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einfacher. Jetzt war Nicki sehr froh, losgelaufen zu sein. Der Weg am See war wirklich fantastisch, und es war wie im Urlaub. Der See mit seinem bewachsenen Ufer war wie die Kulisse für einen Film. Auf dem in verschiedenen Blau- und Grautönen schimmerndem Wasser kräuselten sich die Wellen. Möwen verharrten still und beinahe bewegungslos in der Luft, um sich dann pfeilschnell auf die Beute zu stürzen.

      Schwäne glitten geradezu majestätisch dahin, Enten schnatterten.

      Es war ein Bild des Friedens, eines Friedens, der auch in sie einkehrte. Nicki begann Roberta zu begreifen. Hier zu wohnen, hatte eine sehr hohe Lebensqualität.

      Statt auf den Weg zu achten, konnte sich Nicki einfach nicht von dem Bild losreißen, das sich ihr auf dem Wasser bot. Verzückt blickte sie auf eine Weide, die ganz dicht am Ufer stand, und deren Zweige bis ins Wasser reichten. Es war Natur pur.

      Sie stolperte über eine Wurzel und wäre böse hingeschlagen, wenn nicht jemand beherzt hinzugesprungen und sie aufgefangen hätte.

      Als Nicki sich von ihrer Überraschung erholt hatte, blickte sie in ein schmales, sympathisches Gesicht, das umrahmt wurde von kurz geschnittenen Haaren.

      Sie wurde rot. Er sah das, lächelte und bemerkte: »Es ist noch einmal gut gegangen. Ich war für Sie gern der Retter in letzter Not.«

      Retter …

      Eine andere Begebenheit fiel ihm ein, da hatte er Angela, die er damals noch nicht kannte, geholfen, die Kette auf ihr Fahrrad aufzuziehen, und nun hatte er diese attraktive Frau, die er noch nie zuvor gesehen hatte, vor einem Sturz bewahrt.

      Vielleicht sollte er öfter mal um den See laufen. So einfach lernte er Frauen normalerweise nicht kennen.

      Nicki bedankte sich.

      »Man soll seinen Weg nicht aus den Augen verlieren«, sagte sie, und er antwortete: »Nein, das sollte man nie.«

      Wer immer diese Frau auch war, die gefiel ihm. Er ärgerte sich insgeheim, dass ihm keine geistreichere Bemerkung eingefallen war.

      »Ja, dann will ich mal wieder.«

      Nicki wollte sich wieder auf den Weg machen.

      »Ich kann Sie begleiten und vor weiteren Stürzen bewahren«, rief er schnell.

      Nicki zögerte. Der Mann gefiel ihr, und dass er sie aufgefangen hatte, dass er direkt zur Stelle gewesen war, das konnte kein Zufall sein.

      Schon wollte sie ja sagen, doch dann besann sie sich. Sie war unter anderem auch hier, um endlich mit Mathias zusammenzutreffen, und jetzt zeigte sie bereits wieder Interesse an einem anderen Mann.

      Sie schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln, dann sagte sie: »Ich bin schon ein großes Mädchen und kann selbst auf mich aufpassen. Aber danke noch mal, es hätte böse für mich ausgehen können. Einen schönen Tag noch.«

      Sie winkte ihm zu, dann lief sie davon, und sie merkte, wie er ihr nachblickte.

      Er war sehr, sehr nett gewesen. Was wäre schon dabei gewesen, wenn sie gemeinsam gelaufen wären? Dann hätte sie ein wenig Unterhaltung gehabt. Er hätte sie gewiss nicht bedrängt, zu dumm! Da lernte sie mal einen attraktiven Mann kennen, und dann vermasselte sie sich alles.

      Sie hatte die Lust verloren, weiter um den See zu laufen, sie rannte zurück, ziemlich schnell sogar. Vielleicht holte sie ihn ja noch ein.

      Nein!

      Das tat sie nicht. Von ihm war nichts mehr zu sehen. Wie dumm!

      Was wäre denn dabei gewesen, wenn sie sich mit ihm unterhalten, vielleicht sogar ein wenig geflirtet hätte? Sein Interesse an ihr war nicht zu übersehen gewesen.

      Als die ersten Häuser in Sicht kamen, hörte sie auf zu laufen und ging ganz manierlich weiter. Dann traf sie auf Teresa und Magnus von Roth, die sich sichtlich freuten, Nicki zu sehen.

      »Hallo, Frau Beck. Da freut sich die Frau Doktor gewiss, dass Sie die mal wieder besuchen. Und wie hübsch Sie aussehen, dieser Anzug steht Ihnen ausgezeichnet. Sie bringen damit so etwas wie Großstadtflair in unseren Sonnenwinkel.«

      Nicki mochte das Ehepaar sehr, sie plauderte auch gern mit den beiden. Aber jetzt wäre sie lieber diesem Mann, ihrem Retter, nachgelaufen.

      Doch dann hatte sie eine Idee.

      »Der See ist so schön, dass man sich da nicht sattsehen kann, und das wäre mir beinahe zum Verhängnis geworden. Ich wäre böse hingestürzt, hätte mich da nicht ein Mann aufgefangen, der zufällig in der Nähe war. Ich war so perplex, dass ich mich nicht richtig bei ihm bedanken konnte. Sie haben nicht zufällig jemanden gesehen?«

      Teresa blickte ihren Mann an, der überlegte kurz.

      »Nein, aber …, warten Sie mal, Herr Dr. Bredenbrock kam vom See, als wir unser Haus verließen. Vielleicht war der das. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Wenn Sie sich unbedingt bei ihm bedanken möchten, dann haben Sie Gelegenheit dazu, wenn für die Sonnenwinkler das Kennenlerntreffen oben im Herrenhaus stattfindet, zu dem Graf Hilgenberg eingeladen hat. Da gehen Sie doch gewiss mit der Frau Doktor hin, oder?«

      Nicki bestätigte es, dann wechselte sie mit dem Ehepaar noch ein paar Worte, ehe sie sich verabschiedete.

      Dr. Bredenbrock.

      Ein schöner Name.

      Ob er das gewesen war?

      Ihr Ärger über sich selber nahm immer mehr zu.

      Irgendwie vermasselte sie sich immer alles selbst. Warum war sie denn nicht locker gewesen und hatte seinen Vorschlag angenommen? Er hatte ihr schließlich keinen Heiratsantrag gemacht oder eine Entscheidung von ihr verlangt, die ihr Leben veränderte.

      Und wenn sie sich dagegen entschieden hatte, dann war es okay. Dann musste sie doch jetzt nicht herumjammern.

      Außerdem …

      War es normal, dass sie begehrlich auf einen anderen Mann blickte, obschon sie eigentlich auf Mathias fixiert war? Vermutlich nicht. Vielleicht sollte sie mal zu einem Therapeuten gehen und hinterfragen, warum sie ein so gestörtes Verhältnis zu Männern hatte.

      In Robertas Haus angenommen, kochte sie sich erst einmal einen grünen Tee, dem sagte man eine ausgleichende, beruhigende Wirkung nach. Und das brauchte sie jetzt.

      *

      Normalerweise kehrte bei den Rückerts nach einem Krach relativ schnell wieder Frieden ein.

      Diesmal war es anders. Rosmarie wollte Miss Marple, und Heinz blieb stur. Wollte er ihr dadurch beweisen, dass er der Herr im Hause war, dass er das Sagen hatte?

      Rosmarie hatte keine Ahnung. Sie zog auf jeden Fall ihr Ding durch. Sie verkaufte weiteren Schmuck. Frau Dr. Fischer bekam ein schlechtes Gewissen und befand sich ziemlich in einem Zwiespalt. Auf der einen Seite brauchte sie das Geld dringend, andererseits kam sie sich wie eine Schmarotzerin vor, die Rosmarie Rückert ausnutzte.

      Natürlich tat sie alles für Rosmarie, und die durfte selbstverständlich mit Miss Marple nicht nur Spaziergänge machen, nein, sie hätte sie auch probeweise mit nach Hause nehmen dürfen, doch da traute Rosmarie sich doch nicht. Es herrschte dicke Luft, und sie wollte es nicht zu einer Eskalation kommen lassen. Dabei brach es ihr beinahe das Herz, wenn sie die kleine Hündin wieder im Tierheim abgeben musste.

      Zu manchen Besuchen nahm sie Beauty mit, und es war so herrlich anzusehen, wie die sich mit Miss Marple verstand. Die beiden Hunde hatten sich miteinander angefreundet, und es war ein so schönes Bild, sie miteinander herumtollen zu sehen, wenn sie auf dem Hundespielplatz waren.

      Wenn doch Heinz bloß nicht so stur wäre!

      Was sollte sie tun, um ihn umzustimmen?

      Darüber dachte sie nach, als sie mit Beauty und Miss Marple spazieren ging.

      Und dann geschah etwas, wofür Rosmarie keine Erklärung hatte. Das ging doch jetzt nicht mit rechten Dingen zu. Da musste jemand die Hand im Spiel haben.

      Während Beauty manierlich an

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