Скачать книгу

Pamela sich jetzt quälte.

      »Mein Kind, wenn du Manuel das alles schreibst, was du mir gerade erzählt hast, dann wird er es verstehen. Und er wird sich bestimmt darüber freuen, dass er das, was so wichtig für ihn war, wieder besitzen wird. Schreib ihm, dass du dankbar bist für die Leihgabe, dass du jetzt ohne den Stein auskommst, schreib ihm das mit der Erinnerung an eine wunderschöne Kindheit, die für immer in deinem Herzen sein wird. Und so ist es doch, nicht wahr? Das was war, das kann dir niemand mehr nehmen.«

      Pamela war so froh, ihrer Mutter erzählt zu haben, was sie so sehr quälte.

      Sie sprang auf, eilte auf ihre Mutter zu, umarmte sie heftig, küsste sie, dann rief sie: »Was würde ich bloß ohne dich machen, Mami. Du bist die beste und klügste Mami von der ganzen Welt, und weil das so ist, muss ich es dir immer wieder sagen.«

      Inge war gerührt, doch ehe sie sich äußern konnte, war eine Stimme zu hören: »Und wer küsst mich?«

      Professor Werner Auerbach war unbemerkt in die Küche getreten.

      Pamela rief: »Papi, du bist später dran, ich habe jetzt etwas sehr Wichtiges zu erledigen.«

      Nach diesen Worten verließ sie die Küche.

      Werner und Inge waren allein, und die erkundigte sich ganz verwundert: »Werner, wieso bist du schon da? Du wolltest doch erst heute Abend kommen?«

      »Ja, das ist richtig, mein Herz. Aber das Nachmittagsprogramm ist nicht wichtig. Da fiel es mir nicht schwer, mich dafür zu entscheiden, nach Hause zu kommen.«

      So hätte Werner früher nie geredet. Da hatte er alles bis zum Schluss ausgekostet.

      Ja, es hatte sich wirklich eine ganze Menge verändert, zum Guten hin, und dafür war Inge unendlich dankbar. Sie waren ganz schön vom Kurs abgekommen, und es war schön und beruhigend zugleich, dass das Floß ihres Leben sich wieder in ruhigeren Gewässern bewegte.

      »Es ist schön, dass du da bist«, rief sie aus ihren Gedanken heraus glücklich.

      Werner ging langsam auf sie zu, zog sie zu sich empor, und dann küsste er sie voller Zärtlichkeit.

      In seinen Armen fühlte Inge sich geborgen und sicher, und so war es immer gewesen, von Anfang an. Es war eine Gnade, nach vielen gemeinsam verbrachten Jahren noch so zu empfinden.

      Und als er irgendwann sagte: »Es ist schön, dass es dich gibt«, schmolz sie nur so dahin.

      *

      Inge blickte ganz irritiert auf, als ihre Mutter ins Haus geschossen kam, anders konnte man es nicht nennen.

      »Mama, was ist passiert?«

      »Mein Kind, es ist gut, dass du sitzt, denn das, was ich dir jetzt erzählen werde, würde dir den Boden unter den Füßen wegziehen.«

      So kannte Inge ihre Mutter wirklich nicht.

      »Mama, wolltest du nicht nach Hohenborn fahren, um die bestellten Bücher abzuholen?«

      Teresa winkte ab.

      »Das kann warten. Ich habe gerade einen Anruf von Frau Dr. Fischer erhalten.«

      Das war nichts Neues. Ihre Mutter arbeitete schließlich ehrenamtlich im Tierheim mit. Weswegen also die Aufregung, die Inge überhaupt nicht verstand.

      »Ja, und?«

      Teresa setzte sich. Sie war wirklich vollkommen durcheinander.

      Teresa holte tief Luft, und dann platzte es nur so aus ihr heraus.

      »Das Tierheim bekommt ein neues Dach.«

      So, nun war es heraus, doch Inge verstand nicht, weswegen ihre Mutter deswegen ein solches Aufhebens machte. Das stand schon länger an.

      »Gut, dann ist das Geld für die Reparatur endlich zusammengekommen, für Frau Dr. Fischer eine Sorge weniger.«

      Was redete ihre Tochter da!

      »Inge, weißt du eigentlich, was ein Dach kostet? Wir hätten noch jahrelang sammeln müssen. Das ist jetzt mit einem Schlag erledigt, und du wirst niemals im Leben erraten, wer die ganzen Kosten übernimmt.«

      Inge wurde ungeduldig.

      »Mama, sprich nicht in Rätseln, sag es endlich.«

      Teresa machte eine kurze Pause, ehe sie den Namen preisgab.

      »Heinz Rückert.«

      Das war wirklich ungeheuerlich!

      Inge konnte dazu erst einmal nichts sagen, sie starrte ihr Mutter nur an, und Teresa freute sich diebisch, als sie in das Gesicht ihrer Tochter blickte. So ähnlich musste sie ebenfalls ausgesehen haben, als sie diese Neuigkeit von Frau Dr. Fischer erfahren hatte.

      »Heinz?«, ächzte Inge schließlich, nachdem sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte.

      Teresa nickte.

      »Ja, Heinz Rückert, und es ist nicht nur das, sie haben sich auch einen zweiten Hund angeschafft. Durch den ist es schließlich auch gekommen, dass Heinz plötzlich die Spendierhosen anhatte. Zwischen Heinz und dem Hund war es irgendwie Liebe auf den ersten Blick.«

      Es hörte sich alles fantastisch an.

      Für einen Augenblick war Inge geneigt zu glauben, ihre Mutter spräche über einen ganz anderen Mann, doch nicht über den Heinz Rückert, der sich eher ein­ Loch ins Knie schießen ließ, ehe er für etwas Geld herausrückte, vor allem nicht für ein Tierheim.

      »Mama, ich glaube es nicht.«

      »Du musst es glauben, mein Kind.«

      Nach diesen Worten erzählte ihre Mutter ihr, was sie von der überglücklichen Leiterin des Tierheims erfahren hatte.

      Heinz Rückert war irgendwo für jede Überraschung gut. Es hätte niemand damit gerechnet, dass er während seiner Studienzeit in Paris gewesen war, dort seine große Liebe kennengelernt hatte, von der unglückliche Umstände ihn getrennt hatten. Dass plötzlich eine Tochter aus dieser Verbindung auftauchte, die reizende, wunderschöne Cecile, war eine Sensation gewesen. So etwas hätte man von Heinz nicht gedacht!

      Und so war es jetzt vermutlich auch mit dem Dach. Es gab Seiten an ihm, die man von ihm nicht kannte, von denen er wahrscheinlich selbst überrascht war.

      »Mama, ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«

      Teresa kannte ihre Tochter, sie wusste, was ihr immer half, ob sie nun über etwas nachdachte, ob sie sich freute, ob sie traurig war.

      Sie brachte ihr einen Kaffee, vergaß sich selbst ebenfalls nicht, und dann begannen sie über Heinz Rückert zu reden und das, was geschehen war.

      »Mama, wenn er diese weiche, großzügige Seite hat, warum zeigt er sie nicht öfters?«

      So typisch ihre Inge, sie musste alles hinterfragen. »Inge, er wird seine Gründe dafür haben. Und müssen wir uns den Kopf deswegen zerbrechen? Die Rückerts sind reich. Er kann das Dach mehr oder weniger aus der Portokasse bezahlen, und glaube mir, er ist gewieft genug, sich das alles bei seiner Steuererklärung zurückzuholen.«

      Es stimmte alles, dennoch.

      »Mama, ich finde es sehr großzügig, und es ist für das Tierheim ein Segen. Heinz und auch Rosmarie haben bei ihren Kindern gewiss einiges verkehrt gemacht. Doch einmal sollte da Schluss sein. Ich rufe gleich Ricky an, damit sie es Fabian stecken kann. Der sollte sein Verhalten seinen Eltern gegenüber mal überdenken. Was früher verkehrt gelaufen ist, kann man nicht korrigieren. Und heute bemühen sie sich doch, ganz besonders Rosmarie.«

      »Inge, halte dich da raus. Damit hast du nichts zu tun. Ein jeder soll vor seiner eigenen Tür kehren. Die Rückerts müssen mit ihren Kindern ihre Konflikte selber lösen. Kommen wir mal zu einem ganz anderen Thema. Gehen wir gemeinsam hinauf zu dem Kennenlerntreffen? Gemeinsam mit Sophia und Angela.« Dagegen hatte Inge nichts einzuwenden.

      »Können wir machen, aber ich glaube, Pamela schmollt

Скачать книгу