?“
„Kaiser Nero!“ Die Antwort kam sofort.
„Wo aber bleibt dann der Senat?“ schlug der kluge Hermundure unerbittlich nach. Diese Feststellung entschied alle aufgekommenen Zweifel.
Gerwin war nicht so ganz unzufrieden mit den Reaktionen der Gefangenen. Sie erklärten ihm durch Gesten, durch Zorn, Abweisung und auch verhaltene Wut ihre Empfindungen. Dadurch erkannte er die Stellen im Wesen der Männer, die seinerseits einen Angriff erlaubten.
Auch wenn er den Tungerer mit seinen Fragen quälte, beobachtete er die Reaktionen der Übrigen.
„Der Legat besitzt drei Möglichkeiten, mit euch allen zu verfahren…“
Gerwin nahm seine Erklärungen erneut auf. Er zwang die Aufmerksamkeit wieder auf sich.
„Er tötet euch alle! Tote können niemand mehr bedrohen…“ Der Hermundure wartete auf Regungen, die aber ausblieben.
„Oder er schickt euch zurück zu dem, der den Befehl erteilte… Dort könnte euch, für euer Versagen, der Tod drohen, euch eine Decimatio erwarten oder ein erneuter Auftrag mit gleichem Ziel…“ Auch diese Ankündigung verleitete nicht zu einer Regung.
„Im letzteren Fall begegnen wir uns wieder… Auch das könnte erneut für euch übel ausgehen…“ schloss der Hermundure seine Erklärung.
„Aber auch für dich, Germane! Bekomme ich dich in die Finger, bist du geliefert…“ sah sich der Ubier veranlasst, den Hermunduren anzugreifen.
„Siehst du Ubier, das macht dich nicht unbedingt zu meinem Freund… Sofern ich mich richtig erinnere, begegnete ich schon einmal einem Ubier, der sehr wenig Geist im Kopf hatte und glaubte, er könnte mich besiegen… Seinem Vorbild zu folgen, wäre nicht sehr erstrebenswert… Er verrottet irgendwo!“
„Auch dafür werde ich dich holen!“ brauste der von sich überzeugte Ubier auf. Gerwin winkte einfach ab. Er tauschte dafür einen Blick mit seinem Legat.
„Ist Tutor dein Sohn, Treverer?“
Die Frage kam so unerwartet, dass das Kopfschütteln des Mannes unbewusst und vor jeder durchdachten Antwort erfolgte.
„Also nicht dein Sohn und dennoch bist du hier… Was versprach er dir?“
„Kämpfe ich hier und siege, wird nie wieder in meiner Sippe ein Aufgebot eingefordert…“
„Wer gab das Versprechen?
„Tutor!“
„Glaubst du, dass Tutor dieses Versprechen im Namen Roms machte?“
Der Treverer stutzte. Bisher war er von Tutors Macht und Ansehen überzeugt. Er fand, Rom schuldete seinem Neffen etwas und nahm deshalb dessen Wort als Wahrheit hin…
„Tutor ist ein Lügner, ein Eidbrecher, ein Lump und Verräter!“ zählte der Hermundure auf. „Warum folgtest du seinem Versprechen?“
„Er ist der Sohn einer Schwester… und er genießt in unseren Sippen hohes Ansehen…“ Der Hermundure wechselte erneut einen Blick mit seinem Legat.
„Geh, Treverer! Sexinius bring ihn zurück zu den Anderen… Er ist ohne Nutzen für uns…“ Sexinius ergriff den Arm des Mannes und dieser ließ sich willig führen.
„Kommen wir auf euch Andere zurück…“ nahm der Hermundure den losen Faden wieder auf.
„Wem galt in erster Linie euer Schwur als Auxiliar?“ setzte er