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auf einen Mann zu, sprang an ihm hoch, freute sich.

      Rosmarie blieb wie angewurzelt stehen.

      Der Mann war kein anderer als Heinz, ihr Ehemann!

      Rosmarie hatte keine Ahnung, warum der jetzt auf der Straße war.

      Er war es halt, blieb ebenfalls stehen, war ein wenig verwirrt, dann beugte er sich zu Miss Marple herunter, streichelte sie ein wenig unbeholfen und erkundigte sich: »Wer bist du denn?«

      Beauty sah sich die Szenerie ungerührt an, Rosmarie fasste sich wieder, was ein wenig mühsam war, denn es war schon ungeheuerlich, was sich da ereignet hatte. Miss Marple war ein Hund. Sie konnte doch unmöglich wissen, dass dieser Mann, auf den sie freudvoll zugelaufen war, der war, der die Schuld daran trug, dass sie noch immer im Tierheim sein musste.

      »Heinz, das ist Miss Marple …. Missie, wie ich sie nennen möchte …, sie …, sie scheint dich zu mögen.«

      Missie bellte freudig, sprang an Heinz hoch, Beauty sah sich das an.

      Es gab ja Dinge im Leben, die passierten, ohne dass man etwas dazu beitrug und für die es keine Erklärung gab.

      »Die, äh …, die ist wirklich süß.«

      Wieder bellte Missie, wedelte mit dem Schwanz, freute sich.

      Nachdem Rosmarie sich von ihrer Überraschung erholt hatte, sagte sie rasch: »Heinz, darauf kannst du dir jetzt etwas einbilden. Missie hat ein schreckliches Leben hinter sich. Sie wurde geschlagen, gequält. Das Urvertrauen, das jedes Lebewesen auf der Welt hat, das war weg. Sie hatte panische Angst vor Menschen. Frau Dr. Fischer hat alles getan, um wieder etwas Vertrauen aufzubauen, aber das jetzt ist schon unglaublich.

      Missie spürt, dass du gut zu ihr bist, dass du sie nicht verletzt, und von Frau Dr. Fischer weiß ich, dass Hunde sich immer einen Menschen suchen, dem sie sich anschließen, der ihr Rudelchef sein soll. Heinz, Missie will dich. Sieh mal, Beauty interessiert das überhaupt nicht.«

      Insgeheim dachte Rosmarie: »Oder sie ist so schlau, dass sie erst einmal abwartet und ihre neue Freundin ihr Ding machen lässt.« Die kleine schwarze Mischlingshündin hieß nicht umsonst Miss Marple, die war auch schlau, gewitzt.

      Heinz war ganz gerührt. Rosmarie hätte ihrem Mann solche Emotionen überhaupt nicht zugetraut.

      Missie blieb an seiner Seite, und Rosmarie beschloss, das Eisen zu schmieden, solange es heiß war.

      Sie drückte dem verdutzten Heinz Missies Leine in die Hand, dann bemerkte sie: »Wenn du magst, gehen wir zusammen ein wenig spazieren.«

      Heinz war einverstanden, und während Beauty dahin und dorthin sprang, blieb Missie ganz manierlich an der Seite von Heinz.

      Es war unglaublich!

      Sie liefen durch ein paar Straßen, Missie schmiss die Beinchen wie ein Turnierpferd, und Heinz bemerkte, dass man ihr hier und da bewundernde Blicke zuwarf.

      Irgendwann lenkte Rosmarie ihren Weg Richtung Tierheim, und ehe sie es erreichten, sagte sie: »Ach, das Tierheim, da können wir Missie gleich abgeben.«

      Beinahe erschrocken schaute Heinz Rückert seine Frau an.

      »Ich …, äh …, ach, was soll es, Rosmarie. Wir haben Platz genug im Haus, und erlauben können wir uns einen zweiten Hund ebenfalls …, okay, ich bin einverstanden. Wenn du noch immer willst, dann nehmen wir Miss Marple …, äh … Missie, zu uns.«

      Rosmarie musste sich zusammenreißen, denn sonst hätte sie vor lauter Freude gequietscht. Etwas, womit sie niemals gerechnet hätte, war eingetreten.

      Sie warf einen Blick gen Himmel.

      Der musste seine Hände im Spiel gehabt haben, der von da oben aus alles beobachtete.

      Rosmarie bemühte sich, ihrer Stimme einen gleichgültigen Klang zu verleihen und ein wenig unbeteiligt zu tun. Dabei hätte sie Heinz vor lauter Freude am liebsten umarmt, geherzt und geküsst. Das konnte sie nachholen, und das würde sie auch tun. Es erfüllte sich bei ihr gerade ein Herzenswunsch!

      »Wenn du meinst, Heinz, dann lass uns hineingehen und die Formalitäten erledigen. Missie hat es verdient, zu Menschen zu kommen, denen sie vertraut. Das, was mit ihr und dir geschehen ist, Heinz, das war schon unglaublich. Missie hat dich sofort in ihr Herz geschlossen, du bist ihr Boss.«

      Heinz Rückert fühlte sich geschmeichelt. In dem Augenblick warf Missie ihm einen Blick zu, der sein Herz berührte. Heinz Rückert, der trockene Notar, der sich mit den Gesetzen auskannte wie sonst keiner, der hatte Tränen der Rührung in seinen Augen.

      Und weil das so anrührend war, musste auch Rosmarie weinen. Es war ein unglaublich emotionaler Augenblick, in dem Rosmarie auch ihrem Mann so nahe war wie schon lange nicht.

      Heinz beugte sich zu dem Tierchen hinunter, streichelte es hingebungsvoll und sagte: »Du wirst es sehr gut bei uns haben, meine Schöne, das verspreche ich dir.«

      Missie bellte, wedelte mit dem Schwanz.

      Heinz richtete sich auf und sagte ungeduldig: »Also, Rosmarie, lass uns hineingehen. Worauf warten wir noch. Bringen wir es hinter uns.«

      Am liebsten hätte Rosmarie jetzt ganz beglückt ausgerufen: »Mit dem allergrößten Vergnügen.« Sie verkniff sich diese Bemerkung, denn Heinz sollte glauben, es sei einzig und allein seine Entscheidung.

      Miss Marple … Missie …

      Das Wunder, auf das sie gehofft, um das sie gebetet hatte, das war eingetreten. Aus Dankbarkeit würde Rosmarie in die Kirche gehen und ein, vielleicht auch zwei Kerzchen anzünden.

      Beauty und Missie spielten miteinander. Wenn man das sah, konnte einem das Herz aufgehen. Das ließ niemanden unberührt, auch Heinz nicht.

      »Also los, gehen wir hinein«, rief er, dann lief er einfach voraus.

      Frau Dr. Fischer saß an ihrem Schreibtisch, dort traf man sie um diese Zeit meistens an. Als sie die Rückerts bemerkte, erhob sie sich, Rosmarie machte die beiden miteinander bekannt. Und Heinz sagte: »Wir möchten Miss Marple, die wir Missie nennen werden, zu uns nehmen.«

      Und aus Rosmarie platzte heraus, was sich ereignet hatte.

      Miss Marple war Frau Dr. Fischer ans Herz gewachsen, doch sie freute sich unglaublich, dass dieses Tierchen jetzt in gute Hände kommen würde.

      »Herr Rückert, Sie können wirklich sehr stolz darauf sein. Nach all den negativen Erfahrungen, die Miss Marple in ihrem Leben gemacht hat, ist es schwer, wieder Vertrauen zu Menschen aufzubauen. Es war wohl, wie es das bei Menschen ja ebenfalls geben soll, Liebe auf den ersten Blick. Und sehen Sie doch bloß, wie gut Beauty und Miss Marple …, äh, bleiben wir gleich bei dem neuen Namen … Missie sich mit einander verstehen. Es ist eine Freude, das sehen zu dürfen.«

      Dann drängte Heinz auf Erledigung der Formalitäten, das war schnell erledigt, denn Rosmarie hatte gute Vorarbeit geleistet. Heinz zahlte anstandslos die geforderte Schutzgebühr. Und nachdem das erledigt war, bemerkte er ganz nebenbei: »Sie müssen Ihr Dach reparieren lassen, Frau Dr. Fischer. Das macht einen sehr maroden Eindruck. Bei dem nächsten großen Regen wird es reinregnen, und bei dem nächsten großen Sturm fliegen die Dachziegeln herunter.«

      Margot Fischer wurde rot.

      »Ich weiß, Herr Dr. Rückert«, sagte sie ganz bekümmert. »Und ich habe auch bereits mehrere Angebote eingeholt. Die Firma Becker würde es am günstigsten machen. Aber es fehlen mir die Mittel, die Reparatur zu bezahlen. Vor der Reparatur des Daches sind andere Dinge wichtiger. Und in erster Linie steht das Wohl der Tiere.«

      Heinz überlegte einen Augenblick.

      »Ich kenne Herrn Becker. Der ist ein sehr seriöser Geschäftsmann. Die Firma arbeitet gut und zu reellen Preisen. Bitte, zeigen Sie mir doch mal das Angebot. Ich möchte einen Blick drauf werfen.«

      Mit wenigen Handgriffen hatte Frau Dr. Fischer das Angebot zur Hand. In ihrem Betrieb herrschte Ordnung.

      Wenn

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